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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2018

Brutal, schockierend, schonungslos - nichts für schwache Nerven

Der Näher
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Eine verunglückte Joggerin findet die Leiche einer einbetonierten Frau. In der Hand hält sie ein neugeborenes Baby, das sie scheinbar auf grausamste Art zur Welt bringen musste. Schnell stellt sich heraus, ...

Eine verunglückte Joggerin findet die Leiche einer einbetonierten Frau. In der Hand hält sie ein neugeborenes Baby, das sie scheinbar auf grausamste Art zur Welt bringen musste. Schnell stellt sich heraus, dass die Frau nur eine von vielen ist. Aktuell hat der Näher noch zwei weitere Frauen in seiner Gewalt, die Martin Abel finden muss, bevor auch für sie und ihre Babys jede Hilfe zu spät kommt...

Ich wurde durch eine Leseprobe auf den Thriller aufmerksam und las ihn deshalb ohne das Wissen, dass er in eine Reihe gehört, was mich eigentlich sehr stört. Allerdings war das hier kein großes Problem, denn der Leser hat nicht wie sonst in solchen Fällen das Gefühl, mitten hineingeworfen zu werden in das Privatleben seines Ermittlers. Trotz der fehlenden Vorkenntnisse kommt man in der Story ganz gut mit, wenn sich natürlich auch nach und nach der Wunsch äußert, auch die Vorgeschichte kennenzulernen.

Die Thriller-Handlung an sich dagegen ist perfekt gelungen!! Ich suche schon seit langem nach einem Autor, der es so wie beispielsweise Cody McFadyen schafft, die Abgründe der menschlichen Seele so schonungslos darzustellen - in Rainer Löffler habe ich ihn gefunden! Selten habe ich einen Thriller gelesen, der mich so abgestoßen und gleichzeitig so fasziniert hat, wirklich großartig. Die Spannung nimmt sofort auf den ersten Seiten Fahr auf und hält sich bis zuletzt. Zwischenzeitlich fragte ich mich, wie denn das Buch noch weitergehen soll, da die Lösung schon absehbar schien. Aber Löffler schaffte es hier, den Leser an der Nase herumzuführen und ihm eine recht überraschende Lösung zu präsentieren. Ich hatte zwar am Ende dann einen Verdacht über die Identität des Täters, doch bekam ich diesen Verdacht deutlich später, als ich diesen sonst habe und ich fand die Auflösung wirklich geschickt und gekonnt inszeniert.
Also wirklich ein toller Thriller, der absolut lesenswert, aber sicher nichts für schwache Nerven ist!!

Veröffentlicht am 04.06.2018

Ein weiter Weg zur Freiheit

Das Kind, das nachts die Sonne fand
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Der kleine Fürstensohn Marcus wird Zeuge der kompletten Vernichtung seiner Familie. Nur knapp kann er mit Hilfe der Tochter der Hebamme entkommen. Doch nun steht er vor den Trümmern seines Lebens und darf ...

Der kleine Fürstensohn Marcus wird Zeuge der kompletten Vernichtung seiner Familie. Nur knapp kann er mit Hilfe der Tochter der Hebamme entkommen. Doch nun steht er vor den Trümmern seines Lebens und darf nicht mehr Marcus von Saxia sein. Er ist jetzt Mikael, den die Hebamme vorgibt, gekauft zu haben, damit er sie bei der Arbeit unterstützt. Kein leichtes Leben für einen ehemaligen Adeligen, denn die Dorfbewohner leiden seit dem Tod von Mikaels Familie unter der furchtbaren Herrschaft des neuen Fürsten. In Mikael beginnt einneuer Wunsch zu keimen: Er möchte die Menschen finden, die nachts die Sonne finden. Er möchte frei sein...

Das Buch ist wirklich herzerwärmend schön! Luca DiFulvios Schreibstil ist warmherzig und einfühlsam und die Gefühle der Figuren werden plastisch dargestellt. Man leidet, lacht und weint mit ihnen und kann sich ohne Probleme in das düstere Mittelalter hineinversetzen, in dem die Menschen lediglich Besitztümer und auf die Gnade ihres Fürsten angewiesen waren.
Die Bandbreite der Figuren ist ebenfalls wunderbar gelungen, man findet mehrere Figuren, die man richtig liebgewinnt und von denen man mehr erfahren würde und auch die Fieslinge sind toll gestaltet.
Spannend ist das Buch aber nicht. Man weiß die ganze Zeit, dass die Geschichte gut ausgehen wird, die Frage dabei ist eher, wie Mikael sich durchschlagen wird.

Eine wirklich lesenswerte und herzerwärmende Geschichte über Freiheit und den Weg dorthin.

Veröffentlicht am 16.05.2018

Die Kürzungen tragen nicht zu einer Verbesserung der Story bei

AchtNacht
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Um 8.08 Uhr beginnt die AchtNacht. Zwei Menschen werden ausgewählt und sind ab diesem Zeitpunkt für 24 Stunden vogelfrei. Dem erfolgreichen Jäger winken 10 Millionen SIegerprämie...

Ich fand die Handlung ...

Um 8.08 Uhr beginnt die AchtNacht. Zwei Menschen werden ausgewählt und sind ab diesem Zeitpunkt für 24 Stunden vogelfrei. Dem erfolgreichen Jäger winken 10 Millionen SIegerprämie...

Ich fand die Handlung im Buch schon nicht die berauschendste der Fitzek-Handlungen. Es ist zwar faszinierend, wie er dieses psychologische Experiment ausufern lässt und mit dieser Vorstellung spielt. Sicher ist das auch alles im Bereich des Möglichen. Die Täter-Frage bleibt bis zuletzt gewohnt ungelöst und das Ende kann auch überraschen. Trotzdem hat mich die Handlung nicht so gefesselt wie das sonst der Fall bei Fitzek ist. Das Hörbuch habe ich dann geschenkt bekommen. Simon Jäger liest das Buch toll und passt sich auch der Stimme der weiblichen Protagonistin toll an. Durch die vielen Kürzungen bei der Lesung wirkt die Handlung jedoch recht lieb- und detaillos.

Veröffentlicht am 16.05.2018

Die wundersame Macht der Schokolade

Himmlische Träume
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Vianne Rocher kehrt nach 10 Jahren zurück an den Ort ihres ersten Wirkens. MIt ihr reisen ihre beiden Töchter und ein Sack voll Offenheit, Liebe und Akzeptanz. Das wird sich als wichtig herausstellen, ...

Vianne Rocher kehrt nach 10 Jahren zurück an den Ort ihres ersten Wirkens. MIt ihr reisen ihre beiden Töchter und ein Sack voll Offenheit, Liebe und Akzeptanz. Das wird sich als wichtig herausstellen, denn in der Gemeinde herrscht Krieg: Krieg zwischen den französischen Katholiken und den marrokanischen Muslimen, doch auch innerhalb der konfessionellen Gemeinschaften gibt es keinen Frieden mehr. Und bald drohen die Konflikte regelrecht zu eskalieren...

Ich kenne den berühmten Vorgänger dieser Geschichte nicht, muss aber sagen, dass mich die Geschichte sofort in ihren Bann genommen hat. Absolut verzaubernd erzählt Joanne Harris hier von Liebe, Akzeptanz und der Macht der Zuhörens - und von Schokolade. Denn die Protagonistin Vianne hat all dies! Die Figuren sind wundervoll fantasiereich gemalt und ausgestaltet, man verliebt sich in jede von ihnen und kann sich das Leben in der kleinen französischen Gemeinde richtig toll vorstellen. Die Handlung geht dabei etwas an der Realität vorbei, doch zeigt sie einen wundervollen und erträumenswerten Fantasiezustand. Wirklich eine wundervolle Geschichte, die eintauchen lässt in ferne Welten und die die Schokolade nur so auf der Zunge fühlen lässt!
Die Sprecher sind dabei perfekt gewähtl! Das etwas Strenge von Matthias Leja und das sanfte, träumerische in Ulrike Grotes Stimme sind wie gemacht für die Geschichte!

Veröffentlicht am 08.05.2018

Verstörend direkt

Axolotl Roadkill
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Normalerweise würde an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung des Inhalts stehen. Doch was soll man schreiben, wenn es keine Handlung gibt? Das Buch dreht sich um die 16jähirge Mifti, die sich selbst ...

Normalerweise würde an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung des Inhalts stehen. Doch was soll man schreiben, wenn es keine Handlung gibt? Das Buch dreht sich um die 16jähirge Mifti, die sich selbst als "wohlstandsverwahrlost" beschreibt. Sie konsumiert exzessiv Drogen, wechselt ihre Sexualpartner schneller als andere ihre Unterhosen und empfindet vor allem eins: Ekel vor sich selber und einen Hass auf das Leben und die Gesellschaft. Von ihrer Mutter wurde sie schwer misshandelt und so ist sie ständig auf der Suche: Nach Liebe, nach Anerkennung, nach dem ultimativen Trip, nach der Wahrheit - man weiß es nicht. Eigentlich weiß der Leser nur eins: Diese Protagonistin ist zutiefst verzweifelt und ein klassischer Verlierer unserer Gesellschaft. Dabei schafft sie es, diese Gesellschaft auf den Punkt in ihrer Scheinheiligkeit zu entlarven und bringt damit gleichzeitig auf den Punkt, unter welchen Probleme die Jugendlichen ihrer Generation zu leiden haben. Sprachlich unglaublich gekonnt, fast artistisch tanzt Mifti durch diese Handlung und trägt den Leser in Discotheken, auf dubiose Sexpartys und in die unterschiedlichsten Wohnszenarien. Dabei ist eines immer völlig präsent: Dass nichts so ist, wie es scheint und dass nichts Sinn ergibt.

Gestört hat mich anfangs diese derbe Sprache. Man braucht einige Seiten, bis man hineinfindet. Zunächst versucht man, den philosophischen Eskapaden der Figuren zu folgen, doch man stellt schnell fest, dass diese ebenso leer und sinnlos sind wie das Leben der Jugendlichen selber. So kommt man nach einigen Seiten doch gut mit dem Schreibstil zurecht. Allerdings wird das Dargestellte schnell zu viel und man ist letztendlich froh, dass das Buch doch nur 200 Seiten hat - Viel zu anstrengend die Vorstellung, dass hinter diesem Roman auch nur ein kleines bisschen Wahrheit steckt...