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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2022

Ein packender Thriller

Todesreigen
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Ich konnte es kaum erwarten, mit „Todesreigen“ zu beginnen, da das Ende von „Todesmärchen“ Fragen am Ende offenließ, die ich brennend gern beantwortet gewusst hätte. Und so stürzte ich mich voller Elan ...

Ich konnte es kaum erwarten, mit „Todesreigen“ zu beginnen, da das Ende von „Todesmärchen“ Fragen am Ende offenließ, die ich brennend gern beantwortet gewusst hätte. Und so stürzte ich mich voller Elan auf „Todesreigen“, nur damit mir der Beginn gleich mal auf den Magen schlug. Die Angst, einem Geisterfahrer auf der Autobahn zu begegnen, kann wohl jeder nachvollziehen, es dann aber auch noch zu lesen, wow. Das war heftig und ich hatte gleich einen ordentlichen Adrenalinschub bekommen.

Der vierte Teil der Reihe um Sneijder und Nemez kann unabhängig von den anderen drei Büchern gelesen werden. Relevante Details zum besseren Verständnis zwischen Ereignissen und persönlichen Beziehungen wurden so erwähnt, dass die Leserschaft nicht gespoilert wird und das nachträgliche Lesen der vorherigen Bände kein Problem darstellt. Jedoch würde ich empfehlen, von vorne zu beginnen, da sonst die Entwicklung der stärksten und immer wiederkehrenden Charaktere einfach nicht so eindrücklich ist.

Andreas Gruber nahm mich bei „Todesreigen“ mit auf eine Reise durch zwei unterschiedliche Zeitstränge. Mithilfe der auktorialen Erzählweise mit unterschiedlichen wechselnden Perspektiven wurde der Erzählkreis der Geschichte so erweitert, dass ein großer Raum für Spekulationen und viel Spannung blieb. Hinzukam, dass ein Erzählstrang rückliegende Ereignisse aus der Perspektive der aktuellen Person beleuchtete, während Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez im Hier und Jetzt unterschiedlichen Spuren nachgingen. So erfuhr ich nur stückchenweise, was zuvor geschah, was wiederum dafür sorgte, dass ich ständig mit falschen Vermutungen um die Ecke kam.
Sehr gut gefielen mir auch die Rückblenden auf längere zurückliegende Ereignisse der Vergangenheit. Dadurch gewann das mir offenbarte Bild mehr Tiefe, Zusammenhänge traten klarer hervor und zeugten davon, welche Auswirkungen falsche Entscheidungen aus der Vergangenheit in der Gegenwart haben könnten.

„Todesreigen“ war spannungsvoll aufgebaut worden, sodass ich das Buch von Anfang an nicht weglegen wollte. Andreas Gruber verstand es wieder meisterhaft für reichliches Rätsel raten zu sorgen, weil er eine Bombe nach der nächsten effektvoll platzen ließ. Nur ganz langsam enthüllten die ganzen kleinen Puzzlestückchen ein schlüssiges Gesamtbild.

An Andreas Gruber liebe ich besonders seinen sehr bildlich detaillierten Schreibstil, der nie zu ausschweifend und immer auf den Punkt genau das trifft, was er aussagen möchte. Jedoch gab es hier einige Szenen, die für schwächere Mägen ungeeignet sind. Empfindsame Leser könnten sich hier viel Gruseln und sicherlich auch ekeln.

Besonders faszinierte mich in „Todesreigen“, wie viel Recherchearbeit Andreas Gruber in sein Werk einfließen ließ. Er präsentierte sauber ausgekundschaftete Fakten, die mein Interesse befeuerten und mich nebenbei sogar noch etwas lernen ließen. Außerdem sorgten sie für ein realistisches Leseerlebnis und rundeten das Gesamtbild sorgsam ab.

Unterhaltungstechnisch spielte „Todesreigen“ wieder ganz weit oben mit, allerdings muss ich sagen, dass mir beim letzten Teil des Showdowns ein bisschen zu viel gewollte Action herrschte. Das wirkte dann schon arg konstruiert, vielleicht wäre weniger tatsächlich mehr gewesen.

Nichtsdestotrotz wurden alle meine offenen Fragen sowohl von „Todesmärchen“ als auch hier aus diesem Buch geklärt und ließen mich mit einem zufriedenen Eindruck zurück. Besonders mochte ich in „Todesreigen“, dass die Wendungen unglaublich überraschend kamen und eine Dynamik in die Ereignisse brachten, die den Spannungsbogen konstant oben hielten.
Beeindruckend fand ich auch die weitere Entwicklung der Charaktere, die noch einmal auf ein ganz neues Niveau gehoben wurden und eine interessante Basis für die folgenden Bände schufen.

Fazit:
„Todesreigen“ ist voller Spannung und rascher Szenenwechsel. Jedoch blitzt manchmal ein bisschen zu viel konstruierte Action hervor, sodass es manchmal haarscharf an Übertreibung grenzt. Dennoch, oder vielleicht auch deshalb fühlte ich mich wieder bestens unterhalten und bin auf die nächsten Bände gespannt.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Wendungsreicher und verworren wirkender Thriller

Perfect Day
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Der Stil des Covers gefiel mir wirklich gut, er passte zu den anderen beiden Büchern von Romy Hausmann. Da jede ihrer Geschichten in sich abgeschlossen sind und auch keinerlei Berührungspunkte haben, könnt ...

Der Stil des Covers gefiel mir wirklich gut, er passte zu den anderen beiden Büchern von Romy Hausmann. Da jede ihrer Geschichten in sich abgeschlossen sind und auch keinerlei Berührungspunkte haben, könnt ihr bedenkenlos zu „Perfect Day“ greifen, wenn das Buch euch reizt.
Den Titel fand ich nicht ganz so gelungen, weil mir die Assoziation zum perfekten Tag auch nach dem Lesen nicht so recht glücken wollte. Ja, es gab schon Bezüge dazu, wobei einer besonders auf das Lied von Lou Reed gemünzt war. Aber das alles rechtfertigte für mich jedoch nicht die Vergabe des Titels.

Zu Beginn fand ich die wechselnden Erzählperspektiven und Zeitstrukturen verwirrend. Nicht immer war klar, wann sich welche Ereignisse zutrugen, was allerdings auch für eine rätselhafte Atmosphäre und übereifrige Spekulationen meinerseits sorgte. Im Verlauf der Geschichte ergaben die unterschiedlichen Perspektiven Sinn und es wurde spürbar, wie raffiniert hier Romy Hausmann mit ihrer Leserschaft spielte.
Hinzu kam ihr düster und geheimnisvoll wirkender Schreibstil, der gleichzeitig Informationen preisgab, aber auch viel verschleierte. Ständig hatte ich das Gefühl der Lösung nahe zu sein, nur um dann festzustellen, dass sich alles in eine ganz andere Richtung weiterentwickelte.

Es gab viele Plot Twists, die aber manchmal leider auch Klischees bedienten. Das fand ich schade, denn es war für meinen Geschmack völlig unnötig. Romy Hausmann gelang es auch so, durch ihren radikalen Schauplatzwechsel eine komplett neue und damit andere Atmosphäre zu erschaffen. Während ich erst noch die zutiefst verzweifelte Ann durch die pulsierende Stadt Berlin begleitete, landete ich plötzlich mit einer beinahe euphorischen Ann in einem abgeschiedenen, beinah idyllischen Dorf.
Dieser Bruch der Erzählung war kongenial.
In Berlin war Ann völlig am Ende. Ihr Vater saß in Untersuchungshaft, weil ihm die Morde an zehn kleinen Mädchen zur Last gelegt wurden. Völlig grundlos, findet Ann und ist auf der Suche nach jemanden, der ihr hilft, die Unschuld des Vaters zu beweisen. Doch das ist schwer, denn plötzlich wird sie von ihren Freunden und Bekannten wie eine Aussätzige behandelt. Anns Hilflosigkeit verwandelte sich schnell in blinden Aktionismus, der auch ihr aggressives Potenzial hier und da durchblitzen ließ.
Auf einmal war mir Ann nicht mehr so sympathisch, Misstrauen quetschte sich zwischen uns.
Dann kam der Wechsel des Schauplatzes und die Hoffnung griff um sich. Würde Ann hier beweisen können, dass sich die Strafverfolgungsbehörden geirrt hatten?

Ohne es so richtig zu merken, war ich tief in der Geschichte versunken. Jedem einzelnen Charakter war nicht zu trauen, sie alle hatten Geheimnisse, die nicht immer leicht zu durchschauen waren. Doch immer wieder schlichen sich Kleinigkeiten ein, die ich überzogen fand. Manche Zufälle wirkten schon arg konstruiert und mir fehlte das Vorstellungsvermögen, ob sich so was im wahren Leben wirklich so zutragen würde.
Was ich aber genial fand, war die Tatsache, dass Romy Hausmann von Anfang an mit offenen Karten spielte. Die Hinweise waren alle schon früh da, um sie richtig zu interpretieren. Doch ich habe begierig die ausgelegten Krümel aufgesammelt und war fleißig in die ausgelegten Fallen getapst.
Am Ende fügte sich fast alles schlüssig zusammen, was „Perfect Day“ zu einem runden Abschluss half.

Fazit:
Ein interessanter Thriller mit reichlich überraschenden Handlungswenden, die jedoch häufig von unglaublichen Zufällen begleitet wurden. Für alle, die gern Thriller mit Fokus auf psychisch basierten Emotionen und Beweggründen lesen.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Packend bis zum Schluss

Todesmärchen
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Das Cover mit dem Fliegenpilz mag ich gern und es ist zusammen mit dem Titel absolut stimmig zum Inhalt der Geschichte. Erst ab etwa der Hälfte des Buches entfaltet es seine volle Wirkung, weil dann das ...

Das Cover mit dem Fliegenpilz mag ich gern und es ist zusammen mit dem Titel absolut stimmig zum Inhalt der Geschichte. Erst ab etwa der Hälfte des Buches entfaltet es seine volle Wirkung, weil dann das Motiv mit dem Fliegenpilz erklärt wird.

„Todesmärchen“ ist der dritte Teil der Reihe rund um den Profiler Maarten S. Sneijder, der sich aber unabhängig von den anderen Bänden lesen lassen würde. Ich empfehle dennoch mit „Todesfrist“ zu Beginnen und im Anschluss „Todesurteil“ zu lesen, ehe ihr „Todesmärchen“ lest. Denn um die Beziehung zwischen Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez wirklich zu verstehen, sind die anderen Teile wichtig. Beide Figuren entwickeln sich kontinuierlich weiter und wachsen an den Herausforderungen, die sich ihnen in den Weg stellen.

Generell besticht dieser Thriller durch extrem vielschichtige Charaktere, die in keine Schublade so richtig passen wollen. Herzstück ist und bleibt Maarten S. Sneijder, der trotz seiner sehr zynischen Art und Weise ein liebenswerter Typ ist. Ja, er ist bisweilen sehr harsch, dennoch bleibt er immer ehrlich. Seine direkte Art stößt dabei viele Menschen vor den Kopf, aber seine genialen Sprüche machen ihn zu einem Unikat der Sonderklasse. Ohne ihn wäre diese Reihe nur halb so schön.
Sabine Nemez ist ganz anderes als Sneijder. Sie ist umgänglich und mir sehr sympathisch. Zudem fand ich es beeindruckend, wie sehr sie sich gemausert hat. Nun ist sie ebenfalls eine stolze Profilerin und hat definitiv ein stärkeres Selbstbewusstsein als noch in Band 1. Besonders die Wortgefechte zwischen ihr und Sneijder waren mir wieder eine wahre Freude.

Während Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez die verlässlichen Konstanten dieser Reihe sind, waren es die junge Psychologin Hannah Norland und der Rechtsbrecher Piet van Loon nicht. Charakterlich waren sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht, dennoch faszinierten mich beide. Hannah mochte ich sehr gern, ihre freundliche und zugewandte Art gefiel mir. Ihr eigentliches Vorhaben blieb lange im Dunkeln, was es umso spannender machte, ihr über die Schulter zu schauen und sie zu begleiten. Mit ihr fieberte ich wohl am meisten mit.
Piet van Loon brillierte mit seinem scharfen Verstand und seiner Fähigkeit, Meister der Manipulation zu sein. Ein bisschen habe ich es bedauert, nicht mehr von ihm lesen zu können, ein intensiverer Blick auf ihn und seine Handlungen wäre reizvoll gewesen.

Aber auch so war dieser Thriller extrem packend und das schon von der ersten Seite an. Das liebe ich so an den Büchern von Andreas Gruber. Er fängt mich sofort ein und lässt mich bis zum Schluss einfach nicht mehr los. Seine verschiedenen Handlungsstränge sorgten stets für eine fesselnde Atmosphäre und ich kann am Ende gar nicht sagen, welchen Strang ich lieber verfolgt hätte.
Insgesamt gab es zwei starke Handlungsstränge, einmal den von Nemez und Sneijder, die einen aktuellen Serientäter jagten. Und dann den von Hannah und Piet, die sich umkreisen wie die Geier und ich nie wusste, was jeder von den beiden eigentlich im Schilde führte.

Es gab kaum Nebenschauhandlungen und wenn, dienten sie einzig und allein dazu, die Haupthandlungsstränge voranzutreiben. Manchmal wurde erst später deutlich, wie alles ins Gesamtbild passte, aber ich kann versprechen, dass alles sehr stimmig und logisch gewesen ist.

Wer „Todesmärchen“ liest, lässt sich auf einen sehr starken und dynamischen Spannungsaufbau ein, der konsequent hoch bleibt und reichlich überraschende Wendungen bis zum Schluss parat hält. Manchmal verschwommen die Grenzen zwischen Gut und Böse, nur um sie kurze Augenblicke später wieder haarscharf hervortreten zu lassen.
„Todesmärchen“ ist nichts für zarte Gemüter, denn die Tötungsarten sind reichlich brutal, perfide und äußerst detailliert beschrieben. Dennoch schafft es Andreas Gruber durch die auktoriale Erzählperspektive Abstand zu schaffen, sodass ich nie an meine Grenzen kam und emotional nicht so verschreckt wurde, dass ich das Buch hätte aus der Hand legen wollen.

Fazit:
Bei „Todesmärchen“ erwartet euch ein superschlüssig konstruierter Thriller, der sich nah an der Realität bewegt und durchgängig zum Mitfiebern und raten einlädt. Volle Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Eine einfache, aber unterhaltsame Geschichte

Die Sklavin des Wikingers
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Um ehrlich zu sein, traf das Cover und auch der Titel überhaupt nicht meinem Geschmack. Bei eBooks ist es mir meist egal, da ich das Cover eh kaum sehe und sie ohnehin in Schwarz / Weiß sind. Aber weder ...

Um ehrlich zu sein, traf das Cover und auch der Titel überhaupt nicht meinem Geschmack. Bei eBooks ist es mir meist egal, da ich das Cover eh kaum sehe und sie ohnehin in Schwarz / Weiß sind. Aber weder das alte noch das neue Titelbild passen zur Geschichte. Das wurmt mich schon irgendwie, es sollte doch zu mindestens stimmig sein. Da ich das eBook von „Die Sklavin des Wikingers“ noch mit altem Cover habe, weiß ich nicht, ob zwischenzeitlich auch ein paar Fehler korrigiert worden sind. In meiner Version wimmelte es vor allem am Ende vor falschen Namen. Schon blöd, wenn die Äbtissin plötzlich drei verschiedene Namen innerhalb nur eines Kapitels verpasst bekommt. Abgesehen davon schlummerte noch der ein oder andere Logikfehler in der Geschichte. Zwar nicht so fatal, dass es mich aus dem Lesefluss gerissen hätte, aber gestört hatten sie mich schon.

Nun könnte der Verdacht entstehen, dass „Die Sklavin des Wikingers“ ein Flop für mich gewesen ist, aber dem war nicht so. Ich mochte die Geschichte um die schöne fränkische Grafentochter Mechthild und den Wikinger Ragnar ganz gern. Gut, es war jetzt keine literarische Meisterleistung, dafür war der Schreibstil an manchen Stellen schon recht einfach und mit Sicherheit auch nicht unbedingt passend zur rauen Zeit um 850. Dennoch gelang es Megan McFadden, mich an die Ereignisse zu fesseln und mir zu zeigen, wie schwer das Leben damals gewesen war. Da ich historische Geschichten mag, konnte mich die dadurch entstandene Atmosphäre mitnehmen. Hier hatte ich schon den Eindruck, dass die Autorin gut recherchiert hatte und mir ein überzeugendes Bild malte.

Zu Beginn fand ich den Handlungsaufbau irritierend. Der auktoriale Erzähler führte mich durch die Geschehnisse, doch beleuchtete er innerhalb einzelner Kapitel manchmal bis zu drei verschiedenen Figuren. Da war ich noch in der Gefühlswelt des einen Charakters versunken, da wurden mir die Gedanken einer anderen Person um die Ohren gehauen. Als ich mich jedoch daran gewöhnt hatte, war es kein Problem mehr und verlieh der Geschichte auch eine zwar recht eigenwillige Dynamik.

Die Protagonisten waren mir allesamt sehr sympathisch, auch wenn ich Mechthild nicht zu einhundert Prozent glaubwürdig empfand. Sie war für die damalige Zeit schon recht wild und ungestüm. Besonders als Grafentochter empfand ich ihr Verhalten oft einen Tick zu drüber. Dafür mochte ich ihren Scharfsinn, der manchmal aber auch in fehlgeleiteter Eitelkeit endet. Das machte sie aber menschlich und somit sympathisch für mich.
Der raue Ragnar war ein kraftvoller Mann, dem ich den Wikinger voll abnahm. Schade fand ich nur, dass ich eigentlich fast gar nichts über die Wikinger und ihre Kultur erfuhr. Im Grunde spielte die Geschichte nur an der fränkischen Küste, dort, wo einst das Land der Grafentochter Mechthild gehörte. Natürlich braucht es da auch einen anständigen Antagonisten, der seine Rolle super ausfüllte. Arnulf war an Fiesigkeiten und Bösartigkeit kaum zu überbieten. Aber das brachte Würze in die Story, da die Entwicklungen durch seine Handlungen extrem undurchschaubar wurden.

Wie eingangs schon erwähnt, war der Titel überhaupt nicht passend zum Inhalt der Geschichte. Nur weil Ragnar Mechthild „Sklavin“ nennt, war sie weit davon entfernt, Sklavenarbeit zu leisten. Der Kern der Ereignisse lag im Grunde bei der Gewinnung von Land, jeder wollte irgendetwas erobern. Dazwischen wurde dann das zarte Band der Liebe bei mehreren Figuren geknüpft.
Sinnliche Szenen waren rar gesät, aber da es zum Gesamtbild der Geschehnisse passte, fand ich das nicht besonders schlimm. Sie wurden mit reichlich blumiger Sprache ausgeschmückt, sodass auch jene LeserInnen gefallen daran finden werden, die nichts mit erotischen Momenten anfangen können.

Insgesamt hatte mich „Die Sklavin des Wikingers“ gut unterhalten und ich wollte auf jeden Fall wissen, wie alles endet. Die historische Seite der Geschichte gefiel mir und auch wenn ich mir mehr Wikinger gewünscht hätte, war das Buch lesenswert.

Fazit:
Eine einfache, aber unterhaltsame Geschichte mit historischem Ambiente und einigen Schmachtmomenten. Perfekt für zwischendurch und wenn ihr nicht viel nachdenken wollt.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Ein dunkler und geheimer Ort

Der Herzgräber
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Im Original heißt „Der Herzgräber“ „A dark and secret Place“ und ich muss sagen, dass ich diesen Titel wesentlich passender empfinde. Denn genau darum ging es in dieser psychologisch ziemlich finsteren ...

Im Original heißt „Der Herzgräber“ „A dark and secret Place“ und ich muss sagen, dass ich diesen Titel wesentlich passender empfinde. Denn genau darum ging es in dieser psychologisch ziemlich finsteren Geschichte um einen dunklen und geheimen Ort. Und wer sich vom Klappentext locken lässt und meint, dass er hier einen Serienkiller bei seinem schauerlichen Handwerk begleitet, dem sei versichert, dies war eher der kleinste Nebenschauplatz. Im Mittelpunkt standen Vergangenheit und Gegenwart mit ihren eigenen grauenerregenden Geheimnissen.

Jen Williams Schreibstil war unaufgeregt, indem das Hauptaugenmerk nicht auf blutspritzenden und adrenalinpeitschenden Augenblicken lag, sondern auf den psychologisch zwischenmenschlichen Aspekten. Besonders die unterschwelligen Gruselmomente begleiteten mich in „Der Herzgräber“ ziemlich häufig, sodass eine durchgängig schaurige, unheimliche bedrohliche Atmosphäre in der Luft lag.

Die unterschiedlichen Zeitebenen sorgten nicht nur für spannungsvolle Abwechslung, sondern auch dafür, dass sich mir immer mehr Fragen stellten, deren Antworten ich gern gekannt hätte. Besonders der Vergangenheitsstrang mit Michael Reave als Hauptfigur empfand ich besonders interessant. Seine Entwicklung und welche Konsequenzen dies bis in die Gegenwart hatte, waren auf grauenerregende Art und Weise faszinierend. Manchmal schwankte ich zwischen Abscheu und Mitleid hin und her, Jen Williams gelang es perfekt, mir einen Menschen zu präsentieren, der sich zu einem Monster entwickelte.

Schwerpunktmäßig lag der Fokus in der Gegenwart und auf Heather, die der Frage nach dem Warum im Zusammenhang mit dem Selbstmord ihrer Mutter nachging. Anfänglich mochte ich Heather, konnte mit ihr fühlen und spürte ihre Verzweiflung gepaart mit Verunsicherung sowie Angst. Doch im Verlauf der Geschichte wurde mir Heather immer unsympathischer. Besonders durch ihre teilweise rücksichtslose und stellenweise aggressive Art. Aber auch ihr Verhalten in unheimlichen Augenblicken empfand ich als völlig irrational. So hätte ich nie und nimmer reagiert und dadurch wurde mir Heather immer suspekter. Dies hatte leider auch zu Folge, dass ich sie nicht mehr mit Herzblut, sondern mit Abstand begleitete. So wirkten die Schockmomente einfach nicht mehr intensiv genug, um mich dauerhaft in einen Zustand des Fürchtens zu halten.

Dagegen mochte ich, dass sich beide Zeitebenen chronologisch weiterentwickelten und besonders die wohldosierten Beschreibungen der Schauplätze, insbesondere denen in der Natur, ein stimmungsvolles Bild erschufen. Eindrucksvoll waren jene Momente, wenn Jen Williams durch gegensätzliche Szenenbilder das Schaurige intensivierte. Abgerundet wurde das Ganze von ursprünglichen, grausigen Märchen aus dem Hause Grimm, die ein völlig neues Ende bereithielten. Oftmals fragte ich mich, ob mir hier eine versteckte Botschaft zuteilwürde. Generell bot mir „Der Herzgräber“ reichlich Platz für eigene Spekulationen.

Das Ende war irre und genial gelöst. Fast alle meine offenen Fragen wurden restlos und auch stimmig geklärt. Auch wenn mich nicht alles überrascht und ich das ein oder andere Rätsel schon gelöst hatte, fand ich den Gedanken hinter diesem Buch erschreckend lebensnah. Schade war wirklich nur, dass Heather diese Stimmung so massiv durch ihren Charakter drückte. Wäre sie um einiges sympathischer gewesen, „Der Herzgräber“ wäre ein Lesehighlight für mich geworden.

Fazit:
„Der Herzgräber“ ist kein Thriller, der auf bluttriefende Action setzte, sondern mit einem bedrohlichen, gruseligen Unterton erzählt wurde. Für Freunde von psychologisch aufgebauten Thrillern in jedem Fall eine Empfehlung.

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