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Veröffentlicht am 24.07.2018

Ein tolles, ganz besonderes Buch

Wir beide wussten, es war was passiert
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MEINUNG
Wow! Eine ganz anderen Art von Buch, einfach nur wunderschön, poetisch und großartig.

Billy der 16-jährige Protagonist, haut von zu Hause ab und flieht somit auch vor seinem alkoholkranken Vater, ...

MEINUNG


Wow! Eine ganz anderen Art von Buch, einfach nur wunderschön, poetisch und großartig.

Billy der 16-jährige Protagonist, haut von zu Hause ab und flieht somit auch vor seinem alkoholkranken Vater, mit dem er ein sehr schlechtes und von Gewalt geprägtes Verhältnis hat. Er will ein neues Leben anfangen und landet in Bendarat, wo er sich häuslich in einem Waggon niederlässt. In Bendarat lernt er Old Bill kennen, der neben ihm im Waggon schläft und Caitlin, die bei McDonald's arbeitet. Und mehr möchte ich hier zum Inhalt auch nicht sagen, da alles mehr zu viel verraten würde.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive von Billy erzählt, aber auch Old Bill und Caitlin kommen zu Wort. Alle 3 sind wunderbare Charaktere, die absolut echt sind und einfach nur sehr überzeugend beschrieben wurden. Während des gesamten Buches sind sämtliche Handlungen , Gedanken und Gespräche glaubwürdig und ungeschönt. Dinge werden beschrieben wie sie sind und nichts wird in Watte gepackt. Gerade das hat mir so gut gefallen. Billy und Caitlin erleben kein Märchen, sondern erleben eine realistische Annäherung.
Billy ist ein Charakter, den man sofort lieb gewinnt. Anstatt sich aufzugeben, wagt er einen Neuanfang und bleibt durchgängig sympathisch. Vor allem sein Verhältnis zu Old Bill ist gut beschrieben. Man merkt sofort, dass Beide wichtig füreinander sind. Old Bill braucht Billy und Billy braucht Old Bill. Sie haben sich nicht gesucht, aber dennoch gefunden und diese besondere Verbindung zwischen ihnen, die ganz unaufgeregt erzählt wird, macht einen großen Teil dieses wunderbaren Buches aus.
Old Bill ist eher von der kauzigen Art. Anfangs zeigt er noch große Ablehnung gegen Billy und schimpft über ihn, doch mit der Zeit merkt man, wie sich ihr Verhältnis ändert. Old Bill macht dabei auch eine große Veränderung durch und nach und nach bekommt man auch mehr Informationen zu ihm und kommt dahinter, warum er ist, wie er ist.
Caitlin ist ein besonderes Mädchen. Trotz des Reichtums ihres Vaters (oder gerade deswegen), arbeitet sie bei McDonals's und wischt die Fußböden. Sie rebelliert gegen den Käfig, in den ihr Vater sie sperren will und vielleicht ist Billy ja derjenige, der ihr dabei helfen kann.

Das Herausragende bei diesem Buch ist aber, neben den großartig herausgearbeiteten Protagonisten, eindeutig der Schreibstil und die Form. Der Klappentext gibt da einen guten Eindruck, denn das gesamte Buch ist in Versform geschrieben. Und dieses ist so besonders und gut gemacht, dass jede Seite eine wahre Freude war. Mir ist aufgefallen, dass ich ganz anders gelesen habe. weniger einen Satz nach dem anderen weg, wie bei normalen Büchern, sondern viel mehr leicht rhythmisch, wobei Zeilenumbrüche teilweise sehr geschickt gesetzt wurden, denn so hat sich eine ganz andere Satzmelodie und auch Stimmung ergeben. Durch das Format bekommt die Geschichte automatisch etwas lyrisches und wird somit zu einer ganz besonderen Leseerfahrung.
Jedes "Kapitel" ist mit einer Überschrift versehen und könnte auch problemlos als Kurztext alleine stehen. Die Sprache ist dabei auch wunderschön, schnörkellos und dennoch lebendig, was natürlich zu großen Teilen auch dem Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn zu schulden ist, der großartige Arbeit geleistet hat.

Durch die Versform ist natürlich nicht allzu viel Text auf den Seiten zu finden, so dass ich das Buch nach knapp 1 1/2 Stunden beendet hatte, aber dennoch wird dieses Buch noch sehr lange in meiner Erinnerung bleiben.

LIEBLINGSZITATE


Dann ging er ins Haus und knallte die Tür meiner sportlichen Kindheit zu,
die mitsamt dem Fußball in die Büsche entschwand.
Seite 12 (laut E-Reader)

Ihre Augen waren blassgrün und sie schienen etwas zu wissen,
von dem ich keine Ahnung hatte.
Es war, als würden sie denken.
Seite 18/19 (laut E-Reader)

Er stand auf, um ins Bett zu gehen und sich die Trauer wegzuschlafen,
so sagte er jedenfalls.
Seite 23 (laut E-Reader)

FAZIT


Ein anderes, ganz besonderes Buch, dass unaufgeregt daherkommt und eine Geschichte erzählt, die realistsch und poetisch zugleich ist. Ganz klare 5 Sterne!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Dieses Buch hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen

Was auch immer geschieht
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MEINUNG
Was für ein lustiges, trauriges, hoffnungsvolles, verzweifeltes, Gänsehaut und Schmetterling-im-Bauch machendes, einfach wunderschönes Buch! Ich habe die letzten 50 Seiten in kleinen wehmütigen ...

MEINUNG


Was für ein lustiges, trauriges, hoffnungsvolles, verzweifeltes, Gänsehaut und Schmetterling-im-Bauch machendes, einfach wunderschönes Buch! Ich habe die letzten 50 Seiten in kleinen wehmütigen Häppchen gelesen, weil ich einfach nicht wollte, dass dieses Buch endet.

Seit 7 Jahren lebt Callie in Trauer um ihren verstorbenen Vater und sieht nun das erste Mal seitdem ihren Stiefbruder Keith wieder, der Schuld an dem Unfall war, bei dem ihr Vater starb. Dieses unerwartete Aufeinander treffen birgt viele schmerzliche Erinnerungen, Auseinandersetzungen und ein Gefühlschaos sondergleichen.

Callie ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit, die mit einer gehörigen Portion Ironie und Sarkasmus durchs Leben geht, was zu vielen lustigen Situationen im Buch führt, vor allem im Schlagabtausch mit Keith. Schon sehr früh wird deutlich, wie sehr sie der Tod ihres Vaters noch beschäftigt, wie sehr es weh tut und auch welchen Hass sie auf Keith hat, der für diesen Unfall verantwortlich ist. Callies Trauer im Besonderen, aber auch von allen anderen Charakteren in diesem Buch, wurde von Bianca Iosivoni eindringlich und absolut glaubwürdig beschrieben. Kleine Dinge oder Bemerkungen schleudern sie augenblicklich zurück zu diesem Tag, an dem ihr Vater starb. Man kann nicht anders, als mitzuleiden.
Besonders mitleiden muss man allerdings auch bei der Beziehung von Callie und Keith. Schon vor dem Unfall hat Callie Gefühle für ihn gehabt, wobei man das wohl eher Verknalltheit nennen kann, als wirklich Liebe. Doch selbst jetzt, obwohl sie ihn hasst, merkt sie, dass sie auf ihn reagiert. Sie will das nicht, aber ein Blick von ihm oder eine Berührung und ihr Körper versinkt im Chaos. Diese widersprüchlichen Gefühle wurden auch wunderbar und einfühlsam beschrieben. Oberflächlich hasst Callie Keith, aber man merkt schnell, dass da etwas zwischen den Beiden ist, was sie fast zerreißt. Es scheint so, dass je mehr sie sich wehrt, desto mehr Schmetterlinge wie Kamikaze-Flieger in ihrem Bauch fliegen.

Doch auch ich als Leserin hatte Schmetterlinge im Bauch. Selten habe ich so eine eindrücklich, überzeugende und einfach nur schöne Liebesgeschichte gelesen und ich kann mich nicht erinnern, dass eine Knieberührung jemals so extrem sexy war!
Jedes Mal, wenn Callie und Keith sich näher kommen, sprühen die Funken und es knistert, als ob man trockenes Holz ins Feuer wirft. Selbst als Leser kann man es kaum erwarten, bis endlich, endlich, endlich der erste Kuss stattfindet. Und gerade das hat mir so gut gefallen. Es dauert, bis die Beiden sich näher kommen und Callie ein Stück weit ihre Mauer fallen lässt und gerade das ist großartig an diesem Buch. Es wird nichts übereilt. Dinge entwickeln sich langsam und gaukeln nicht nach 10 Seiten gleich Friede, Freude, Eierkuchen vor. Und diese Entwicklung und damit verbundene Anspannung, was passiert und vor allem, wann es passiert, hat mich dieses Buch verschlingen lassen.

Einen wichtigen Teil spielen aber neben Callie und Keith auch die ganzen wunderbar ausgearbeiteten Nebencharaktere. Angefangen bei Stella, Keith's Mutter und Callie's Steifmutter, die eine tolle Frau und Mutter ist, über Parker, Callie's bestem Freund, der ihr großartige Playlists zusammen stellt, bis zu Faye, Callie's bester Freundin, mit der sie lange keinen Kontakt hatte, aber sofort wieder auf einer Wellenlänge ist. Alle tragen dazu bei, dass dieses Buch rundum einfach nur gelungen und großartig ist.

LIEBLINGSZITAT


Der altbekannte Zorn schlängelte sich wie ein lebendiges Wesen durch meine Adern, fand seinen Weg bis in meine Kehle und schnürte sie mir zu.
Seite 58 (laut E-Reader)

FAZIT


Dieses Buch hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen, bis ich mich leider von Callie und Keith verabschieden musste. Gefühle jeder Art wurden großartig von Bianca Iosivoni beschrieben. Glasklare 5 Sterne!

Veröffentlicht am 24.07.2018

SternenEine tolle Geschichte über menschliche Abgründe

Pretty Baby - Das unbekannte Mädchen
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Wenn auch als Psychothriller deklariert, ist dieses Buch weniger ein Thriller als mehr ein brillant geschriebenes Drama über menschliche Abgründe.

Heidi kümmert sich um Menschen jeglicher Art, ...

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Wenn auch als Psychothriller deklariert, ist dieses Buch weniger ein Thriller als mehr ein brillant geschriebenes Drama über menschliche Abgründe.

Heidi kümmert sich um Menschen jeglicher Art, die Probleme haben. Seien es nun Obdachlose oder Kinder. Sie hat ein Auge für Menschen, die Hilfe brauchen und so fällt ihr Willow eines Tages auf. Diese steht an einem Bahnsteig mit einem Baby auf dem Arm und weckt in Heidi den Beschützerinstinkt. Nach einigen weiteren Begegnungen kommt es dann dazu, dass sie Willow mit nach Hause nimmt und somit etwas auslöst, mit dem wohl keiner rechnen konnte.

Heidi lebt mit ihrem Mann Chris und ihrer Tochter Zoe zusammen. Die 3 sind nicht wirklich die typische Vorzeigefamilie. Die 12-jährige Zoe ist eine rebellische Vorpubertäre, die an allem interessiert ist, außer daran, Zeit mit ihren Eltern zu verbringen oder überhaupt mit ihnen zu reden.
Chris ist ein Investmentbanker, der mehr Zeit auf Geschäftsreisen verbringt, als wirklich zu Hause zu sein. Dieses hilft natürlich auch der Ehe von Chris und Heidi nicht weiter und es kommt zwischendurch immer wieder zu Spannungen, die nur noch weiter durch Chris' attraktive Kollegin Cassidy angespornt werden, denn Heidi ist sehr eifersüchtig und gerade dann, wenn Cassidy mit auf Dienstreisen geht, extrem misstrauisch. Insgesamt herrscht also in dieser Familie eine eher eisige Stimmung und ich denke, dass Heidi gerade deswegen so in ihrer sozialen Ader aufgeht. Somit kann sie sich um andere kümmern, wenn schon ihre Familie sie nicht wirklich braucht.
Und da kommt dann auch schon Willow mit dem Baby ins Spiel. Wer ist sie? Wo kommt sie her? Was will sie? Diese Fragen stellt man sich eigentlich das ganze Buch über. Nach und nach erfährt man dann mehr und je mehr man erfährt, desto entsetzter ist man am Ende.
Mary Kubica hat es großartig hinbekommen, alle Charaktere einzigartig zu machen, sie wunderbar zu beschreiben und gleichzeitig noch eine groß Portion Spannung unterzubringen. Niemand ist, was er auf den ersten Blick zu sein scheint. Ich musste da gleich an das berühmte Zitat von Mark Twain denken: "Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt." Dieses passt hier wirklich wie die Faust aufs Auge. Erst ganz am Schluss entwirrt sich alles auf eine verstörend gute Art. Wie oben schon beschrieben ist das Buch für mich weniger ein Thriller (wenn auch extreme Spannung aufkommt) sondern wirklich mehr ein Drama. Und zwar ein überragend gutes!

Die Geschichte wird aus 3 Perspektiven erzählt. Heidi, Chris und Willow kommen zu Wort, wobei Heidi und Chris die Geschehnisse aus der Gegenwart erzählen, während Willow aus ihrer Vergangenheit erzählt. Man bekommt also einen guten Einblick in sämtliche Gedanken, Gefühle und Beweggründe. Dieses wurde von der Autorin geschickt gemacht, denn nur aus einer Erzählperspektive wäre dieses Buch nicht so spannend geworden.

LIEBLINGSZITAT


Willow lebt sich langsam bei uns zu Hause ein, wie ein Fels, der mit der Zeit von der Witterung abgenutzt wird und in immer kleinere Stücke zerfällt. Kieselsteine.
Seite 167 (laut E-Reader)

FAZIT


Eine tolle Geschichte über menschliche Abgründe. Auf jeden Fall empfehlenswert und 5 Chaoskleckse wert!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Ein spannender Thriller mit vielen Wendungen

Papierjunge
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Dies war mein erstes Buch von Kristina Ohlsson und wird garantiert nicht mein letztes bleiben. Der Schreibstil und die Geschichte haben mich überzeugt.

Mir war anfangs nicht bewusst, dass dieses ...

MEINUNG


Dies war mein erstes Buch von Kristina Ohlsson und wird garantiert nicht mein letztes bleiben. Der Schreibstil und die Geschichte haben mich überzeugt.

Mir war anfangs nicht bewusst, dass dieses Buch streng genommen kein Einzelband ist, von daher war ich etwas überrascht, als ich anfing zu lesen, denn gleich schon zu Beginn finden sich viele Anspielungen auf frühere Bücher, Fälle und Geschehnisse. Die Autorin gibt allerdings in vielen kleinen Rückblicken gut wieder, wie die einzelnen Charaktere zueinander stehen, was sie erlebt haben und wer mit wem etwas zu tun hat, so dass ich nach kurzer Zeit mit allen vertraut war und es kein Problem war, dass ich die Vorgängerbände nicht gelesen hatte.

Gleich zu Anfang des Buches wird man mit der Legende des Papierjungen vertraut gemacht. Diese jüdische Sagengestalt aus Israel soll nachts Kindern auflauern und sie entführen. Was so erstmal nach nichts Besonderem klingt, wurde von der Autorin zu einem nervenzerreißenden Thriller gemacht. Dabei geht es dann nicht nur um die Legende an sich, sondern auch um das politische Israel, um die jüdische Gemeinde, um Liebe, Hass, Freundschaft, Geheimnisse und noch so viel mehr.

Anstoß zu den Ermittlungen von Fredrika Bergmann und Alex Recht, dem Ermittlerduo, gibt ein Mord an einer Erzieherin, die mitten auf dem Schulhof der Salomonschule erschossen wird. Bald darauf werden zwei Jungen entführt und schon bald fällt das Wort "Papierjunge" das erste Mal. Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln von verschiedenen Personen erzählt und so weiß der Leser immer etwas mehr als die Charaktere im Buch. Das macht es zu einem doppelt großen Vergnügen, zu vermuten, was oder wer denn jetzt hinter allem steckt. Sehr geschickt wurden hier auch von der Autorin kleine Sneak-Peaks eingebaut. In Form von Fragmenten gibt sie Einblicke auf den Schluss, so dass man praktisch Stück für Stück erzählt bekommt, was am Ende des Buches passieren wird. Nach einigen davon wurde ich etwas sauer, weil ich dachte, dass man die Auflösung auf dem Silbertablett serviert bekommt. Somit hätte ich mir das Lesen dann ja auch gleich sparen können, aber weit gefehlt! Das ist keinesfalls der Fall und ich habe keine Ahnung, auf wie vielen aber mal so komplett falschen Spuren ich war. Nach fast jedem Kapitel erfährt man mehr über die Protagonisten, über die entführten Jungen, ihre Familien oder die Legende des Papierjungen. Fast jedes Kapitel trägt mehr zu dem großen Mysterium bei und es ist wirklich fast unmöglich vorherzusagen, wie dieses Buch enden wird und was hinter allem steckt.

Die Spannung wurde hervorragend aufgebaut und auch durchgängig gehalten. Ich habe das Buch verschlungen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht. Ich wurde extrem gut unterhalten und war von den Charakteren, sowie der ganzen Legende um den Papierjungen begeistert.

LIEBLINGSZITAT


Sie beendete den Satz nicht. Ihre Stimme trug einfach nicht mehr.
Seite 191

FAZIT


Ein spannender Thriller mit vielen Wendungen und einer ganz klaren Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Ein wunderschönes, lustiges, trauriges Buch über die Nicht-Helden einer Geschichte

Das Morgen ist immer schon jetzt
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Was für eine brillante Idee, mal nicht die üblichen Helden zu Wort kommen zu lassen, sondern die, die eben keine Helden sind, sondern nur ganz normale Jugendliche. Da frage ich mich, wie Bücher ...

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Was für eine brillante Idee, mal nicht die üblichen Helden zu Wort kommen zu lassen, sondern die, die eben keine Helden sind, sondern nur ganz normale Jugendliche. Da frage ich mich, wie Bücher wie "Harry Potter" oder "Herr der Ringe" aussehen würden, wenn sie von den Nicht-Helden und somit 08/15 Hobbits und Muggeln handeln würden. Ich wette, dass die Geschichten in keiner Weise langweiliger wären. Genauso wenig, wie in diesem Fall.

Jedes Kapitel des Buches beginnt mit einem Abschnitt, in dem kurz erzählt wird, was den Indie Kids, also den Helden, passiert. Diese Abschnitte sind extrem lustig, weil dort aber auch wirklich jegliches Klischee eines typischen Fantasy- und/oder Romantasy-Romans bedient wird und aufs Dramatischste beschrieben wird. Großartig!
Im Anschluss daran wird dann jeweils die Geschichte von Mikey, Mel, Henna und Jared erzählt. Die 4 merken teilweise gar nichts von den Dingen, die die Indie Kids erleben, teilweise machen sie ihre eigenen Erfahrung und manchmal merken sie auch die direkten Auswirkungen von dem, was da in der Heldenwelt passiert. Da finde ich, passt der Originaltitel auch besser: "The rest of us just live here." Das trifft den Nagel auf den Kopf. Während die Indie Kids ganz heldenhaft unterwegs sind, leben die anderen einfach nur dort. Patrick Ness hat diese beiden unterschiedlichen (und doch eigentlich gleichen) Welten wunderbar zusammen gebracht.

Auch die Charaktere dieses Buches sind einfach nur großartig beschrieben.
Allen voran ist da Mikey, der als Ich-Erzähler auftritt, schon Untote, Seelenfresser und Vampire miterlebt und privat wie auch zu Hause einige Päckchen zu tragen hat. Mikey leidet unter Zwangsstörungen und kann zum Beispiel nicht aufhören, sich die Hände zu waschen, obwohl sie schon bluten, weil er das Gefühl hat, dass er es noch nicht richtig gemacht hat. Dieses macht ihm sehr zu schaffen und ist auch (soweit ich das beurteilen kann) realistisch beschrieben. Seine Verzweiflung ist so eindringlich dargestellt, dass ich sofort mit ihm mitfühlen konnte. Doch auch zu Hause hat er es nicht einfach. Seine Mutter ist Senatorin und mehr mit dem Wahlkampf als mit ihrer Familie beschäftigt, sein Vater ist Alkoholiker, seine Schwester Mel, die auch zu der Clique der 4 gehört, ist ebenfalls krank.
Mikey ist schon lange in Henna verliebt, die auch zur Gruppe gehört und eine gute Freundin von ihm ist. Henna ist relativ sprunghaft und scheint nicht so genau zu wissen, was sie will. Das schließt auch Mikey mit ein. Es ist ein einziges Hin und Her mit den Beiden.
Als Vierter im Bunde gehört Jared dazu. Jared ist ein großartiger Mensch mit einer besonderen Fähigkeit. Ihn und Mikey verbindet eine sehr tiefe und innige Freundschaft. Das merkt man das ganze Buch hindurch. Überhaupt versteht der Autor es, Gefühle und Beziehungen sehr präzise und nachvollziehbar zu beschreiben. Jederzeit konnte ich mit den Vieren mitleiden und mitlachen. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich ein Teil der Gruppe, was sicherlich auch damit zusammen hängt, dass man von Mikey direkt angesprochen wird.

Besonders zu erwähnen ist auch der Humor. Mal ganz abgesehen von den oben schon beschriebenen Einführungskapiteln über die Indie Kids, ist dieses Buch auch sonst extrem lustig. Und das zum Glück nicht auf eine Kalauer-Art, sondern eher unterschwellig. Gespräche und Überlegungen von Mikey haben oft einen ironischen Unterton und haben mich sehr sehr oft kichern lassen.
Aber auch die Dramatik kommt nicht zu kurz und gerade da wird auch deutlich, dass Mikey, Mel, Henna und Jared alle ihre Päckchen zu tragen haben und dabei genauso mutig und wichtig (wenn nicht noch mehr!) als die Indie Kids sind. Sicherlich auf einer anderen Ebene, aber eindeutig füreinander und vielleicht ja sogar für die Rettung der Welt... lasst Euch überraschen!

LIEBLINGSZITATE


Ich habe das Gefühl, mein Körper besteht aus lauter kleinen Teilen. Es mag so aussehen, als wären sie zusammengefügt, aber die Teile schweben frei im Raum und bei der ersten Erschütterung falle ich auseinander.
Seite 109

Ich sage kein Wort. Und das sehr laut.
Seite 282

FAZIT


Ein wunderschönes, lustiges, trauriges Buch über die Nicht-Helden einer Geschichte, die auf ihre eigene Art aber trotzdem Helden sind. Ich will mehr davon und kann dieses Buch absolut empfehlen.