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Veröffentlicht am 15.09.2016

EIn spannendes psychologisches Kräftemessen

Tiefer Fall
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Gemeinsam mit Sherlock Holmes ist es der Bakteriologin Anna Kronberg gelungen, eine ganze Bande von verbrecherischen Medizinern auszuheben, die tödliche Bakterien an Armenhäuslern getestet haben. Der Kopf ...

Gemeinsam mit Sherlock Holmes ist es der Bakteriologin Anna Kronberg gelungen, eine ganze Bande von verbrecherischen Medizinern auszuheben, die tödliche Bakterien an Armenhäuslern getestet haben. Der Kopf hinter der Organisation, Professor James Moriarty, reagiert auf diesen Erfolg mit seiner ganz eigenen Form der Rache. Er findet Anna in ihrem Versteck und entführt sie in sein eigenes Haus in London. Mit ihrem Vater als Druckmittel zwingt er sie, mit der Entwicklung eines biologischen Kampfstoffes zu beginnen. Anna befindet sich in einem Dilemma, aus dem nur ein Weg herausführt: Sie muss Moriartys Vertrauen gewinnen. Doch wie sie selbst ist er Meister auf dem Gebiet der Manipulation…

Das Buch ist von der ersten Seite an hochspannend, denn Anna erwacht mit einer Pistole an der Schläfe. Sie wird von James Moriarty und einem seiner Handlanger entführt, um für ihn einen biologischen Kampfstoff zu entwickeln. Mit Hochdruck analysiert Anna, wie ausweglos ihre Situation wirklich ist, und als Leser kommt man nicht umhin, gemeinsam mit ihr nach Schlupflöchern in Moriartys perfidem Plan zu suchen. Doch allmählich wird klar, dass sich dieser gleich mehrfach abgesichert hat.

Bleibt Anna eine Möglichkeit, sich auch nur im Geringsten gegen Moriartys Anweisungen und Vorstellungen zu werden? Während die Tage in Gefangenschaft unaufhörlich voranschreiten und Anna zwingen, die gefährlichen Forschungen voranzutreiben, stellte ich mir diese Frage immer wieder und sollte bald Antworten bekommen. Anna wird bei ihren Versuchen, sich trotz ihrer Gefangenschaft möglichst viele Freiheiten zu erkämpfen, höchst kreativ. Moriarty und Anna verhalten sich wie Katz und Maus in ihrem Bestreben, einander zu manipulieren, was zu interessanten Wortgefechten führt. Aber wie weit ist Anna wirklich bereit zu gehen, um ihr Ziel zu erreichen?

In diesem zweiten Teil stehen psychologische Aspekte klar im Vordergrund der Handlung. Anna muss sich in ihrer Gefangenschaft arrangieren, darf in ihrer verzwickten Beziehung zu Moriarty keinen Fehler begehen und befindet sich durch ihre Forschungen in einem Dilemma. Einen zu klärenden Kriminalfall, den ich erwartet habe, gibt es hingegen nicht. Auch Sherlock Holmes tritt nur vereinzelt auf. Ich würde mich freuen, wenn er im nächsten Teil wieder stärker eingebunden wird.

Annas Forschungen auf dem Gebiet der biologischen Kampfstoffe werden für Laien verständlich erklärt. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen wird man in ihre Überlegungen mit einbezogen und lernt zu begreifen, wie gefährlich ihr Tun ist. Dieses Buch ließ mich in menschliche Abgründe blicken. Anna balanciert auf einem schmalen Grat zwischen notwendigem und verwerflichen Tun, während man sich bei Moriarty fragt, wie viel Mensch und wie viel Monster in ihm steckt. Zum Ende hin steigt die Dramatik der Situation noch einmal stark an. Das Buch endet in einem ruhigen Moment, der wie die Ruhe vor dem Sturm wirkt und mir schon jetzt große Lust auf den dritten Band, „Die lange Reise“ macht, der im Oktober 2015 erscheint.

In „Tiefer Fall“ erwartet den Leser ein psychologisches Duell zwischen der Bakteriologin Anna Kronberg und ihrem Entführer James Moriarty. Während Anna Schlupflöcher aus ihrer scheinbar ausweglosen Situation sucht, haben mich ihre Forschungen mit gefährlichen Bakterien gleichzeitig fasziniert und erschreckt. Die Geschichte wird in ruhigem Tempo erzählt und hat bei mir vor allem durch die bedrohliche Atmosphäre einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Begebt euch in die Höhle des Löwen – ein spannendes psychologisches Kräftemessen erwartet euch!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Berührende Geschichte voller emotionaler Höhen und Tiefen

Ein Bild von dir
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St. Péronne, 1916: Die Künstlergattin Sophie hat sich im zweiten Weltkrieg aus Paris in ihr Heimatdorf und das Hotel ihrer Familie zurückgezogen. Doch das Dorf steht inzwischen unter deutscher Besatzung. ...

St. Péronne, 1916: Die Künstlergattin Sophie hat sich im zweiten Weltkrieg aus Paris in ihr Heimatdorf und das Hotel ihrer Familie zurückgezogen. Doch das Dorf steht inzwischen unter deutscher Besatzung. Während ihr Mann Édouard im Krieg ist, muss sich Sophie mit Bruder, Schwester, Nichte und Neffe durchschlagen und gegen den Hunger kämpfen. Als ein neuer Kommandant in den Ort kommt und beschließt, dass im Hotel ab sofort für die deutsche Besatzung gekocht werden soll, bringt das Sophie in eine heikle Lage.

Sophie kann nicht ahnen, dass ausgerechnet ein Porträt von ihr neunzig Jahre später einer anderen Frau alles bedeuten wird. Liv erhielt das Porträt von ihrem Mann David, der nun schon seit vier Jahren tot ist. Doch nun soll es ihr weggenommen werden, da es sich angeblich um Raubkunst handelt. Trotz ihrer hohen Schulden beschließt Liv, um das Bild zu kämpfen.

Im ersten Teil des Buches dreht sich alles um die mir schon aus der Vorgeschichte bekannte Sophie. Ihr Leben hat sich inzwischen völlig verändert, denn sie befindet sich in einem von den Deutschen besetzten Dorf. Schnell konnte ich mich in ihre schwierige Lage hineinversetzen, bangte um Édouard und die Sicherheit der Familie.

Sophie ist mir dabei unglaublich schnell ans Herz gewachsen, weshalb ich mich kaum von der Erzählung ihres Schicksals lösen konnte. Welche Konsequenzen hat es für sie, dass sie nun für die deutschen Besatzer kochen muss? Was für ein Mensch ist der neue Kommandant wirklich? Die Situation ist höchst angespannt, jeder Fehltritt könnte schwerwiegende Folgen haben. Doch Sophie lässt sich nicht unterkriegen, wofür ich sie sehr bewundert habe. Die Faszination des Kommandanten für ein Porträt, das ihr Mann von ihr angefertigt hat, lässt sie schließlich alles so wagemutig auf eine Karte setzen, dass ich mich um sie fürchten musste.

Nach 184 Seiten endet Sophies Geschichte für den Moment mit einem fiesen Cliffhanger. Das Buch springt ins Jahr 2006 zu Liv. Wie Sophie hat auch diese ihren Mann verloren – allerdings ohne Hoffnung auf Rückkehr, denn er ist verstorben. Seitdem hat sie ihr Leben nur noch mäßig im Griff, vor allem die stetig steigenden Schulden werden allmählich zum Problem. Umso mehr konnte ich verstehen, wie sehr ihr Herz an dem Porträt hängt, dass ihr Mann ihr geschenkt hat. Sophies Abbildung ist eine der wenigen Quellen, die ihr Kraft geben. Auch ihr fühlte ich mich in Windeseile nahe.

Liv lernt bald einen Mann kennen, der genau der Richtige für einen Neuanfang zu sein scheint. Leider müssen die beiden schnell feststellen, dass ein riesiges Hindernis eine Beziehung undenkbar macht. Die Geschichte bietet romantische Szenen ebenso wie dramatische, denn der Vorwurf, dass es sich bei Livs geliebtem Bild um Raubkunst handelt, wirft bald ungeahnte Wellen. Ich konnte Livs Entscheidung, um das Bild zu kämpfen, sehr gut nachvollziehen. Gemeinsam mit Liv macht man sich daran, mehr Informationen zur Rechtslage in solchen Fällen zu sammeln, wodurch ich einen guten Überblick über das Thema erhielt. Die ganze Situation war so spannend und dramatisch, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Livs Geschichte wird schließlich immer wieder von kurzen Rückblenden zu Sophie unterbrochen, sodass man auch erfährt, wie es für sie weiterging. Beide Schicksale konnten mich sehr berühren und am Ende hatte ich einen dicken Kloß im Hals.

„Ein Bild von dir“ ist ein ganz großartiges Buch, das mich gefesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen hat. Der Autorin ist es gelungen, mich den Protagonistinnen ganz nahe fühlen zu lassen. Gemeinsam mit ihnen bin ich durch Höhen und Tiefen gegangen, wobei die Hoffnung nie ganz verloren ging. Dieses Buch ist voller Emotion und Gefühl, es hat mich nicht mehr losgelassen. Lest es, unbedingt!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von Lügen, Intrigen und dem Kampf um Freiheit

Die rote Königin (Die Farben des Blutes 1)
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Mare lebt in einer Welt, die strikt nach Silbernen und Roten getrennt ist. Die Silbernen verfügen allesamt über besondere Fähigkeiten und haben die Roten, Menschen ganz ohne besondere Talente, zu Untertanen ...

Mare lebt in einer Welt, die strikt nach Silbernen und Roten getrennt ist. Die Silbernen verfügen allesamt über besondere Fähigkeiten und haben die Roten, Menschen ganz ohne besondere Talente, zu Untertanen gemacht. Ihren Namen leiten sich von der Farbe ihres Blutes ab. Mare ist eine Rote und wird in wenigen Monaten eingezogen und an die Front des seit Jahrzehnten andauernden Krieges geschickt, so wie es allen Roten ohne feste Arbeit ab achtzehn Jahren ergeht. Doch dann passieren gleich mehrere unglaubliche Dinge. Unverhofft erhält sie Arbeit in der Sommerresidenz des Königs. Als sie dort in Gefahr gerät, zeigen sich bei ihr vor den Augen des ganzen Hofes besondere Fähigkeiten. Mare wird daraufhin als verschollene und von Roten aufgezogene Silberne ausgegeben, um eine Rebellion zu verhindern. Doch die scharlachrote Garde, deren Ziel die Freiheit für alle Roten ist, erstarkt zunehmend…

Das Cover von „Die rote Königin“ finde ich absolut gelungen. Die Farben Rot und Silber gehen ineinander über, während im Hintergrund ein Mädchen, vermutlich Mare, zu erkennen ist. Das symbolisiert in meinen Augen sehr schön, dass Mare zugleich Rote und Silberne ist und zwischen den beiden Welten steht.

Bevor Mare sich diesem Dilemma jedoch gegenübersieht, lernt der Leser sie in den ersten Kapiteln als ganz normale Rote kennen, deren Leben sich nicht sonderlich von dem anderer Roter unterscheidet. Sie lebt in Armut, unterstützt ihre Familie durch Diebstähle und muss wie ihre Brüder bald zur Front, da sie keine Arbeit hat und bald achtzehn Jahre alt wird. Schnell fand ich mich in Mares Leben zurecht und wartete neugierig darauf, welche Ereignisse wohl den Buchtitel rechtfertigen und dazu führen, dass alles anders wird als gedacht.

Diese Ereignisse lassen auch nicht allzu lange auf sich warten. Zum einen plant Mare, gemeinsam mit ihrem Freund Kilorn und mithilfe des Untergrundes zu fliehen. Kurz darauf scheitert einer ihrer Diebstahlversuche, doch überraschenderweise zeigt sich das Opfer an ihr interessiert und verschafft ihr Arbeit. Bei beiden Ereignissen bewunderte ich vor allem Mares Kühnheit und fieberte mit ihr mit, welche Konsequenzen ihr Handeln haben wird.

Das Buch nimmt sich Zeit, den Leser mit Mares Welt vertraut zu machen. Gemeinsam mit ihr lernt man neue Orte kennen und erfährt schließlich auch mehr über die Welt der Silbernen. Mit der Enthüllung von Mares besonderen Fähigkeiten nimmt das Buch an Tempo auf. Mit einem Schlag findet sich Mare in einer Welt aus Lügen und Intrigen wieder, in der alle außer ihr das Spiel perfekt beherrschen. Hier lernt man die unterschiedlichsten Charaktere kennen, von herzlich über arrogant bis zu bösartig ist alles dabei. Doch der erste Eindruck kann täuschen! Gleichzeitig erstarkt auch der Widerstand, die scharlachrote Garde, und Mare muss entscheiden, wie sie dessen Aktivitäten gegenübersteht.

Mit jeder Seite konnte mich das Buch stärker fesseln. Mühelos gelingt es der Geschichte, gleichzeitig ein hohes Tempo anzuschlagen und den Leser soweit über Mares Welt aufzuklären, dass man die Zusammenhänge begreift. In welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird, fand ich recht undurchschaubar, denn Mare weiß selbst nicht so recht, welche Pläne andere für sie gemacht haben. Daher gibt sie ihr bestmöglichstes, in der Welt der Silbernen zu überleben und gleichzeitig ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Immer wieder kommt es zu Spannungshöhepunkten, in denen ihre Enthüllung, das Leben ihrer Freunde oder ihr eigenes Leben auf dem Spiel steht. Das konnte nur noch durch das Finale getoppt werden, in welchem die Autorin die Spannung noch einmal steigern konnte und ich noch stärker als zuvor um das Schicksal der Charaktere, die mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen sind, bangen musste. Auf den letzten Seiten zeichnet sich ab, welche Richtung der zweite Teil einschlagen wird, auf den ich mich daher schon jetzt freue!

In „Die rote Königin“ erwartet den Leser eine Welt, die strikt nach Roten und Silbernen getrennt ist. Doch Mare, eine Rote mit den Fähigkeiten einer Silbernen, sprengt dieses starre Konzept. Euch erwarten Lügen und Intrigen, Freundschaft und Loyalität, gefährliche und kühne Pläne und der Kampf um Freiheit. Der gut durchdachte Weltentwurf und eine tempo- und actionreiche Handlung konnten mich begeistern. Ein echtes Highlight in der Welt der High Fantasy!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Von Austern und Druiden - Dupins vierter Fall

Bretonischer Stolz
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Vor fast fünf Jahren wurde Dupin in die Bretagne versetzt, jetzt wurde er von Hauptkommissar zum Leitenden Kommissar befördert. Neben einer Gehaltserhöhung geht das leider auch mit einem ungeliebten Fortbildungsseminar ...

Vor fast fünf Jahren wurde Dupin in die Bretagne versetzt, jetzt wurde er von Hauptkommissar zum Leitenden Kommissar befördert. Neben einer Gehaltserhöhung geht das leider auch mit einem ungeliebten Fortbildungsseminar einher. Glück für Dupin, dass ihn in letzter Sekunde ein neuer Fall von der Teilnahme abhält. In Riec-sur-Bélon hat eine ehemalige Schauspielerin neben einem Parkplatz eine Leiche entdeckt. Von dieser fehlt bei Eintreffen er Polizei aber jede Spur. Ist der Fund etwa nur ein Hirngespinst der alten Dame? Als am nächsten Tag eine weitere Leiche in den Mons d’Arrée gefunden wird, muss Dupin mit Hochdruck auch die abwegigsten Spuren verfolgen…

Dupin verhält sich von der ersten Seite der Geschichte an wieder genauso, wie man es von ihm erwartet: Um seiner Fortbildung so lange wie möglich zu entgehen, besucht er die Pinguine und wird durch den Fund eines Toten schließlich ganz von der Teilnahme abgehalten. Dupins inzwischen vierter Fall ist von Beginn an ungewöhnlich, denn der Tote ist verschwunden, als die Polizei am Fundort eintrifft. Wird Dupin trotzdem Hinweise finden? Meine Neugier auf den neuen Fall war schnell geweckt.

In gewohnter Manier beginnt Dupin mit seinen Befragungen. Hier steht zunächst vor allem Sophie Bandol im Fokus, welche den verschwundenen Toten gesehen haben will. Dupin ist von ihr im Nu fasziniert, während die alte Dame ihre ganz eigene Vorstellung davon hat, was er als Kommissar zu tun hat. An Einzelheiten des Fundes erinnert sie sich nur bruchstückhaft und immer wieder fallen ihr Dinge ein, mit denen sie Dupin auf Trab hält. Die exzentrische Sophie hat die Ermittlungen mühelos auflockern können.

Mit dem Fund des zweiten Toten gerät Dupin unter Druck, erhält gleichzeitig aber auch neue Hinweise, die ihn im ersten Fall weiterhelfen können. Durch die Identität des zweiten Toten ergeben sich verschiedene Ansatzpunkte für die Ermittlungen, sodass verschiedene Spuren verfolgt werden müssen. Wissen die Austernzüchter des Ortes mehr? Führten druidische Aktivitäten den Toten in die Gegend? Und was hat der Verdacht des Sandraubs, in dessen Angelegenheit Kadeg übereifrig ermittelt, mit all dem zu tun? Durch die Befragungen von relevanten Personen lernte ich als Leserin auch dieses Mal wieder so einiges über Land und Leute, diesmal also speziell über Austern und Druiden.

Bei immer neuen Fällen bietet die Reihe rund um Dupin eine gewisse Konstanz, die ich zu schätzen gelernt habe. Der neue Fall schlägt wieder ein ruhiges Tempo an und kommt ohne lange Actionszenen aus, bietet aber trotzdem überraschende Wendungen. Es gibt kurze Einblicke ins Privatleben der Ermittler, welche sich aber nicht in den Vordergrund der Handlung drängen. Die Ermittler sind inzwischen ein eingespieltes Team, deren Umgang miteinander mich immer wieder unterhalten kann. Für mich ist Dupin zu einer festen Größe der aktuellen Kriminalliteratur geworden, die ich nicht mehr missen möchte.

„Bretonischer Stolz“ beginnt mit einer verschwundenen Leiche und lässt Dupin und den Leser im Laufe der Handlung so manches über das Selbstverständnis der Bretonen und ihre Kultur lernen. Dupin ermittelt in verschiedene Richtungen und kommt durch Befragungen und Nachforschungen dem Kern der Sache näher. Spannende Ermittlungen und unterhaltsame Dialoge konnten mich bestens unterhalten. Dieser vierte Teil hält das starke Niveau seiner Vorgänger, sodass ich ihn sehr gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Widerstand kämpft weiter, und Furia ist mittendrin

Die Seiten der Welt
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Seit einigen Monaten hat Furia den Widerstand in der Residenz untergebracht und unterstützt ihn bei verschiedensten Missionen. Jetzt steht sie gemeinsam mit ihren Freunden vor der bislang schwierigsten ...

Seit einigen Monaten hat Furia den Widerstand in der Residenz untergebracht und unterstützt ihn bei verschiedensten Missionen. Jetzt steht sie gemeinsam mit ihren Freunden vor der bislang schwierigsten Aufgabe: Sie wollen den Weg ins Sanktuarium finden, dem Herz der Adamitischen Akademie, jenem Raum, in der die Oberhäupter der Drei Häuser über das Schicksal der bibliomantischen Welt entscheiden. Doch die Sanktuariumskarte befindet sich ausgerechnet in der Hand des mächtigsten Verbrechers in Libropolis‘ Ghetto. Gleichzeitig regt sich etwas in den untersten Refugien: Ist es derselbe Feind, der schon im letzten Krieg in den Nachtrefugien bekämpft wurde? Oder etwas noch Gefährlicheres? Von allen Seiten gejagt geben Furia und ihre Verbündeten nicht auf, um ihren Zielen näherzukommen.

Endlich ist Teil zwei der Seiten der Welt da! Angekündigt als Einzelband war ich zunächst skeptisch, was ich von der Ausdehnung auf eine Trilogie halten soll. Der erste Band hat mir aber so gut gefallen, dass ich einfach weiterlesen musste. Und das habe ich nicht bereut! Die Handlung des zweiten Buches beginnt einige Monate nach den Ereignissen von Teil eins. Im Nu war ich wieder mittendrin in der Welt der Bibliomantik, denn Kai Meyer wählt nicht etwa einen ruhigen Start, sondern schickt den Leser gleich mit auf Furias bislang gefährlichste Mission.

Neben Furia stehen vor allem Cat und Finnan sowie Isis und Summerbelle, die dritte Bibliomantin des Widerstandes, im Mittelpunkt. Sie alle sind aktiv als Rebellen unterwegs. Dabei müssen sie ihren Mut unter Beweis stellen und auch auf unerwartete Gefahren reagieren. Immer wieder musste ich darum bangen, ob die Freunde ihr Ziel erreichen oder sich wenigstens rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Mal können kleine Siege gefeiert werden, dann gibt es wieder zahlreiche Rückschläge. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass es für jeden Schritt vorwärts drei zurück geht. Betrachtet man das Kräfteverhältnis zwischen dem Widerstand und der Akademie, ist das aber auch sehr nachvollziehbar. Kai Meyer lässt den Leser spüren, dass der Weg Kampf gegen den übermächtigen Feind für Furia und ihre Freunde kein leichter ist.

Kai Meyer treibt die Spannung immer wieder auf die Spitze, ermöglicht dem Leser dann aber auch wieder Verschnaufpausen. In diesen erfährt der Leser unter anderem, was in der Residenz vor sich geht und lernt einige Mitglieder der adamitischen Akademie näher kennen. Geheimnisse werden gelüftet und ermöglichen es dem Leser, die Welt der Bibliomantik immer besser zu verstehen. Neben neuem Wissen lernt der Leser auch neue bibliomantische Orte kennen. Der Titel des Buches deutet bereits an, dass es sich bei diesen Zielen vor allem um düstere, gefährliche Ecken der bibliomantischen Welt handelt. Mir gefällt die von Kai Meyer geschaffene Welt der Bibliomantik unglaublich gut, sodass ich begierig jedes neue Detail über diese aufgesogen habe.

Nach ruhigeren Phasen stieg die Spannung meist schnell an. Mal müssen die Rebellen möglichst unauffällig agieren, mal Kämpfe bestehen. Dabei setzt sich der Trend des Vorgängers fort, dass so mancher Charakter ein Opfer des tobenden erbitterten Kampfes wird und das Ende des Buches nicht mehr erleben wird. Kein Charakter ist sicher, was mich umso mehr um die Rebellen bangen ließ, die mir mit jeder Seite vertrauter wurden. Doch auch die Kontrahenten des Widerstandes konnte ich durch die zahlreichen Perspektivenwechsel besser verstehen. So unsympathisch sie auch waren, wurde mir ihre Motivation doch verständlich gemacht.

Im Laufe des Buches müssen die Rebellen immer häufiger auf neue Bedrohungen reagieren und diese bewältigen statt proaktiv eigene Pläne zu schmieden. Im letzten Viertel des Buches gibt es dann aber wegweisende Entwicklungen und die Handlung machte ein paar große Schritte voran. Das Finale des Buches kann sich sehen lassen, hier wird das Potenzial der Geschichte voll ausgeschöpft. Die neuen Entwicklungen haben mich so fesseln können, dass ich jetzt darauf brenne, das Trilogiefinale zu lesen, um zu erfahren, wie es in der bibliomantischen Welt weitergeht!

In „Die Seiten der Welt: Nachtland“ spitzt sich die Lage in der bibliomantischen Welt zu. Während der Kampf der Rebellen gegen die Akademie gnadenloser wird, scheint noch etwas ganz anderes vorzugehen. Auf mich übt die Welt der Bibliomantik eine ungebrochene Faszination aus. Die Geschichte bietet eine gelungene Themenmischung von Mut und Entschlossenheit über Ehrgeiz und Loyalität bis hin zu Freundschaft und Liebe. „Die Seiten der Welt“ ist ein Muss für Buchliebhaber, und auch die Fortsetzung solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen!