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Veröffentlicht am 05.02.2023

Traumatische Kindheitserlebnisse

Mann im Mond
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Ein Junge und sein jüngerer Bruder stellen sich im Garten lebhaft die Ereignisse rund um die Mondlandung vor, während die Eltern drinnen vor dem Fernsehen gemeinsam mit ihren Gästen die Vorgänge am einzigen ...

Ein Junge und sein jüngerer Bruder stellen sich im Garten lebhaft die Ereignisse rund um die Mondlandung vor, während die Eltern drinnen vor dem Fernsehen gemeinsam mit ihren Gästen die Vorgänge am einzigen Fernseher des Dorfes anschauen. Der Junge hat noch Schmerzen von dem letzten Mal, als er von seinem Vater verprügelt wurde, und ist froh, dass sein kleiner Bruder bislang von ihm verschont blieb. Woanders wird ein Junge von seinem Vater nach der Schwimmstunde gedemütigt, und ein Mädchen soll auch nach der Sportstunde weiterlaufen, bis ihr Lehrer plötzlich zusammenbricht. Zwei Geschwister werden von ihrer Mutter auf die Rückkehr ihres Vaters aus dem Krieg vorbereitet.

Lana Bastasic hat in diesem Buch zwölf Erzählungen vereinigt, die gemein haben, dass sie alle aus der Perspektive eines Kindes geschrieben sind. Schon der erste Satz der ersten Erzählung - "Ich brauchte ganz schön lange, um Papa zu erwürgen." (S.9) - verdeutlicht, dass dieses Buch eine schwere Lektüre ist. Es geht um Ängste und ganz verschiedene traumatische Erlebnisse, welche die Kinder gerade erfahren oder erfahren haben, meist im Zusammenhang mit ihren Eltern oder einer anderen nahen Bezugsperson.

Die Erzählungen beginnen teils mit alltäglichen Situationen, bis es zu einer schockierenden, oftmals geradezu verstörenden Entwicklung kommt. Andere steigen bereits mit einem klaren Statement ein, was Leser:innen erwartet. Oft ist es ein Ich-Erzähler oder ein Ich-Erzählerin, dem oder der ich mich nahe fühlte. Einzelne Geschichten sind aber auch in einer Er-, Du- oder Wir-Form geschrieben. Sprachgewandt erzählt Lana Bastasic von Angst, Hilflosigkeit, Wut und Trauer, aber auch Momenten des Mutes und der Selbstermächtigung.

Die Erzählungen stimmten mich nachdenklich im Hinblick darauf, wie mächtig der Einfluss erwachsener Bezugspersonen auf Kinder ist und wie traumatische Erlebnisse sie ihr Leben lang prägen werden. Die Mehrheit der Geschichten hat mich berühren und schockieren können, es gab jedoch auch einige, aus denen ich weniger herausziehen konnte. Insgesamt eine eindrückliche Lektüre, die ich weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.01.2023

Emotionaler Liebesroman zum Hoffen und Bangen

Die Liebe an miesen Tagen
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Elias arbeitet als Schauspieler am Theater und steckt in einer Beziehung mit Vera, bei der der sich allmählich einzugestehen beginnt, dass sie ihn liebt, er sie aber nicht. Als Vera ihn überredet, ohne ...

Elias arbeitet als Schauspieler am Theater und steckt in einer Beziehung mit Vera, bei der der sich allmählich einzugestehen beginnt, dass sie ihn liebt, er sie aber nicht. Als Vera ihn überredet, ohne echte Kaufabsicht ein Häuschen auf dem Land zu besichtigen, trifft er dort auf Clara. Diese ist ein paar Jahre älter als Elias und verwitwet, denn sie hat ihren Mann vor einiger Zeit an Krebs verloren. Nun ist sie endlich bereit, sich von dem Häuschen zu treffen, das sie zusammen renoviert haben, denn nach ihrer Kündigung als Fotographin bei einer Zeitung kann sie das Geld gut gebrauchen. Elias und Clara fühlen eine Anziehungskraft zueinander, die sie vor die Frage stellt, ob das mit ihnen funktionieren kann. Ein Schicksalsschlag lässt schließlich vieles in einem neuen Licht erscheinen.

Die Geschichte wechselt zwischen den Perspektiven von Elias und Clara hin und her und ließ mich die Charaktere kurz einzeln kennenlernen, bevor es auch schon zu der ersten Begegnung zwischen den beiden bei der Hausbesichtigung kommt. Die beiden liefern sich einen unterhaltsamen Schlagabtausch und schnell ist klar, dass sie eine gewisse Faszination füreinander haben. Eine erneute Begegnung lässt nicht lang auf sich warten und ich war gespannt, ob Elias für Clara seine Beziehung beenden wird und sich die beiden aufeinander einlassen können.

Während sich allmählich eine Liebesgeschichte entwickelt, erfuhr ich gleichzeitig mehr über das Alltagsleben der beiden. Clara hat gerade ihren Job verloren und muss gemeinsam mit ihrem Vater und ihrem Bruder über die Zukunft der Mutter entscheiden, die sich zunehmend in ihrer Demenz verliert. Elias steckt in einer Beziehung, die ihn nicht erfüllt, und flüchtet sich mehr Stunden als nötig in sein Theater. Außerdem versucht er, ein gutes Verhältnis zu seiner Teenager-Tochter Jule aufzubauen. Ewald Arenz hat einen einnehmenden, poetischen Schreibstil. Ich fühlte mich Elias und Clara nahe und war neugierig auf den Weg, der vor ihnen liegt. Gleichzeitig kommt die Handlung nur in kleinen Schritten voran und ich wartete darauf, dass etwas Wegweisendes geschieht.

Im letzten Drittel kommt dann eine dramatische Wendung, was für meinen Geschmack relativ spät war. Ein plötzlicher Schicksalsschlag zog mir beim Lesen geradezu den Boden unter den Füßen weg. Ich hoffte und bangte mit und konnte ab diesem Moment das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Beteiligten werden vor fundamentale Entscheidungen gestellt. Von da an ist es in erster Linie eine sehr emotionale Lektüre, eine Achterbahn der Gefühle, die mich trotz einiger trauriger Szenen das Buch mit einem guten Gefühl beenden ließ. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.12.2022

Was ist in der Silvesternacht wirklich geschehen?

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Nina und Fredrik sind bei ihren Freunden Lollo und Max zur Silvesterparty in ihr Haus eingeladen. Währenddessen feiern die Teenager-Töchter der beiden Paare, Smilla und Jennifer, im anderen Haus ihre eigene ...

Nina und Fredrik sind bei ihren Freunden Lollo und Max zur Silvesterparty in ihr Haus eingeladen. Währenddessen feiern die Teenager-Töchter der beiden Paare, Smilla und Jennifer, im anderen Haus ihre eigene Party. Der nächste Morgen scheint zunächst ganz normal zu sein. Doch dann fällt auf: Jennifer, die bei Smilla übernachten sollte, hat die Party nachts verlassen und ist unauffindbar. Ist sie untergetaucht oder ist ihr etwas zugestoßen? Während die Suche anläuft, geht es Fredrik zunehmend schlechter. Denn er scheint der einzige zu sein, der in der Silvesternacht noch Kontakt zu Jennifer hatte. Eine Tatsache, die er lieber verschweigen will...

Das Buch beginnt am Silvesterabend des Jahres 2018. Nina und Fredrik feiern den Abend bei ihren Freunden Lollo und Max. Die beiden Paare verbindet eine lange Freundschaft, doch inzwischen sehen sie sich nur noch zweimal im Jahr. Die Stimmung angespannt, denn Fredrik hat vergessen, ein Taxi für den Heimweg zu bestellen. Auch sonst hält sich die Freude in Grenzen, da Nina Lollo beneidet und Max mit rassistischen Sprüchen auffällt.

Die Dinge geraden in Bewegung, als Fredrik eine SMS erhält, die ihn von der Party weglockt. Als Leserin begleitete ich ihn und beobachtete sein Handeln, was viele Fragen aufwirft. Dann gibt es plötzlich einen Cut, die Handlung geht am nächsten Morgen weiter und Jennifer ist verschwunden. Schnell stellte ich erste Theorien auf, was geschehen ist, während die Charaktere noch gar nicht so recht wissen, wie ihnen geschieht.

Jennifers Schicksal bleibt sehr lange unklar, wodurch die Geschichte seine Spannung vor allem aus der psychologischen Komponente zieht. Ich beobachtete interessiert, wie die verschiedenen Charaktere mit der Situation umgehen. Dabei war niemand so wirklich sympathisch. Die meisten machen sich in erster Linie Gedanken um ihren Ruf und was für Auswirkungen die Situation auf sie selbst hat. Dass Fredrik irgendetwas verheimlicht wird mehr als deutlich gemacht, doch ich war mir sicher, dass noch mehr Geheimnisse darauf warten, gelüftet zu werden. Einige sind jedoch so gut versteckt, dass ich nicht die geringsten Hinweise darauf wahrgenommen habe, bis sie zum Ende hin plötzlich aus der Kiste springen und vieles in eine neue Richtung lenken.

Insgesamt ließ sich das Buch zügig lesen und ich war neugierig, endlich mehr über Jennifers Verschwinden zu erfahren. Für meinen Geschmack war das Buch aber zu lange auf einen Aspekt fixiert und neue Themen wurden zu spät eingebracht. Ein Roman für alle, die psychologische Spannung und ein eiskaltes Setting mögen!

Veröffentlicht am 05.12.2022

Ein Neuanfang an der Woodford Academy

Dark Ivy – Wenn ich falle
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Eden hat es geschafft: Dank eines Stipendiums kann sie ein Studium an der Woodford Academy beginnen. Sie ist fest entschlossen, diese Chance für einen Neuanfang zu nutzen, denn nach dem Tod eines ihr nahe ...

Eden hat es geschafft: Dank eines Stipendiums kann sie ein Studium an der Woodford Academy beginnen. Sie ist fest entschlossen, diese Chance für einen Neuanfang zu nutzen, denn nach dem Tod eines ihr nahe stehenden Menschen hat sie schwere Monate hinter sich. Schon bei ihrer Ankunft lernt sie die sympathische Kendra kennen, die sie sich zur Freundin wünscht. Diese stellt Eden ihrem Bruder Devin und seinem Kumpel William vor, welche bei ihr jedoch keinen guten ersten Eindruck hinterlassen. Dennoch übt William eine Faszination auf Eden aus. Verbirgt sich hinter der Fassade des verschlossenen Millionenerben vielleicht doch mehr?

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, den ich nicht recht einordnen konnte und in welchem sich die Ich-Erzählerin wünscht, zu Tode zu erfrieren. Ich fragte mich, was es damit wohl auf sich hat. Danach begleitete ich Edens Ankunft an der Woodford Academy, die auf einer Insel liegt. Die meisten Studenten werden von ihren Eltern bis zur Anlegestelle der Fähre gebracht, William Grantham III. wird gar von seinem Chauffeur in einer Limousine vorgefahren. Eden hingegen kommt mit dem Bus, weil sie sich das Studium nur dank eines Stipendiums leisten kann und ihr Vater, der sie allein groß gezogen hat, arbeiten muss.

Die sozialen Unterschiede zwischen Eden und den anderen Studenten sind ein Thema, das im Laufe der Geschichte immer wieder aufgegriffen wird. Eden kann es sich nicht leisten, ständig essen zu gehen oder sich ein neues Handy zu kaufen. William hingegen wünscht sich, dass die Leute in ihm etwas anderes sehen als den Erben eines riesigen Vermögens. Nach einer eher unglücklichen ersten Begegnung nähern sich die beiden vorsichtig einander an und ich war gespannt, was daraus entstehen wird. Die beiden senden sich Botschaften als Blackout Poetry, welche im Buch abgedruckt ist und die dem Buch eine besondere Note gibt.

Edens Gedanken- und Gefühlswelt wird von dem Verlust dominiert, den sie elf Moante zuvor erlitten hat. Sowohl Kendra als auch William reagieren verständnisvoll und helfen ihr, nach vorne zu Blicken. In dem Zusammenhang gibt es einige bittersüße, emotionale Szenen, die mir sehr gefallen haben. Etwas gewundert habe ich mich, dass es am Anfang des Buches kurz um den Fund von Pillen ging, die dann die ganze Zeit gar kein Thema mehr sind. Stattdessen erlebt Eden typische erste Uniwochen - erste Freundschaften, Vorlesungen, Partys - und beginnt, sich zu verlieben. Es gibt viele schöne Entwicklungen, bis mir als Leserin auf den letzten Seiten des Buches komplett der Boden unter den Füßen weggezogen wird und die Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet. Insofern bin ich jetzt schon mehr als gespannt auf den zweiten Teil dieser Dilogie, der im April erscheinen wird!

Veröffentlicht am 26.11.2022

Der letzte Fall für Annette Werner und Jeppe Kørner

Wintersonne
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In Kopenhagen wird auf einem Hügel hinter einem Spielplatz ein Koffer gefunden, in welchem sich die Hälfte einer zersägten Leiche befindet. Die Ermittlungen werden Annette Werner übertragen, denn ihr Chef ...

In Kopenhagen wird auf einem Hügel hinter einem Spielplatz ein Koffer gefunden, in welchem sich die Hälfte einer zersägten Leiche befindet. Die Ermittlungen werden Annette Werner übertragen, denn ihr Chef Jeppe Kørner nimmt sich eine Auszeit vom Polizeidienst und arbeitet als Holzfäller auf der Insel Bornholm. Dorthin verschlägt es auch Esther de Laurenti, die von der Tochter der verstorbenen Anthropologin Margrethe Dybris, über die Esther eine Biographie schreiben will, eingeladen wurde. Auch die Spuren der zersägten Leiche deuten schon bald in Richtung Bornholm...

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem ein Mann aus der Bewusstlosigkeit erwacht, um voller Schrecken festzustellen, dass er im Begriff ist, zersägt zu werden. Danach springt die Handlung zu Annette Werner und dem Fund einer halben zersägten Leiche in einem Koffer in Kopenhagen. Annette trägt erstmals die Verantwortung für eine Mordermittlung, weil ihr Chef Jeppe sich nicht im Dienst befindet. Ich war gespannt, wie sie diese neue Rolle ausfüllen wird.

Natürlich ist Jeppe nicht aus der Welt, und auch das Wiedersehen mit meiner liebsten Nebenfigur Esther de Laurenti lässt nicht lange auf sich warten. Beide hat es auf die Insel Bornholm verschlagen - der eine fällt dort Bäume, die andere recherchiert für eine Biographie. Manch einer in ihrem Umfeld verhält sich merkwürdig und ich fragte mich, ob das nur Verschrobenheit ist oder mehr dahinter steckt.

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, weil es nur eine halbe Leiche gibt und diese nicht identifiziert werden kann. Annette analysiert mit ihrem Team die aktuellen Vermisstenfälle und folgt gleichzeitig der Spur des Koffers, in welchem die Leiche gefunden wurde. Diese weist nach Bornholm und schnell ist da die Idee, ob Jeppe nicht wenigstens kurz...

Die Ermittlungen schreiten in mäßigem Tempo voran. Dabei muss man darüber hinwegsehen, dass es schon ein extrem großer Zufall ist, dass drei Charaktere aus völlig unterschiedlichen Gründen alle auf Bornholm zu tun haben. Es gibt wenig klassische Ermittlungsarbeit, sondern ich erfuhr immer mehr über diverse Bornholmer, ihre Verstrickungen und Geheimnisse. Dabei ist lange nicht klar, ob und was davon irgendeine Relevanz für den Mordfall hat. In dieser Hinsicht ähnelt das Buch seinem Vorgänger. Zum einen bin ich traurig, dass dies der letzte Fall der Reihe ist, zum anderen habe ich das Gefühl, dass sich die Ermittler-Konstellation etwas abgenutzt hat, sodass ich mich auf ganz neuen Lesestoff der Autorin freue. Wer die vorherigen Teile der Reihe mochte, der sollte diesen Abschluss nicht verpassen!