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Veröffentlicht am 15.09.2016

Im zweiten Teil der Trilogie warten neue Charaktere und alte Geheimnisse

Das Licht in deiner Stimme
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Tiryn lebt an der Küste Floridas und arbeitet dort in der Boutique eines Hotels. Sie fühlt sich wohl dort, aber nicht heimisch, denn sie sehnt sich nach einem ganz anderen Meer. Seit Jahren erzählt Tiryns ...

Tiryn lebt an der Küste Floridas und arbeitet dort in der Boutique eines Hotels. Sie fühlt sich wohl dort, aber nicht heimisch, denn sie sehnt sich nach einem ganz anderen Meer. Seit Jahren erzählt Tiryns Großvater Nicholas ihr vom Dorf Ahrenshoop an der Ostsee, wo er aufgewachsen ist. Tiryn ist fasziniert von dem Bernsteinschiff, das er von dort mitgebracht hat und in dem sie die Gesichter seines Großvaters und seiner ehemaligen Verlobten Henny sieht, die ihn verlassen hat. Die Frage, wie man Erinnerungen im Bernstein speichert, lässt sie nicht los. Doch auch im Meer sieht Tiryn Bilder. Sie erzählen eine andere Version der Vergangenheit als Nicholas. Warum hat er Ahrenshoop wirklich verlassen? Ein Geständnis, ein sonderbarer Fund und ein Unfall wirbeln Tiryns Leben durcheinander. Sie muss sich entscheiden, ob sie an Nicholas Stelle nach Ahrenshoop zurückkehren wird. Doch wie würden die Bewohner auf sie reagieren, wenn sie herausfinden, wessen Enkelin sie ist?

Nachdem mich der erste Teil der Ostsee-Trilogie, „Das Meer in deinem Namen“, begeistern konnte, habe ich mich riesig darauf gefreut, weiterzulesen und neue Geheimnisse zu lüften. Von der Ostsee geht es in diesem zweiten Band an die Küste Floridas, wo der Leser Tiryn, die Enkelin von Nicholas, kennenlernt. Ich freute mich, eine neue Protagonistin und ein neues Meer kennenzulernen. Gleichzeitig war ihr neugierig darauf, mehr über Nicholas Weggang aus Ahrenshoop zu erfahren und wie es ihm seither ergangen ist.

Tiryn ist mir gleich sympathisch geworden. Ihre Familie liegt ihr sehr am Herzen. Ihr Großvater mit seinen Geschichten war für sie schon immer ein sicherer Hafen, während ihre Mutter Lara unter starken Stimmungsschwankungen und einer Alkoholsucht leidet. Als halbe Choctaw ist sie zudem tier- und naturverbunden und akzeptiert ihre Gabe, im Meer Bilder der Vergangenheit zu sehen. Auf dieses mystische Element muss man sich als Leser einlassen, um die Erzählung in vollen Zügen zu genießen zu können. Tiryns fehlendes Vermögen und die Verantwortung, die sie für Lara empfindet, halten sie schon lange davon ab, sich ihren Traum eines Besuchs der Ostsee zu erfüllen. Doch nicht nur ihre Gedanken wandern immer wieder dorthin, auch verschiedene Ereignisse scheinen anzudeuten, dass es an der Zeit ist, sich auf den Weg zu machen. Wird sie den Schritt endlich wagen?

Tiryns Erlebnisse werden immer wieder von Rückblenden unterbrochen, in denen der Leser mehr über Nicholas‘ Vergangenheit erfährt. Viele Fragen, die beim Lesen des ersten Teils aufkommen, werden nun beantwortet. Wirkte Nicholas im ersten Band der Reihe wie ein Bösewicht, der alles ohne Erklärung zurückgelassen hat, begann ich allmählich, seine Motive zu verstehen. Mir hat es sehr gut gefallen, ihn besser kennenzulernen und auch einige neue Dinge über Henny und Myra zu erfahren.

Ich konnte Tiryns Reise nach Ahrenshoop kaum erwarten, die für mich von Beginn an außer Frage stand. Die Autorin lässt sich damit jedoch Zeit und bereitet sorgfältig die Umstände vor, die Tiryn endlich über ihren Schatten springen und ins Flugzeug steigen lassen. In Ahrenshoop trifft man viele aus dem ersten Teil bekannte Charaktere wieder und es war für mich wie eine Rückkehr in den Lieblings-Urlaubsort. Der Fokus liegt weiterhin auf Tiryn, ihrer Faszination für Bernstein und ihrer Zukunftsplanung. Gleichzeitig erfährt man aber auch, wie es für die anderen Charaktere wie Carly weitergeht. Die Ereignisse konnten mich erneut fesseln und die schöne Atmosphäre ließ mich ganz in die Geschichte eintauchen. Auch wenn viele Geheimnisse gelüftet wurden ist zum Schluss noch eine entscheidende Frage offen, weshalb ich mich schon jetzt sehr auf den letzten Teil „Der Horizont in deinen Augen“ freue, der im Juni erscheint.

Mit „Das Licht in deiner Stímme“ ließ Patricia Koelle erneut Urlaubsstimmung bei mir aufkommen. Die neue Protagonistin Tiryn fand ich gleich sympathisch und die Frage, ob sie ihre Zukunftspläne verwirklichen kann, ließ mich neugierig weiterlesen. Gleichzeitig werden auch einige Geheimnisse rund um Nicholas Vergangenheit gelüftet, welche offene Fragen aus dem ersten Teil beantworten. Wer Geschichten rund um Familie, Freundschaft, das Meer und Geheimnisse mag, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

"Ich liebe euch, ihr Goldmans!"

Die Geschichte der Baltimores
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Im Februar 2012 fährt der Schriftsteller Marcus Goldman von New York nach Boca Raton, Florida. Dort hat er sich ein Haus gekauft, in dem er seinen nächsten Roman verfassen will. Auf der Suche nach einer ...

Im Februar 2012 fährt der Schriftsteller Marcus Goldman von New York nach Boca Raton, Florida. Dort hat er sich ein Haus gekauft, in dem er seinen nächsten Roman verfassen will. Auf der Suche nach einer Idee holt ihn bald die Vergangenheit ein: Ein Hund läuft ihm zu, von dem sich herausstellt, dass er seiner Ex-Freundin Alexandra Neville gehört. Diese hat er seit ihrer Trennung vor acht Jahren nicht mehr gesprochen, inzwischen ist sie eine berührte Sängerin. Ihre erneute Begegnung bringt Markus dazu, sich an ihre gemeinsame Vergangenheit zu erinnern, in welcher auch seine beiden Cousins, die Goldmans aus Baltimore, eine große Rolle spielten. Die Geschichte der beiden Goldman-Familien aus Baltimore und aus Montclaire ist geprägt von Freundschaft und Verbundenheit, aber auch von Neid, Geheimnissen und einer Katastrophe, die sich acht Jahre zuvor ereignete…

Nachdem mich „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ vor drei Jahren begeistern konnte, habe ich mich riesig gefreut, dass endlich ein neues Buch aus der Feder des Autors erschienen ist. Der Protagonist des Buches ist wie bei Dickers erstem Buch der Schriftsteller Marcus Goldman. Seit den Ereignissen rund um Harry Quebert sind vier Jahre vergangen und ich habe mich gefreut, zu erfahren, wie es Marcus ergangen ist. Weil die Ereignisse des ersten Buches quasi gar nicht erwähnt werden, kann man „Die Geschichte der Baltimores“ mühelos auch ohne Vorkenntnisse lesen.

Sehr gut gefallen haben mir die verschiedenen Zeitebenen, auf denen der Roman spielt. Den Anker bildet die Gegenwartshandlung, in der Marcus zum Verfassen des nächsten Buches sein Haus in Florida aufsucht und zufällig seine Ex-Freundin Alexandra trifft. Das wühlt bei ihm viele Erinnerungen auf. Relativ chronologisch wird der Leser im weiteren Buchverlauf durch die Geschichte der Baltimores und der Montclaires geführt. Diese beginnt mit Erinnerungen an seine eigene Jugend. Marcus selbst führte als Goldman aus Montclaire ein typisches Mittelklasse-Leben und beneidete seinen Cousin Hillel, der in Baltimore im Luxus schwelgte. Trotz des Neides – oder gerade deswegen? – fühlte sich Marcus seinem Cousin und dessen Eltern stets verbunden und kam so oft wie möglich zu Besuch.

Doch das ist nur der Ausgangspunkt der Geschichte. In der Rolle des gelegentlichen Besuchers beobachtet Marcus das Leben seines Cousins, der einen neuen Bruder findet, Freundschaften schließt und so manche Dummheit begeht. Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise durch viele Jahre der Erinnerung voller Höhen und Tiefen, wissend, dass er sich „der Katastrophe“ immer weiter annähert. Je tiefer Marcus in seine eigenen Erinnerungen vordringt, desto stärker erkennt man als Leser, dass das Leben der Baltimores nicht durchweg perfekt ist und er in seiner Rolle als Montclaire nicht automatisch zu einem öden Leben in zweiter Reihe bestimmt ist. Immer wieder verändern sich Atmosphäre und Stimmung der Charaktere und es kommen zunehmend Geheimnisse ins Spiel.

Die Reise in die Jugend der Goldmans wird immer wieder unterbrochen von einer Rückkehr in die Gegenwart oder auch kurzen Szenen aus der Zeit nach der Katastrophe. Hier hinterfragt Marcus zunehmend seine subjektive Sicht auf die Vergangenheit und auch die Rolle der Erwachsenen. Er kommt dabei zu neuen Erkenntnissen, was ich besonders interessant fand. Dank der geschickten Konstruktion des Romans konnte ich der Geschichte trotz der Zeitsprünge mühelos folgen. Meine Neugier, wie es wohl für die Baltimores weitergegangen ist, blieb trotz zunehmender Hinweise erhalten und wurde durch immer konkrete Vorahnungen noch verstärkt. Auch wenn das Buch insgesamt gesehen eine Tragödie ist, thematisiert das Buch viele unterhaltsame Zwischenfälle, Liebesgeschichten und Momente des Zusammenhalts. Bis zum Schluss, der noch einmal ganz verschiedene Stimmungen einfängt, fühlte ich mich bestens unterhalten.

„Die Geschichte der Baltimores“ bietet alles, was das Leserherz sich wünscht. Eine vielschichtige Erzählung, interessante Charaktere, die Aufdeckung von so manchem Geheimnis und eine gelungene Mischung aus traurigen und schönen Momenten. Habt ihr Lust, euch an der Seite eines fiktiven Schriftstellers auf eine Reise in seine Erinnerungen zu begeben und erstaunliche Entdeckungen zu machen, welche die verschiedensten Gefühle auslösen? Dann seid ihr bei diesem Buch genau richtig!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Sklavin und der Elitesoldat - spannend, temporeich und brutal

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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Die Leben von Elias und Laia könnten nicht unterschiedlicher sein. Elias gehört zum Volk der Martialen, welches die Kundigen seit Jahrhunderten unterdrückt. Zudem ist er eine Maske, ein Elitekämpfer, und ...

Die Leben von Elias und Laia könnten nicht unterschiedlicher sein. Elias gehört zum Volk der Martialen, welches die Kundigen seit Jahrhunderten unterdrückt. Zudem ist er eine Maske, ein Elitekämpfer, und schließt gerade sein letztes von vierzehn Ausbildungsjahren in Schwarzkliff ab. Doch er hasst die für ihn vorgesehene Rolle als Unterdrücker und will während der Abschlussfeierlichkeiten fliehen. Laia hingegen ist eine Kundige, der alles genommen wurde. Damit der Widerstand ihren Bruder, ihren letzten noch lebenden Verwandten, aus dem Gefängnis befreit, muss sie sich als Spitzel nach Schwarzkliff begeben. Als Sklavin der Kommandantin erwartet sie ein grausames Dasein. Elias und Laia ahnen noch nicht, dass sie bald eine wichtige Rolle im Leben des anderen spielen werden…

Gleich zu Beginn des Buches erwarteten mich hochspannende und dramatische Szenen, welche die Messlatte hoch legten. Laia muss mit ansehen, wie eine Maske ihre Großeltern ermordet und ihren Bruder ins Gefängnis wirft. Gut konnte ich ihre Verzweiflung nachvollziehen, denn außer ihrem gefangenen Bruder sind nun alle Familienmitglieder tot - von Martialen umgebracht. Weniger verständlich fand ich, dass sie sich so sehr ärgert, ihren Bruder nicht verteidigt zu haben. Das hätte ihren sicheren Tod bedeutet, und nun hat sie wenigstens eine Chance, ihn zu befreien.

Elias Geschichte beginnt ruhiger, dafür aber ebenso brutal. Während er sich auf seine Flucht vorbereitet, wird ein jüngerer Fahnenflüchtiger gefasst und vor dem Augen aller Schüler zu Tode gepeitscht. So wurde mir in Windeseile klar, welche Brutalität in Schwarzkliff an der Tagesordnung ist. Wohin sich Laias und Elias Geschichte entwickeln wird, fand ich nach den ersten Kapiteln schwer abzusehen. Beide haben ein klares Ziel: Elias will entkommen und Laia ihren Bruder befreien. Doch diesen Zielen scheinen sie erst einmal nicht näher zu kommen. Stattdessen dreht sich in Elias Leben bald alles um die Prüfungen, durch die der neue Imperator gekürt werden soll, während Laia als Sklavin versucht zu überleben und nebenher auch noch brauchbare Informationen für den Widerstand zu sammeln.

Die Geschichte ist temporeich erzählt und für ein Jugendbuch ziemlich brutal: Auspeitschungen, Folter und Kämpfe auf Leben und Tod werden ausführlich beschrieben. Dadurch wurde mir immer wieder bewusst gemacht, dass beide Protagonisten sich in höchster Gefahr befinden. Die Gefühle zwischen verschiedenen Personen wurden hingegen nur oberflächlich beschrieben und hätten gerne noch intensiver thematisiert werden können. Das Buch ist insgesamt sehr handlungsintensiv, während die Emotionen an mancher Stelle zu kurz kommen und ich in der Folge die Entscheidungen der Protagonisten nicht immer hundertprozentig nachvollziehen konnte.

Elias und Laia sind die meiste Zeit mit dem Überleben beschäftigt, doch allmählich steuert das Buch auf den Höhepunkt zu. Elias weiß, dass er vier Prüfungen bewältigen muss, und auch Laia erhält ein Ultimatum, bis zu dem sie Informationen beschaffen muss. Der Druck wird dadurch nochmals erhöht und ich fieberte mit, wie die beiden sich schlagen werden. Die Perspektiven von Laia und Elias wechseln kapitelweise. Während die beiden einander bei ihren ersten Aufeinandertreffen kaum Beachtung schenkten, lernen sie sich durch verschiedene Ereignisse besser kennen. Die Handlungsstränge verzahnen sich immer stärker miteinander, bis die beiden schließlich großen Einfluss auf die Entscheidungen des anderen haben. Immer wieder gelang es der Autorin, mich zu täuschen und zu überraschen, besonders zum Ende hin. Die Entwicklungen auf den letzten Seiten haben mich fesseln können, doch dann endet die Geschichte aber sehr abrupt. Ich hoffe daher sehr auf eine Fortsetzung, denn ich bin überzeugt davon, dass es noch viel zu erzählen gibt!

„Elias & Laia: Die Herrschaft der Masken“ ist temporeich, spannend und brutal. Während Elias sich den gnadenlosen Prüfungen zur Wahl des Imperators stellt, muss Laia als Sklavin und Spitzel überleben und dabei auch noch Informationen sammeln. Emotionen wurden dabei leider nur oberflächlich thematisiert, weshalb ich das Handeln der Charaktere nicht immer nachvollziehen konnte. Durch immer neue, dramatische Entwicklungen hat mich die Geschichte fesseln und häufig überraschen können. Sucht ihr eine actionreiche Dystopie, dann seid ihr hier genau richtig!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie hängen die beunruhigenden Ereignisse auf der ganzen Welt zusammen?

Das Mona-Lisa-Virus
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Helen arbeitet als Neuroästhetikerin. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu erforschen, was im menschlichen Gehirn passiert, wenn man etwas Schönes sieht. Eines Tages erhält sie einen Anruf aus Warschau: ...

Helen arbeitet als Neuroästhetikerin. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu erforschen, was im menschlichen Gehirn passiert, wenn man etwas Schönes sieht. Eines Tages erhält sie einen Anruf aus Warschau: Der Unbekannte stellt sich als Patryk Weisz vor und erklärt, ihre Telefonnummer in den Unterlagen seines Vaters gefunden zu haben. Sein reicher, exzentrischer und durch einen Unfall entstellter Vater ist spurlos verschwunden. Notizen weisen darauf hin, dass er in Kontakt zu Helens Tochter stand. Diese sollte sich eigentlich in einer Klinik in San Antonio befinden, doch ist spurlos verschwunden. Beunruhigt macht sich Helen auf den Weg nach Polen. Bald findet sie sich mitten in einer gefährlichen Verstrickung wieder. Während Schönheitsköniginnen entführt und verstümmelt werden, Bienen sterben, Anschläge auf Bauwerke verübt werden und ein gefährlicher Computervirus umgeht, tut Helen alles, um ihre Tochter zu retten…

Der Prolog des Buches widmet sich den Momenten kurz vor einer Operation. Der Chirurg hat offensichtlich große Angst, während die der Operation beiwohnende Person sich darauf freut. Was geht da vor sich? Eine Erklärung erhält der Leser erst einmal nicht. Stattdessen beginnt das Buch mit vielen relativ kurzen Kapiteln, die von Ereignissen rund um die Welt berichten. Schönheitsköniginnen werden in Mexiko entführt und Greg Millner vom FBI auf ihre Spur angesetzt; die Neurologin Helen erhält einen Anruf aus Polen und ein Schönheitschirurg wird erpresst. In kursiv sind außerdem Tagebucheinträge aus dem Jahr 1500 abgedruckt, in dem Freund von Leonardo daVinci zu Wort kommt. Ich hatte zu Beginn einige Schwierigkeiten, mich in der Geschichte zurechtzufinden, die verschiedenen Handlungsstränge zu ordnen und Verbindungen zwischen ihnen herzustellen. Erst allmählich zeigte sich der rote Faden und dadurch fiel es mir zunehmend leichter, der Handlung zu folgen.

Die Neuroästhetikerin Helen kristallisiert sich nach einigen Kapiteln als Protagonistin der Geschichte heraus. Sie wurde mir schnell sympathisch. Als sie erfährt, dass ihre Tochter verschwunden ist, tut sie wirklich alles, um sie zu finden. Dazu muss sie zunehmend schwierige Entscheidungen treffen und behält dabei einen erstaunlich kühlen Kopf. Oft wirkte es allerding so, als hätte sie in Bezug auf ihre nächsten Schritte gar keine Wahl. Ich war deshalb gespannt, welche Konsequenzen ihr Handeln hat und ob sie mich mit ihrem Verhalten doch noch überraschen kann.

Einige weitere Charaktere lernt man im Buchverlauf ebenfalls besser kennen. Patryk Weisz, der Sohn des verschwundenen Milliardärs, wirkt aufrichtig besorgt und will Helen so gut es geht unterstützen. Kann Helen ihm trauen? Greg Millner arbeitet beim FBI und wird auf den Fall des Bienensterbens angesetzt. Er beginnt, den einzelnen Fäden von ihrem Ende bis an den Anfang zu folgen und dabei Verbindungen herzustellen. Zusammen mit Andeutungen und Erklärungen aus anderen Perspektiven war es für mich allerdings relativ schnell klar, worum es im Kern überhaupt geht – ein überraschender Aha-Moment blieb bei mir aus. Umso spannender fand ich es, zu beobachten, ob das Fortschreiten der Ereignisse noch aufgehalten werden kann.

Im Laufe des Buches wird es immer deutlicher, wie viel eigentlich auf dem Spiel steht. Dadurch blieb ich neugierig. Es kommt zu zunehmend spannenden Situationen, deren Ausgang nicht abzusehen war. Gleichzeitig ist auch eine gute Portion Mystery in der Geschichte enthalten. Hierzu tragen vor allem die Aufzeichnungen der Erlebnisse im Jahr 1500, Helens besondere Wahrnehmung und das Auftreten eines geheimnisvollen Fremden bei. Zum Ende hin fügen sich auch die letzten losen Fäden in die Gesamthandlung ein. War mir relativ früh klar, was in der Gegenwart vor sich geht, erfuhr ich nun auch mehr über den Ursprung der Ereignisse. In mehreren spannenden Showdowns schöpft die Geschichte ihr Potenzial dann endlich voll aus und konnte mich überraschen und begeistern.

„Das Mona-Lisa-Virus“ stellt rasant und actionreich die Schönheit in Frage. Das Buch ist ein vielschichtiger Thriller, in dem zahlreiche Handlungsstränge erst im Laufe der Seiten geordnet und zusammengeführt werden und dadurch ein großes Gesamtbild entsteht. Nach einigen Startschwierigkeiten gefiel mir die Geschichte immer besser. Es kommt wiederholt zu erschreckenden Ereignissen und ich war gespannt, welche Konsequenzen sie haben. Nervenaufreibende Spannung kam vor allem zum Ende hin auf, hier riss mich die Geschichte noch einmal so richtig mit. Ich vergebe sehr gute vier Sterne und kann empfehle die Geschichte gerne an Thrillerfans weiter, die Lust auf eine komplexe Geschichte mit einer Portion Mystery haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Ruhrpott-Mädel im großen Hamburg

Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen
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Die achtundzwanzigjährige Karo möchte im Beruf endlich richtig durchstarten. An der Fernuni Hagen hat sie ihren Bachelor als eine der Besten abgeschlossen. Jetzt zieht sie aus dem heimatlichen Bochum nach ...

Die achtundzwanzigjährige Karo möchte im Beruf endlich richtig durchstarten. An der Fernuni Hagen hat sie ihren Bachelor als eine der Besten abgeschlossen. Jetzt zieht sie aus dem heimatlichen Bochum nach Hamburg, wo sie als Trainee in einer Unternehmensberatung arbeiten und in der WG ihrer alten Freundin Saskia leben wird. Doch am ersten Arbeitstag erwartet sie der große Schock: Ihr Chef sitzt in Untersuchungshaft, ihr Job ist nur noch ein geplatzter Traum. Verzweifelt sucht Karo nach einer Alternative – und wird schließlich vom Bundesligaverein Eintracht Hamburg als Praktikantin im Spielermanagement eingestellt. Heißt im Klartext: Karo soll den Star der Mannschaft, Patrick Weidinger, herumfahren und verhindern, dass er mit weiteren Skandalen in der Presse landet. Karo ist alles andere als begeistert davon, so viel Zeit mit dem arroganten Patrick verbringen zu müssen. Oder ist der vielleicht gar nicht so unausstehlich wie gedacht?

Im letzten Jahr hat Petra Hülsmann mit ihrem Debüt „Hummeln im Herzen“ einen wunderschönen, locker-leichten Liebesroman vorgelegt. Deshalb war für mich klar, dass ich auch ihr zweites Buch lesen muss. Das Cover macht mit seinen sommerlichen Farben optisch eines her, genauso wie der flauschige Schmetterling, den man einfach ständig streicheln muss.

Karo ist eine Persönlichkeit, die ich sofort liebgewonnen habe. Man lernt sie kennen, als sie gerade voller Stolz ihr Bachelorzeugnis auspackt und ihre Zukunft plant: Raus aus Bochum und ihrem langweiligen Job, auf nach Hamburg und Karriere machen! Ihre Familie ist typisch Ruhrpott und lässt sie nur ungern in die weite Welt ziehen. Doch gemeinsam mit Karo machte ich mich auf nach Hamburg, ganz aufgeregt, was sie dort wohl erwarten wird.

Karos neue WG nimmt sie gleich herzlich auf. Karos alte Freundin Saskia gibt ihr Rückhalt in jeder Lebenslage und geht gemeinsam mit ihr durch die bald folgenden Höhen und Tiefen. Daneben gibt es Nils, in den Saskia ganz offensichtlich – was sag ich da, auf keinen Fall natürlich! – verknallt ist und den finnischen Austauschstudenten Pekka, der sich vor allem für Partys und One Night Stands interessiert. In der WG gibt es immer wieder unterhaltsame Zwischenfälle, die Karo von ihrem anstrengenden Job ablenken.

Immer mehr rückt dieser Job in den Vordergrund der Geschichte. Karo will nach ihrem Rückschlag unbedingt ihre neue Chance auf eine Karriere nutzen, doch das gestaltet sich als anstrengend. Während Patrick sie meist mit Arroganz straft, versucht Karo, sich in der Verwaltung der Eintracht zu behaupten. Doch in ihr steckt noch immer ein Stück Ruhrpott, mit dem sie bei ihren Schickimicki-Kollegen immer wieder aneckt. Zum Glück wird Patrick mit der Zeit zugänglicher. Immer wieder kommt es zu sarkastisch-lustigen Wortgefechten zwischen den beiden, und sie haben mir zusammen wirklich gut gefallen. Aber will man sich wirklich in einen Promi verlieben? Nee, oder? Zu blöde, dass die Schmetterlinge in Karos Bauch da bald anderer Meinung sind.

Die Geschichte legt ein gutes Tempo vor. Karo tritt immer wieder in Fettnäpfchen, kann bald aber auch Erfolge feiern. Petra Hülsmann lässt ihre Protagonistin authentisch wirken und auch während Karos Tiefpunkten verliert die Geschichte nie ganz ihren lockeren Tonfall. Das führte dazu, dass ich diese süße Geschichte kaum aus der Hand legen konnte. Nach vielen witzigen Situationen wird es zum Ende hin noch einmal besonders emotional, was die Geschichte für mich gelungen abrundete.

„Wenn Schmetterlinge Loopings fliegen“ ist die perfekte Lektüre für Zwischendurch. Lest sie bei Sonnenschein im Strandkorb oder bei kühlerem Wetter gemütlich auf dem Sofa. Euch erwartet eine sympathische Protagonistin, die trotz Karriereambitionen gerne mal ins Fettnäpfchen tritt und ein berühmter Fußballer, bei dem es herauszufinden gilt, ob er wirklich so ätzend ist, wie es im ersten Moment den Anschein hat. Worauf wartet ihr also noch? Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!