Profilbild von Miss_Page-Turner

Miss_Page-Turner

Lesejury Star
offline

Miss_Page-Turner ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Miss_Page-Turner über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2021

Kurz, Rau, Intensiv

Sturmvögel
0

Dieses Büchlein ist durch Zufall auf meinem Radar gelandet, aber als ich den Klapptext las, war ich sofort neugierig. Ich bin fasziniert von Geschichten, in denen Menschen in einer Notsituation über sich ...

Dieses Büchlein ist durch Zufall auf meinem Radar gelandet, aber als ich den Klapptext las, war ich sofort neugierig. Ich bin fasziniert von Geschichten, in denen Menschen in einer Notsituation über sich hinauswachsen, daher zog Sturmvögel unverzüglich bei mir ein.

Vom Fischerleben und der Unzähmbarkeit der See
Das Buch beginnt schonungslos mitten im Eissturm. Schon auf den ersten Seiten bekommen wir die unbarmherzige Kraft des Meeres und Eises zu spüren. Wir lesen von meterhohen Brechern und Eispanzer, die Stahlseile auf den Umfang von Rohren anwachsen lassen. Der Sturm heult, die Gischt spritzt und als Leser/in befindet man ich sofort am Deck des Trawlers. Obwohl Kárason sich einer eher subtile und schlichte Ausdrucksweise bedient, ist das Buch sehr atmosphärisch. Vielleicht ist es gerade diese Einfachheit, die die ungezähmte Kraft der See am besten beschreibt. Im Angesicht der wütenden Elemente gibt es am Ende nicht mehr viel zu sagen. Große Wortgebilde und imposante Metaphern sind was für Poeten, doch hier sprechen Fischer. Einfache Männer der See im Überlebenskampf, denen der Autor mit seinem Stil eine authentische Stimme gibt, sodass sich die Schilderung der Ereignisse sehr realistisch anfühlt, als ob man tatsächlich den Bericht eines isländischen Fischers und kein fiktives Werk vor sich hätte.

"Zweiunddreißig waren wir an Board gewesen, erfahrene Seemänner oder solche, die es werden wollten, doch nur acht von uns trauten sich hiernach noch einmal auf See."
(Sturmvögel von Einar Kárason, btb erlag, 2021, S. 140)

Diese Authentizität liegt mit Sicherheit auch darin begründet, dass der Autor früher selbst zur See gefahren ist. Er weiß also, wovon er schreibt und das spürt man auf jeder Seite. Ein gewisses Interesse für die Seefahrt sollte man als Leser/in jedoch mitbringen, denn gerade, weil sich der Autor so gut auskennt, lässt er auch viel von seinem Wissen in diesem kurzen Roman einfließen. Man lernt tatsächlich eine Menge über die Fischerei und den Alltag der Fischer an Board, da Kárason, wenn er nicht gerade das Drama an Board schildert, in Rückblenden vom Alltag der Seemänner erzählt. Als Leser/in ist es an dieser Stelle vom Vorteil, zumindest die Basisbegriffe der Schifffahrt zu kennen, sprich Bug und Heck, sowie Steuer- und Backboard auseinanderhalten zu können, alles Weitere wird aber gut erklärt und ich kann sagen, dass ich nach der Lektüre definitiv schlauer bin, als vorher.

Ein Schiff gegen die Elemente
Im Grunde habe ich nur einen kleinen Kritikpunkt an dem Buch: Obwohl der Sturm und die Kraft des Meeres toll beschrieben wurden, fehlte es mir ein bisschen an letzten Nervenkitzel. Die Wirkung des Sturms auf die Psyche der Männer ist hervorragend beschrieben und wirkt beklemmend, doch ich hätte gerne noch eine, oder zwei Szenen gehabt, in denen es nochmal richtig gefährlich wird, in denen ich richtig mitbangen und mitzittern hätte können, gerade zum Ende hin.

Fazit:


Trotz einfacher Sprache ist diesr kurze Roman sehr atmosphärisch. Dieses Buch ist so, wie der Wintersturm, gegen die diese Männer ankämpfen: Kurz, Rau, Intensiv.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2021

Wenn ein Vampir und ein Werwolf deine neuen Beziehungs-Goals sind

Fangs
0

Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Sarah Andersen Fan bin. Ich liebe ihre Sarah Scribbles Comicstripes, die mir so oft aus der Seele sprechen. Natürlich war ich da auch sehr ...

Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich ein großer Sarah Andersen Fan bin. Ich liebe ihre Sarah Scribbles Comicstripes, die mir so oft aus der Seele sprechen. Natürlich war ich da auch sehr gespannt auf ihr neustes Comicprojekt.

Sarah Andersen zeigt, was sie kann
Das erste was an Sarah Andersens neustem Werk im Vergleich zu der Sarah Scribbles Reihe auffällt: Es wirkt erwachsener. Zwar greift sie wie gewohnt auf eine Erzählweise durch kurze Comicstripes zurück, aber in den Zeichnungen zeigt sie, dass sie mehr kann, als nur “Scribbles”. Nicht nur wirkt der Zeichenstil reifer, auch die Geschichte selbst ist mehr als gekonnt erzählt. Was zunächst wie eine Aneinanderreihung einzelner für sich stehende Comic wirkt, entpuppt sich bald als eine zusammenhängende, sich aufbauende Geschichtete rund um die Beziehung von Elsie und Jimmy. Dabei geht aber trotzdem der Humor nicht verloren, z.B wenn Jimmy auf einen Chihuahua trifft, könnte ich mich jedes Mal wegschmeißen. Darüber hinaus gibt es aber auch noch jede Menge Erwachsenen und schwarzen Humor.

Wenn ein Vampir und ein Werwolf deine neuen Beziehungs-Goals sind
Doch dieser Comicband ist nich einfahc nur eine Ansammlung von Vampir bez. Werwolf witzen. Tatsächlich ist er auch ziemlich romantisch. Jeder Comicstripe ist eine Momentaufnahme einer Beziehung, die trotz Monströität vorbildhafter kaums ein kann. Denn der Grund, warum Elsie und Jimmy so gut miteinander auskommenist, dass jeder der beiden so sein kann wie er bez. sie ist. Keiner versucht den Partner zu etwas anderem zu machen. Sie akzeptieren die Macken und Eigenheiten des jeweils anderen und stellen sich gemeinsam darauf ein. So muss Jimmy sich erst daran gewöhnen morgens nicht die Vorhänge aufzureißen, während Elsie zukünftig auf Silberringe verzichtet. Die Beiden hören einander zu und auch wenn sie nicht perfekt sind und sich auch mal streiten, sie lieben und akzeptieren sich bedingungslos. Wenn das kein Beziehungs-Goal ist, dann weiß ich auch nicht. Das Ganze wirkt so unglaublich ehrlich, dass es einen richtig zu Herzen geht und ich bin schwer verliebt in dieses Pärchen.

Nicht nur für Neulinge
Ein letztes Wort noch an all jene, die Fangs bereits als kostenlosen Webcomic bei Tapas gelesen haben: Auch für euch lohnt sich dieser Sammelband und zwar nicht nur, weil man so eine geniale Cartoonistin wie Sarah Andersen unterstützt, sondern auch, weil im Sammelband allerhand Comics enthalten sind, die auf Tapas nie veröffentlicht wurden. Ich schätze sogar auf die Comicstripes, die man bei Tapas lesen kann, kommt fast nochmal so viel an unveröffentlichte, der Sammelband lohnt sich also auf alle Fälle.

Fazit:


Diesen Comicband muss man einfach lieben! Mit viel Humor und einem perfekten Gespür für Pointen schildert Sarah Andersen hier nicht nur das Liebesleben zweier Monster, sondern vor allem eine ehrliche, aufrichtige, auf gegenseitigen Respekt beruhende Beziehung, die zu Herzen geht. Ein Muss für jeden Comicfan!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2021

Ein kaum beachtetes dunkles Kapitel in der amerikanischen Geschichte

They Called Us Enemy
0

Diese Graphic Novel beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel der amerikanischen Geschichte, das leider immer noch viel zu wenig bekannt bez. aufgearbeitet wurde: die Internierung japanischstämmiger Amerikaner ...

Diese Graphic Novel beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel der amerikanischen Geschichte, das leider immer noch viel zu wenig bekannt bez. aufgearbeitet wurde: die Internierung japanischstämmiger Amerikaner während des Zweiten Weltkrieges. Ich hatte mich mit diesem Thema in der Vergangenheit schon maFolge mir ;)

Diese und andere Rezensionen (mit zusätzlichem Coververgleich Deutsch/Original) findet ihr auch auf meinem Blog Miss PageTurner grob auseinandergesetzt, aber dies ist meine erste literarische Adaption davon, daher war ich sehr gespannt auf die Umsetzung.

They Called Us Enemys
Am 19. Februar 1942, zwei Monate nach Pearl Harbor, unterzeichnete Präsident Roosevelt die Executive Order 9066. Diese erklärte große Teile der Pazifik-Anrainerstaaten wie z.B. Kalifornien zum Sperrgebiet. Alle Bewohner Kaliforniens, des westlichen Oregons und Washingtons sowie eines kleinen Streifens im Süden Arizonas und Alaskas mit japanischen Vorfahren wurden durch die War Relocation Authority in Internierungslager, genannt War Relocation Centers östlich der Pazifik-Region eingewiesen, wo sie bis zum Kriegsende bewacht von bewaffneten Soldaten in umzäunten Baracken leben mussten. 62 Prozent von ihnen waren offizielle Bürger/innen der Vereinigten Staaten, doch das nütze ihnen nichts. Schätzungsweise 110.000 Männer, Frauen und Kinder verbrachten die Kriegsjahre hinter Stacheldraht, einzig und allein aus dem Grund, dass sie dieselbe Ethnie hatten, wie der Feind.

Autor George Takei, bekannt als Aktivist für demokratische Werte und die Rechte von Homosexuellen und als Schauspieler in der Rolle des Hikaru Sulu aus Star Trek, schildert in dieser Graphic Novel autobiografisch, wie er als Kind diese Internierung erlebt hat. Zusammen mit seinen Eltern, seinem kleinen Bruder und seiner Schwester im Säuglingsalter wurde der vierjährige George zunächst nach Sanita Anita gebracht, wo die Familie in Pferdeställen untergebracht wurden. Eine Pferdebox pro Familie, egal wie viele Mitglieder. Später kamen sie ins Camp Rohwer und danach ins berüchtigte Tule Lake Lager.

Kindheit hinter Stacheldraht
In der Graphic Novel verarbeitet der Autor vor allem seine kindlichen Eindrücke aus dieser Zeit. Zwar streut er zum besseren Verständnis hin und wieder historischen Kontext ein, trotzdem bleibt es vor allem ein Bericht der Kindheitserinnerungen. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Vorteil liegt in der Zugänglichkeit des Geschilderten. Die Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Erniedrigungen werden deutlich und wühlen den/die Leser/in auf, dabei geht der Autor aber weder optisch, noch erzählerisch zu sehr ins Detail, sodass diese Graphic Novel auch für jüngere Leser/innen geeignet ist, wenngleich bei Kindern aufgrund von Verständnisfragen es lieber mit Erwachsenen zusammen gelesen werden sollte.

Sehr schön fand ich, dass zwar die Ungerechtigkeit des Ganzen allgegenwärtig ist, der Autor aber trotzdem auch schöne Kindheitserinnerungen mit uns teilt. Denn man muss im Hinterkopf behalten, Takei war vier, als er ins erste Lager kam und Kinderaugen sehen nun mal vieles anders. Was aus unserer erwachsenen Perspektive eine schreiende Ungerechtigkeit ist, war für den kleinen George oft ein Abenteuer. Die Dimension dahinter verstand er erst viel später, wie er in dem Comic als Erzähler aus dem Off selbst zugibt und sich so dem verfälschenden Charakter von Kindheitserinnerungen bewusst ist.
Doch gerade dadurch gibt es in diesem Comic auch einige recht lichte Momente in all der Trübnis, was in meinen Augen ein weiterer Grund ist, warum diese Graphic Novel sehr gut für Jugendliche bez. ältere Kinder geeignet ist und die für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 mehr als verdient hat.

Lang lebe Amerika
Nun sprach ich gerade eben ja auch von einem Nachteil dieser Erzählweise, wobei es eigentlich auch nichts wirklich Schlechtes ist, es kommt eben drauf an, mit welcher Erwartung man an diesen Comic geht. Als Einstieg in die Thematik ist er super, möchte man das Thema vertiefen, eignen sich vielleicht andere Bearbeitungen mehr, den Takei schildert zwar das Unrecht und geht zum Ende hin auch auf einige grundsätzliche Hinterfragungen ein, allzu sehr in die Tiefe geht er aber nicht, vor allem wenn es darum geht welche Traumata diese 4 Jahre Haft für viele bedeuteten. Das ist natürlich verständlich, da Takei ja selbst noch ein Kind war und der Comic seine Erfahrung schildert, aber es sei eben mal kurz genannt, damit jene, denen es vor allem um die Aufarbeitung des Themas geht, nicht grundlos enttäuscht sind.

Was mir zum Ende hin missfallen hat, war die immer stärker werdende amerikanisch-patriotische Note. Ich freue mich, dass George Takei seinen Frieden mit seiner Vergangenheit gefunden hat und nun wieder gerne in den USA lebt, trotzdem finde ich, dass die Art, wie hier die Aufarbeitung geschildert wird, nicht dem Unrecht das begangen wurde gerecht wird. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Als Nichtbetroffene maß ich mir nicht an, zu sagen, dass die Art wie Takei sein Erlebtes ausklingen lässt falsch wäre, es gefällt nur eben mir persönlich nicht und da Rezensionen nun mal subjektiv sind, ziehe ich dafür einen Punkt ab.

Loben hingegen möchte ich zum Ende hingegen, wie der Autor Bezug auf aktuelle Ereignisse nimmt und Parallelen zur heutigen Einwanderungspolitik der USA, die sich vor allem gegen Mexikaner/innen und Muslime richtet, zieht und dabei auch namentlich Trump erwähnt und dessen Einwanderungs-Stopp und Behandlung der Menschen an der mexikanischen Grenze heftig kritisiert.

Fazit:


Diese Graphic Novel eignet sich hervorragend für den Einstieg in die Thematik der Internierung japanischstämmiger Amerikaner während des Zweiten Weltkrieges und ist auch sehr gut für ein jüngeres Publikum geeignet. Einen leicht faden Nachgeschmack hat lediglich der für mich zu starke Patriotismus am Ende.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2021

Der ganz normale? Uniwahnsinn

Giant Days 01
0

Dieser Comicband ist eine Bibliotheksentdeckung. Da ich selbst Studentin bin, hat es mich die Thematik Unialltag sofort angesprochen und ich habe es noch am selben Tag, an dem ich es auslieh gelesen.

Mitten ...

Dieser Comicband ist eine Bibliotheksentdeckung. Da ich selbst Studentin bin, hat es mich die Thematik Unialltag sofort angesprochen und ich habe es noch am selben Tag, an dem ich es auslieh gelesen.

Mitten rein ins Studentenleben
Dieser Comicband ist ein Sammelband aus den ersten drei Comicheften von Giant Days. Es geht auch ziemlich unmittelbar los. Im ersten Panel werden kurz die drei Protagonistinnen vorgestellt und schon auf der nächsten Seite gibt es kurze Rückblicke über gemeinsame Abenteuer. Das hat mich doch etwas irritiert, da es mir das Gefühl gab, ich würde bei Heft zwei starten und mir fehle etwas. Ich hätte es schöner gefunden, wenn man als Leser/in das Zusammentreffen der drei Studentinnen und ihr Freundinnen werden miterlebt hätte. Ich hatte das Gefühl mitten in das Geschehen geschubst zu werden, ohne Zeit zu bekommen, die einzelnen Charaktere kennenzulernen, was mir den Einstieg erschwerte. Man fühlt sich wie auf einer Party, auf der jeder jeden kennt, nur man selbst kennt niemand.

Der ganz normale Uni-Wahnsinn
Im Grunde ist das aber auch schon mein einziger Kritikpunkt an diesem Comic gewesen. Ist man erstmal mit den Charakteren warm geworden und fängt an ihre Macken und Eigenheiten zu entdecken, hat man richtig viel Spaß mit Esther, Susan und Daisy. Der Humor ist dabei ganz große Klasse. Es ist eine gelungene Mischung aus Dialogkomik und Situationskomik und auch wenn natürlich so einiges überspitzt ist, fühlt es sich doch überraschend realitätsnah an und in so manchen Situationen kann sich wohl so gut wie jeder Student/in wiederfinden.

Was mir ebenso gut gefallen hat ist, dass neben allerhand “einfach witzigen” Situationen dazwischen auch immer wieder ernsterer bez. erwachsene Themen angesprochen werden. So spielen in diesem Band u.a. Sexismus, und Cybermobbing eine Rolle, ebenso werden queere Themen angesprochen. Die Autor/innen schaffen es eine sehr gute Balance zwischen Albernheit und sensiblen Themen zu finden.

Optisch ein Hingucker
Des Weiteren möchte ich den Zeichenstil loben. Auf der einen Seite ist er recht einfach, mit klaren Linien, aber das find eich gar nicht schlimm, im Gegenteil, häufig mag ich zu verschwommene, artistische Stile gar nicht. In der Mimik wiederum wird dann nicht mit Details gespart und die gelungene Darstellung der Gesichtsausdrücke macht einen großen Teil des Humors in diesem Comic aus.

Fazit:


Mir fehlt ein bisschen der einleitende Anfang, aber sobald man mit den Charakteren warm geworden ist, erwarten einen viele lustige Abenteuer aus dem Unialltag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2021

Unterhaltsam, aber auch ausbaufähig.

Im Schatten des Fuchses
0

Julie Kagawa konnte mich damals mit ihrer Unsterblich Reihe begeistern (Memo an mich: Unsterblich Reihe re-readen und rezensieren). Klar war ich da auch auf ihre neuste Reihe gespannt, zumal ich für asiatische ...

Julie Kagawa konnte mich damals mit ihrer Unsterblich Reihe begeistern (Memo an mich: Unsterblich Reihe re-readen und rezensieren). Klar war ich da auch auf ihre neuste Reihe gespannt, zumal ich für asiatische Setting immer zu haben bin 😁.

Willkommen in Iwagoto
In ihrem neuen Reihenauftakt entführt uns Julie Kagawa in den fernen Osten. Ihr Reich Iwagoto ist deutlich an Japan während der Edo-Zeit orientiert. Dabei zeigt die Autorin, dass sie im Gegensatz zu manch anderen Autoren, die sich dem feudalen Japan als Inspiration bedienen, ordentlich recherchiert hat. Zumindest so weit ich, als jemand der sich zwar intensiv mit Japan auseinandergesetzt hat, aber sonst keinen japanisch kulturellen Hintergrund hat, beurteilen kann. Besonders die Einbindung der japanischen Folklore mit ihren allerhand verschiedenen Yokais hat mir sehr gut gefallen, aber auch sonst vermittelt das Buch angenehmen fernöstlichen Flair, ohne dabei zu künstlich oder aufgesetzt zu wirken.

Typisches YA-Buch
Doch trotz des wirklich schönen Setting und eines typisch Jugendbuch, flotten Schreibstils muss ich sagen, dass sich die ersten 100 Seiten für mich eher zäh gestalteten. Die Handlung braucht lange, um wirklich in Fahrt zu kommen und das erste Drittel des Buches wirkt wie ein ewig langer Prolog bevor es dann endlich losgeht. Das Gefühl verstärkt sich umso mehr, da man in dieser Phase jetzt auch nicht so wahnsinnig viel über die Welt erfährt, sodass man argumentieren könnte, Kagawa möchte den Leserin sanft mit Iwagoto bekannt machen. Nein, stattdessen werden die Charaktere und ihr bisheriges Leben dargestellt, aber um diese Ausgangssituation zu verstehen hätte es auch die Hälfte der Seiten getan.
Irgendwann kommt dann aber glücklicherweise der Punkt, an dem es endlich losgeht und ab da wird das Buch auch ganz unterhaltsam. Leider bleibt die Autorin auf altbekannten und sicherem YA-Terrain. Wer schon viel in diesem Genre unterwegs war, erkennt schnell die typischen Muster, was die Handlung leider ziemlich vorhersehbar machte. Gerade der Verlauf der Lovestory ist ausgelutschter als eine überkochte Nudel. Es ist alles nett geschrieben, aber Überraschungen sucht man vergebens.

Die Kitsune und der Jäger
Warum lande ich trotz der schwächelnden Handlung trotzdem bei 4/ Punkten? Nun, das dürfte zum großen Teil an Protagonistin Yumeko liegen. Das Fuchsmädchen habe ich schnell ins Herz geschlossen. Sie ist fernab von allem in einem Tempel aufgewachsen und dementsprechend etwas naiv und weltfremd, aber es war eine niedliche Naivität und nicht diese “Was bist du doof Naivität” die mir schnell auf den Senkel gehen würde. Dazu mochte ich einfach ihre offene und positive Art. Selbst als alles, was sie kennt, zerbricht, behält sie ihre Lebensfreude. Bei all den hochdramatischen Protagonist
innen mit ach so tragischen Schicksalen in der YA-Welt fand ich das sehr erfrischend und Yumeko konnte mir mehr als einmal ein Lächeln auf das Gesicht zaubern.

Wo wir jedoch bei ach so leidvollen Charakteren wären: mit Tatsumi wurde ich erst sehr spät im Buch warm. Er ist das Musterbeispiel für den düsteren, “mysteriösen” einsamen Wolf mit tragischer Vergangenheit. Mit seinen sich ständig wiederholenden inneren Monologen alla “Ich bin gefährlich, ich habe keiner Wahl, als meiner Bestimmung zu folgen” bla bla bla, erinnerte er mich unangenehm an Sasuke aus Naruto 😒. Zum Glück wurde das, wie gesagt, im späteren Verlauf der Handlung etwas besser, auch wenn er immer noch ziemlich viele YA-Klischees erfüllt.

Fazit:


Im Schatten des Fuchses, ist gerade was die Handlung und Liebesgeschchte angeht, ziemlich klischeehaft und baucht auch etwas, um wirklich in Fahrt zu kommen. Doch dank eines stimmigen Settings und einer herzlichen Protagonistin konnte mich das Buch dennoch gut unterhalten und ich werde die Reihe weiter verfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere