Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die perfekte Träum-dich-weg Sommerlektüre!

Ein Sommer und vier Tage
0

Paula ist sechzehn und träumt davon, aufregende Orte zu besuchen. Doch statt diesen Traum zu verwirklichen, fährt sie in den Sommerferien in ein Lerncamp in Amalfi, Italien. Schließlich ist es beschlossene ...

Paula ist sechzehn und träumt davon, aufregende Orte zu besuchen. Doch statt diesen Traum zu verwirklichen, fährt sie in den Sommerferien in ein Lerncamp in Amalfi, Italien. Schließlich ist es beschlossene Sache, dass sie nach dem Abi International Business in Hamburg studiert! Schon bei der Abfahrt passiert etwas Verrücktes, denn ausgerechnet sie, die unscheinbare Paula, zieht die Aufmerksamkeit des coolen und süßen Lewis auf sich. Als die beiden dann auch noch an einer Raststätte in Norditalien vergessen werden, ist Paulas Chance auf ein Abenteuer endlich gekommen. Gemeinsam mit Lewis macht sie sich auf eigene Faust auf den Weg Richtung Süden und besucht dabei Städte, die sie schon immer sehen wollte.

Die Protagonistin Paula habe ich schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. Man merkt gleich, dass in ihr eine Abenteuerlust brodelt, die sie unterdrückt, um sich bestens auf ihre Zukunft vorzubereiten. Doch Paula ist gar nicht so überzeugt davon, dass sie diesen Weg wirklich einschlagen will. Sie braucht einfach nur den richtigen Anstoß, um sich voll und ganz auf das Leben mit all seinen Ungewissheiten einzulassen.

Hier kommt Lewis ins Spiel. Er ist ein echter Schnuckel, für den Paula vom ersten Moment an schwärmt. Als er sie anspricht und sich dabei auch noch als überaus nett und witzig herausstellt, habe ich mich riesig für Paula gefreut. Das scheint ja doch kein so langweiliger Lernurlaub zu werden! Als die beiden dann plötzlich allein an der Raststätte stehen, ist für Paula der Moment gekommen, sich einfach fallen zu lassen, Lewis zu vertrauen und sich auf ein Abenteuer einzulassen.

Paula und Lewis sind ein richtiges Traumpaar. Die beiden sind recht unterschiedlich und ergänzen sind dadurch perfekt. Ihre Reise lädt dazu ein, dem Alltag für ein paar Momente zu entfliehen, sich selbst in die schönsten Städte Italiens zu träumen und mit den beiden durch die Straßen zu schlendern in Richtung des nächsten Lieblingsmoments. Natürlich kommt es auf der Reise auch einmal zu Komplikationen, doch das Buch behält durchgängig seine Leichtigkeit. Adriana Popescu erzählt in diesem Buch, wie aufregend, zuckersüß und kompliziert einfach die erste Liebe sein kann. Damit spricht sie nicht nur Jugendliche an, sondern auch ältere Leser, die sich an diese turbulente Zeit zurückerinnern möchten.

Für mich ist „Ein Sommer und vier Tage“ die perfekte Träum-dich-weg-Sommerlektüre. Lasst euch mit Paula und Lewis durch Italien treiben und surft auf der Welle der Leichtigkeit, die dieses Buch versprüht. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung – nicht nur an Jugendliche!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend und dystopisch - alles andere als ein Prinzessinnen-Buch!

Das Juwel - Die Gabe
0

Violet Lasting ist im Sumpf aufgewachsen, dem ärmsten Stadtteil der Einzigen Stadt. Doch sie hat eine besondere Gabe: Sie kann Farbe und Form von Dingen verändern und sie zum Wachsen bringen. Seit dies ...

Violet Lasting ist im Sumpf aufgewachsen, dem ärmsten Stadtteil der Einzigen Stadt. Doch sie hat eine besondere Gabe: Sie kann Farbe und Form von Dingen verändern und sie zum Wachsen bringen. Seit dies vier Jahre zuvor festgestellt wurde lebt sie in der Verwahranstalt Southgate, in der sie zum Surrogat ausgebildet wird. Doch nun ist der Tag gekommen, in dem sie in den Stadtteil des Adels gebracht wird, dem Juwel. Hier wird sie an die meistbietende Adelige versteigert, um als Leihmutter ihr Kind auszutragen. Violet findet sich in einer Welt voller Luxus wieder, die ihre kühnsten Vorstellungen übertrifft. Doch als Surrogat ist sie stärker gefangen als je zuvor und wird behandelt wie ein willenloses Ausstellungstück und Mittel zum Zweck. Dennoch ist Violets Wille noch nicht gebrochen…

Das Cover des Buches ist in meinen Augen ein echter Hingucker. Ein Mädchen, vermutlich Violet, sitzt dort in einem wunderschönen Kleid, auf dem Perlen glitzern, die man sogar ertasten kann. Doch sie sieht nachdenklich, fast traurig aus, ganz so wie jemand, der sich in der Welt des Luxus nicht wohl fühlen kann. Warum das wohl so ist? Neugierig wagte ich mich zwischen die Seiten und hinein in die Einzige Stadt.

Der Einstieg ist mir leicht gefallen. Man lernt Violet an ihrem letzten Tag in der Verwahranstalt kennen, am nächsten Tag ist sie nur noch eine Nummer, die versteigert wird. Violet weiß nicht so recht, was sie von all dem halten soll, weiß aber, dass sie keine Wahl hat. Schnell fühlte ich mich ihr vertraut. An ihrer Seite lernte ich die Welt außerhalb der Verwahranstalt kennen, denn nach vier Jahren darf sie vor ihrer Versteigerung noch ein letztes Mal ihre Familie im Sumpf besuchen. Mit jeder Seite verstand ich besser, welche Last ihre Gabe für Violet bedeutet. Ihre Fähigkeiten machen sie nicht nur zu einer Gefangenen mit einem unbekannten Schicksal, nein, sie kann die Gabe nicht einmal einsetzen, ohne Schmerzen zu erleiden.

Bald beginnt die Reise ins Juwel zur Auktion und man findet sich in einer Welt voller Luxus wieder. Doch vieles ist hier nur Fassade, denn Lügen und Intrigen sind an der Tagesordnung. Desto mehr ich über das Leben und Schicksal der Surrogate im Juwel erfuhr, umso schockierter war ich. Das kann doch nicht der Ernst der Adeligen sein…?! Die Ereignisse stießen mich ab, doch gleichzeitig übte das Leben in Juwel eine Faszination auf mich aus, sodass ich die Geschichte nur schwer aus der Hand legen konnte. Ich bangte gemeinsam mit Violet und fand mit ihr Freunde an ungeahnten Orten. Doch sie muss sich entscheiden, was ihr am wichtigsten ist: Freiheit, Freundschaft oder Liebe? Und welches Wagnis ist sie bereit, dafür einzugehen?

Amy Ewing hat mit der Einzigen Stadt eine übersichtliche, gut durchdachte dystopische Welt geschaffen. Die Charaktere sind allesamt recht einfach gestrickt können schnell durchschaut werden. Violets Love Interest ist dafür äußerst charmant, sodass man ihn einfach ein bisschen anhimmeln muss. Die Spannung baut sich über das Buch langsam auf. Nachdem es immer wieder zu dramatischen Momenten kam steht am Ende alles auf dem Spiel. Ein gemeiner Cliffhanger lässt mich nun ungeduldig auf den zweiten Teil warten – wie wird es in der Einzigen Stadt weitergehen?

„Das Juwel“ ist alles andere als eine Prinzessinnen-Geschichte. Die Autorin hat eine dystopische Welt geschaffen, in der Mädchen aus ärmsten Verhältnissen mit besonderen Gaben als Leihmütter für den Adel herhalten müssen. Das Buch lässt den Leser in eine Welt voller Luxus und Prunk eintauchen, hinter dessen Fassade Intrigen und Grausamkeit lauern. Auch wenn vieles vorhersehbar ist, hat mich die ungewöhnliche Idee mit all ihren Konsequenzen fesseln können. Von mir gibt es sehr gute vier Sterne und eine Einladung an Euch, gemeinsam mit Violet ins Juwel zu reisen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was werden die Jugendlichen auf der Erde vorfinden?

Die 100
0

Als die Erde für die Menschen unbewohnbar wurde, haben sich einige Menschen auf Raumschiffe retten können. Nach 300 Jahren soll nun erkundet werden, ob die Erde wieder bewohnbar ist. 100 Jugendliche, die ...

Als die Erde für die Menschen unbewohnbar wurde, haben sich einige Menschen auf Raumschiffe retten können. Nach 300 Jahren soll nun erkundet werden, ob die Erde wieder bewohnbar ist. 100 Jugendliche, die als Straftäter eigentlich nur ihre Hinrichtung bei Erreichen der Volljährigkeit erwartet hätte, werden für diese Mission ausgewählt. Doch nicht jeder begibt sich unfreiwillig auf die Mission. Zwei Jungen entscheiden sich bewusst dafür, an dieser Reise teilzunehmen, um die zu schützen, die ihnen wichtig sind. Was werden die Jugendlichen auf der Erde vorfinden?

Das Buch beginnt spannend mit dem Moment, in dem Clarke aus ihrer Isolationshaft geholt wird. Sie ist sich sicher, inzwischen achtzehn zu sein und für ihr Verbrechen sterben zu müssen. Stattdessen eröffnet man ihr, dass sie auf die Erde fliegen wird. Ich war gespannt darauf, mehr über das Leben auf den Raumschiffen zu erfahren und den Beginn der Mission zu erfahren.

Die Geschichte wird in recht kurzen Kapiteln erzählt, nach denen jeweils die Perspektive wechselt. Die Mission in Richtung Erde wird aus der Sicht von vier verschiedenen Jugendlichen erzählt. Sie alle haben einen ungewöhnlichen Hintergrund, der sie in diese Situation gebracht hat. Immer wieder gibt es Rückblicke, in denen man das Leben auf dem Raumschiff und die Wagnisse, die sie alle eingegangen sind, kennenlernt. Diese Rückblicke haben mich den Charakteren näher gebracht, denn ich konnte ihre Motivation dadurch umso besser verstehen. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass die Rechtsprechung sich und der uns bekannten deutlich unterscheidet.

Auf der Erde erwartet die Jugendlichen das große Abenteuer. Aber ist es hier wirklich ungefährlich? Sie müssen mit Verletzungen und Hunger kämpfen, sodass bald erste Spannungen und Interessenskonflikte entstehen. Nicht alle Protagonisten waren mir gleich sympathisch, alle haben ihre Ecken und Kanten und denken noch immer an die Fehler, die sie in der Vergangenheit getan haben. Bald bilden sich verschiedene Fraktionen und ich fragte mich, welchen Weg ich wohl eingeschlagen hätte, wenn ich als einer der ersten Menschen nach hunderten von Jahren auf der Erde gelandet wäre.

Nicht nur in Rückblicken lernt man das Leben auf den Raumschiffen kennen, man erhält als Leser auch Einblicke in die aktuelle Situation im All. Glass hat es geschafft, der Mission auf die Erde zu entgehen und muss sich nun den Menschen stellen, die sie bei ihrer Verhaftung vor Monaten ohne Erklärung zurückgelassen hat. Bald merkt man, dass den Menschen auf den Raumschiffen einiges verheimlicht wird. Meine Vermutung wurde immer konkreter und ich wartete darauf, dass bald etwas Entscheidendes ans Licht kommt.

Voller Neugier las ich mich mit hohem Tempo durch die Seiten, stets in der Erwartung, dass bald der große Knall kommt, der alles auf den Kopf stellt. Ganz so spektakulär, wie ich es mir gewünscht hätte, gestaltet sich die Handlung dann aber doch leider nicht. Die Charaktere sind die meiste Zeit über mit kleineren Herausforderungen, Machtkämpfen, Konflikten und der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit beschäftigt. Auch das war nicht uninteressant, aber ich habe noch eine Schippe mehr Action und Dramatik erwartet. Diese hat sich die Autorin allerdings bis zum Ende des Buches aufgespart, wo es noch einmal richtig spannend wird. Ein fieser Cliffhanger sorgt dafür, dass ich „Die 100. Tag 21“, welches im Januar erscheint, am liebsten sofort lesen würde.

„Die 100“ ist der Auftakt einer Trilogie und erzählt von Jugendlichen, die von Raumschiffen zurück auf die Erde geschickt werden, um zu prüfen, ob diese nach 300 Jahren wieder bewohnbar ist. Fünf verschiedene Perspektiven, zahlreiche Rückblicke und so manche Entdeckung ließen mich durch die Seiten fliegen. Ich hätte mir allerdings noch mehr Action und Dramatik erwartet und hoffe, dass sich die Geschichte im nächsten Teil noch einmal steigern wird. Dystopienfans sollten sich diese neue Trilogie nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Ich liebe euch, ihr Goldmans!"

Die Geschichte der Baltimores
0

Im Februar 2012 fährt der Schriftsteller Marcus Goldman von New York nach Boca Raton, Florida. Dort hat er sich ein Haus gekauft, in dem er seinen nächsten Roman verfassen will. Auf der Suche nach einer ...

Im Februar 2012 fährt der Schriftsteller Marcus Goldman von New York nach Boca Raton, Florida. Dort hat er sich ein Haus gekauft, in dem er seinen nächsten Roman verfassen will. Auf der Suche nach einer Idee holt ihn bald die Vergangenheit ein: Ein Hund läuft ihm zu, von dem sich herausstellt, dass er seiner Ex-Freundin Alexandra Neville gehört. Diese hat er seit ihrer Trennung vor acht Jahren nicht mehr gesprochen, inzwischen ist sie eine berührte Sängerin. Ihre erneute Begegnung bringt Markus dazu, sich an ihre gemeinsame Vergangenheit zu erinnern, in welcher auch seine beiden Cousins, die Goldmans aus Baltimore, eine große Rolle spielten. Die Geschichte der beiden Goldman-Familien aus Baltimore und aus Montclaire ist geprägt von Freundschaft und Verbundenheit, aber auch von Neid, Geheimnissen und einer Katastrophe, die sich acht Jahre zuvor ereignete…

Nachdem mich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ vor drei Jahren begeistern konnte, habe ich mich riesig gefreut, dass endlich ein neues Buch aus der Feder des Autors erschienen ist. Der Protagonist des Buches ist wie bei Dickers erstem Buch der Schriftsteller Marcus Goldman. Seit den Ereignissen rund um Harry Quebert sind vier Jahre vergangen und ich habe mich gefreut, zu erfahren, wie es Marcus ergangen ist. Weil die Ereignisse des ersten Buches quasi gar nicht erwähnt werden, kann man „Die Geschichte der Baltimores“ mühelos auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Sehr gut gefallen haben mir die verschiedenen Zeitebenen, auf denen der Roman spielt. Den Anker bildet die Gegenwartshandlung, in der Marcus zum Verfassen des nächsten Buches sein Haus in Florida aufsucht und zufällig seine Ex-Freundin Alexandra trifft. Das wühlt bei ihm viele Erinnerungen auf. Relativ chronologisch wird der Leser im weiteren Buchverlauf durch die Geschichte der Baltimores und der Montclaires geführt. Diese beginnt mit Erinnerungen an seine eigene Jugend. Marcus selbst führte als Goldman aus Montclaire ein typisches Mittelklasse-Leben und beneidete seinen Cousin Hillel, der in Baltimore im Luxus schwelgte. Trotz des Neides – oder gerade deswegen? – fühlte sich Marcus seinem Cousin und dessen Eltern stets verbunden und kam so oft wie möglich zu Besuch.

Doch das ist nur der Ausgangspunkt der Geschichte. In der Rolle des gelegentlichen Besuchers beobachtet Marcus das Leben seines Cousins, der einen neuen Bruder findet, Freundschaften schließt und so manche Dummheit begeht. Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise durch viele Jahre der Erinnerung voller Höhen und Tiefen, wissend, dass er sich „der Katastrophe“ immer weiter annähert. Je tiefer Marcus in seine eigenen Erinnerungen vordringt, desto stärker erkennt man als Leser, dass das Leben der Baltimores nicht durchweg perfekt ist und er in seiner Rolle als Montclaire nicht automatisch zu einem öden Leben in zweiter Reihe bestimmt ist. Immer wieder verändern sich Atmosphäre und Stimmung der Charaktere und es kommen zunehmend Geheimnisse ins Spiel.

Die Reise in die Jugend der Goldmans wird immer wieder unterbrochen von einer Rückkehr in die Gegenwart oder auch kurzen Szenen aus der Zeit nach der Katastrophe. Hier hinterfragt Marcus zunehmend seine subjektive Sicht auf die Vergangenheit und auch die Rolle der Erwachsenen. Er kommt dabei zu neuen Erkenntnissen, was ich besonders interessant fand. Dank der geschickten Konstruktion des Romans konnte ich der Geschichte trotz der Zeitsprünge mühelos folgen. Meine Neugier, wie es wohl für die Baltimores weitergegangen ist, blieb trotz zunehmender Hinweise erhalten und wurde durch immer konkrete Vorahnungen noch verstärkt. Auch wenn das Buch insgesamt gesehen eine Tragödie ist, thematisiert das Buch viele unterhaltsame Zwischenfälle, Liebesgeschichten und Momente des Zusammenhalts. Bis zum Schluss, der noch einmal ganz verschiedene Stimmungen einfängt, fühlte ich mich bestens unterhalten.

„Die Geschichte der Baltimores“ bietet alles, was das Leserherz sich wünscht. Eine vielschichtige Erzählung, interessante Charaktere, die Aufdeckung von so manchem Geheimnis und eine gelungene Mischung aus traurigen und schönen Momenten. Habt ihr Lust, euch an der Seite eines fiktiven Schriftstellers auf eine Reise in seine Erinnerungen zu begeben und erstaunliche Entdeckungen zu machen, welche die verschiedensten Gefühle auslösen? Dann seid ihr bei diesem Buch genau richtig!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Im zweiten Teil der Trilogie warten neue Charaktere und alte Geheimnisse

Das Licht in deiner Stimme
0

Tiryn lebt an der Küste Floridas und arbeitet dort in der Boutique eines Hotels. Sie fühlt sich wohl dort, aber nicht heimisch, denn sie sehnt sich nach einem ganz anderen Meer. Seit Jahren erzählt Tiryns ...

Tiryn lebt an der Küste Floridas und arbeitet dort in der Boutique eines Hotels. Sie fühlt sich wohl dort, aber nicht heimisch, denn sie sehnt sich nach einem ganz anderen Meer. Seit Jahren erzählt Tiryns Großvater Nicholas ihr vom Dorf Ahrenshoop an der Ostsee, wo er aufgewachsen ist. Tiryn ist fasziniert von dem Bernsteinschiff, das er von dort mitgebracht hat und in dem sie die Gesichter seines Großvaters und seiner ehemaligen Verlobten Henny sieht, die ihn verlassen hat. Die Frage, wie man Erinnerungen im Bernstein speichert, lässt sie nicht los. Doch auch im Meer sieht Tiryn Bilder. Sie erzählen eine andere Version der Vergangenheit als Nicholas. Warum hat er Ahrenshoop wirklich verlassen? Ein Geständnis, ein sonderbarer Fund und ein Unfall wirbeln Tiryns Leben durcheinander. Sie muss sich entscheiden, ob sie an Nicholas Stelle nach Ahrenshoop zurückkehren wird. Doch wie würden die Bewohner auf sie reagieren, wenn sie herausfinden, wessen Enkelin sie ist?

Nachdem mich der erste Teil der Ostsee-Trilogie, „Das Meer in deinem Namen“, begeistern konnte, habe ich mich riesig darauf gefreut, weiterzulesen und neue Geheimnisse zu lüften. Von der Ostsee geht es in diesem zweiten Band an die Küste Floridas, wo der Leser Tiryn, die Enkelin von Nicholas, kennenlernt. Ich freute mich, eine neue Protagonistin und ein neues Meer kennenzulernen. Gleichzeitig war ihr neugierig darauf, mehr über Nicholas Weggang aus Ahrenshoop zu erfahren und wie es ihm seither ergangen ist.

Tiryn ist mir gleich sympathisch geworden. Ihre Familie liegt ihr sehr am Herzen. Ihr Großvater mit seinen Geschichten war für sie schon immer ein sicherer Hafen, während ihre Mutter Lara unter starken Stimmungsschwankungen und einer Alkoholsucht leidet. Als halbe Choctaw ist sie zudem tier- und naturverbunden und akzeptiert ihre Gabe, im Meer Bilder der Vergangenheit zu sehen. Auf dieses mystische Element muss man sich als Leser einlassen, um die Erzählung in vollen Zügen zu genießen zu können. Tiryns fehlendes Vermögen und die Verantwortung, die sie für Lara empfindet, halten sie schon lange davon ab, sich ihren Traum eines Besuchs der Ostsee zu erfüllen. Doch nicht nur ihre Gedanken wandern immer wieder dorthin, auch verschiedene Ereignisse scheinen anzudeuten, dass es an der Zeit ist, sich auf den Weg zu machen. Wird sie den Schritt endlich wagen?

Tiryns Erlebnisse werden immer wieder von Rückblenden unterbrochen, in denen der Leser mehr über Nicholas‘ Vergangenheit erfährt. Viele Fragen, die beim Lesen des ersten Teils aufkommen, werden nun beantwortet. Wirkte Nicholas im ersten Band der Reihe wie ein Bösewicht, der alles ohne Erklärung zurückgelassen hat, begann ich allmählich, seine Motive zu verstehen. Mir hat es sehr gut gefallen, ihn besser kennenzulernen und auch einige neue Dinge über Henny und Myra zu erfahren.

Ich konnte Tiryns Reise nach Ahrenshoop kaum erwarten, die für mich von Beginn an außer Frage stand. Die Autorin lässt sich damit jedoch Zeit und bereitet sorgfältig die Umstände vor, die Tiryn endlich über ihren Schatten springen und ins Flugzeug steigen lassen. In Ahrenshoop trifft man viele aus dem ersten Teil bekannte Charaktere wieder und es war für mich wie eine Rückkehr in den Lieblings-Urlaubsort. Der Fokus liegt weiterhin auf Tiryn, ihrer Faszination für Bernstein und ihrer Zukunftsplanung. Gleichzeitig erfährt man aber auch, wie es für die anderen Charaktere wie Carly weitergeht. Die Ereignisse konnten mich erneut fesseln und die schöne Atmosphäre ließ mich ganz in die Geschichte eintauchen. Auch wenn viele Geheimnisse gelüftet wurden ist zum Schluss noch eine entscheidende Frage offen, weshalb ich mich schon jetzt sehr auf den letzten Teil „Der Horizont in deinen Augen“ freue, der im Juni erscheint.

Mit „Das Licht in deiner Stímme“ ließ Patricia Koelle erneut Urlaubsstimmung bei mir aufkommen. Die neue Protagonistin Tiryn fand ich gleich sympathisch und die Frage, ob sie ihre Zukunftspläne verwirklichen kann, ließ mich neugierig weiterlesen. Gleichzeitig werden auch einige Geheimnisse rund um Nicholas Vergangenheit gelüftet, welche offene Fragen aus dem ersten Teil beantworten. Wer Geschichten rund um Familie, Freundschaft, das Meer und Geheimnisse mag, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!