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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2019

Bezaubernde e-mail Korrespondenz

An Nachteule von Sternhai
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Bett Devlin ist eine pfiffige 12Jährige aus Kalifornien, die sich Sorgen macht, dass ihr alleinerziehender, schwuler Vater eine Familienzusammenführung plant, nachdem er sich offensichtlich bei einer Baumesse ...

Bett Devlin ist eine pfiffige 12Jährige aus Kalifornien, die sich Sorgen macht, dass ihr alleinerziehender, schwuler Vater eine Familienzusammenführung plant, nachdem er sich offensichtlich bei einer Baumesse in den ebenfalls alleinerziehenden Vater der 12jährigen Avery Bloom aus New York verliebt hat. Was liegt näher als sich mit Avery zu verbünden, um das Schlimmste zu verhindern. Natürlich ist keinesfalls geplant, dass sie Freundinnen werden. Selbst als die sich ständig per e-mail austauschenden Fast-Teenager nicht mehr verhindern können, dass ihre turtelnden Väter sie im selben Sommercamp anmelden, beschließen sie dort nicht miteinander zu sprechen. Nur schriftliche Kommunikation halten sie für eine gute Idee.

Die beiden 12Jährigen sind grundverschieden, und gerade dadurch ergänzen sie sich eigentlich optimal. Während Bett (Sternhai) sportlich, wagemutig und eine große Tierfreundin ist, ist Avery (Nachteule) sehr ängstlich, und eher zurückhaltend aber auch schlau und belesen. Alle Charaktere sind von den beiden Autorinnen sehr liebevoll ausgearbeitet. Ich habe beim Lesen oft geschmunzelt und mich wunderbar unterhalten gefühlt.

Die Geschichte entwickelt sich trotz der vielen Interaktionen der jungen Damen überhaupt nicht nach Plan, nimmt aber für den Leser auch überraschende Wendungen. Auf jeden Fall kommt man nicht umhin eigentlich alle Figuren ins Herz zu schließen. Das Buch ist zwar für Leser ab 10 Jahren gedacht, aber auch als Erwachsener macht es ungeheuren Spaß in die Köpfe dieser tollen Mädchen zu schauen.

Auch optisch ist das Buch mit viel Liebe gestaltet. Die Motive Nachteule und Sternhai vom Titel wiederholen sich im Buch. Sie sind vor jede e-mail gesetzt, so dass man sofort den Verfasser der jeweiligen e-mail erkennen kann.

Ich gebe eine 100%tige Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Muss der Kapitalismus, wie wir ihn zur Zeit haben, überdacht werden?

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Als großer Marc Elsberg Fan war das neueste Buch "Gier" aus der Feder des österreichischen Autors für mich natürlich Pflichtlektüre. Ich habe mich dieses Mal für das Hörbuch entschieden, dass von dem ebenfalls ...

Als großer Marc Elsberg Fan war das neueste Buch "Gier" aus der Feder des österreichischen Autors für mich natürlich Pflichtlektüre. Ich habe mich dieses Mal für das Hörbuch entschieden, dass von dem ebenfalls bekannten und von mir sehr geschätzten Sprecher Dietmar Wunder vertont wurde.

Wie immer hat sich Elsberg mit einem hochaktuellen Thema befasst und daraus einen Thriller gemacht. Das Gefühl , dass die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer wird Jeder schon gehabt haben. In dem Roman "Gier" haben die Menschen genug von diesen Ungerechtigkeiten und verlangen auf der Straße in Massendemonstrationen ihren Anteil und dass, vor dem Hintergrund eines Gipfeltreffens in Berlin. Der Nobelpreisträger Herbert Thompson, der auf dem Gipfel eine Rede halten sollte, wird kurz vorher ermordet. Bei dem Mord, der wie ein Unfall aussehen sollte, gibt es einen Zeugen, den jungen Krankenpfleger Jan Wutte. Dieser wird dann auch durch ganz Berlin gejagt, wobei sich die Hetzjagd schließlich auch noch auf den Mathematiker Fitzroy Peel ausdehnt, mit dem Jan kurz nach seiner Flucht vom Unfallort Kontakt aufgenommen hat. Diese Figur Peel's ist genial, denn mit ihr kann der Autor komplizierte Wirtschaftstheorien auf einfache mathematische Beispiele für Jeden verständlich herunterbrechen. Natürlich werden viele Theorien der Volkswirtschaftslehre nur angerissen, aber das Fazit, das Kooperation und Teilen letztendlich dazu führt, dass Alle am Wohlstand partizipieren können, ist schon ein interessanter Gedanke.

Die Aufklärung des Mordfalls gerät bei den ganzen mathematischen Beispielen fast zur Nebensache. Das wäre dann auch schon mein einziger Kritikpunkt an dem Roman, der für mich aber nicht sehr schwer wiegt, da ich Elsberg's Art zu schreiben einfach mag. Außerdem hat er mir auch nach Beendigung des Hörbuchs genug Stoff zum Nachdenken gegeben. Als Hörbuch wirklich zu empfehlen, Dietmar Wunder hat wieder eine großartige Arbeit abgeliefert.

Veröffentlicht am 13.07.2019

Ein liebenswerter Roman ,voll mit Weisheiten über das Leben

Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel
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Mr. Doubler ist mit Herz und Seele Kartoffelbauer und das schon sein Leben lang. Er hat sich der Kartoffel verschrieben, mit ihr experimentiert, akribische Studien durchgeführt, bestehende Sorten weiterentwickelt ...

Mr. Doubler ist mit Herz und Seele Kartoffelbauer und das schon sein Leben lang. Er hat sich der Kartoffel verschrieben, mit ihr experimentiert, akribische Studien durchgeführt, bestehende Sorten weiterentwickelt und auch für die Wissenschaft bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen. Seine Leidenschaft hat dazu geführt, dass er jetzt im Alter ziemlich abgeschottet und alleine auf seinem Hof sitzt und quasi nur noch über seine Haushälterin Mrs Millwood etwas von der Außenwelt mitbekommt und vielleicht durch die sonntäglichen Pflichtbesuche seiner erwachsenen Kinder, die jedoch ein gewisses Unwohlsein auf beiden Seiten verursachen.

Erst als Mrs Millwood ernsthaft erkrankt und nicht mehr täglich zum Reinigen und dem gewohnten Mittagsplausch kommen kann, wird Mr. Doubler klar, dass Mrs Millwood viel mehr als eine Haushaltshilfe für ihn war. Zum Glück ist Mrs Millwood nicht nur liebenswert sondern auch kug und weise und sorgt vom Krankenhausbett aus dafür , dass sich Mr. Doubler wieder mehr den Menschen zuwendet. Stück für Stück beginnt dieser über seinen Schatten zu springen und Verantwortung auch für Andere zu übernehmen und gewinnt dadurch nicht nur Freunde sondern auch eine innere Zufriedenheit.

Seni Glaister ist mit dem Buch "Mr. Doubler und die Kunst der Kartoffel" ein rührender, philosophischer und humorvoller Roman gelungen, dessen Sprache ich einfach wunderbar fand. Er ist gespickt voller Lebensweisheiten und ich war besonders begeistert von den liebevoll gezeichneten Charkteren, der willenstarken Mrs Millwood, dem schrulligen Mr Doubler und auch die Mitglieder des Tierschutzvereins, bei dem Mr. Doubler auf Drängen seiner kranken Haushälterin deren Vertretung übernimmt, fand ich sehr gelungen. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Es hat mich wirklich begeistert.

Für Mr. Doubler sind die Erkenntnisse, die er mit seiner Kartoffelneuzüchtung gewonnen hat sein Vermächtnis, dass er liebenswerterweise mit seiner treuen Haushälterin teilen möchte. "Oh es ist sicher unsere Kartoffel. Ohne ihre Hilfe hätte ich sie schlicht nicht züchten können.Kartoffeln brauchen reichhaltige, dunkle Erde, das stimmt. Das ist mein Anteil. Aber sie brauchen auch Licht, Mrs Millwood. Sie haben für das Licht gesorgt. Ohne Sie wäre ich in diesem tiefen Tal verendet, und unsere Kartoffel wäre ebenfalls gestorben." Bei diesen Zeilen musste ich schon mal ein Tränchen wegdrücken!

Veröffentlicht am 07.07.2019

Nicht ganz überzeugend

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Zu Beginn des Buches schaufelt Erin ein Grab, ein Grab für ihren Ehemann. Die Autorin Catherine Steadman scheint somit das Ende dieser Geschichte an den Anfang zu stellen, denn nach dem etwas verstörenden ...

Zu Beginn des Buches schaufelt Erin ein Grab, ein Grab für ihren Ehemann. Die Autorin Catherine Steadman scheint somit das Ende dieser Geschichte an den Anfang zu stellen, denn nach dem etwas verstörenden Prolog wird die Uhr um 3 Monate zurückgestellt und zu dieser Zeit ist Erin total verliebt und kurz davor diesen Mann zu heiraten.

Erin und Mark sind ein Traumpaar. Er ist erfolgreicher Investmentbanker, sie dreht beruflich Dokumentarfilme. Es ist genug Geld da eine pompöse Hochzeit zu planen mit anschließenden Flitterwochen auf der Luxusinsel Bora Bora. Leider verliert Mark kurz vor der Eheschließung seinen Job. Trotzdem halten die Beiden an ihrer Hochzeitsreise fest, kürzen sie nur ein wenig. Als sie bei einem Tauchgang eine Entdeckung machen, und eine verhängnisvolle Entscheidung treffen gerät ihr Leben aus den Fugen, und das Ehepaar entwickelt eine kriminelle Energie, bei der man ahnt, dass es nicht gutgehen kann.

Die Protagonistin Erin, die die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt ist einerseits durchaus clever, auf der anderen Seite hätte ich sie oft schütteln mögen, so abstrus und naiv ist ihr Handeln.

Catherine Steadman schreibt in ihrem Debüt flüssig und unterhaltsam aber so richtig spannendes Gänsehautfeeling, dass für mich zu einem Thriller dazugehört, gab es fast gar nicht. Auch das Ende war schon aufgrund des Prologs, der für mich einiges vorweg genommen hat einigermaßen vorhersehbar.
Die Vorbereitungen für den Dokumentarfilm fand ich interessant, sollte dieser sich doch ausgerechnet mit Häftlingen beschäftigen, die Erin noch im Gefängnis interviewen wollte und dann später nach ihrer Freilassung noch einmal.

Insgesamt hat mich der Thriller nicht wirklich überzeugt. Die Charaktere sind für mich nicht sehr glaubwürdig. Titel und Klappentext suggerieren eine Story, die sich hauptsächlich auf der Südseeinsel Bora Bora abspielt. Tatsächlich ist Bora Bora nur relativ kurz im Zentrum des Geschehens. Der Geschichte fehlte außerdem für einen Thriller deutlich die Spannung. Ich denke man kann dieses Buch lesen, man verpasst aber auch Nichts, wenn man es nicht liest.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Dieses Buch macht Lust auf Italien

Marina, Marina
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Marina, der italienische Hit von Rocco Granata aus den 60erJahren ist ein Ohrwurm, den ich seit Tagen nicht mehr loswerde. Herrlich schmalzig dachte ich wird sicher auch das Buch von Grit Landau, doch ...

Marina, der italienische Hit von Rocco Granata aus den 60erJahren ist ein Ohrwurm, den ich seit Tagen nicht mehr loswerde. Herrlich schmalzig dachte ich wird sicher auch das Buch von Grit Landau, doch da irrte ich gewaltig. Dieses Buch, dass mich von Anfang an gepackt hat und eine beispielhafte, fiktive Geschichte in einem typisch italienischen Dorf, das ebenfalls der Feder der Autorin entsprungen ist, erzählt , hat Tiefgang und hinterlässt ein Stück Italienflair bei mir.

Um nicht den Überblick zu verlieren bei dem Roman, der seinen Anfang in den 60er Jahren, just zu dem Zeitpunkt als jener Rocco Granata seinen Hit landete, im malerischen Küstenort Sant'Amato nimmt, hat die Autorin ein Familienregister vorangestellt, was mir gut gefallen hat und von mir eifrig genutzt wurde. Dort sind die wichtigsten Personen, die in dem Roman vorkommen aufgeführt, zusätzlich zu ihrer Verwandtschaftsbeziehung. Dreh und Angelpunkt ist dieses kleine Dorf und seine Bewohner, ihre Leidenschaften und Lieben und ihr Werdegang von 1960 - 1980 mit einem Rückblick ins Jahr 1944, das Jahr, in dem der Dorfbewohner Leonida Lanteri zum Kriegshelden wurde.

Grit Landau, die schon als Kultur und Musikjournalistin gearbeitet hat, überschreibt ihre Kapitel mit den Hits ihrer Zeit und verstärkte dadurch ein gewisses Nostalgiegefühl bei mir, denn viele dieser canzoni aus den italienischen Charts sind auch hierzulande bekannt geworden.

Die Zeit schreitet voran und aus dem eben noch heranwachsenden Nino Lanteri, der der Mutter eines Freundes hinterherschmachtet, ist ein junger Mann geworden, der ganz andere Pläne hat, als die, die sich seine Eltern erhofft hatten. Die Figuren, die sich die Autorin so liebevoll erdacht hat, trifft man nach einem ersten Kennenlernen erst viele Kapitel später wieder, und da sind schon wieder viele Jahre ins Land gegangen. Das fand ich sehr interessant und durchaus spannend gemacht.

Für Leser, die dem Italienischen nicht mächtig sind, gibt es übrigens am Ende für all die italienischen Begriffe eine Übersetzung und als zusätzliches Goody sind auch noch die Rezepte von den Speisen, die im Buch erwähnt werden mit abgedruckt.

Für mich war dieser Roman von Grit Landau ein absolut überraschendes Highlight, ein Buch bei dem ich wirklich traurig war, als ich es viel zu schnell ausgelesen hatte.