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Veröffentlicht am 04.01.2024

Einmal um die Welt erzählt

Das Buch der Mythen und Märchen
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Wie wahrscheinlich fast alle Lesebegeisterte dort draußen, bin auch ich eine große Liebhaberin von Märchen und bin mit diesen aufgewachsen. Ich hatte als Kind ein riesiges Märchenbuch und dort waren nicht ...

Wie wahrscheinlich fast alle Lesebegeisterte dort draußen, bin auch ich eine große Liebhaberin von Märchen und bin mit diesen aufgewachsen. Ich hatte als Kind ein riesiges Märchenbuch und dort waren nicht nur die Grimmschen Märchen vertreten, sondern auch Äsops Fabeln und Märchen aus Persien und dem arabischen Raum, die mich schon damals sehr faszinierten. Während meiner Teenie-Anime-Phase lernte ich einige asiatische Märchen, wie die oben erwähnte Kaguya kennen, im Studium der Archäologie viele antike Mythen, doch was den Rest der Welt angeht, muss ich gestehen, sieht mein Wissen von Sagen und Legenden düster aus. Umso neugieriger war ich auf diese Märchensammlung, die die Diversität der Herkunft der Märchen zum Aushängeschild hat. Zurecht?

Es war einmal…
Menschen erzählen sich Geschichten. Das tun sie wahrscheinlich schon seit dem Moment, als man aufhörte zu grunzen und das Wort erfunden wurde. Jahrtausende lang, lange bevor die ersten Schriftsysteme sich entwickelten, war es die einzige Möglichkeit Wissen zu bewahren, und weiterzugeben und damit ein kollektives Gedächtnis aufzubauen. Und auch heute in Zeiten von globalen multimedialen Kommunikationsmöglichkeiten hat das gesprochene Wort, die Erzählung noch eine ganze andere Macht, als das geschriebene Wort. Das mag auch den Reiz ausmachen, den Märchen, Sagen und Legenden auf uns ausüben. Selbst wenn wir sie heute lesen, weil irgendwann jemand wie die Gebrüder Grimm auf die Idee kam, sie aufzuschreiben, haben sie immer noch ein Teil ihres Charakters als mündliche Überlieferung bewahren können, ihnen haften ein Gefühl von Zeitlosigkeit an. Sie sind Zeitreisende, die Botschaften über Jahrhunderte, bis Jahrtausende hinweg transportieren.

Doch was sind das für Botschaften? An dieser Stelle ist es überaus interessant, sich Erzählungen aus vielen verschiedenen Kulturen der Welt anzuschauen. Schnell fällt auf, dass wir Menschen, egal mit welchem kulturellen Hintergrund wir geprägt und sozialisiert wurden, doch im Grunde alle gleich sind, dass uns dieselben Dinge wichtig sind, um sie für die Nachwelt festzuhalten, und dass uns die gleichen (Natur)Phänomene faszinieren.
Dies wird auch in dieser Geschichtensammlung deutlich. Liebe, Freundschaft, Familie sind universelle Themen, die überall vorkommen, aber auch bestimmte Figuren und Konstellationen tauchen in den verschiedensten Kulturen parallel auf. So hat Andersen nicht als erster von einer Meerjungfrau geschrieben, auch in Persien erzählt man sich von einer Meerjungfrau namens Julnar. Den trickreiche (Halb)Gott, der den Menschen wahlweise hilft oder ins Verderben stürzt, begegnen wir mehrfach als Loki (nordische Mythologie), Anansi (Mythologie der Akan, Westafrika) oder Sun Wukong (Chinesischer Mythos).

Es macht Spaß solche Parallelen zu entdecken und ich kann daher die Auswahl der Geschichten in diesem Buch nur loben. Von jedem Kontinent dieser Welt ist was dabei und das Verhältnis der Märchen aus dem globalen Süden, zu denen des Nordens ist ausgeglichen, ein weiterer Punkt, der mir sehr gut gefiel, gelten manche Märchensammlung doch schon als besonders vielfältig, wenn sie ein paar Märchen aus 1001 Nacht und asiatische Erzählungen beinhalten. Yoshitani hat sich aber tatsächlich sich viel breiter aufgestellt. Es finden sich Geschichten und Mythen aus dem Wissensschatz diverser Indigene wie u.a. der Aborigines, der Haida (Native American), der Maori, der Khoikhoi (Südafrika/Namibia), der Inuit und viele mehr, dazu kommen Volksmärchen und Legenden aus u.a. Osteuropa, Skandinavien, Mexiko, Griechenland, Japan oder Südostasien. Diese Geschichtensammlung hat das Prädikat divers tatsächlich verdient.

… eine Zusammenfassung
Bei aller Begeisterung für die Auswahl der Geschichten, habe ich dennoch einen Kritikpunkt, der der Grund für den einen Pint Abzug bedeutete. Das Buch folgt einer strikten Ordnung. Links ist immer die wunderschöne Illustration von Yoshitani, rechts die Nacherzählung eines Mythos. Es sind keine Originalquellen wiedergegeben, sondern immer Nacherzählungen der Autorin. Das finde ich prinzipiell überhaupt nicht schlimm, da aber jedem Märchen nur eine Doppelseite eingeräumt wird, ergibt sich, dass manche Geschichten arg zusammengestaucht wirken. Vom französischen Original der Schönen und das Biest, bleib nicht viel übrig und eigentlich komplexe Epen, wie zum Beispiel Gilgamesch oder diverse Teile des indischen Mahabharata werden für meinen Geschmack nur sehr unzureichend wiedergegeben. Auch bei vielen mir unbekannten Märchen und Sagen hatte ich oft das Gefühl, dass hier viel gekürzt und vereinfacht wurde. Das fand ich ziemlich schade. Klar regt das zum selbständigen Nachschlagen und Recherchieren an, ich hätte es aber trotzdem schöner gefunden, wenn manche Geschichten dann einfach mehr Seiten bekommen hätten, auch wenn das die Einheitlichkeit der Optik des Buches aufgebrochen hätte.

Fazit:


Yoshi Yoshitani versammelt in ihrem Buch tatsächlich Märchen aus allen Kontinenten dieser Welt und verbindet ihre Nacherzählung mit wunderschönen Illustrationen, jedes für sich ein Kunstwerk. Kleiner Wermutstropfen: Manche, sehr komplexe Erzählungen wie z. B. Gilgamesch oder Kaguya geraten etwas zu kurz, da ist eigenes Nachschlagen angesagt. Es lohnt sich aber trotzdem auf alle Fälle, für Kinder, wie Erwachsene gleichermaßen.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine Episode aus dem Leben des Dunklen

Demon in the Wood. Schatten der Vergangenheit
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Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich die Grischa Trilogie gelesen habe, doch als ich gesehen habe, dass eine von Leigh Bardugos Kurzgeschichten aus der Welt als Comicadaption erscheinen würde, war ...

Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich die Grischa Trilogie gelesen habe, doch als ich gesehen habe, dass eine von Leigh Bardugos Kurzgeschichten aus der Welt als Comicadaption erscheinen würde, war ich gleich wieder neugierig.

Eine Episode aus dem Leben des Dunklen
Demon in the Wood erzählt eine kurze Episode aus dem Leben des Dunklen, als dieser noch selbst ein Teenager war und in einer Zeit, in der Grischa gnadenlos verfolgt wurden, mit seiner Mutter von einem Ort zum anderen zieht, immer unterwegs, immer auf der Flucht. Und selbst in der Gesellschaft anderer Grischa sind die beiden Schattenbeschwörer Außenseiter und nicht sicher. Was ein solches unstetes Leben mit einer jungen Seele macht, lässt sich bereits in dieser kurzen Episode gut nachvollziehen. Viel mehr will ich zum Inhalt auch gar nicht sagen, denn da es sich letztendlich um eine Kurzgeschichte handelt, würde ich sonst zu viel verraten.

Was dem Comic bez. der Erzählung gut gelingt ist es, die Gedanken- und Gefühlswelt Eryks zu verdeutlichen, was einen als Leser*in der gesamten Reihe seine Motivation für seine späteren Handlungen besser nachvollziehen lässt. Das heißt nicht, dass sie gerechtfertigt sind, aber war der Dunkel schon in den Grischabüchern ein Antagonist, der bei all seinen Fehlentscheidungen durchaus nachvollziehbare Grundideen besaß, wird diese Ambivalenz mit der Kurzgeschichte erweitert und unterstrichen. Er ist nicht böse, der Bösartigkeit wegen, sondern hat seine ganz persönlichen Gründe und Motive, das hat ihn schon immer zu einem der interessantesten Antagonisten im Jugendbuchgenre gemacht und der Comic bez. die ihm zugrunde liegende Kurzgeschichte baut diese Sichtweise weiter aus, daher ist er für Fans des Girhaverse auf alle Fälle lesenswert.
Das Einzige, was ich als Kritikpunkt hätte, wäre, dass ich mir vielleicht doch noch eins, zwei Doppelseiten mehr gewünscht hätte, die einen Schwenker zur “Gegenwart” machen und die Kurzgeschichte an die Bücher anknüpft, dann wäre alles noch etwas runder gewesen, so ist es wirklich eine wortwörtliche Momentaufnahme aus dem leben Dunklen.

Zum Ende meiner Rezension möchte ich noch ein großes Lob an die grafische Gestaltung aussprechen. Mir gefällt Dani Pendergast Stil wirklich sehr gut. Sie schafft es die Kräfte der Grisha sehr dynamisch darzustellen, sodass man sich mühelos die Flammen flackernd und die Schatten wabernd vorstellen kann. Auf dieselbe Art belebt sie auch viele Hintergründe. Im Kontrast dazu steht der doch eher zurückhaltende Umgang mit Farben, was für mich aber sehr gut passt, da die Geschichte ja auf das ganze Grishaverse gesehen wie eine Rückblende, ein Blick in die Vergangenheit ist.

Fazit:


“Demon in the Wood” gewährt einen interessanten kurzen Einblick in die Jugendzeit des Dunklen. Die Kurzgeschichte vertieft seine Ambivalenz als Antagonist und beeindruckt mit Pendergast’ dynamischen Zeichenstil. Für Fans der Reihe definitiv lesenswert.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine medizinische Disziplin, geboren aus den Schützengräben

Der Horror der frühen Chirurgie
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Lidsey Fitzharris nahm mich schon mal mit Der Horror der frühen Medizin mit, auf eine abenteuerliche Reise durch die Medizingeschichte (und ließ mich mehr als dankbar sein, im Zeitalter von Desinfektionsmittel, ...

Lidsey Fitzharris nahm mich schon mal mit Der Horror der frühen Medizin mit, auf eine abenteuerliche Reise durch die Medizingeschichte (und ließ mich mehr als dankbar sein, im Zeitalter von Desinfektionsmittel, Penicillin und anderen Antibiotika zu leben). Daher war ich sehr neugierig auf ihr neustes Buch, in dem es dieses Mal um die Anfänge der plastischen Chirurgie geht.

Eine Disziplin, geboren aus dem Terror des 1. Weltkrieges
"Ab dem Moment, als an der Westfront das erste Maschinengewehr ratterte, stand eines fest: Die Fortschritte in der Militärtechnologie stellten die Medizin vor ungeahnte Herausforderungen."
(Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 17)

Wenn man Plastische Chirurgie heutzutage hört, denken die meisten Menschen zuerst an Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen, Lippen aufspritzen und Hautstraffungen, kurz an Schönheitsoperationen. Die Medizin im Dienst des schönen Scheins. Doch die Anfänge dieser Fachdiszplin liegen ganz woanders, an einem Ort der in etwas so weit weg von Schönheit war, wie das Ende der Milchstraße von unserer Erde, nämlich in den Schützengräben des 1. Weltkrieges. Als das Töten und Verstümmeln von Menschen zur automatisieren, technisierten Wissenschaft wurde, verloren tausende Soldaten auch dann ihr Leben, wenn sie nicht starben, nämlich vor allem dann, wenn Kugeln und Granatenspliter ihnen die Gesichter zerfetzten und zerstörten. Diese “Entstellten” stießen in der Heimat zumeist auf Ekel, Verachtung und Angst, wie es Autorin Lindsey Fitzharris treffend in ihrem Prolog beschreibt:

"Anders als Amputierte wurden Männer mit entstellten Gesichtern nicht unbedingt als Helden gefeiert. Während ein fehlendes Bein Respekt und Mitgefühl auslöste, rief ein zerstörtes Gesicht häufig Ablehnung oder sogar Ekel hervor. […] Gesichtsverstümmelte Soldaten lebten nach der Heimkehr aus dem Krieg oft in selbstgewählter Isolation vor der Gesellschaft. […] Die Leben der betroffenen Soldaten waren oft so zerstört, wie ihre Gesichter. Ihrer Identität beraubt, wurden sie zum abschreckenden Symbol einer neuen mechanisierten Form der Kriegsführung […] die tragischsten aller Kriegsopfer, fremd sogar sich selbst."
(Der Horror der frühen Chirurgie von Lindsey Fitzharris, Suhrkamp Verlag, 2022, S. 22ff.)

Und diesem Leid versuchte der Chirurg Harold Gillies etwas entgegen zu setzten, indem er in kürzester Zeit die plastische Chirurgie um Meilen voranbrachte. Er rekonstruierte Nasen, schloss Löcher und Krater in Wangen, stellte ganze Kiefer wieder her und gab den Soldaten damit wieder eine Identität und auch wenn nicht immer alles perfekt lief, immerhin arbeitete er nahezu immer experimentell mit neuen Techniken, gab er ihnen vor allem eins: Hoffnung.

Lindsey Fitzharris hat ihr Handwerk verbessert
Kommen wir zum Literarischen. Wie bereits erwähnt, ist dies nicht meine erstes Buch von Lindsey Fitzharris. Ihr Debütwerk, Der Horror der frühen Medizin fand ich sehr spannend, aber man merkte schon, dass es ein Erstlingswerk von jemanden ist, der bisher viel wissenschaftlich gearbeitet hat. In dem Buch neigte Fitzharris zum Abschweifen, was damals mein Grund für einen Punkt Abzug war. Mit dieser Kritik war ich auch nicht allein und ich habe mich sehr gefreut, dass die Autorin sich diesen öfters genannten Kritikpunkt offenbar zu Herzen genommen hat, denn über Der Horror der frühen Chirurgie kann ich nur sagen: Es ist on point!

Fitzharris schreibt weiterhin sehr mitreißend und unterhaltsam und dieses Mal bleibt der Fokus stets auf Harold Gillies, sein Schaffen und seine Patienten. Natürlich gibt es ergänzende Informationen zum 1. Weltkrieg und speziell der Versorgung der Verletzten, aber diese Hintergrundinformationen sind bei diesem Buch meinem Gefühl nach immer wirklich nützlich und informativ und ergänzen die Aussagen, statt abschweifend zu wirken. Wirklich eine tolle Verbesserung.

Gleichzeitig bleibt die Autorin bei dem, was sie auch schon in ihrem Debütwerk großartig gemacht hat: Fakten und Medizingeschichte spannend erzählen. Indem sie Einzelschicksale beleuchtet und mit zahlreichen Tagebucheinträgen, Briefe etc., ergänzt, liest sich dieses Buch sehr bewegend. Es ist unvorstellbar, zu welchen Grausamkeiten Krieg führt, welches Leid selbst diejenigen widerfährt, die nicht im Schützengraben ihr Leben ließen. Fitzharris scheut sich nicht, diese absurde Brutalität ungeschönt zu schildern. Daher ist das Buch definitiv nichts für schwache Nerven und ich bin überzeugt, selbst die hartgesottesten ThrillerleserInnen und SplatterfimliebhaberInnen werden hier schlucken müssen, denn als LeserIn weiß man ja, das hier war real. Die im Buch erwähnten “Vorher-nachher” Fotoaufnahmen lassen sich problemlos finden (suchen auf eigene Gefahr) und es läuft einem eiskalt den Rücken herunter, was Menschen anderen Menschen antun können.
Doch das Buch ist nicht nur düster und traumatisch, an vielen Stellen zeigt es auch immer wieder Lichtblicke und Momente der Hoffnung. Das Engagement, mit dem sich Harold Gillies und sein gesamtes Klinikpersonal für ihre Patienten einsetzten, ist inspirierend und zeigt einmal mehr, dass wir alle den Leuten in medizinischen Berufen unseren größten Respekt schulden (und Arbeitgeber mehr Lohn!)

Abschließend bleibt mir nur zu sagen: Ihr mögt Sachbücher? Dann lest dieses Buch. Ihr mögt keine Sachbücher? Dann probiert es mit diesem Buch. Ich jedenfalls freue mich jetzt schon sehr auf Lindsey Fitzharris drittes Buch, dass im Oktober im Original erscheinen wird und in dem es anscheinend um Seuchen und Pandemien geht und hoffe inständig, dass auch dieses übersetzt werden wird.


Fazit:


Mein Monatshighlight im Mai! Der Horror der frühen Chirugie ist ein großartiges Sachbuch über ein düsteres, aber für die Betroffenen lebensveränderndes Kapitel der Medizingeschichte. Fesselnd erzählt, aber Thema bedingt nichts für schwache Nerven. Eine Sachbuchempfehlung für alle, die Sachbücher nicht mögen, es aber trotzdem mal mit einem probieren möchten.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Locker-leichtes Jugendbuch

Der dunkelste aller Zauber
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Von Margaret Rogerson habe ich bereits Der Rabenprinz gelesen. Ein leichtes Jugendbuch, dass jetzt kein Highlight war, aber trotzdem Spaß gemacht hat. Mit ähnlichen Erwartungen nahm ich mir nun auch dieses ...

Von Margaret Rogerson habe ich bereits Der Rabenprinz gelesen. Ein leichtes Jugendbuch, dass jetzt kein Highlight war, aber trotzdem Spaß gemacht hat. Mit ähnlichen Erwartungen nahm ich mir nun auch dieses Werk der Autorin vor und wurde nicht enttäuscht.

Ein Leben voller Bücher – Bücher voller Leben
Zu Beginn des Buches lernen wir Elisabeth und ihr Leben in der riesigen Bibliothek voller magischer Bücher kennen. Entschlossen und klug wie sie war, war mir Elisabeth gleich sympathisch und ihre spürbare Liebe zu den Büchern, selbst wenn sie in ihrer Welt gefährlich sind, hat mein Bookie-Herz natürlich auch berührt. Ganz besonders gefallen haben mir in diesen ersten und auch den späteren Kapitel Rogersons Beschreibungen der Grimoires. Wie jedes Buch seinen eigenen Charakter hat, seine eigenen Macken und Ticks war sehr unterhaltsam und es hat mir ungemein Spaß gemacht die Vielfalt der lebenden Bücher zu erkunden. Tatsächlich hätte ich liebend gerne noch mehr von ihnen kennengelernt, denn sie waren wirklich mein Highlight in dem Buch.

Das restliche Worldbuilding empfand ich als ok. An einigen Stellen, grade auch im Magiesystem hätte es ruhig ausführlicher und detaillierter sein können, aber es reicht aus, damit der Eindruck einer individuellen Welt entsteht und was für die Geschichte wirklich wichtig ist, wird auch ausreichend beleuchtet. Mehr Details hätten e s aber einfach noch lebendiger gemacht.

Sicheres Terrain
Was die Handlung angeht, so sehe ich im Stil her viele Parallelen zum Rabenprinzen. Wir haben wieder sehr typische Elemente der YA-Fantasy wie den geheimnisvoll, düsteren Magie, mit tragischer Vergangenheit als Love Interest, Gefangennahme und Flucht der Protagonistin, Nahtod des Loveinterest etc. Alles nicht schlecht, aber auch nicht wirklich kreativ. Was ein bisschen Schade ist, denn die Autorin hat einige wirklich schöne Ideen, die sich durchaus für so manche Überraschung eignen würde, wenn man sie weiter ausgebaut hätte, doch ich habe beim Lesen manchmal das Gefühl, dass ihr der Mut fehlt aus diesen Ansätzen wirklich schockierende Plottwists oder kontroverse Handlungen zu machen. Sie bleibt lieber auf dem sicheren
Terrain der locker-leichten Unterhaltung.

Nun sollte herausragende Kreativität kein alleiniger Standard für ein gutes Buch sein (es zeichnet lediglich die exzellenten Bücher aus), Margaret Rogerson mag sich zwar (erneut) hauptsächlich an bekannten Kniffs und Tricks der YA-Literatur bedienen, dafür schreibt sie einnehmend und unterhaltsam. Die Story in Der dunkelste aller Zauber ist rund, das Erzähltempo zügig, ohne zu übereilt zu sein und die Liebesgeschichte wurde geschickt dosiert. Sie ergänzt die Handlung, ohne sich in den Vordergrund zu drängen oder übermäßig kitschig zu wirken. Das alles führt dazu, dass ich Der dunkelste aller Zauber zügig und mit Freude gelesen habe. Für mich ein Buch zum Entspannen und Herunterkommen, das ich gerne gelesen habe.

Fazit:


Der dunkelste aller Zauber ist ein ähnliches Buch, wie auch Der Rabenprinz von Margaret Rogerson. Nicht vom Inhalt, sondern vom Stil und der Art her. Es sind locker-leichte Jugendbücher, die das Rad nicht neu erfinden, aber sympathische Protagonisten, ein paar schöne Ideen und eine runde Story haben. Kurzweiliges Lesevergnügen für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Tolle Grundidee, aber etwas linear

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen
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Bücher von Christina Henry habe ich mittlerweile ja schon so einige gelesen und auch wenn ich manche besser, als andere fand, freue ich mich immer noch jedes Mal, wenn ein neues erscheint. Die Chroniken ...

Bücher von Christina Henry habe ich mittlerweile ja schon so einige gelesen und auch wenn ich manche besser, als andere fand, freue ich mich immer noch jedes Mal, wenn ein neues erscheint. Die Chroniken der Meerjungfrau stand etwas länger auf der Wuli, durfte aber nun endlich einziehen und nachdem ich ein anderes Buch abgebrochen hatte, weil es mir nicht gefiel, dachte ich Henry könnte mich wieder aus diesem Lesetief ziehen. Ob das geklappt hat?

Die Meerjungfrau und der Showmaster
Die Chroniken der Meerjungfrau ist ein Buch, das aus der Vielzahl an Romanen, die Christina Henry bereits veröffentlicht hat, ein bisschen aus der Reihe tanzt. Statt Horror, bekommen wir eher einen Historischen Roman mit phantastischen Elementen, dass sollte man meiner Meinung nach als LeserIn wissen, bevor man zum Buch greift, sonst könnte es Enttäuschungen geben. Ich selbst wusste von BloggerkollegInnen schon, was mich erwartet, daher war es für mich keine böse Überraschung.
Stattdessen freute ich mich auf eine märchenhafte Erzählung und wurde da auch vom Beginn des Buches nicht enttäuscht. Wie die Meerjungfrau erst die Weiten des Ozeans erkundete und sich dann verliebte, erzählt Henry wirklich schön. Mir war Amelie (Die Meerjungfrau) auch gleich sympathisch. Ich mochte ihre Art zu denken und wie sie die Welt und die Menschen sah. Hier sah ich großes Potenzial für die weitere Geschichte mit dem Kontrast zu dem egozentrischen und geld- und prestigehungrigen Barnum zu spielen und hoffte auf eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Machtverhältnisse Mann/Frau, Kolonialismus und Ausbreitung und Kapitalismus, sowie auf einen sich zuspitzenden Konflikt zwischen diesen so unterschiedlichen Charakteren.
Und bekommen habe ich das auch irgendwie, allerdings in der Light Variante. Wie es mir auch schon bei Der Geisterbaum aufgefallen ist, schneidet Christina Henry zwar oft gesellschaftskritische Themen an, bringt die Sache aber nicht so richtig zu Ende bez. setzt sich für meinen Geschmack nicht intensiv genug damit auseinander.

Nun erwarte ich nicht von jedem Buch, dass es erhellende kritische Auseinandersetzungen führen muss. Wäre Die Chronik der Meerjungfrau zumindest sehr unterhaltsam gewesen, wäre mein eben genannter Kritikpunkt nicht allzu schwer ins Gewicht gefallen (wobei ich es aufgrund des Potenzials, dass definitiv da ist, trotzdem sehr bedauert hätte).
Doch leider muss ich sagen, dass auch vom Unterhaltungswert dies eins der schwächeren Bücher von Henry ist. Das liegt nicht etwa an dem ruhigen Erzähltempo, nein, das war völlig in Ordnung, vielmehr ist es die absolute Vorhersehbarkeit der Handlung. Sobald alle Charaktere im Spiel war, wusste ich sofort wie die Handlung verlaufen, und worauf sie hinauslaufen würde und so kam es dann auch. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Story sehr linear und ja auch ein bisschen zu simpel gestrickt wurde. Das macht die Handlung und das Buch nicht völlig schlecht, es hat trotzdem viele gute Momente und beschert angenehme Lesestunden, doch jemanden mitreißen kann es so nicht. Zumal ich eben weiß, dass es die Autorin auch besser kann

Fazit:


Wie immer kann Christina Henry mit ihrem Konzept und der Grundidee des Romans punkten, trotzdem ist Die Chroniken der Meerjungfrau für mich einer ihrer schwächeren Romane, da das vorhandene Potenzial einfach nicht voll ausgeschöpft wird und die Handlung zu vorhersehbar ist.

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