Ich hatte mehr erwartet...
I’m a FanIn einer Zeitschrift war der Roman empfohlen worden und der Inhalt klang interessant. Leider hat mich dann die Umsetzung des Themas nicht überzeugt.
Die namenlose Ich-Erzählerin springt direkt in die ...
In einer Zeitschrift war der Roman empfohlen worden und der Inhalt klang interessant. Leider hat mich dann die Umsetzung des Themas nicht überzeugt.
Die namenlose Ich-Erzählerin springt direkt in die fast tagebuchartig geschriebene Schilderung ihrer Gefühlswelt. Alle weiteren vorkommenden Personen sind ebenfalls namenlos und die Bezeichnung oft so lang, dass es ab der Mitte des kurzen Romans wirklich etwas anstrengend wird - "der Mann, mit dem ich zusammen sein will" und "die Frau, von der ich besessen bin".
Die Erzählerin ist mir komplett unsympathisch über das ganze Buch hinweg. Sie benimmt sich absolut seltsam - stalkt die andere Affäre des Mannes, mit dem sie eine Affäre hat, im Internet und leiht sich sogar einen Hund aus, um ihre Halbschwester kennenzulernen (das war für mich am gruseligsten, da diese Mutter ist und sie über den Leih-Hund zu dem Kind Kontakt aufnimmt, um dann mit der Mutter ins Gespräch zu kommen, wie abartig kann man bitte sein?!) .
Der Mann ist ganz klar absolut toxisch und unsympathisch, er verwehrt ihr sogar lange Zeit den gemeinsamen Sex (was für eine Art Affäre ist es denn, wenn man nicht mal körperlich wird?), wobei sie sehr wohl reflektiert, dass sie sich nicht souverän verhält und "viel zu leicht verfügbar" ist.
Zu ihrem Freund ist sie gemein und aggressiv, einige Szenen waren total seltsam, als sie ihn aus einer Laune heraus vor seinen peinlich berührten Eltern anschreit und "den Hügel runter brüllt".
Ihre Eltern verachtet sie, hat aber scheinbar zu ihrer Mutter zumindest eine einigermaßen enge Bindung und zieht auch wieder zu ihnen zurück, nachdem ihr Freund und sie sich getrennt haben.
Die Zeitschiene springt vor allem ab der Mitte oft hin und her, was ich ebenfalls sehr störend fand.
Die einzelnen Abschnitte sind stets kurz, manchmal weniger als eine halbe Seite, meist um die 2 - 4 Seiten, und immer mit einem klein geschriebenen Wort oder Satzfetzen überschrieben.
Beim Lesen assoziierte ich oft eine Person, die im Internet auf verschiedenen Seiten hin und her scrollt und nicht fokussiert dabei bleiben kann.
Ich verstehe die Affäre der Ich-Erzählerin nicht wirklich, da sie den Mann nicht wirklich zu lieben scheint, sie sich oft fremd und unsympathisch erscheinen und der Sex, solange sie ihn noch haben, für sie nicht befriedigend ist, nur sein "Schwanz" ist "wunderschön" (okay.... ????!).
Ihre Besessenheit von seiner anderen Affäre bleibt für mich auch unbegreiflich, da er zwar ab und zu erwähnt, warum er die andere Frau so toll findet, aber auch zu ihr toxisch ist und seine Frau für keine der beiden Frauen oder weitere Affären, die er ebenfalls gleichzeitig und auch lange hat, verlassen wird. Das alles hätte interessant sein können, bleibt für mich aber an der Oberfläche.
Die angerissenen Themen Rassismus (die Ich-Erzählerin ist keine "Weiße", die andere Affäre ist eine privilegierte "Weiße", wie der Mann oder Freund aussieht, wird nicht erzählt, allerdings erwähnt ihr Liebhaber einmal in Bezug auf die andere Frau, dass er normalerweise nicht auf weiße Frauen steht) kommt mir nicht stark genug rüber und ich fand die Stelle, in der sie die andere Frau auf einer Seite meldet als jemand, der kulturelle Aneignung betreibt, besonders widerlich, weil es nur rachsüchtig und seltsam erschien.
Auch, dass sie zu Wahrsagerinnen geht, gefiel mir nicht, wobei ich etwas schmunzeln musste, als eine der beiden ihr schreibt, sie solle sie bitte aufhören zu bedrängen. Das habe ich sehr gefühlt.
Mir kam das Buch auch vor, als würde mich die Autorin bedrängen und am Ende war ich froh, dass ich durch war.
Immerhin positiv ist das schöne Cover und Seitendesign.