Lässt einen zurück mit der Frage nach der Wahrheit in der Fiktion
Die PäpstinJohanna weiß von klein auf, dass sie nicht dem Schicksal der Frauen ihrer Zeit folgen will. Sie will nicht hinter dem Herd enden als Untergebene eines Ehemannes, das lebt ihr schon ihre heidnische Mutter ...
Johanna weiß von klein auf, dass sie nicht dem Schicksal der Frauen ihrer Zeit folgen will. Sie will nicht hinter dem Herd enden als Untergebene eines Ehemannes, das lebt ihr schon ihre heidnische Mutter so vor. Doch lernen kann sie auch nur im Geheimen, wenn keiner sie sieht, denn ihr Vater, der Pfarrer ist, würde sie aufs Härteste bestrafen. Doch wie das Schicksal es will, schafft es Johanna nach und nach, eben doch ein großes Maß an Bildung zu erlangen. Dies gelingt ihr unter anderem wegen ihrer Verkleidung als Mann. Und ehe Johanna es sich versieht, ist sie nicht länger der engste Berater des Kirchenoberhaptes, sondern der Papst selbst...
Die Geschichte der Päpstin ist eine Legende. Bis heute scheiden sich die Geister an der Frage nach der Wahrheit hinter der Legende. Auch Donna W. Cross lässt uns mit der Frage zurück, ob es eine Päpstin gegeben haben kann und referiert in ihrem Nachwort detailliert die Argumente die dafür und dagegen sprechen. Als Leser bleibt man zurück und weiß nicht, ob man es glauben kann, dabei möchte man nichts sehnlicher: Man möchte glauben, dass es in einer so düsteren Zeit möglich war, als Frau den Aufstieg zu schaffen. Dass der Wille und der Ehrgeiz ein kleines Mädchen dazu bewogen, alles aufzugeben für das eine große Ziel. Man schließt Johanna in ihr Herz und kann kaum glauben, durch welche Schicksalsschläge sie hindurchgerät und wie unbeschadet sie immer wieder davonkommt und schließlich völlig unerwartet selbst die größte Würde erlangen kann, die ein Gläubiger sich vorstellen kann. Und noch viel mehr: Man möchte als Leser glauben, dass es so gute Menschen immer gab und immer geben wird! Menschen, die den Erwartungen der Gesellschaft widerstehen und sich dafür einsetzen, dass unsere Erde zu einem besseren Ort wird, ganz egal ob im Namen des Herrn oder einfach nur aus Glauben an die Menschlichkeit. Ein Buch, das einen hoffend zurücklässt.
Leider war der Schreibstil doch recht mühsam und immer wieder werden lateinische Phrasen eingeworfen, was das Lesen zusätzlich erschwert. Am ganzen Stil erkennt man, dass Cross keine Romanautorin ist, sondern sich in der Regel mit eher trockeneren Wissenschaft befasst. So sind auch die Ereignisse aus Johannes Leben nicht immer sehr lebhaft beschrieben oder haben selten runde Übergänge. Immer wieder frägt man sich nach größeren Zeitsprüngen, wann genau man sich jetzt eigentlich befindet und was seither geschehen ist. Auch die Fülle an Namen ist oft schwer zu überblicken und die philosophischen und religiösen Diskussionen kann man nicht einfach herunterlesen.
Fazit: Die Päpstin ist ein Roman, der den Leser zurücklässt mit der Hoffnung auf das Gute, mit der Bewunderung für eine unglaubliche Frau und der Unsicherheit, ob dies alles so geschehen sein kann. Gleichzeitig ist der Roman leider keine seichte Bett-Lektüre, denn der Schreibstil ist recht zäh und gespickt mit theologischen und philosophischen Diskussionen.