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Veröffentlicht am 02.11.2024

Der Beginn einer opulenten Familiensaga

Die Schokoladenvilla
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„Die Schokoladenvilla“ ist mit ihren über 600 Seiten schon ein Schinken!

Da ich aber wirklich Lust hatte in diese opulente Familiengeschichte, die ihren Beginn in der Kaiserzeit (1903/04) hat, einzutauchen ...

„Die Schokoladenvilla“ ist mit ihren über 600 Seiten schon ein Schinken!

Da ich aber wirklich Lust hatte in diese opulente Familiengeschichte, die ihren Beginn in der Kaiserzeit (1903/04) hat, einzutauchen hat mich die Seitenzahl nicht abgeschreckt. Die Geschichte rund um den Schokoladenfabrikanten Rothmann ist dann auch spannend und zeitgemäß erzählt. Man bedauert Tochter Judith, die gegen ihren Willen verheiratet werden soll und deren Leidenschaft für die Schokoladenfabrik so gar nicht gewürdigt wird. Viel Spaß hatte ich an den kleinen Zwillingsbrüdern von Judith, richtige Lausbuben,die mit ihrer Abenteuerlust stets in neue verhängnisvolle Situationen gerieten. Die kranke Mutter weilte derweil im Sanatorium und krempelte ihr Leben komplett um. Ich fand es etwas irritierend, dass ihre Kinder darin quasi nicht mehr stattfinden. Verbotene Lieben und Dienstbotenskandale geben der Geschichte noch zusätzliche Würze, so dass man sich richtig reinfallen lassen kann in diesen Wohlfühlroman à la „Downton Abbey“ im schwäbischen Stuttgart zur Jahrhundertwende.

Auch wenn es sich hier um Band 1 einer Triologie handelt, ist die Geschichte am Ende abgeschlossen. Die weiteren Bände befassen sich mit den nachfolgenden Generationen der Schokoladendynastie Rothmann.

Ich habe diesen Schmöker trotz kleiner Kritikpunkte gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Man sieht sich - Liebe und das falsche Timing

Man sieht sich
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Frie (Friederika) und Robert sind sich von dem Tag an, an dem sie sich in der Schule begegnen 1988 sympathisch. Sie schließen schnell Freundschaft, eine so enge Freundschaft, dass Frie gar nicht möchte, ...

Frie (Friederika) und Robert sind sich von dem Tag an, an dem sie sich in der Schule begegnen 1988 sympathisch. Sie schließen schnell Freundschaft, eine so enge Freundschaft, dass Frie gar nicht möchte, dass mehr daraus wird, weil eine Liebesbeziehung, sollte sie nicht funktionieren ihre Freundschaft bestimmt zerstören würde. Robert ist trotzdem schwer verliebt in Frie, traut sich aber nicht seine Gefühle offen auszusprechen. Und dann hat Frie auch schon wieder einen festen Freund und das Thema ist damit erst mal vom Tisch.

Die verpassten Chancen begleiten die beiden Freunde durch ihre Leben.

Das Buch hat mich direkt an „ Zwei an einem Tag“ von David Nicholls erinnert, mit einem deutschen Schauplatz. Es vergehen Jahre, in denen sich Frie und Robert ein bisschen aus den Augen verlieren und jeder seinen ganz eigenen Lebensentwurf lebt. Bei jedem Zusammentreffen denkt man, jetzt finden die beiden endlich zusammen.

Doch das Leben ist kompliziert und nie scheint es für eine dauerhafte Liebesgeschichte zu passen.

Ich mochte den gefühlvollen, ruhigen Schreibstil der Autorin, der an keiner Stelle kitschig wurde. Sowohl Frie, als auch Robert waren mir sympathisch, gestört hat mich allerdings deren Dauerqualmerei. Die Geschichte ist sicherlich nicht neu, hat mich aber trotzdem gut unterhalten und hatte ein paar interessante Twists.

Für mein Empfinden hätte sich die Autorin allerdings auch gerne etwas kürzer fassen dürfen.

Ich hatte den Roman als Hörbuch vorliegen. Dieses wurde sehr feinfühlig eingesprochen von Katrin Daliot und hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Ein Roadtrip in die DDR Vergangenheit des verstorbenen Mannes

Wir sehen uns zu Hause
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In Christiane Wünsche‘s Roman „ Wir sehen uns zu Hause“ geht es um Anne, die nach langjähriger Ehe mit Peter plötzlich und unerwartet Witwe wird. Das Haus, dass sie zuletzt mit ihrem Mann alleine bewohnt ...

In Christiane Wünsche‘s Roman „ Wir sehen uns zu Hause“ geht es um Anne, die nach langjähriger Ehe mit Peter plötzlich und unerwartet Witwe wird. Das Haus, dass sie zuletzt mit ihrem Mann alleine bewohnt hatte, da die erwachsene Tochter ausgezogen ist, kommt ihr jetzt unerträglich leer vor. Deshalb beschließt sie spontan mit dem betagten Wohnmobil, in dem sie alle schon so viele glückliche Urlaube verbracht haben, alleine nach Skandinavien zu fahren, eine Reise, die Peter und sie schon geplant hatten.

Es kommt dann aber zu einer Planänderung, denn Anne muss feststellen, dass ihr ein Teil der Vergangenheit ihres Mannes völlig unbekannt ist. Über sein Leben in der früheren DDR hat Peter immer geschwiegen und alte Foto‘s die Anne jetzt findet, sind der Anfang einer Erkundungstour nicht nur in die Geschichte Ostdeutschlands sondern auch in die komplizierte und tragische Familiengeschichte Peter‘s.

Die Geschichte ist aus mehreren Perspektiven geschrieben und liest sich flüssig und unterhaltsam. Es gibt allerdings auffällig viele Zufälle, die Anne bei ihrer Recherche immer einen Schritt weiterbringen. Auch werden so einige Klischees bedient. Trotzdem habe ich diesen warmherzigen Roman von Christiane Wünsche gerne gelesen. Die wunderschönen Landschaften im Osten unseres Landes hat die Autorin sehr schön beschrieben und auch das erzählte Camperleben machte mir gleich Lust auf Urlaub, denn ich liebe diese Reiseform ebenfalls sehr.

Anne ist ein sympathische Protagonistin und auch ihre Tochter Alina sowie deren Lebensgefährte Felix mochte ich gerne. Die Mutter-Tochter Beziehung empfand ich als etwas übertrieben. Auch wenn die Mutter alleine unterwegs ist, konnte ich die „Beinahe -Panikattacken“ der Tochter nicht ganz nachvollziehen, nur weil Anne mal einige Zeit nicht erreichbar war und nicht sofort auf einen Anruf via Handy geantwortet hat.

Über die ehemalige DDR habe ich noch einiges Neues erfahren, auch interessante Begrifflichkeiten wie „Bausoldaten“ und „ Abkindern“ waren mir bisher unbekannt.

Das Erbe dieses menschenverachtenden Systems ist tatsächlich bis heute spürbar und das finde ich schon erschütternd.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Spannung, Spuk und prophetische Träume

Der längste Schlaf
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Die Protagonistin dieser interessanten Geschichte ist Mara, eine Neurowissenschaftlerin, die eine Koryphäe im Bereich der Schlafforschung ist. Sie selbst hat allerdings seit Jahren Schlafstörungen und ...

Die Protagonistin dieser interessanten Geschichte ist Mara, eine Neurowissenschaftlerin, die eine Koryphäe im Bereich der Schlafforschung ist. Sie selbst hat allerdings seit Jahren Schlafstörungen und Angst vor den eigenen Träumen. Sie hat erlebt, dass Dinge von denen sie geträumt hat tatsächlich passiert sind, verstörenderweise auch der tödliche Autounfall ihrer Eltern.

Die überraschende Erbschaft eines Wildfremden führt sie aus ihrer Wahlheimat London zurück nach Deutschland in das kleine, (fiktive) Örtchen Limmerfeld. Ein altes Herrenhaus, dessen Besitzerin sie so unverhofft geworden ist, ragt majestätisch auf einem Hügel über dem mittelalterlichen Stadtkern und Mara versucht herauszufinden wer und vor allem warum sie diese außergewöhnliche Immobilie geschenkt bekommen hat.

Es gibt noch einen weiteren, geheimnisvollen Erzählstrang, der zunächst für Verwirrung sorgt. Kontinuierlich baut Melanie Raabe eine Spannung auf, der man sich nicht entziehen kann. Außerdem streift sie in ihrer Erzählung den Bereich des magischen Realismus, was sich beim Thema Schlaf und Träume anbietet.

Es spukt sogar ein bisschen, bevor es bei der Auflösung noch zu der einen oder anderen überraschenden Wendung kommt.

Ein unterschwelliges Thema des Roman‘s ist übrigens auch Andersartigkeit.



Mich hat der neue Roman von Melanie Raabe bestens unterhalten, und ganz nebenbei habe ich zu Thema Schlafen noch ein paar interessante neue Informationen mitgenommen.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Über das Artensterben

Der Letzte seiner Art
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Im Jahr 1835 ist der junge Biologe Gus auf einem Fischerboot vor Island unterwegs und muss miterleben, wie die Matrosen ein Massaker an einer Kolonie von Riesenalken ( ein dem Königspinguin ähnelndem Vogel) ...

Im Jahr 1835 ist der junge Biologe Gus auf einem Fischerboot vor Island unterwegs und muss miterleben, wie die Matrosen ein Massaker an einer Kolonie von Riesenalken ( ein dem Königspinguin ähnelndem Vogel) begehen. Die Vögel lassen sich gut verkaufen und sind aufgrund ihres schmackhaften Fleisches und ihrer Daunen beliebt. Gus kann aber ein verletztes Tier aus dem Wasser retten und nimmt es mit nach Hause, pflegt es gesund und will es erforschen. Das Naturkundemuseum, für das er arbeitet, zeigt sich sehr interessiert und hätte diesen Riesenalk gerne ausgestopft in seiner Sammlung. Gus entscheidet sich jedoch den Vogel, dem er den Namen Prosp gibt, als Haustier zu behalten. Es entsteht eine Art Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die sehr berührend ist. Gus wird immer mehr bewusst, dass die Anzahl der Riesenalke rapide abnimmt und das Prosp womöglich zu den letzten seiner Art gehört. Deshalb versucht er immer wieder noch verbliebene Exemplare zu finden, damit sein Riesenalk noch einen Gefährten findet.

Die Geschichte ist sprachlich sehr schön. Dem Tier werden allerdings menschliche Gefühle zugeschrieben, um sie fühlbarer zu machen. Hier bin ich skeptisch und weiß nicht so recht, ob mir das wirklich gefällt. Das Leben von Gus dreht sich immer mehr um seinen Vogel und dessen Befindlichkeiten und die Trauer um das Aussterben dieser Art. Ganz nebenbei heiratet er und bekommt 2 Kinder, eine Familie die immer für die Besessenheit zum Riesenalk zurückstecken muss und die in der Erzählung sehr blass bleibt.

Insgesamt kommt die Erzählung ohne viel Handlung und gänzlich ohne Spannung aus und hatte so einige Längen.

Mich konnte das Buch deshalb leider nicht vollständig überzeugen, auch wenn mir der Schreibstil gefiel, ich die Freundschaft von Mensch und Tier und auch die Naturbeschreibungen mochte und an dem Thema Artensterben sehr interessiert war.

Es ist schon traurig, wie eine Art nur durch die Mordlust des Menschen einfach ausgerottet wird.

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