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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2022

Gemütlicher Erzählstil mit vielen falschen Fährten

Auf Tod komm raus
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Der Einstieg in „Auf Tod komm raus“ gelang super. Ich war sofort drin in der packenden Rahmenhandlung, die mich fasziniert weiterlesen ließ. Ich lernte zu Beginn Nicolas und seine Schwester Jasmine kennen, ...

Der Einstieg in „Auf Tod komm raus“ gelang super. Ich war sofort drin in der packenden Rahmenhandlung, die mich fasziniert weiterlesen ließ. Ich lernte zu Beginn Nicolas und seine Schwester Jasmine kennen, über denen eine düstere Prophezeiung schwebte. Heute Nacht würde einer von ihnen beiden sterben, vor ihrem gemeinsamen dreißigsten Geburtstag. Das weckte natürlich meine Neugierde, immerhin spielte die Geschichte in der Gegenwart, und da glauben die Menschen normalerweise nicht mehr unbedingt an Wahrsagungen.
Geschildert wurden alle Ereignisse vom auktorialen Erzähler, aber so gut, dass ich augenblicklich eine tiefe Verbindung zu den Protagonisten herstellen konnte. Besonders als ich am Anfang Nicolas Moretti begleiten durfte, fand ich unheimlich spannend. Ich hatte das Gefühl, hautnah dabei zu sein und mochte die Stimmung im Buch.

Erst später kam Ebba Tapper hinzu, ehemalige Polizistin und nun völlig runtergerockt. Ihr bester Kumpel passt in Flaschen und dennoch erfüllte sie keine Klischees. Ja, zu Beginn fand ich Ebba ziemlich undurchsichtig, ich konnte mir kein klares Bild von ihr machen. Es war nur klar, dass sie völlig am Ende war und ihr die Staranwältin Angela Köhler unerwartet eine zweite Chance bot.

Stück für Stück löste Ebba Nicolas ab, sodass das Hauptaugenmerk fast nur noch auf Ebba lag. Was aber an sich superstimmig gewesen ist, denn „Auf Tod komm raus“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe, in dessen Mittelpunkt eben die Ermittlerin Ebba Tapper steht. Und so lernte ich sie auch besser kennen, verstand, was die Ursache für ihren Absturz war und verfolgte gebannt ihren inoffiziellen Ermittlungsansätzen. Am meisten faszinierte mich, dass Ebba ganz genau um ihre Alkoholsucht wusste und sich damit recht realistisch auseinandersetzte. Nicht so, dass daraus eine spontane Genesung entstand, aber doch so, dass sie mir sympathisch war.

Insgesamt fand ich die Entwicklung der Figuren glaubwürdig. Die meisten Fortschritte machte Ebba und ich war froh, dass ich größten Teils an ihrer Seite sein durfte. Ihr innerlicher Zwiespalt gepaart mit dem Wunsch, doch zeigen zu können, wie gut sie einst in ihrem Job war, machte sie zwar zu einer Antiheldin, aber dafür zu einem lebendigen Menschen.

Das atmosphärische Grundrauschen war düster und es lag viel negative Spannung sowie Verzweiflung in der Luft. Aber genau das mochte ich an dem Buch, denn hier gab es so viele Figuren, die etwas zu verbergen hatten und eine Wahrheit, die sich einfach nie richtig greifen lassen wollte. Ja, ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass sich die Ereignisse beinahe gemütlich weiterentwickelten. „Auf Tod komm raus“ war keine rasant erzählte Geschichte, sondern ein Buch mit vielen leisen und dramatischen Zwischentönen. Ja, die Polizei erschien oftmals in keinem guten Licht, aber das tat in dieser Story niemand. Alle umwoben düstere Heimlichkeiten und das machte das Ganze so spannend für mich.

Anna Karolina legte viele Fallstricke für mich aus, in die ich fröhlich in dem Glauben hineintappte, die Lösung schon zu kennen. Doch so leicht machte mir die Autorin das nicht. Erst auf der letzten Seite ließ sie die Falle zuschnappen und mich sprachlos zurück. Das Ende halb offen gestaltet, brachte mich fast um den Verstand. Ich will wissen, wie es weitergeht. Der Fall an sich ist gelöst, was ich definitiv mochte.

Auch wenn ich das Cover schon recht nichtssagend empfand und es mich dadurch auch nicht abholen konnte, „Auf Tod komm raus“ schaffte es jedoch sehr wohl. Die Jagd nach der Wahrheit mit ihren überraschenden Wendungen fand ich persönlich gelungen. Im Übrigen hätte ich den Originaltitel „Försvararen“ passender für dieses Buch gefunden. Denn dann wäre aus „Auf Tod komm raus“ „Der Verteidiger“ geworden.

Fazit:
„Auf Tod komm raus“ wurde zwar gemütlich erzählt, hatte aber durch eine schon fast erdrückende dunkle Atmosphäre großen Unterhaltungswert. Ein Schwedenkrimi, der mich überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Faszinierende Reisen unter Wasser in die Vergangenheit

Zeitreisen unter Wasser
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„Zeitreisen unter Wasser“ ist ein echtes Schwergewicht und mit seinen 320 Seiten auch keine kleine Buchlektüre. Der Preis des Buches ließ mich auch im ersten Moment schlucken, 50 € ist schon saftig, der ...

„Zeitreisen unter Wasser“ ist ein echtes Schwergewicht und mit seinen 320 Seiten auch keine kleine Buchlektüre. Der Preis des Buches ließ mich auch im ersten Moment schlucken, 50 € ist schon saftig, der wohl 2022 auch noch mal angehoben wird. Aber es lohnt sich total. Denn der Inhalt wusste mich vom ersten Augenblick an zu überzeugen.

Der Aufbau von „Zeitreisen unter Wasser“ war klug durchdacht. So startete mein Abenteuer in der Ostsee, um dann über die Nordsee den Schwenk zu Flüssen und Seen, Höhlen und Bergwerke und zum Schluss zu den Mooren zu machen. Das Besondere an diesem Buch war für mich, dass ich die archäologische Reise quer durch die Epochen der Geschichte komplett in Deutschland machte. Es war unglaublich interessant, was für Funde die Forscher und Forscherinnen gemacht haben.
Dabei herrschte eine große Themenvielfalt, sodass für jeden etwas Interessantes dabei sein wird.
Wer sich nur für bestimmte Bereiche interessiert, kann problemlos kreuz und quer durchs Buch lesen.

Neben den wissenschaftlichen Texten, die so formuliert worden sind, dass ich ihnen ohne große Probleme folgen konnte, wurden diese mit zahlreichen Karten, Schaubildern, Info- und Grafiken unterfüttert. So konnte ich für mich den Inhalt noch besser begreifen und „Zeitreisen unter Wasser“ verkam nicht zu einem schwergängigen Sachbuch.
Besonders eindrücklich empfand ich die Vielzahl an Bildern. Auch sie waren breit gefächert von Unterwasseraufnahmen bis hin zu Funden, die außerhalb des Wassers in Szene gesetzt wurden. Schon alleine das Durchblättern des Bildbandes war eine Bereicherung.

Sehr gelungen fand ich, dass Florian Huber mit seinen Kollegen und Kolleginnen sehr bemüht waren, mir, dem Laien diese doch sehr harte und mitunter sehr gefährliche Arbeit des Unterwasserforschers näherzubringen. Und auch aufzuzeigen, wie wichtig diese Arbeit ist. Ich jedenfalls bin sehr begeistert von „Zeitreisen unter Wasser“. Denn es erstaunt mich noch immer, wie viel Unentdecktes auf den Grund so manchen Gewässers schlummert, um eines Tages entdeckt und für die Nachwelt bewahrt zu werden. Hättet ihr vermutet, dass sogar schon ägyptische Mumien bei uns in der Elbe entdeckt wurden?
Ich finde es unheimlich interessant, wie nah wir doch der Geschichte sein können, ohne in fremde Gewässer ziehen zu müssen. Meine Highlights in dem Buch waren ganz klar die wikingerzeitliche Handelsmetropole und die Archäologie in den Mooren.
Wer übrigens Fan von Schiffwracks ist, kommt hier in „Zeitreisen unter Wasser“ voll auf seine Kosten. Es gibt so einige Überbleibsel gesunkener Schiffe und U-Boote zu entdecken.

Fazit:
Eine absolut empfehlenswerte Zeitreise unter Wasser, in der die Vergangenheit auf spektakuläre Art erkundet werden kann. Mal was ganz anderes und nicht nur für Geschichtsliebhaber.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

♥ Zurück in die Vergangenheit ♥

Mila Superstar 01
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Endlich war sie da. Mila Superstar zog als Manga bei mir ein. Bis dato kannte ich nur den gleichnamigen Anime, dessen Titelmelodie ich noch heute trällern kann. Nun erscheint die Manga-Vorlage als vierbändige ...

Endlich war sie da. Mila Superstar zog als Manga bei mir ein. Bis dato kannte ich nur den gleichnamigen Anime, dessen Titelmelodie ich noch heute trällern kann. Nun erscheint die Manga-Vorlage als vierbändige Luxusausgabe und so viel sei an dieser Stelle schon mal verraten, mit knapp 500 Seiten ist Band 1 ein echtes Schwergewicht. Daher hatte ich mich sehr darüber gefreut, dass der Egmont Manga Verlag auf einen hochwertigen Hardcovereinband gesetzt hatte.
Die Verarbeitung ist super, sodass das Lesen trotz des dicken Umfanges total angenehm war und sich „Mila Superstar 01“ gut halten ließ.

Mit ihren großen Kulleraugen sind diese Figuren natürlich Kult, jedoch ist der Zeichenstil von Chikako Urano für die heutige Zeit schon recht ungewöhnlich. Kein Wunder, wenn wir berücksichtigen, dass der Manga schon in der Zeit zwischen Januar 1968 und November 1971 entstanden ist.
Ich persönlich mag das noch immer, weil es mich an meine Jugendzeit erinnert und es durch den Manga eine schöne Zeitreise zu Mila und ihrem Volleyball Team gewesen ist.
All jene, die den Anime nicht kennen, könnten vom Zeichenstil überrascht sein und ihn gewöhnungsbedürftig empfinden.

Insgesamt empfand ich den Manga als sehr strukturiert. Vom Panelaufbau bis hin zum Zeichenstil setzte Chikako Urano auf eine klare Umsetzung. Manchmal waren die Illustrationen nur aufs Nötigste reduziert, dann gab es wiederum auch sehr detaillierte Ausschmückungen.
Superraffinierte Hintergründe, wie wir es teilweise in heutigen Mangas gewöhnt sind, gab es hier zwar nicht, war aber meiner Meinung nach auch überhaupt nicht notwendig. Denn besonders in den Turnierszenen sprang die aufgeheizte Atmosphäre immer auf mich über und ich fieberte begeistert mit Mila und ihrem Team mit.
Die Interaktion von Text und Zeichnungen war damit klasse umgesetzt und auf den Punkt genau.

Wie üblich unterscheidet sich auch hier der Manga vom Anime, was ich persönlich aber überhaupt nicht schlimm empfand. Im Gegenteil. Ich war erstaunt, dass ich nach all den Jahren tatsächlich noch in der Lage war, hier und da Abweichungen zu erkennen. Das machte für mich aber definitiv einen besonderen Reiz aus, denn so konnte ich in „Mila Superstar 01“ noch Neues erleben und entdecken.

Mir hatte es großen Spaß gemacht, zurück in Milas Welt zu reisen und sie bei ihrem Leben, ihrer Leidenschaft fürs Volleyballspiel und ihr Engagement fürs Team begleiten zu können. Ich mochte die Interaktionen der Figuren untereinander und klar, auch ich hatte neben Mila noch so meine Lieblinge. Aber auch die Antagonisten passten prima zur Story, denn sie verliehen ihr dadurch Dynamik und dem Ganzen eine packende Spannung.

„Mila Superstar 01“ ist eine wunderschöne Geschichte, in der es um Ziele im Leben, Freund- und Feindschaften, Teamgeist und die Liebe zum Volleyball geht. Dadurch, dass es keine Kapitel gab und die Geschichte stets flüssig weitererzählt worden ist, war es nur schwer, den Manga zwischendurch mal zur Seite zulegen.
Die Spannungskurven sorgten für viel Unterhaltung, besonders natürlich die dargestellten Volleyballturniere. Zeichnerisch fand ich die Frisuren sehr amüsant, spiegelten sie doch die Zeit, in der der Manga entstand, wider. Es hatte aber gleichzeitig etwas Nostalgisches.

Am Ende von Band 1 erwarteten mich noch interessante Hintergrundinfos über Mila und Volleyball im Allgemeinen. Ich finde klasse, dass Egmont Manga hier so spannenden Details verriet. Meine größte Überraschung war aber wohl, dass Mila in Japan ganz anders heißt.

Fazit:
Zurück in die Vergangenheit. Dieser Manga ist nicht nur was für Fans der Anime-Serie, sondern für alle Shojo Liebhaber eine super Empfehlung.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Ein toller Krimi mit einem waschechten Berliner Mädel

Schattenjagd
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Es war, als wäre ich nie weg gewesen. Schon nach den ersten Zeilen war ich wieder mittendrin und freute mich riesig über das Wiedersehen mit Ninella-Pritilata, die sich selbst nur Nina nennt. Damit hat ...

Es war, als wäre ich nie weg gewesen. Schon nach den ersten Zeilen war ich wieder mittendrin und freute mich riesig über das Wiedersehen mit Ninella-Pritilata, die sich selbst nur Nina nennt. Damit hat sie es auch wesentlich leichter, denn der Name Ninella-Pritilata sorgt meist für blöde Kommentare. Dabei ist Nina selber eine coole Persönlichkeit, die ich absolut mag. Ihre Art fand ich wieder grandios und besonders wie sie die Ereignisse, ihre Gedanken und Gefühle schilderte, war absolut mitreißend. Nina war eine hervorragende Icherzählerin mit reichlich trockenem Humor im Schlepptau und einer Vorliebe für metaphorische Beschreibungen. Natürlich hatten diese meist einen Bezug zu ihrem feinen Näschen, welches sie mehr oder weniger eifrig trainierte, damit sie eine Ermittlerin mit super Spürnase werden würde, im wahrsten Sinne des Wortes.
Außerdem wirkte Nina von Anfang an erwachsener, reifer. Ich mochte ihre Entwicklung und fand auch ihre Ansichten in sich immer schlüssig. Kein Wunder also, dass Nina zur Polizei möchte und extra ein Praktikum dort machte, um ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen zu können. Während sie nun endlich an einem waschechten Kriminalfall mitermitteln durfte, hätte ihr Mentor Koller viel lieber das Schnüffeltraining mit ihr intensiviert. Nicht ganz ohne Hintergedanken, versteht sich. Und so waren wieder tolle Wortgefechte und beste Unterhaltung garantiert.

Der Schreibstil war herrlich fluffig und leichtgängig zu lesen, sodass ich locker durch die Seiten flog. Der Handlungsaufbau folgte immer einem chronologischen Muster, welches einzig durch Ninas Verhalten geprägt gewesen ist. Dies machte es mir einfach, der Story zu folgen und dabei hatte ich auch jede Menge Spaß.

Ich mochte es sehr, dass das Cover passend zum ersten Band gestaltet worden war und dennoch stimmig zur Geschichte gewesen ist. Besonders gefiel mir, dass in der Frauensilhouette Berliner Örtlichkeiten zu erkennen waren, die in diesem Buch eine Rolle spielten.
Obwohl es sich bei „Schattenjagd“ um die Fortsetzung von „Die Schnüfflerin“ handelte, kann dieser Band ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Na klar, einige Ereignisse aus dem ersten Teil werden verraten, aber mit so wenig Aufwand wie möglich, sodass der Kern der anderen Geschichte nicht preisgegeben worden ist. Die winzigen bekannt gegebenen Details waren notwendig, um „Schattenjagd“ schlüssiger zu machen.

Generell war „Schattenjagd“ ein Krimi, der mit seiner leichtfüßigen Art zu bestechen wusste und auch für empfindsame Leser:innen bestens geeignet ist. Anne von Vaszary verzichtete darauf literweise Blut zu verspritzen und schaffte es dennoch für klasse Unterhaltung zu sorgen. Ich rätselte eifrig mit und versuchte die beiden Fälle mit Nina gemeinsam zu lösen, wobei ich ziemlich oft einfach nur komplett daneben lag. Ein kleines Rätsel blieb ungelöst, aber ich hoffe jetzt einfach mal auf einen dritten Band und eine dortige Aufklärung. Dank Nina war ich aber auch in der Lage mir dafür eigene Lösungen zu basteln, sodass ich dieses Buch hochzufrieden beenden konnte. Bei diesem stimmigen und sehr überraschenden Ende war das auch kaum ein Wunder.

Fazit:
Nina Buck ist zurück und dieses Mal darf sie sogar halboffiziell mit Intelligenz und Humor ermitteln. Spannende Lesestunden sind bei „Schattenjagd“ garantiert und überraschen mit einem toll ausgetüftelten Finale.

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Erotischer Roman mit voller ästhetischer Augenblicke

fig
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Erotischer Roman ist nicht gleich erotischer Roman, das habe ich schon vor einiger Zeit feststellen dürfen. Als ich das Cover von „Fig“ zum ersten Mal gesehen hatte, war mir nicht klar, wohin diese Reise ...

Erotischer Roman ist nicht gleich erotischer Roman, das habe ich schon vor einiger Zeit feststellen dürfen. Als ich das Cover von „Fig“ zum ersten Mal gesehen hatte, war mir nicht klar, wohin diese Reise wohl gehen würde. Obwohl das Buchkleid doch recht schlicht ist, wirkte es eindrücklich und lockte mich. Schon im ersten Kapitel wurde die Symbol- und Doppelhaftigkeit deutlich. Sowohl die Frucht als auch der Titel des Buches waren passgenau zur Story.
Der Zusatz „erotischer Roman“ verriet zudem sofort, welches Genre die Geschichte bedienen würde und ich kann euch sagen, dass es hier um eine sehr facettenreiche Darstellung der schönsten Nebensache der Welt handelte.

Sollte der geneigte Leser erotische Literatur mögen? Ich finde, dass es schwer zu beantworten ist, denn „Fig“ war eindeutig viel mehr als nur das. Es war ästhetisch, kunstvoll und auf einem gänzlich anderen Niveau als alles, was ich bislang in diesem Bereich gelesen hatte. Hier ging es um die Lust auf Augenhöhe, das Gefühl geliebt zu werden, so wie jeder Mensch ist und sich angenommen zu fühlen. Ein Zuhause zu finden, auf Zeit oder sogar für immer.

Besonders gut gelungen fand ich, dass sich Poppy Lamour ein ganz individuelles Paar ausgesucht hatte, dass polyamor ist. Das heißt, dass sie mehrere Menschen gleichzeitig lieben können und eine offene sowie ehrliche Kommunikation führen. Gemeint sind in diesem Fall Pierre und sein Partner Yanis. Zwei unglaublich liebenswerte Personen mit einem unheimlich guten Gespür für zwischenmenschliche Beziehungsebenen. Sie schauten den Menschen auf den Grund ihrer Seele und erkannten deren Wahres ich.
Und weil „Fig“ ein kompositorisches Meisterwerk ist, verwunderte es mich nicht, dass Yanis Künstler mit Leib und Seele war. Ein Charaktermensch, den ich sofort gern hatte. Ja, er war sehr empfindsam und brachte all jene emotionalen Facetten mit, die wir in Gedanken mit künstlerischen Genies verbinden, es war aber niemals klischeebeladen.
Yanis Partner Pierre konnte ich zu Beginn noch nicht richtig fassen. Er war mir etwas zu nebulös und es war spürbar, dass er sich vor irgendetwas in Acht nahm. Er war zwar offen und sympathisch, doch irgendwas hielt ihn doch zurück. Stück für Stück wurde entblättert, was das Problem gewesen ist, gleichzeitig wuchs mir Pierre genauso sehr ans Herz wie Yanis. Zu gern würde ich diese Personen auch mal im wahren Leben treffen, um die Magie ihrer gegenseitigen Liebe und jene, diese mit anderen Menschen teilen, spüren zu können.

Doch es gab natürlich auch einen starken Kontrast in Form von Fey und ihren Freunden. Letztere gehörten in die Kategorie arrogante Schnösel und es wunderte mich, dass Fey sie als Freunde wahrnahm. Sie ließen keine Gelegenheit aus, Fey lächerlich und kleinzumachen, manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass sie Fey einfach nur als eine Art niedrigere Angestellte betrachteten. Oh ja, diese sogenannten Freunde brachten mein Blut vor Zorn in Wallung, während mir Fey schon vom ersten Augenblick an leidgetan hatte. Es war spürbar, wie unglücklich sie war, und ich konnte ihre Sehnsucht nach ungeteilter, bedingungsloser Liebe fast körperlich spüren.

Dank des auktorialen Erzählers erfuhr ich viel über Fey, Yanis und Pierre. Innerhalb der Kapitel gab es Perspektivwechsel, was Spannung erzeugte und durchgängig dafür sorgte, dass ich völlig ahnungslos in die Szenenwechsel getrieben wurde. Der flüssig lockerleichte Schreibstil von Poppy Lamour nahm mich mit auf ein erotisches Abenteuer, das am Weltbild rüttelt und zeigt, wie magisch wahre Liebe sein kann. Doch Vorsicht! Alle Szenen waren äußerst bildhaft beschrieben worden, sodass für die eigene Fantasie kaum Platz war. Das muss der gewillte Leser mögen, sonst wird „Fig“ kein Genuss.

Fazit:
Mit „Fig“ erwartet euch ein sehr tiefsinniger erotischer Roman, der voller ästhetischer Augenblicke ist und die Fesseln von gesellschaftlichen Konstrukten sprengt. Kunst in seiner Reinform: Anregend und sinnlich.

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