Tolles Game, schwache Story
EXIT® - Das Buch: Der Jahrmarkt der AngstMit Der Jahrmarkt der Angst habe ich zu meinem ersten Exit-Jugendkrimi aus dem Kosmos Verlag gegriffen. Exit selbst kennt ihr bestimmt: Angelehnt an Escape Rooms veröffentlicht der Kosmos Verlag schon ...
Mit Der Jahrmarkt der Angst habe ich zu meinem ersten Exit-Jugendkrimi aus dem Kosmos Verlag gegriffen. Exit selbst kennt ihr bestimmt: Angelehnt an Escape Rooms veröffentlicht der Kosmos Verlag schon seit einer ganzen Weile kleine Spiele, die den Escape Room quasi zu euch nach Hause holen. Eigentlich genau mit dem gleichen Prinzip: Aufgrund einer Vorgeschichte seid ihr irgendwo gefangen und müsst ausbrechen. Dabei gilt es, Rätsel zu lösen und Hinweise zu sammeln. Und das in einer möglichst kurzen Zeit. Meistens innerhalb von 60 bis 90 Minuten.
Der Jugendkrimi funktioniert ganz ähnlich neben dem Buch gibt es einen kleinen Codex mit der Anleitung und Rätseln. Man liest los, taucht erst einmal in die Geschichte ein und wird immer wieder von Rätseln unterbrochen, die man lösen muss, um zu wissen, auf welcher Seite man weiterlesen muss. Die verstecken sich entweder direkt im Buch oder im beigelegten Codex und die Lösung der Rätsel muss man auf der Innenseite des Buchdeckels in eine Seitenzahl umwandeln. Die Zeit spielt hier keine Rolle, da man auch relativ viel lesen muss. Dafür kann man aber Tipps zu Rate ziehen. Die angewendeten Tipps beeinflussen am Ende die eigene Wertung, sodass man auch hier am Ende ermitteln kann, wie gut man war. Einen Unterschied zu anderen Exit-Games gibt es doch: Das Buch kann man nicht wirklich gut mit mehreren Spielen. Der Leseanteil ist meist sehr hoch und das gemeinsam zu lesen, würde ewig dauern.
Soviel zur Funktionsweise des Buches. Aber wie hat mir Der Jahrmarkt der Angst jetzt gefallen? Eigentlich müsste ich die Bewertung in Spiel und Buch aufteilen. Der Spielteil hat mir unheimlich gut gefallen. Das Level ist "Fortgeschrittene" und das bei einem Jugendkrimi. Ich würde sagen, passt. Nicht alle Rätsel konnte ich auf Anhieb lösen und brauchte den einen oder anderen Tipp aber insgesamt war alles machbar und hat Spaß gemacht. Die Rätsel waren vielfältig und man musste mehr als einmal um die Ecke denken. Sie haben mir echt gut gefallen und wäre Der Jahrmarkt der Angst ein reines Exit-Game würde ich es lieben.
Das war er aber nicht. Es handelt sich schließlich bei diesem Werk um einen Jugendkrimi und ich würde grob schätzen, dass Lesezeit und Rätselzeit in etwa gleich groß sind, während man bei den typischen Exit-Games ja immer nur eine kleine Einweisung hat und dann nur noch rätselt. Betrachten wir jetzt die Geschichte des Exit-Jugendthrillers, dann kommen wir jetzt allerdings zum großen Minuspunkt des Buches. Es war schlecht. Richtig schlecht. So schlecht, dass ich beinahe die Rätsel Rätsel hätte sein lassen und es abgebrochen hätte. Man könnte jetzt sagen, na klar, hier stehen ja die Rätsel im Vordergrund und man kann ja nicht von jemandem, der gut Rätsel entwickeln kann erwarten, dass er ein guter Autor ist. Und genau dem stimme ich absolut nicht zu. Während Inka und Markus Brand die Rätsel erstellt haben, hat sich Anna Maybach allein auf die Geschichte konzentriert. Folglich ist sie Autorin und muss das schreiben nicht noch erlernen. Und auf die Rätsel kommt es an? Nein, dann hätte ich mir wohl ein richtiges Exit-Game gekauft und rückblickend kann ich auch sagen: Hätte ich das mal lieber. Die Geschichte hatte keinen Tiefgang, die Charaktere waren blass und eigenschaftslos und die Geschichte selbst hangelte sich nur von Rätsel zu Rätsel. Man hätte sie sich also schlichtweg sparen können. Schade für die tollen Rätsel.
Obwohl der Jahrmarkt der Angst als Exit-Jugendthriller das gewohnte Exitflair bot und sich dies auch in den Rätseln wiederspiegelt, hat mich das Buch ansonsten leider nicht überzeugt. Die Geschichte, die einen ebenso wichtigen Teil einnimmt oder einnehmen sollte, wie die Rätsel selbst, blieb blass und einfallslos und hätte mich fast dazu bewogen, das Buch abzubrechen. Mit einem normalen Exit-Game wäre ich an dieser Stelle vermutlich besser beraten gewesen.