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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2019

Das schwierige Thema Trauerarbeit

Kurt
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Ich hatte ein bißchen Angst vor dem Roman und wollte ihn trotzdem so gerne lesen, weil ich soviel Positives darüber gehört hatte. Wenn es um den Tod eines Kindes geht, geht mir das in der Regel sehr nah. ...

Ich hatte ein bißchen Angst vor dem Roman und wollte ihn trotzdem so gerne lesen, weil ich soviel Positives darüber gehört hatte. Wenn es um den Tod eines Kindes geht, geht mir das in der Regel sehr nah. Das tat es auch hier, aber die Autorin Sarah Kuttner, die ich bisher nur als Moderatorin kannte, hat die richtigen Worte gefunden und dieses schwierige Thema mit der nötigen Sensibilität bearbeitet, so dass ich das Buch als unbedingt lesenswert nur empfehlen kann.

Lena, die Protagonistin und Icherzählerin des Romans hat sich gerade mit ihrem Lebensgefährten Kurt ein Häuschen in Brandenburg gekauft, damit der Kontakt zu seinem Sohn, dem kleinen Kurt, mit dessen Mutter Jana er sich nach der Trennung das Sorgerecht teilt, einfacher wird. So lebt der kleine Kurt abwechselnd eine Woche bei Jana und eine bei Lena und dem großen Kurt. Das klappt auch sehr gut und ich war nach wenigen Seiten auch schon ganz verliebt in diesen wunderbaren kleinen Knirps. Umso schlimmer als dieser durch einen tragischen Unfall verstirbt.

Der tiefe Einschnitt im Leben des Paares Lena und Kurt ist kaum in Worte zu fassen.
Man kann sich sehr gut vorstellen, dass an dem Verlust eines Kindes eine noch so glückliche Verbindung zerbrechen kann. Für Lena ist es besonders schwierig, da sie ja nicht die leibliche Mutter ist. Sie fühlt sich in der Trauerarbeit oft ausgeschlossen und weiß oft kaum wie sie mit ihrem völlig traumatisierten Freund umgehen soll.

Ich bin wirklich begeistert von dem unaufgeregten, emotionalen an manchen Stellen auch humorvollen Schreibstil der Autorin. Er transportiert nicht zuletzt ein sehr liebevolles Verhältnis des Paares und man hofft bis zuletzt das die beiden eine Möglichkeit finden ihre Trauer zu verarbeiten und trotz des Verlustes noch glücklich werden können.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Kriminalistischer Ausflug in die Stummfilmzeit

Der blutrote Teppich
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Der blutrote Teppich“ schickt den Leser in das Hollywood der 20erJahre. Hardy Engel, emigrierter Polizist aus Deutschland, möchte in Hollywood eigentlich als Schauspieler arbeiten, wird dann aber aus Mangel ...

Der blutrote Teppich“ schickt den Leser in das Hollywood der 20erJahre. Hardy Engel, emigrierter Polizist aus Deutschland, möchte in Hollywood eigentlich als Schauspieler arbeiten, wird dann aber aus Mangel an Rollenangeboten Privatermittler. Der Autor Christof Weigold orientiert sich in Hardy Engel‘s 2.Fall (den man auch gut ohne Kenntnis des 1. Buches verstehen kann) eng an einem historischen Mordfall und erfindet zu dem bis heute ungeklärten Fall eine nachvollziehbare Lösung.

Gerade als Hardy‘s Geldreserven bis auf ein Minimum geschrumpft sind, bekommt er glücklicherweise einen Ermittlungsauftrag von dem bekannten Regisseur William Desmond Taylor. Man verabredet sich in Taylor‘s Haus, doch der Auftraggeber liegt erschossen in seinem Wohnzimmer. Nach anfänglichem Verdacht gegen ihn selbst, den Hardy ausräumen kann, beginnt Hardy seine Ermittlungsarbeit zunächst alleine. Später wird ihm die charismatische Regisseurin Polly Brandeis an die Seite gestellt, die als Sympathieträgerin immer ihren Mops „Enrico“ dabei hat.

Durch die bildhafte Sprache und die vielen Details gelingt der Zeitsprung im Kopf vorzüglich. Man trifft auf bekannte Namen wie Charlie Chaplin und anderen Legenden der Stummfilmzeit und erlebt die Scheinwelt Hollywood hautnah, in der Jeder etwas zu verbergen hat. Es ist die Zeit der Prohibition und Hollywood ein einziger Sündenpfuhl. Kein Wunder also, dass Hardy‘s Ermittlungen immer wieder behindert werden und er sich diverse Male in Lebensgefahr befindet.

Mit Witz und Detailtreue gelingt Christof Weigold ein ausgesprochen spannender historischer Kriminalroman mit interessanten Wendungen, der mich super unterhalten hat. Für mich war es ein „Genussbuch“, für das man sich aber Zeit nehmen sollte.
Einziger kleiner Kritikpunkt : Man musste sich sehr viele Namen merken. Hier wäre ein Namensregister hilfreich gewesen.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Ein sehr romantischer, gar nicht kitschiger Briefroman

Zeilen ans Meer
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Kurz vor ihrem Studium macht Lena eine Work &Travel Reise nach Australien und wirft zum Abschied eine Flaschenpost ins Meer. Sie hat ein paar Gedanken zu ihrem Australienaufenthalt zu Papier gebracht ...

Kurz vor ihrem Studium macht Lena eine Work &Travel Reise nach Australien und wirft zum Abschied eine Flaschenpost ins Meer. Sie hat ein paar Gedanken zu ihrem Australienaufenthalt zu Papier gebracht und bittet den Finder eine Nachricht an ihre beigefügte Adresse zu schicken und verspricht auf jeden Fall zu antworten. 16 Jahre später erhält Lena tatsächlich eine Rückmeldung von Sam aus Sydney, der die Flaschenpost beim Joggen am Strand gefunden hat. Wie versprochen antwortet Lena ihm und zwischen den Beiden entsteht ein reger Briefaustausch, bei dem sie sich immer besser kennenlernen.

Sicher könnten sie in der heutigen Zeit auf e-mails umschwenken aber der Briefwechsel ist reizvoller sowohl für Lena als auch für Sam. Einen Brief schreibt man mit viel mehr Sorgfalt und tatsächlich werden die Briefe immer persönlicher und offener. Jeder öffnet dem Anderen sein Herz. Selten habe ich so tolle, gefühlvolle Zeilen gelesen. Auch mir als Leserin ist das Herz aufgegangen. Die Worte haben mich tief berührt. Es ist deshalb nur eine Frage der Zeit bis sich zwischen Lena und Sam aus der Brieffreundschaft eine Liebesgeschichte entwickelt, die aber kein bisschen ins Kitschige abdriftet. Die Schwierigkeiten einer Fernbeziehung, Exfreunde und Freundinnen, die Schwierigkeiten als alleinerziehende Mutter zurechtzukommen und der nicht immer einfache Alltag, all das fließt in den Briefverkehr mit ein und lässt den Leser teilhaben an dem gesamten Gefühlsspektrum dieser beiden sympathischen Protagonisten. Da gibt es auch mal Mißverständnisse und Beziehungspausen, bei denen der Leser zweifelt ob diese Liebe eine Chance haben kann. Die Autorin schafft es einen Spannungsbogen bis zum Ende zu halten, so dass die Briefe niemals langweilig werden und man immer schnell erfahren möchte wie es weiter geht.

Dieser Roman ist wirklich hochemotional, sehr intensiv und wunderschön geschrieben, dass man ihn leichten Herzens weiterempfehlen kann. Ich werde ihn auf jeden Fall noch ein 2. Mal lesen und hoffe auf weitere tolle Bücher von Sarah Fischer.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Stimmung
  • Figuren
Veröffentlicht am 03.04.2019

Ein absolutes Highlight

Der Wal und das Ende der Welt
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Jedes Jahr am 1. Weihnachtstag wird in dem kleinen Dorf St. Piran in Cornwall das Fest des Wales gefeiert und man erinnert sich gerne an Joe Haak, den Fremden, der den Dorfbewohnern nackt an den Strand ...

Jedes Jahr am 1. Weihnachtstag wird in dem kleinen Dorf St. Piran in Cornwall das Fest des Wales gefeiert und man erinnert sich gerne an Joe Haak, den Fremden, der den Dorfbewohnern nackt an den Strand gespült wurde. Zunächst dachte man er sei tot, doch dank dem beherzten Eingreifen der Dorfgemeinde wird der junge Mann gerettet. Als kurze Zeit später ein Wal strandet und zu verenden droht, mobilisiert Joe in kürzester Zeit das gesamte Dorf, um diesen in einer beispiellosen gemeinsamen Kraftanstrengung wieder ins Meer zu schieben, was tatsächlich gelingt. Doch was verschlug Joe in dieses kleine Nest am Ende der Welt? Und wollte er sich umbringen? Vielleicht!? Er kommt aus der City von London. Er ist Analyst und Mathematiker und hat ein Talent Verbindungen zu erkennen. Deshalb arbeitet er als Shorttrader und so zynisch das klingt gehört er zu denen, die die Sektkorken knallen lassen, wenn Aktien den Bach runtergehen, denn dann macht er in seiner Bank die dicksten Gewinne. Ein Programm, dass er entwickelt hat, prognostiziert eines Tages den wirtschaftlichen Kollaps. Was passiert mit komplexen Systemen, wenn es zu Störungen kommt,wenn eine oder mehrere Verbindungen wegbrechen? Um diese Frage geht es plötzlich ganz unerwartet in dem Buch. Ist die Menschheit wirklich nur 3 volle Mahlzeiten von der Anarchie entfernt?

Bei dem Autor John Ironmonger darf man typisch britischen Humor erwarten, der in seinen Zeilen mitschwingt und besonders bei der Beschreibung seiner teils skurrilen Dorfbewohner bereitet das beim Lesen großes Vergnügen. Auch sein Hauptcharakter Joe ist ein absolut sympathischer Protagonist und steht im krassen Gegensatz zu dem Aasgeier-Image seines Berufes.

Ich bin absolut begeistert von dem Buch, das nicht nur sehr unterhaltsam war sondern Tiefgang besitzt und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Entfesselte Naturgewalten

Das Feuer der Erde
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Leo Aldan, Autor des Science Fiction Romans "Das Feuer der Erde" zeichnet in seiner Zukunftsversion vom Jahr 2029 ein düsteres Bild von unserer Erde. Die Menschheit steht vor dem Weltuntergang und will ...

Leo Aldan, Autor des Science Fiction Romans "Das Feuer der Erde" zeichnet in seiner Zukunftsversion vom Jahr 2029 ein düsteres Bild von unserer Erde. Die Menschheit steht vor dem Weltuntergang und will es nicht wahrhaben. Und das Erschreckende ist, dass wir soweit von diesem Szenario gar nicht entfernt sind.

Die Vulkanforscherin Georgina Finley macht auf einer Expedition in die Antarktis eine erschreckende Entdeckung. Unter dem jahrtausendealten Eis erwachen mehr als hundert Vulkane. Rund um die arktische Platte registrieren Seismographen merkwürdige Schwingungen. Erdbeben erschüttern Neuseeland und Chile. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes kündigt sich an. Doch niemand weder Wirtschaftsbosse noch Politiker , will ihren Warnungen glauben.

Warnungen vor Weltuntergängen gab es schon viele und die Zahl der Fakenews ist beinahe inflationär. Vielleicht ist es in einer technisierten Welt auch einfach unvorstellbar, dass die Naturgewalten in diesem Ausmaß plötzlich entfesselt sind. Erschreckend nah an der Realität und spannend bis zur letzten Seite wird dem Leser klar, dass die Erde überleben wird, die Menschen aber vielleicht nur eine Episode auf unserem Planeten sind, so wie einst die Dinosaurier.

Für mich war es ein aufrüttelndes Buch, dass einen aber auch verzweifeln lässt angesichts der Schnelligkeit der Ereignisse. Haben wir wirklich noch Zeit das Ruder herumzudrehen? Da werden Kimaziele bis zum Sanktnimmerleinstag hinausgezögert, dabei haben wir es 5 vor 12! Das Buch ist sehr gut recherchiert. Man merkt dem Autor seine Sachkenntnis an. Es ist vielleicht auch eine Aufforderung die Politiker nicht mehr einfach machen zu lassen, sondern sich zu engagieren, damit auch unsere Kinder noch eine bewohnbare Erde haben.

Natürlich ist dieses Buch immer noch ein Roman, dessen Handlung eine gute Mischung aus Realität und Fiktion ist,und in manchen Passagen fühlt man sich wirklich wie in einen James Bond Film geworfen. Trotzdem lässt es den Leser nachdenklich zurück.

Die Protagonistin Georgina und auch ihre wissenschaftliches Mitarbeiter sind sympathische Figuren, im Gegensatz zu ihrem Hauptgegner, dem skrupellosen Wirtschaftsmagnaten Jayden Turkov, der für seinen Profit über Leichen geht. Unerwartete Hilfe gibt es von Umweltaktivisten. Georgina's Freund ist ein ganz spezieller Fall, der mir bis zum Schluß rätselhaft bleibt. Das Buch ist flüssig und spannend geschrieben und enthält jede Menge Action.

Von meiner Seite gibt es deshalb eine uneingeschränkte Empfehlung für Alle, die dieses Genre mögen.