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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine medizinische Disziplin, geboren aus den Schützengräben

Der Horror der frühen Chirurgie
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Lidsey Fitzharris nahm mich schon mal mit Der Horror der frühen Medizin mit, auf eine abenteuerliche Reise durch die Medizingeschichte (und ließ mich mehr als dankbar sein, im Zeitalter von Desinfektionsmittel, ...

Lidsey Fitzharris nahm mich schon mal mit Der Horror der frühen Medizin mit, auf eine abenteuerliche Reise durch die Medizingeschichte (und ließ mich mehr als dankbar sein, im Zeitalter von Desinfektionsmittel, Penicillin und anderen Antibiotika zu leben). Daher war ich sehr neugierig auf ihr neustes Buch, in dem es dieses Mal um die Anfänge der plastischen Chirurgie geht.

Eine Disziplin, geboren aus dem Terror des 1. Weltkrieges
"Ab dem Moment, als an der Westfront das erste Maschinengewehr ratterte, stand eines fest: Die Fortschritte in der Militärtechnologie stellten die Medizin vor ungeahnte Herausforderungen."
(Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 17)

Wenn man Plastische Chirurgie heutzutage hört, denken die meisten Menschen zuerst an Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen, Lippen aufspritzen und Hautstraffungen, kurz an Schönheitsoperationen. Die Medizin im Dienst des schönen Scheins. Doch die Anfänge dieser Fachdiszplin liegen ganz woanders, an einem Ort der in etwas so weit weg von Schönheit war, wie das Ende der Milchstraße von unserer Erde, nämlich in den Schützengräben des 1. Weltkrieges. Als das Töten und Verstümmeln von Menschen zur automatisieren, technisierten Wissenschaft wurde, verloren tausende Soldaten auch dann ihr Leben, wenn sie nicht starben, nämlich vor allem dann, wenn Kugeln und Granatenspliter ihnen die Gesichter zerfetzten und zerstörten. Diese “Entstellten” stießen in der Heimat zumeist auf Ekel, Verachtung und Angst, wie es Autorin Lindsey Fitzharris treffend in ihrem Prolog beschreibt:

"Anders als Amputierte wurden Männer mit entstellten Gesichtern nicht unbedingt als Helden gefeiert. Während ein fehlendes Bein Respekt und Mitgefühl auslöste, rief ein zerstörtes Gesicht häufig Ablehnung oder sogar Ekel hervor. […] Gesichtsverstümmelte Soldaten lebten nach der Heimkehr aus dem Krieg oft in selbstgewählter Isolation vor der Gesellschaft. […] Die Leben der betroffenen Soldaten waren oft so zerstört, wie ihre Gesichter. Ihrer Identität beraubt, wurden sie zum abschreckenden Symbol einer neuen mechanisierten Form der Kriegsführung […] die tragischsten aller Kriegsopfer, fremd sogar sich selbst."
(Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 22ff.)

Und diesem Leid versuchte der Chirurg Harold Gillies etwas entgegen zu setzten, indem er in kürzester Zeit die plastische Chirurgie um Meilen voranbrachte. Er rekonstruierte Nasen, schloss Löcher und Krater in Wangen, stellte ganze Kiefer wieder her und gab den Soldaten damit wieder eine Identität und auch wenn nicht immer alles perfekt lief, immerhin arbeitete er nahezu immer experimentell mit neuen Techniken, gab er ihnen vor allem eins: Hoffnung.

Lindsey Fitzharris hat ihr Handwerk verbessert
Kommen wir zum Literarischen. Wie bereits erwähnt, ist dies nicht meine erstes Buch von Lindsey Fitzharris. Ihr Debütwerk, Der Horror der frühen Medizin fand ich sehr spannend, aber man merkte schon, dass es ein Erstlingswerk von jemanden ist, der bisher viel wissenschaftlich gearbeitet hat. In dem Buch neigte Fitzharris zum Abschweifen, was damals mein Grund für einen Punkt Abzug war. Mit dieser Kritik war ich auch nicht allein und ich habe mich sehr gefreut, dass die Autorin sich diesen öfters genannten Kritikpunkt offenbar zu Herzen genommen hat, denn über Der Horror der frühen Chirurgie kann ich nur sagen: Es ist on point!

Fitzharris schreibt weiterhin sehr mitreißend und unterhaltsam und dieses Mal bleibt der Fokus stets auf Harold Gillies, sein Schaffen und seine Patienten. Natürlich gibt es ergänzende Informationen zum 1. Weltkrieg und speziell der Versorgung der Verletzten, aber diese Hintergrundinformationen sind bei diesem Buch meinem Gefühl nach immer wirklich nützlich und informativ und ergänzen die Aussagen, statt abschweifend zu wirken. Wirklich eine tolle Verbesserung.

Gleichzeitig bleibt die Autorin bei dem, was sie auch schon in ihrem Debütwerk großartig gemacht hat: Fakten und Medizingeschichte spannend erzählen. Indem sie Einzelschicksale beleuchtet und mit zahlreichen Tagebucheinträgen, Briefe etc., ergänzt, liest sich dieses Buch sehr bewegend. Es ist unvorstellbar, zu welchen Grausamkeiten Krieg führt, welches Leid selbst diejenigen widerfährt, die nicht im Schützengraben ihr Leben ließen. Fitzharris scheut sich nicht, diese absurde Brutalität ungeschönt zu schildern. Daher ist das Buch definitiv nichts für schwache Nerven und ich bin überzeugt, selbst die hartgesottesten ThrillerleserInnen und SplatterfimliebhaberInnen werden hier schlucken müssen, denn als LeserIn weiß man ja, das hier war real. Die im Buch erwähnten “Vorher-nachher” Fotoaufnahmen lassen sich problemlos finden (suchen auf eigene Gefahr) und es läuft einem eiskalt den Rücken herunter, was Menschen anderen Menschen antun können.
Doch das Buch ist nicht nur düster und traumatisch, an vielen Stellen zeigt es auch immer wieder Lichtblicke und Momente der Hoffnung. Das Engagement, mit dem sich Harold Gillies und sein gesamtes Klinikpersonal für ihre Patienten einsetzten, ist inspirierend und zeigt einmal mehr, dass wir alle den Leuten in medizinischen Berufen unseren größten Respekt schulden (und Arbeitgeber mehr Lohn!)

Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Ihr mögt Sachbücher? Dann lest dieses Buch. Ihr mögt keine Sachbücher? Dann probiert es mit diesem Buch. Ich jedenfalls freue mich jetzt schon sehr auf Lindsey Fitzharris drittes Buch, dass im Oktober im Original erscheinen wird und in dem es anscheinend um Seuchen und Pandemien geht und hoffe inständig, dass auch dieses übersetzt werden wird.


Fazit:


Mein Monatshighlight im Mai! Der Horror der frühen Chirugie ist ein großartiges Sachbuch über ein düsteres, aber für die Betroffenen lebensveränderndes Kapitel der Medizingeschichte. Fesselnd erzählt, aber Thema bedingt nichts für schwache Nerven. Eine Sachbuchempfehlung für alle, die Sachbücher nicht mögen, es aber trotzdem mal mit einem probieren möchten.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Locker-leichtes Jugendbuch

Der dunkelste aller Zauber
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Von Margaret Rogerson habe ich bereits Der Rabenprinz gelesen. Ein leichtes Jugendbuch, dass jetzt kein Highlight war, aber trotzdem Spaß gemacht hat. Mit ähnlichen Erwartungen nahm ich mir nun auch dieses ...

Von Margaret Rogerson habe ich bereits Der Rabenprinz gelesen. Ein leichtes Jugendbuch, dass jetzt kein Highlight war, aber trotzdem Spaß gemacht hat. Mit ähnlichen Erwartungen nahm ich mir nun auch dieses Werk der Autorin vor und wurde nicht enttäuscht.

Ein Leben voller Bücher – Bücher voller Leben
Zu Beginn des Buches lernen wir Elisabeth und ihr Leben in der riesigen Bibliothek voller magischer Bücher kennen. Entschlossen und klug wie sie war, war mir Elisabeth gleich sympathisch und ihre spürbare Liebe zu den Büchern, selbst wenn sie in ihrer Welt gefährlich sind, hat mein Bookie-Herz natürlich auch berührt. Ganz besonders gefallen haben mir in diesen ersten und auch den späteren Kapitel Rogersons Beschreibungen der Grimoires. Wie jedes Buch seinen eigenen Charakter hat, seine eigenen Macken und Ticks war sehr unterhaltsam und es hat mir ungemein Spaß gemacht die Vielfalt der lebenden Bücher zu erkunden. Tatsächlich hätte ich liebend gerne noch mehr von ihnen kennengelernt, denn sie waren wirklich mein Highlight in dem Buch.

Das restliche Worldbuilding empfand ich als ok. An einigen Stellen, grade auch im Magiesystem hätte es ruhig ausführlicher und detaillierter sein können, aber es reicht aus, damit der Eindruck einer individuellen Welt entsteht und was für die Geschichte wirklich wichtig ist, wird auch ausreichend beleuchtet. Mehr Details hätten e s aber einfach noch lebendiger gemacht.

Sicheres Terrain
Was die Handlung angeht, so sehe ich im Stil her viele Parallelen zum Rabenprinzen. Wir haben wieder sehr typische Elemente der YA-Fantasy wie den geheimnisvoll, düsteren Magie, mit tragischer Vergangenheit als Love Interest, Gefangennahme und Flucht der Protagonistin, Nahtod des Loveinterest etc. Alles nicht schlecht, aber auch nicht wirklich kreativ. Was ein bisschen Schade ist, denn die Autorin hat einige wirklich schöne Ideen, die sich durchaus für so manche Überraschung eignen würde, wenn man sie weiter ausgebaut hätte, doch ich habe beim Lesen manchmal das Gefühl, dass ihr der Mut fehlt aus diesen Ansätzen wirklich schockierende Plottwists oder kontroverse Handlungen zu machen. Sie bleibt lieber auf dem sicheren
Terrain der locker-leichten Unterhaltung.

Nun sollte herausragende Kreativität kein alleiniger Standard für ein gutes Buch sein (es zeichnet lediglich die exzellenten Bücher aus), Margaret Rogerson mag sich zwar (erneut) hauptsächlich an bekannten Kniffs und Tricks der YA-Literatur bedienen, dafür schreibt sie einnehmend und unterhaltsam. Die Story in Der dunkelste aller Zauber ist rund, das Erzähltempo zügig, ohne zu übereilt zu sein und die Liebesgeschichte wurde geschickt dosiert. Sie ergänzt die Handlung, ohne sich in den Vordergrund zu drängen oder übermäßig kitschig zu wirken. Das alles führt dazu, dass ich Der dunkelste aller Zauber zügig und mit Freude gelesen habe. Für mich ein Buch zum Entspannen und Herunterkommen, das ich gerne gelesen habe.

Fazit:


Der dunkelste aller Zauber ist ein ähnliches Buch, wie auch Der Rabenprinz von Margaret Rogerson. Nicht vom Inhalt, sondern vom Stil und der Art her. Es sind locker-leichte Jugendbücher, die das Rad nicht neu erfinden, aber sympathische Protagonisten, ein paar schöne Ideen und eine runde Story haben. Kurzweiliges Lesevergnügen für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Tolle Grundidee, aber etwas linear

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen
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Bücher von Christina Henry habe ich mittlerweile ja schon so einige gelesen und auch wenn ich manche besser, als andere fand, freue ich mich immer noch jedes Mal, wenn ein neues erscheint. Die Chroniken ...

Bücher von Christina Henry habe ich mittlerweile ja schon so einige gelesen und auch wenn ich manche besser, als andere fand, freue ich mich immer noch jedes Mal, wenn ein neues erscheint. Die Chroniken der Meerjungfrau stand etwas länger auf der Wuli, durfte aber nun endlich einziehen und nachdem ich ein anderes Buch abgebrochen hatte, weil es mir nicht gefiel, dachte ich Henry könnte mich wieder aus diesem Lesetief ziehen. Ob das geklappt hat?

Die Meerjungfrau und der Showmaster
Die Chroniken der Meerjungfrau ist ein Buch, das aus der Vielzahl an Romanen, die Christina Henry bereits veröffentlicht hat, ein bisschen aus der Reihe tanzt. Statt Horror, bekommen wir eher einen Historischen Roman mit phantastischen Elementen, dass sollte man meiner Meinung nach als LeserIn wissen, bevor man zum Buch greift, sonst könnte es Enttäuschungen geben. Ich selbst wusste von BloggerkollegInnen schon, was mich erwartet, daher war es für mich keine böse Überraschung.
Stattdessen freute ich mich auf eine märchenhafte Erzählung und wurde da auch vom Beginn des Buches nicht enttäuscht. Wie die Meerjungfrau erst die Weiten des Ozeans erkundete und sich dann verliebte, erzählt Henry wirklich schön. Mir war Amelie (Die Meerjungfrau) auch gleich sympathisch. Ich mochte ihre Art zu denken und wie sie die Welt und die Menschen sah. Hier sah ich großes Potenzial für die weitere Geschichte mit dem Kontrast zu dem egozentrischen und geld- und prestigehungrigen Barnum zu spielen und hoffte auf eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Machtverhältnisse Mann/Frau, Kolonialismus und Ausbreitung und Kapitalismus, sowie auf einen sich zuspitzenden Konflikt zwischen diesen so unterschiedlichen Charakteren.
Und bekommen habe ich das auch irgendwie, allerdings in der Light Variante. Wie es mir auch schon bei Der Geisterbaum aufgefallen ist, schneidet Christina Henry zwar oft gesellschaftskritische Themen an, bringt die Sache aber nicht so richtig zu Ende bez. setzt sich für meinen Geschmack nicht intensiv genug damit auseinander.

Nun erwarte ich nicht von jedem Buch, dass es erhellende kritische Auseinandersetzungen führen muss. Wäre Die Chronik der Meerjungfrau zumindest sehr unterhaltsam gewesen, wäre mein eben genannter Kritikpunkt nicht allzu schwer ins Gewicht gefallen (wobei ich es aufgrund des Potenzials, dass definitiv da ist, trotzdem sehr bedauert hätte).
Doch leider muss ich sagen, dass auch vom Unterhaltungswert dies eins der schwächeren Bücher von Henry ist. Das liegt nicht etwa an dem ruhigen Erzähltempo, nein, das war völlig in Ordnung, vielmehr ist es die absolute Vorhersehbarkeit der Handlung. Sobald alle Charaktere im Spiel war, wusste ich sofort wie die Handlung verlaufen, und worauf sie hinauslaufen würde und so kam es dann auch. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Story sehr linear und ja auch ein bisschen zu simpel gestrickt wurde. Das macht die Handlung und das Buch nicht völlig schlecht, es hat trotzdem viele gute Momente und beschert angenehme Lesestunden, doch jemanden mitreißen kann es so nicht. Zumal ich eben weiß, dass es die Autorin auch besser kann

Fazit:


Wie immer kann Christina Henry mit ihrem Konzept und der Grundidee des Romans punkten, trotzdem ist Die Chroniken der Meerjungfrau für mich einer ihrer schwächeren Romane, da das vorhandene Potenzial einfach nicht voll ausgeschöpft wird und die Handlung zu vorhersehbar ist.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Schön anzusehen, aber ohne viel Mehrwert

Von Raben und Krähen
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Ich liebe Raben und Krähen, das habe ich euch ja schon erzählt, als ich euch bereits im Januar ein Sachbuch zu diesen tollen Vögeln vorgestellt habe. Daher konnte ich auch nicht vorbeigehen, als in meiner ...

Ich liebe Raben und Krähen, das habe ich euch ja schon erzählt, als ich euch bereits im Januar ein Sachbuch zu diesen tollen Vögeln vorgestellt habe. Daher konnte ich auch nicht vorbeigehen, als in meiner Bibliothek dieses Buch entdeckte und nahm es sofort mit.

Die Schwarzschwingen von ihrer besten Seite
Britta Teckentrup ist in erster Linie eine Künstlerin. Sie studierte Kunst und Illustration und arbeitet mittlerweile sie als freischaffende Künstlerin. Warum ich euch das erzähle? Ganz einfach weil in dieser simplen Tatsache sowohl der Ursprung der Stärke, als auch der Schwäche dieses Buches begründet liegt.
Doch fangen wir mit der Stärke an und das sind zweifelsohne die wunderschönen Illustration Teckentrup zu unseren gefiederten Freunde. Mit einer außerordentliche Liebe zum Detail portraitiert sie die verschiedensten Arten der Krähenvögel. Mal in stimmungsvollen, die ganze Seite einnehmenden Portraits, die oft Bezug auf verhalten und Lebensraum der Art nehmen, mal in Übersichten verschiedener Arten auf Doppelseiten bei denen die kleinen, aber feinen Unterschied der verschiedenen Arten (die eben nicht alle einfach nur tiefschwarz sind) gut zur Geltung kommen. Dabei bedient sich Teckentrup einer breiten Farbpalette und lässt das Buch, obwohl die meisten Illustrationen eher dunkel gehalten sind, sehr lebendig und abwechslungsreich erscheinen.

Kein Sachbuch
Bei aller Liebe zur Gestaltung des Buches muss ich aber auch leider sagen, dass es mich inhaltlich nicht überzeugen konnte. Angespornt vom Klapptext dachte ich, dass wir viele interessante Dinge über die Schwarzschwingen erfahren, doch tatsächlich listet ebenjener Klapptext schon sämtliches wissenswerte auf, dass im Buch auch erwähnt, aber nicht vertieft wird, sodass das Lesen vom Klapptext einen schon die wissenswertesten Fakten liefert.
zwar nimmt das Buch einige Arten der Corvus Vogelfamilien näher in den Blick und stellt sie in einem Kurzportrait vor, jedoch wird wenig auf jeweilige Eigenheiten der einzelnen Arten eingegangen. Stadtessen wird immer wieder das Brutverhalten, die Paarung oder das grundsätzliche Verhalten genannt. Da diese Dinge aber bei allen Krähenarten relativ ähnlich ist, lesen sich diese Potrait zunehmen langweiliger, da sie im Grunde immer dasselbe enthalten. Was denn tun wirklich zum Beispiel eine Nebelkrähe von einer Saatkrähe unterscheiden findet kaum Beachtung, dabei wäre das doch das interessante gewesen.

Auch sonst sind die Texte alle sehr oberflächlich. Hin und wieder wird einer der „Funfacts“ vom Klapptext eingestreut, aber nie wirklich erklärt oder vertieft, sodass man im Endeffekt nur wenig von diesen faszinierenden Vögel erfährt. Was ich wiederum sehr schön fand, war die Sammlung mit Gedichten zu den Vögeln, aber auch hier hätte man mehr draus machen können. Letztendlich ist das Buch eben doch eher ein Bildband, als ein Sachbuch und hätte auch besser als solches benannt und vermarktet werden sollen.

Fazit:


Wer sich noch nie mit Raben und Krähen auseinandergesetzt hat, wird sicher glücklicher, als ich, mit diesem Buch werden. Für Rabenfans ist es aber lediglich ein sehr schöner Bildband. Wenn man das sucht, greift gerne zu, wer sich jedoch intensiver mit den Tieren beschäftigen und mehr über sie lernen möchte, greift lieber zu anderer Lektüre.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Albern? Ja. Tiefes Niveau? Manchmal. Unterhaltsam? Definitiv!

Tinte & Siegel
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Dieses Buch habe ich in einem Buddyread gelesen. Für uns beide war es das erste Buch von Kevin Hearne. Die Druiden Reihe kannten wir zwar vom Namen her, noch keine von uns hat sie zuvor gelesen, sodass ...

Dieses Buch habe ich in einem Buddyread gelesen. Für uns beide war es das erste Buch von Kevin Hearne. Die Druiden Reihe kannten wir zwar vom Namen her, noch keine von uns hat sie zuvor gelesen, sodass Hearne für uns beide ein unbeschriebenes Blatt war und wir einfach drauflos lasen.

Im Bann der irischen Götter und die Macht der Siegel
Wir befinden uns in Glasgow der Gegenwart. Al MacBharrais ist ein sogenannter Siegelagent. Seine Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass die vielen vielen magischen Wesen uns den diversen Pantheons der Welt sich an den Vertrag halten, den sie vor Jahrhunderten mit der Menschheit geschlossen haben. Dazu gehören vor allem Regeln, wann wer die Menschenwelt betreten darf und wie lange und zu welchem Zweck sie bleiben dürfen, ein bisschen wie eine magische Einwanderungsbehörde und als Al dann auf einen Fall von Feenschmuggel trifft, ist auch noch sein Spürsinn gefragt.

Da dies wie gesagt mein erstes Buch von Hearne ist, tauchte ich völlig ahnungslos in dieses Serienuniversum ein und kann euch gleich versichern: Es ist nicht nötig zuerst die Druiden Reihe lesen zu müssen. Tinte & Siege spielt zwar nach der Druiden Reihe und dessen Protagonist hat auch einen kurzen “Gastauftritt”, doch für das Verständnis von Handlung und Universum sind keine Vorkenntnisse nötig und alles Wichtige an Hintergründe zu dem Magiesystem und der Welt werden während der Handlung vermittelt, was schön ist, da ich sowohl die Siegelmagie, als auch den Weltenentwurf mit den verschiedenen Mythologien und Pantheons sehr gelungen fand. Ein klitzekleines bisschen schade fand ich es nur, dass zwar andere Pantheons erwähnt werden, für die Handlung dann aber doch nur die irischen Fabelwesen relevant waren, aber das ist reine Geschmackssache und es werden auch hier und da Hinweise gestreut, dass wir in Band zwei vielleicht auch andere Wesen antreffen werden.

Eine bunte Truppe voller witziger und eigenwilliger Figuren
Was haben ein Siegelagent mit Computerstimme, ein fluchender Hobgoblin und Gladys, die schon viel Scheiße gesehen hat, gemein? Sie alle kommen in Tinte & Siegel vor! Wenn dieses Buch eine Stärke hat, dann sind das die abgedrehten und schrulligen Figuren. Da ist natürliche erstmal Al selbst. Er ist schon über 60, was mich ziemlich überraschte, aber auch begeisterte, sind solch ältere Protagonisten normalerweise im Fantasygenre kaum zu finden. Durch das Alter hat er auch schon ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und – weisheit und lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, wodurch ich ihn sehr angenehm als Protagonisten empfand. Da ihn ein Fluch daran hindert, mit anderen Leuten direkt zu sprechen, kommuniziert er mit einer Sprachapp auf seinem Handy, was auf der einen Seite sehr faszinierend war und vielleicht auch ein Bewusstsein in der Leserschaft für Menschen, die auf anderen Wegen als verbale Sprache kommunizieren schafft, auf der anderen Seite aber auch zu einigen sehr amüsanten Situationen führte.
Doch nicht nur der Protagonist glänzt mit liebenswerter Andersartigkeit, auch die restlichen Charaktere sind individuell und kreativ ausgearbeitet und man hat das Gefühl, dass jede neue Figur auch tatsächlich Buch und Handlung bereichert, selbst wenn sie nur einen kurzen Auftritt hat.

Albern? Ja. Tiefes Niveau? Manchmal. Unterhaltsam? Definitiv!
Bei meinen bisherigen Beschreibungen vom Buch könnt ihr es euch vielleicht schon denken, dass das Buch eine lustige Note einschlägt. Zugegeben, es ist vielleicht nicht der anspruchsvollste Humor und manchmal etwas derb, ich fand es meistens trotzdem lustig. Manchmal darf es ruhig sowas Albernes, wie ein derb fluchender Hobgoblin oder die Verehrung eines Whisky/Käse Gottes sein. Zumal der Humor dafür sorgt, dass auch die ruhigeren Kapitel immer noch sehr unterhaltsam bleiben und es für mich so keine zähne Passagen im Buch gab.
Was mich dann noch ganz besonders gefreut hat, sind zahlreiche Anspielungen auf diverse Fandoms aus Film, Serie und Gaming, die das Nerdherz spätestens dann höher schlagen lässt, wenn eine Truppe von Tabletop Figuren die Retter des Tages sind. Es wird sogar Avatar erwähnt!! Avatar (nein nicht die blauen Viecher) der Herr der Elemente, eins meiner absoluten lifetime Fandoms. Ich bekam sofort Schnappatmung 😂

Bei all diesem Humor und den kreativen Plotideen und eigenwilligen Figuren war ich lediglich von der Auflösung des Feenschmuggels enttäuscht. Die Auflösung, wer wie und warum dahinter steckte, fand ich ziemlich banal und im Vergleich zum restlichen Buch auch recht einfallslos bez. einfach ausgelutscht, wenngleich der Showdown dann aber glücklicherweise wieder sehr unterhaltsam war.

Fazit:


Tinte & Siegel ein wirklich sehr unterhaltsames Buch, das mit einzigartigen Figuren, vielen kreativen Ideen und einem schlichten, aber einnehmenden Humor mir so einige amüsante Lesestunden beschert hat. Es wird bestimmt nicht mein letztes Buch von diesem Autor sein.

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