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Veröffentlicht am 04.01.2017

Emotionale Geschichte über zwei Schwestern zur Zeit des zweiten Weltkriegs

Die Nachtigall
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Vianne und Isabelle Mauriac sind höchst verschiedene Schwestern. Ihr vom ersten Weltkrieg gebrochener Vater gab die beiden kurz nach dem Tod der Mutter in fremde Hände, als Vianne 14 und Isabelle 4 Jahre ...

Vianne und Isabelle Mauriac sind höchst verschiedene Schwestern. Ihr vom ersten Weltkrieg gebrochener Vater gab die beiden kurz nach dem Tod der Mutter in fremde Hände, als Vianne 14 und Isabelle 4 Jahre alt war. Während Vianne schon drei Jahre später heiratete, flog die rebellische Isabelle aus einem Internat nach dem anderen. Fünfzehn Jahre später bricht ein neuer Krieg an. Viannes Mann wird einberufen, und sie muss allein für die Sicherheit und das Wohlergeben ihrer Tochter sorgen. Isabelle hingegen will unbedingt selber aktiv werden und dem deutschen Gegner irgendwie Schaden zufügen. Im sich verschärfenden Kriegsgeschehen gehen die beiden auf ihre Weise so manches Wagnis ein…

Das Buch beginnt im Jahr 1995 und der Leser lernt eine alte, in Amerika lebende Dame kennen, die ihre Erinnerungen in einen Koffer auf dem Dachboden verbannt hat. Nun gibt sie ihr Haus auf und besteht gegenüber ihrem Sohn darauf, den Koffer mitzunehmen. Natürlich ist er neugierig und fragt, was es mit dem Kofferinhalt auf sich hat – scheinbar weiß er über diesen Teil ihrer Vergangenheit nichts. Gespannt tauchte ich in die Erinnerungen seiner Mutter ein und fand mich im Frankreich des Jahres 1939 wieder.

Hier lernte ich die Schwestern Vianne und Isabelle kennen. Die beiden gehen mit dem Kriegsbeginn in Frankreich höchst unterschiedlich um. Vianne bricht es das Herz, dass ihr geliebter Antoine die Familie verlassen muss und sie mit ihrer achtjährigen Tochter allein zurückbleibt. Isabelle ist hingegen gerade wieder aus einem Internat geflogen und kommt kurzzeitig bei ihrem Vater in Paris unter. Sie brennt darauf, irgendetwas zu tun: Vielleicht als Sanitäterin, in einer Dechiffrierabteilung oder gar als Verführerin, gegenüber welcher der Gegner die gemeinsten Pläne verrät? Ich fand es interessant, wie unterschiedlich die bodenständige, besonnene Vianne und die abenteuerlustige, mögliche Konsequenzen ausblendende Isabelle im Angesicht des aufkommenden Krieg reagieren.

Die Situation spitzt sich schnell zu und die beiden Schwestern werden Zeugen von Ungerechtigkeit, Leid und müssen sich so mancher Herausforderung stellen. Vianne versucht, für ihre Tochter stark zu bleiben und sie keiner Gefahr auszusetzen. Doch als ein deutscher Hauptmann bei ihr einquartiert wird und Freunde deportiert werden, wird das Stillhalten für sie schnell zu einer Herausforderung. Isabelle hingegen sucht zunehmend die Gefahr und setzt ihren Beschluss, den Widerstand zu unterstützen, tatsächlich um. Der Autorin ist es gelungen, für mich nachvollziehbar zu machen, wie man sich als Frau im Krieg gefühlt haben muss und wie unterschiedlich verschiedene Charaktere damit umgegangen sind. Tägliches Schlange stehen für eine winzige Portion Lebensmittel, Bekannte, die plötzlich verschwunden sind – durch die Erzählung alltäglicher Erlebnisse der Frauen konnte ich in die Zeit eintauchen.

Die Eckpunkte der Geschichte sind gut recherchiert, doch der Fokus liegt auf den Emotionen und weniger auf einem ausführlicheren Einblick in die historischen Hintergründe. Die Geschichte empfand ich als typisch Amerikanisch – viele der ausschweifend beschriebenen Szenen und romantisch-dramatischen Momente vor der Kriegskulisse lesen sich wie für einen Hollywood-Film geschrieben. Für mich schrammte das haarscharf am Kitsch vorbei und ist klar für eine weibliche Zielgruppe geschrieben. Zusätzliche Dramatik erzeugten in Windeseile getroffene Entscheidungen von Charakteren, die ich manches Mal nicht ganz nachvollziehen konnte. Doch insgesamt konnte mich das Buch fesseln und die Seiten verflogen im Nu. Der Spannungsbogen, den die Autorin schlägt, sorgte dafür, dass ich beständig weiterlesen wollte. Neugierig las ich mich durch eine ausgewogene Mischung aus bedrückenden und hoffnungsvollen Momenten bis hin zu einem sehr rührenden Schluss.
In „Die Nachtigall“ begleitet der Leser die höchst unterschiedlichen Schwestern Vianne und Isabelle durch die Jahre des zweiten Weltkriegs in Frankreich. Während sich Vianne für die Sicherheit der Menschen einsetzt, die sie liebt, will Isabelle im Widerstand aktiv werden. In den Kriegsjahren stellen sich die beiden so mancher Herausforderung und begeben sich in immer größere Gefahr. Von mir gibt es vier Sterne für diese emotionale Geschichte über zwei Frauen, die jeweils auf ihre Weise Stärke zeigen.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Deine Schwester gilt 13 Jahre lang als vermisst. Dann gibt es Neuigkeiten.

Falsche Schwestern
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Seit 13 Jahren gilt Faiths Schwester Laurel als vermisst. Entführt von einem Fremden am helllichten Tag aus dem heimischen Sandkasten konnte sie trotz einer großangelegten Suchaktion und hoher medialer ...

Seit 13 Jahren gilt Faiths Schwester Laurel als vermisst. Entführt von einem Fremden am helllichten Tag aus dem heimischen Sandkasten konnte sie trotz einer großangelegten Suchaktion und hoher medialer Aufmerksamkeit nicht gefunden werden. Faith stand in all den Jahren im Schatten ihrer Schwester, die meisten Leute interessierten sich nur für sie, weil sie die Schwester der Vermissten ist. Doch dann taucht ein Mädchen bei der Polizei auf, die Laurels heißgeliebten Bären Barnaby dabei hat. Endlich hat Faith ihre große Schwester wieder. Doch in 13 Jahren hat sich vieles verändert. Wie wird es für die Familie nun weitergehen?

Zu Beginn des Buches lernt man Faith kennen, über deren Familie seit 13 Jahren ein dunkler Schatten liegt. Das Verschwinden ihrer Schwestern hat bleibende Spuren hinterlassen. Damals gab es eine enorme mediale Aufmerksamkeit, und so tauchen auch heute noch immer wieder Berichte in der Presse auf, die Faith, ihre Eltern und ihr Umfeld ständig daran erinnern, was passiert ist. Dabei mag es Faith überhaupt nicht, wenn Leute sich nur wegen des Geschehenen für sie interessieren.

Nach einem kurzen Einblick in Faiths Leben und Gedankenwelt kommt auch schon die Nachricht, die alles auf den Kopf stellt: Laurel ist aufgetaucht! Wie reagiert eine Familie nach Jahren der Ungewissheit auf solch eine Nachricht? Welche Person ist aus Laurel geworden? Kann sie sich wieder in die Familie einfügen? Ich brannte darauf, die Antworten auf diese Fragen zu erfahren und ließ mich mitreißen von den ersten Momenten nach Erhalt dieser Nachricht, der ersten Begegnung, der ersten Pressekonferenz.

Von echten Fällen aus der Vergangenheit, über welche die Medien berichtet haben, wusste ich, wie schwierig es für Entführungsopfer sein kann, in die Familie und Gesellschaft zurückzukehren. Ich war gespannt, wie diese fiktive Familie die Herausforderung meistern wird. Für die Presse ist das Happy End des Entführungsdramas natürlich gefundenes Fressen. Das Buch setzt sich intensiv damit auseinander, wie sich das für die Beteiligten anfühlen muss. Das fand ich allerdings nicht allzu spannend und überraschend, da man in der Realität in den Medien allzu oft genau das erlebt: Persönliche Geschichten, die wochenlang ausgeschlachtet werden.

Das Buch gibt umfassende Einblicke in Faiths Gedanken- und Gefühlswelt während der Ereignisse. Sie ist glücklich über die Rückkehr ihrer Schwestern, steht nun aber noch stärker in ihrem Schatten als je zuvor, was bei ihr auch negative Gefühle auslöst. Das konnte ich nachvollziehen, doch wirklich nahe fühlte ich mich ihr nicht. Ihren Freund fand ich leider nicht sonderlich sympathisch und ihre beste Freundin blieb relativ blass. Am Besten gefallen hat mir Michel, der neue Lebensgefährte von Faith’s Vater, der mit seiner klugen und umsichtigen Art immer die richtigen Worte gefunden hat.

Der größte Knackpunkt des Buches war für mich, dass ich sehr früh wusste, worauf das Buch hinauslaufen wird. Dezente Hinweise nehme ich oft nicht war und bewundere dann im Rückblick ihre geschickte Platzierung. Doch in diesem Buch sind Andeutungen so offensichtlich platziert, dass ich sie gar nicht überlesen konnte. Dadurch hat das Buch für mich leider sehr viel von seinem Reiz eingebüßt. Zum Ende hin werden schließlich auch noch Entscheidungen getroffen, die für mich nicht zu den Charakteren passten, die ich bis dato kennengelernt hatte. Die berührende Offenbarung eines allwissenden Erzählers hat mich dann aber versöhnlich stimmen können – ein ganz starker Abschluss für ein eher durchwachsenes Buch.
„Falsche Schwestern“ lässt mich zwiegespalten zurück. Die Autorin schreibt über ein wichtiges Thema und gerade die ersten Momente nach dem Auftauchen der Vermissten konnten mich mitreißen. Das Buch besitzt interessante psychologische Komponenten, doch der Verlauf war für mich früh vorhersehbar, weshalb es mich nicht so recht fesseln konnte. Ich vergebe deshalb solide 3 Sterne für dieses Buch über das Auffinden eines Entführungsopfers nach über einem Jahrzehnt und dessen Konsequenzen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schließt spannend an den starken Vorgänger an

Die Auslese - Nichts vergessen und nie vergeben
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Cia hat die Auslese erfolgreich überstanden, doch ihre Erinnerungen an diese Zeit wurden ausgelöscht. Während sie die Einführungskurse der Universität absolviert, findet sie jedoch eine Aufnahme, auf der ...

Cia hat die Auslese erfolgreich überstanden, doch ihre Erinnerungen an diese Zeit wurden ausgelöscht. Während sie die Einführungskurse der Universität absolviert, findet sie jedoch eine Aufnahme, auf der sie für sich selbst die grausigen Erinnerungen an die Auslese aufgezeichnet hat. Ist dies nur ein weiterer Test oder tatsächlich so geschehen? Wie verrückt lernt sie für die Prüfung am Ende der Einführungszeit, um nicht abgezogen zu werden, denn bedeutet dies wirklich „nur“ Arbeit in den Kolonien oder in Wahrheit Tod? Cia besteht und wird entgegen ihres Wunsches dem Studiengang Regierung zugeordnet. Hier warten nicht nur neue Studenten und Konkurrenten aus Tosu-Stadt, neue Prüfungen und die ständige Gefahr, abgezogen zu werden. Cia muss auch erfahren, dass sie unter besonderer Beobachtung steht. Eine Flucht ist undenkbar, aber stimmen die Gerüchte über die Rebellen, die von einigen Studenten der Universität unterstützt werden?

Nachdem der erste Teil der Auslese mich durch seine Spannung so mitreißen konnte, dass ich ihn an einem einzigen Abend ausgelesen habe, war ich neugierig, ob mich die Fortsetzung genauso begeistern kann. Auch wenn es schon eine Weile her ist, seit ich den Trilogieauftakt gelesen habe, war ich im Nu wieder mitten in der Geschichte. Weil Cias Erinnerungen ausgelöscht wurden, wird sie durch ihre Sprachaufzeichnung gemeinsam mit dem Leser erneut mit der schrecklichen Wahrheit über die Auslese konfrontiert. Schnell gibt es aber auch neue Erkenntnisse bezüglich der Rebellen, die mich zum Weiterlesen animierten.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist dieser zweite Teil etwas ruhiger, denn die Auslese, in der es um Alles oder Nichts ging, ist vorüber. Die Spannung wird aber weiter hochgehalten, denn neue Prüfungen warten auf Cia und schnell ist klar, dass noch immer jederzeit Studenten abgezogen werden können. So bangte ich nicht nur um Cia, sondern auch um ihre Verbündeten – können sie dem Druck standhalten? Immer wieder wird allerdings die Frage aufgeworfen, was mit den Studenten, die abgezogen werden, passiert. Diese Frage wird ständig wiederholt, doch der Lösung kommt man kaum näher. Auch die Motivation von Dr. Barnes, dem Leiter der Auslese, bleibt ungeklärt. Offensichtlich hat die Autorin sich diese Antworten allesamt für den finalen Teil aufgehoben, was ich schade fand.

Immerhin ein paar interessante Informationen erhält man über die Rebellen. Hier erfährt man im Buchverlauf mehr über die Hintergründe und Ziele. Ebenfalls gefallen haben mir die neuen Charaktere, die die Autorin einführt. Die Studenten aus Tosu-Stadt, welche die Auslese nicht durchlaufen mussten, begegnen den Studenten aus den Kolonien mit großer Skepsis. Einzelne von ihnen lernt man besser kennen und muss sich gemeinsam mit Cia fragen, inwiefern man ihnen trauen kann. Auch Cias Mentor Ian ist ein eher undurchschaubarer Charakter, der mir dennoch schnell sympathisch wurde. Tomas spielt hingegen eine kleinere Rolle, was ich aber nicht so schlimm fand, da ich kein allzu großer Fan von ihm bin. Zum Ende hin wird es dann noch einmal hochspannend, bis das Buch schließlich mit einem fiesen Cliffhanger endet. Über diesen habe ich mich besonders geärgert, weil Cia und ihre Freunde sich in meinen Augen ziemlich kurzsichtig verhalten und ihr Elitestudentendenken genau im falschen Moment über Bord werfen. Trotzdem bin ich schon jetzt absolut gespannt auf das Finale der Trilogie.

„Die Auslese: Nichts vergessen und nie vergeben“ schließt spannend an seinen starken Vorgänger an. Auf Cia warten neue Prüfungen, neue Konkurrenten und mehr Informationen über die Rebellen. Auch wenn ich es schade fand, dass man bezüglich einiger wichtiger Fragen der Lösung kaum näher kommt, konnte mich das Buch durch die Prüfungen, die Cia und ihre Mitstreiter bewältigen müssen, erneut fesseln und schockieren. Für Dystopienfans ist diese Reihe definitiv lesenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Besondere Kinder auf der Flucht

Die Stadt der besonderen Kinder
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Jacob und die besonderen Kinder aus Miss Peregrines zerstörter Zeitschleife sind den Wights nur knapp entkommen. Sie konnten sich aufs englische Festland retten, werden aber weiterhin verfolgt. Damit Miss ...

Jacob und die besonderen Kinder aus Miss Peregrines zerstörter Zeitschleife sind den Wights nur knapp entkommen. Sie konnten sich aufs englische Festland retten, werden aber weiterhin verfolgt. Damit Miss Peregrine wieder ihre menschliche Gestalt annehmen kann, müssen sie nun eine andere Ymbryne finden, die ihr helfen kann. Doch wo suchen, wenn die meisten von ihnen schon gefangen wurden? Die Kinder begeben sich auf eine abenteuerliche Reise, stets auf der Flucht vor Wights und Hollows, und machen dabei so manche besondere Bekanntschaft… Nachdem mich der erste Teil der Reihe, „Die Insel der besonderen Kinder“, bereits vor einer ganzen Weile begeistern konnte, habe ich mich riesig über die Nachricht gefreut, dass nun auch die Fortsetzung übersetzt wurde. Auch wenn nur die allerwichtigsten Ereignisse des Vorgängers kurz aufgegriffen werden, habe ich mich schnell wieder in der Geschichte zurechtgefunden. Der mitreißende Schreibstil des Autors katapultierte mich gleich mitten auf eine stürmische See, und von der ersten Seite an fieberte ich mit Jacob und seinen Freunden um eine erfolgreiche Flucht und Miss Peregrines Rettung. Die kurze Übersicht über alle wichtigen Personen am Buchanfang hat mir sehr dabei geholfen, die besonderen Kinder und ihre Fähigkeiten schnell einordnen zu können. Die außergewöhnlichen Charaktere habe ich in Windeseile wieder in mein Herz geschlossen. Viele von ihnen bekommen in diesem Teil die Gelegenheit, zu zeigen, was in ihnen steckt. Es machte Spaß zu beobachten, wie sie alle ihr Bestes geben, um die Gruppe zu schützen und ihre Headmistress zu retten. Jakob selbst macht ebenfalls eine große Entwicklung durch, auch wenn er dabei immer wieder von Zweifeln geplagt wird. Auf ihrer Flucht machen Miss Peregrines Kinder einige neue, besondere Bekanntschaften. Diese Charaktere bleiben Nebenfiguren, aber auch hier hat der Autor seiner Fantasie in Bezug auf besondere Talente freien Lauf gelassen und den Figuren kleine, aber entscheidende Rollen zugewiesen. Wie auch im Vorgänger rankt sich die Geschichte zudem um zahlreiche mysteriöse Fotografien, was das Buch erneut zu einem außergewöhnlichen Leseereignis machte. Ich hätte mir allerdings noch richtungsweisendere Entwicklungen gewünscht, denn gerade weil der Autor sich so viel Zeit für die einzelnen Charaktere und ihre Fähigkeiten nimmt, kommt die eigentliche Handlung eher langsam voran. Die explosiven Entwicklungen auf den allerletzten Seiten machten mir jedoch schon jetzt große Lust auf den dritten und finalen Teil, in dem Ransom Riggs hoffentlich noch einmal alles aus seiner Geschichte herausholt. „Die Stadt der besonderen Kinder“ schließt spannend an seinen Vorgänger an und bietet nicht nur eine gefährliche Flucht vor Wights und Hollows, sondern gibt den Charakteren auch zahlreiche Gelegenheiten, sich weiterzuentwickeln und ihre besonderen Fähigkeiten einzusetzen. Die Kinder habe ich dabei mehr und mehr ins Herz geschlossen und mich daher gefreut, dass der Autor dem Leser die Gelegenheit gibt, die einzelnen Charaktere ausführlicher kennen zu lernen. Diese außergewöhnliche Fantasyreihe kann ich daher nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterwegs in der Welt der Bücher

Die Buchspringer
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In den Sommerferien beschließen Amy und ihre Mutter Alexis spontan, Amys Großmutter Lady Mairead auf der schottischen Insel Stormsay zu besuchen. Diese hat Alexis nicht mehr gesehen, seit sie schwanger ...

In den Sommerferien beschließen Amy und ihre Mutter Alexis spontan, Amys Großmutter Lady Mairead auf der schottischen Insel Stormsay zu besuchen. Diese hat Alexis nicht mehr gesehen, seit sie schwanger mit Amy war und abgehauen ist. Auf der Insel angekommen, verlangt Lady Mairead, dass Amy in das Familiengeheimnis eingeweiht wird: Ihre Familie verfügt über die Gabe, in Bücher springen zu können. Auch wenn Alexis nur wenig begeistert ist, möchte Amy einen Sprung versuchen – und findet sich schon kurze Zeit später im Dschungelbuch wieder. Doch irgendetwas geht in der Buchwelt vor sich: Ein Dieb treibt sein Unwesen und bringt Geschichten völlig durcheinander. Kann Amy der Buchwelt helfen?

Als ich den Klappentext des Buches zum ersten Mal las, war ich sofort begeistert. Ein Buch über Bücher kann ich mir nicht entgehen lassen! Entsprechend neugierig startete ich in die Geschichte und fand mich gleich mitten im Geschehen wieder. Alexis und Amy treffen auf der winzigen schottischen Insel Stormsay ein und Amy trifft zum ersten Mal auf ihre Großmutter, die nicht das geringste Problem damit hat, dass die beiden nach Jahren einfach so vor ihrer Türe stehen. Sie ist nur daran interessiert, dass Amy über ihre Gabe erfährt und baldmöglichst am Unterricht für Buchspringer teilnimmt.

Schon nach wenigen Seiten lernte ich gemeinsam mit Amy Will und Betsy kennen, die Buchspringer der einzigen anderen Familie, die über die Gabe verfügt. Diese demonstrieren Amy kurz das Buchspringen, und schon findet sich auch Amy in der Buchwelt wieder und macht so manche interessante Bekanntschaft. Amys Bekanntschaften mit den verschiedensten Buchfiguren lassen sicherlich das Herz jedes Buchliebhabers höher schlagen – wer würde nicht gerne an ihrer Stelle sein? Gleichzeitig wurde mir aber viel zu wenig erklärt. Unter dem Motto „Die Gabe funktioniert eben einfach“ wird das hinein- und hinausspringen, vorblättern, Geschichtenwechseln, Geschichten umschreiben und so weiter nicht näher erläutert, sondern man muss es als Leser einfach so hinnehmen.

Durch den mysteriösen Dieb in der Buchwelt und den Fund einer Leiche kommt bald Spannung in die Geschichte. Der Dieb hastet in Windeseile durch die verschiedensten Geschichten, während Amy und ihre neuen Buchfreunde Werther und Shir Khan ihm auf den Fersen sind. Dabei macht man im Schnelltempo interessanteste Bekanntschaften mit unterschiedlichsten Buchfiguren, bevor man sich auch schon in der nächsten Geschichte wiederfindet.

Während der Charme des Stöberns durch die Buchwelt der große Pluspunkt der Geschichte ist, gibt es neben den mangelnden Erklärungen leider einen weiteren Aspekt, der meinem Lesespaß einen gehörigen Dämpfer verpasst hat. Die ganze Geschichte funktioniert in dieser Form nämlich nur, weil sämtliche Charaktere sich für mich ständig auf nicht nachvollziehbare Weise verhalten. Sie stolpern immer genau dann über ihre eigenen Füße, treffen offensichtliche Schlussfolgerungen nicht und behalten wichtige Informationen für sich, wenn es dafür sorgt, dass die Aufdeckung der Geheimnisse weiter verschoben wird. Dadurch machte die Geschichte auf mich einen extrem konstruierten Eindruck. Auf den letzten Seiten verzehnfachten sich dann auch noch einmal meine „Wie soll das denn jetzt schon wieder funktionieren“-Gedanken, sodass mich auch das abgeschlossene Ende nur bedingt versöhnlich stimmen konnte.

„Die Buchspringer“ ist eine Geschichte mit Charme, denn Amys Sprünge in die Buchwelt und ihre Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Buchfiguren lassen sicherlich das Herz jedes Buchliebhabers höher schlagen. Leider erlebte ich den Handlungsverlauf als extrem konstruiert, konnte das Verhalten und Denken der Charaktere oft nicht nachvollziehen und hätte mir noch einige Erklärungen zum Buchspringen gewünscht. Die schöne Grundidee hat für mich in der Umsetzung nur bedingt funktioniert, weshalb ich dem Buch nur 3 Sterne geben kann.