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Veröffentlicht am 07.04.2019

Ist noch nicht vollkommen spannend, aber auf gutem Weg

Tokyo Ghoul 01
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Die Geschichte des ersten Bandes ist wirklich ganz einfach: In einem Tokyo, in dem Ghoule leben, die sich von Menschen ernähren, wacht Ken als Ghoul wieder auf. Normales Essen verträgt er nicht mehr, jedoch ...

Die Geschichte des ersten Bandes ist wirklich ganz einfach: In einem Tokyo, in dem Ghoule leben, die sich von Menschen ernähren, wacht Ken als Ghoul wieder auf. Normales Essen verträgt er nicht mehr, jedoch sträubt er sich dagegen, Menschenfleisch zu essen. Außerdem entdeckt er, dass es viel mehr Ghoule in seiner Umgebung gibt, als er für möglich gehalten hätte.
Wie schon gesagt, ziemlich einfach und schnell zu erklären. Vielleicht noch etwas zu einfach, weswegen noch nicht ganz so viel Spannung aufkommt. Dafür ist Kens Zwiespalt toll dargestellt, wie er, der eigentlich ein Mensch ist, nun als menschenfressender Ghoul auskommen muss. Und vor allem zum Ende hin steigt der Nervenkitzel dann auch.
Besonders interessant fand ich auch, was man hier alles über Ghoule erfährt. Sie sind in der in "Tokyo Ghoul" dargestellten Welt bekannt und trotzdem passen sich viele den Menschen an, um nicht erkannt zu werden. Zu erfahren, welche Eigenheiten und Fähigkeiten sie besitzen, war für mich immer wieder spannend.
Den Schreibstil kann man, wie ich finde, in Mangas nicht ganz so gut bewerten wie in Romanen, der Textteil ist einfach viel geringer. Aber ich fand ihn so weit gut, mit ein paar Anspielungen auf Literatur (zum Beispiel auf Kafkas "Verwandlung") und auch witzig, vor allem wenn Ken den Geschmack von Essen beschreibt^^
Was die Charaktere angeht, ist es nach nur einem Band der Reihe schwer, viel über sie herauszufinden. Der Protagonist Ken ist da natürlich die Ausnahme und ihn fand ich auch sehr sympathisch. Er sagt selbst von sich, dass er kein Held ist, fällt schön aus dem Rahmen der starken Typen. Wie er mit seiner Verwandlung in einen Ghoul umgeht, konnte ich gut nachvollziehen.
Ansonsten konnte ich mir von den anderen Charakteren noch kein so gutes Bild machen. Zum Beispiel Hide, Kens bester Freund, scheint ganz nett zu sein, kommt mir bis jetzt jedoch noch ein bisschen stereotypisch vor. Toka finde ich von den Nebenfiguren bis jetzt am interessantesten. Ich glaube, sie ist nicht der typische weibliche Sidekick, den jede Story zu brauchen scheint. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was man von ihr noch erfährt.
Bis jetzt finde ich die Reihe also schon ganz gut. Der Manga hat sich schön lesen lassen, Schreib- und Zeichenstil gefallen mir (auch wenn ich mich an den Zeichenstil erstmal gewöhnen musste) und vor allem Ken als Protagonist mag ich. Allerdings denke ich, dass der Manga noch Zeit braucht, um sich zu entfalten, denn bisher hat es mir noch an Spannung gefehlt und auch die Nebencharaktere brauchen noch weitere Ausarbeitung.

Veröffentlicht am 19.03.2019

Außergewöhnlich und wirklich phantastisch

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Ich hatte ja das Glück, dieses Buch im Zuge einer Leserunde auf Lesejury lesen zu dürfen. Sagen wir es so, der Klappentext hat mich wirklich neugierig gemacht, genauso wie die Leseprobe. Und ja, auch das ...

Ich hatte ja das Glück, dieses Buch im Zuge einer Leserunde auf Lesejury lesen zu dürfen. Sagen wir es so, der Klappentext hat mich wirklich neugierig gemacht, genauso wie die Leseprobe. Und ja, auch das Statement, die Geschichte würde "Harry Potter" in nichts nachstehen. Wobei ich von Vornherein sagen muss, dass man das nicht so wörtlich nehmen sollte. Wer "Die Verlobten des Winters" unbedingt mit "Harry Potter" vergleichen möchte und eine Story jener Art erwartet, wird sehr wahrscheinlich enttäuscht werden. Allerdings finde ich, dass Christelle Dabos es geschafft hat, eine Welt zu kreieren, die auf ähnliche Art und Weise ganz neu, aufregend und fantastisch ist. Die – mich auf jeden Fall – nicht an andere, bereits erschienene Geschichten erinnert hat. Deren Charaktere schrullig sind. Ganz anders als in der Welt des jungen Zauberers, aber eben doch auch so herrlich überspitzt und gleichzeitig sympathisch. Meiner Meinung hinkt der Vergleich also gar nicht mal so sehr, nur eben ähneln sich die Grundbedingungen, nicht die Geschichte an sich und ganz sicher nicht die Details.
Weil ich sie schon kurz erwähnt habe, möchte ich euch kurz die Welt aus der Saga der Spiegelreisenden erklären. Ganz und gar habe ich (noch) nicht verstanden, wie diese entstanden ist, aber jetzt besteht die Erde auf alle Fälle aus mehrere Archen. Das sind, so weit ich das verstanden habe, Erdteile, die nun unabhängig voneinander um den Erdkern schweben. Diese Archen sind alle unterschiedlich geschaffen, was die Lebensbedingungen angeht und es gibt sowohl große als auch kleine Archen. Jede (oder zumindest die, die man kennenlernt) hat einen Familiengeist, von dem die Hauptbevölkerung dieser Arche abstammt. Und auf jeder Arche herrscht eine oder ein paar wenige Fähigkeiten in dieser Bevölkerung vor. Zum Beispiel haben die Bewohner der Arche Anima die Fähigkeit, auf bestimmte Art mit Gegenständen zu kommunizieren, was sich in verschiedenster Art und Weise ausdrücken kann. Ophelias Patentante Roseline beispielsweise kann Papier mit ihren bloßen Händen so bearbeiten, dass Risse oder sonstige Alterserscheinungen verschwinden. Und Ophelia selbst kann Gegenstände lesen, heißt, in ihre Vergangenheit sehen.
Der größte Teil der Handlung spielt auf der großen Arche Pol, wo es selbst in den warmen Monaten noch bitterkalt ist. Hier gibt es gleich mehrere Familien, die verschiedene Fähigkeiten haben, und zudem leben hier noch einige Diener. Mehr will ich dazu jetzt gar nicht verraten, mehr zur Arche Pol solltet ihr lieber selbst nachlesen.
So, nun aber mal zur eigentlichen Handlung. Wie der Klappentext bereits verrät, geht es in "Die Verlobten des Winters" um Ophelia, einer jungen Frau von Anima, die (gegen ihren Willen) mit Thorn, einem Bewohner des Pols, verheiratet werden soll. Dafür verlässt sie ihr Zuhause und wird an diesen eisigen Ort mitgenommen. Während sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnen muss, versucht sie herauszufinden, wieso ausgerechnet sie als Verlobte ausgesucht wurde. Beides keine besonders leichten Aufgaben, vor allem, da sich Pol als gefährlicher Ort entpuppt, auf dem gerne Machtspiele zwischen den verschiedenen Familien getrieben werden.
Zu Beginn muss ich zugeben, fand ich die Geschichte noch ein wenig langwierig. Denn obwohl an sich viel passiert (die erste Begegnung mit Thorn, der Umzug auf den Pol und die erste Zeit dort), hatte ich irgendwie gleichzeitig das Gefühl, es würde nicht besonders viel passieren oder eben ansonsten nicht viel. Alles wirkte recht langgezogen und dadurch zäh. Doch mit der Zeit wurde das Buch immer spannender, etwa ab dem Punkt, an dem man mehr über Pol erfährt. Die Ereignisse lassen dann auch nicht mehr auf sich warten, finden stattdessen fast Schlag auf Schlag statt und haben mich somit in ihren Sog gezogen, sodass ich zum Ende hin nur zu gerne zu dem Buch gegriffen habe. Man erfährt einfach so viel über die Welt in diesem Roman (auch wenn das in den folgenden Bänden gerne mehr sein darf), über die Charaktere, deren Hintergründe, wie wer zueinandersteht. Es ist einfach unfassbar spannend. Und so konnte "Die Verlobten des Winters" auch mit einigen interessanten Wendungen aufwarten (eher zum Ende hin, aber hey, besser später als nie) und hatte einen Abschluss, der mich so neugierig gemacht hat, dass ich nur zu gerne schon den zweiten Teil der Saga hier hätte.
An den Schreibstil von Christelle Dabos musste ich mich erst einmal gewöhnen. Sie schreibt nicht auf diese einfache, auf Anhieb gut lesbare Art, wie man sie von anderen Jugendbuchautoren kennt. Nein, sie schreibt ein wenig behäbiger, mit Fokus auf Details, die immer wieder erwähnt werden, jedoch nicht zu ausschweifend beschreibend, sodass man sich durch zeilen- oder gar seitenlange Beschreibungen kämpfen muss. Christelle Dabos schreibt einfach ein wenig altertümlich, jedoch nicht steif, und immer mal wieder gespickt mit französischen Ausdrücken – was ich übrigens mal sehr süß und interessant fand, denn bisher habe ich noch nicht viele Bücher von französischen Autoren gelesen. Mit der Zeit habe ich mich auf alle Fälle an diesen doch sehr besonderen Stil gewöhnt und dann war er auch wirklich schön lesbar. Noch nicht so, dass ich die Seiten verschlinge, aber muss ja auch nicht immer sein. Was allerdings auch ein wenig seltsam ist, ist die Sichtweise. Der Roman wird ja aus Ophelias Sicht erzählt, aus dritter Perspektive. Und obwohl man vom Wissen her ungefähr auf Ophelias Niveau ist, bekommt man keinen ganz so umfassenden Einblick in deren Gedankenwelt. Immer mal wieder erhascht man einen Fetzen hiervon, aber eben nicht so, dass man meinen könnte, man wäre in Ophelias Kopf.
Das hat mich aber nicht so gestört, dass ich mir keinen guten Eindruck von Ophelias Charakter hätte machen können. Sie ist ein wirklich einzigartiger Charakter und als Protagonistin mal so anders, dass man sich erst einmal an sie gewöhnen muss. Denn erst einmal wirkt sie wie ein verschüchtertes Mäuschen mit ihrer tollpatschigen Art und wie sie dauerhaft mit dieser leisen Stimme spricht. Doch bald schon merkt man, dass da eine unfassbar starke Persönlichkeit dahintersteckt und sie auch sehr eigenwillig und mutig sein kann. Nach ersten Zweifeln hat sich Ophelia also irgendwie in mein Leserherz geschlichen und mich vollends von sich überzeugt.
Auch die anderen Figuren sind auf ihre Art jeweils etwas ganz Besonderes. Thorn beispielsweise wirkt anfangs total brüsk und kalt, als könne er keinerlei Emotion außer Ungeduld empfinden. Und später...ist er immer noch so. Doch man erfährt mehr über ihn, lernt ihn besser kennen, mag ihn irgendwie doch auch. Und genau das hat mich hier auch so fasziniert: Dass die Charaktere sich selbst treu bleiben. Denn klar machen sie Entwicklungen durch und man erkennt ihre verschiedenen Facetten, aber es ist nicht so, als ob sie plötzlich eine komplette Typwandlung durchmachen. Das sowie dass man sich nie ganz sicher sein kann, wem man eigentlich trauen kann, hat dazu geführt, dass mir die Geschichte noch einmal besser gefallen hat.
Ich kann „Die Verlobten des Winters“ also wirklich empfehlen, vor allem jenen, die mal wieder in eine ganz und gar zauberhafte Welt eintauchen möchten.

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Veröffentlicht am 02.02.2019

Kein Schund, wie der Titel andeuten möchte

Schund und Sühne
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Von Anna Basener hatte ich zuvor bereits gehört – natürlich, wie auch nicht –, hatte ihren vorherigen Roman jedoch nicht gelesen. Hier habe ich mich eigentlich nur auf die Leseprobe eingelassen, weil sich ...

Von Anna Basener hatte ich zuvor bereits gehört – natürlich, wie auch nicht –, hatte ihren vorherigen Roman jedoch nicht gelesen. Hier habe ich mich eigentlich nur auf die Leseprobe eingelassen, weil sich die Beschreibung so skurril anhörte, aber danach war es um mich geschehen. Nicht unbedingt aufgrund der Story, denn bei der war ich mir eine recht lange Zeit nicht sicher, wo sie eigentlich hin will, doch wegen allem anderen.
In dem Roman geht es ganz grob um das fiktive Schloss Rosenbrunn und seine Bewohner. Hier lebt die Familie Schell von Ohlen, ein altes, deutsches Adelsgeschlecht, das noch ziemlich konservativ eingestellt ist. In deren Alltag treten Kat, eine Groschenromanautorin und Stipendiatin auf Rosenbrunn, sowie Moritz, ein Rosenzüchter, der nicht ganz d'accord ist mit den Methoden, die in der Rosenzüchtung eingesetzt werden. Joa, das ist auch schon das Grundgerüst des Buches.
In der Geschichte werden die Beziehungen der Personen untereinander behandelt, das Adelsgeschlecht allgemein, Werte im Allgemeinen, ein bisschen Liebe und dabei noch das ein oder andere wichtige Thema wie Umweltschutz. Alles mit einer guten Prise Humor. Besonders die Vermischung des Fiktiven mit der Realität hat mir echt gut gefallen. Referenzen auf wirklich existierende Adelsgeschlechter oder auch einfach Ähnlichkeiten mit ihnen (wie zum Beispiel die einer gewissen Gräfin) haben dem Buch nochmal das gewisse Etwas verliehen.
Wie schon gesagt war mir nicht ganz so klar, wo die Geschichte hinlaufen wird, ein roter Faden war nicht unbedingt von Anfang an da, aber das fand ich nicht mal so schlimm. Denn Anna Baseners Schreibstil ist so herrlich skurril, ich hätte locker noch weitere 100 Seiten mit den Charakteren lesen können. Das ist auch ein kleiner Kritikpunkt von mir, denn mir war das Buch einen Ticken zu kurz, dadurch manche Dinge nicht so ausführlich, wie ich sie gerne gehabt hätte. Doch an sich hat jeder Teil der Geschichte ein passendes Ende gefunden und es gibt eigentlich nichts, was nicht einigermaßen zufriedenstellend aufgelöst worden wäre.
Wie bereits erwähnt bin ich nun erklärter Fan vom Stil der Autorin. Ich habe keine Ahnung, wie das in "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" war, aber hier liest sich die Geschichte einfach unglaublich. Auf den ersten paar Seiten musste ich mich noch ein wenig eingewöhnen. Nicht nur, weil viele Perspektiven vertreten sind (fast alle in dritter Form, nur die von Kat in der ersten), sondern auch wegen der direkten, manchmal etwas knappen Art und Weise des Schreibens. Doch genau das hat später dazu geführt, dass ich den Roman hätte verschlingen können. In diesem herrlichen Stil werden Fakten dargelegt, Gedanken widergespiegelt und auch mal nebenbei wichtige gesellschaftliche Themen angeschnitten, immer mit diesem Sarkasmus, sodass sich skurrile Situationen ergeben. Mehr als ein Mal musste ich schmunzeln.
Ganz fasziniert bin ich außerdem noch von den Charakteren der Geschichte. Am Anfang kamen sie mir noch vor wie eine halbe Armada, aber wenn ich es mir recht überlege, sind es eigentlich gar nicht so viele. Die Wichtigsten sind Kat, die Autorin, Moritz, der Rosenzüchter, Seph, die Prinzessin von Rosenbrunn und ihr kleiner Bruder und gleichzeitig Erbe des Schlosses, Valu. Außerdem noch eine relativ große Rolle spielen Follie und Fredi, Sephs und Valus Eltern, sowie Gratzi, Follies Schwester. Faszinierend allein war schon, wie gut man alle diese Figuren kennenlernte, wie Anna Basener es schaffte, auf doch so wenigen Seiten so dreidimensionale Persönlichkeiten zu erschaffen. Wie facettenreich diese Persönlichkeiten sind, hat mich dann aber umgehauen. Ehrlich, die genannten Figuren haben im Verlauf der Geschichte jeder sowohl sympathische als auch nicht ganz so sympathische Seiten von sich gezeigt und auch wenn ich sie wegen letzterer gerne ab und an man geschüttelt hätte, ist genau das auch etwas, für das ich die Autorin bewundere: Der Mut, Charaktere nicht perfekt erscheinen zu lassen. Für mich haben die Charaktere somit einiges an Authentizität gewonnen!
Ihr sehr schon, ich bin begeistert von diesem Roman, der sich Unterhaltungs- beziehungsweise humorvoller Roman nennen möchte, aber doch so viel mehr ist. Nämlich auch mal ernste Themen aufgreifen kann, wenn auch mit ironischem Unterton. Wer so etwas mag, nicht immer nur konventionelle Geschichten lesen möchte und sich vielleicht noch für Adelsgeschlechter in der heutigen Zeit interessiert, dem kann ich "Schund und Sühne" wirklich nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 20.01.2019

Chick-Lit ja, aber keine besonders gute

Der kleine Laden der einsamen Herzen
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Manchmal denke ich, sollte ich meine Erwartungen nicht zu hoch stecken. Oder mir zumindest mal Leseproben durchlesen. Buch-Enttäuschungen sind doch eigentlich vorprogrammiert, wenn ich mich nicht daran ...

Manchmal denke ich, sollte ich meine Erwartungen nicht zu hoch stecken. Oder mir zumindest mal Leseproben durchlesen. Buch-Enttäuschungen sind doch eigentlich vorprogrammiert, wenn ich mich nicht daran halte. So hatte ich eine solche nämlich mal wieder vor mir.
Dass die Geschichte an sich ziemlich vorhersehbar wird, konnte ich mir ja schon denken. Ich meine, es gibt nun wirklich nicht viele Liebesromane mit einer krassen Wendung. In dem Genre komme ich damit klar und freue mich einfach auf den Verlauf der Geschichte. Nur dass der hier leider nicht viel rausgerissen hat. Denn ich konnte so viele Details erraten, dass das Ganze einiges an Spannung verloren hat. Dazu kommt, dass die gesamte Handlung einfach nicht spannend werden wollte. Es gab zwar Konflikte und Dramen, aber die haben mich eher genervt als dass sie mich haben mitfiebern lassen. Und an manchen Stellen fand ich das, was passierte, schon fast lächerlich. Wobei man das 'fast' hier weglassen kann...
Was mir an der Geschichte gut gefallen hat, war der (wenn auch kleine) Einblick in die Führung eines Buchladens. Für einen Bücher-Fan wie mich natürlich ein gefundenes Fressen. Und ebenfalls interessant waren die Passagen aus Posys Roman, die man auch zu lesen bekommt. Den Fakt jedenfalls, dass man diese Passagen hatte, fand ich gut, den Inhalt davon...achje, nein. Obwohl Posy selbst davon denkt, wie schlimm das doch ist, was sie fabriziert - und ich ihr da nur voll und ganz zustimmen kann! Ansonsten gibt es auch immer wieder Anspielungen auf Romane, was ich ebenfalls schön zu lesen fand.
Als nächstes komme ich zum Schreibstil. Nun, da habe ich nicht ganz so viel zu meckern. Denn im Allgemeinen lässt sich das Geschriebene gut lesen. Andererseits (und ja, ich habe doch noch das ein oder andere zu meckern) bleibt es hinter der meisten Chick-Lit oder Liebesromanen zurück. Denn selbst wenn sich das Buch gut hat lesen lassen, habe ich länger dafür gebraucht als gedacht. Was an der oft altertümlich wirkenden Ausdrucksweise der Autorin liegen könnte. Die hat hier, in einen Roman, der in der Gegenwart spielt, einfach nicht gepasst. In dem Roman, den Posy schreibt, hat er ebenfalls nicht gepasst, aber aus dem gegenteiligen Grund. Für die Zeit, zu der Der Wüstling, der mein Herz stahl spielen sollte, war der Schreibstil an manchen Stellen zu umgangssprachlich. Da hätte Annie Darling erstens einen Unterschied machen müssen von Buch zu Buch im Buch und zweitens hätte sie meiner Meinung nach ihren Stil mehr an die Zeit anpassen müssen. Ein paar der Szenen waren aber auf jeden Fall schön beschrieben, da ist die Stimmung gut rübergekommen, nur leider kam das nicht so oft vor.
Was mich wiederum gestört hat, waren die vielen Wiederholungen. Dauernd wird betont, dass Posy nun für ihren kleinen Bruder Sam verantwortlich ist, weil ihre Eltern gestorben sind, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen. Der Leser ist ja nicht dumm, man merkt sich vieles und wenn wichtige Sachen ein paarmal wiederholt werden, ist das okay, aber bitte nicht so oft! Was mir jedoch am krassesten aufgefallen ist und mich am meisten genervt hat, war Posys Wortschatz. Und damit meine ich, dass Posy, die immerhin als sprachgewandt und eloquent beschrieben wird, ein Wort übermäßig häufig benutzt. Und zwar ist es so, dass sie, wann immer sie sich mit Sebastian herumschlägt, ihn immer wieder als unverschämt bezeichnet. Ich will gar nicht wissen, wie oft in diesem Buch "Du bist so unverschämt!", "So unverschämt!" oder - ganz minimalistisch - "Unverschämt!" zu finden ist. Das ist für mich dann nicht wortgewandt. Und noch weniger ist es witzig! Was ich ja tatsächlich von diesem Buch erwartet habe, denn das macht Chick-Lit für mich aus. Doch beim Lesen von "Der kleine Laden der einsamen Herzen" habe ich leider keine Stelle gefunden, die mich zum Lachen gebracht hat.
Auch was die Charaktere angeht, wird es leider nicht besser. Mit Posy als Protagonistin wurde ich ganz einfach nicht warm, was nicht nur an ihrem beschränkten Wortschatz liegt. Sie ist mir mit ihrer Art so oft auf die Nerven gefallen. Mir kam es vor, als wäre sie dauernd am Jammern gewesen, hat sich aber gleichzeitig nicht aufraffen können, etwas zu tun. Außerdem waren ihre Handlungen nicht immer nachvollziehbar, denn es konnte sein, dass sie während eines Gesprächs von stur zu mitfühlend zu absolut wütend gesprungen ist. Nein. Wirklich, nein.
Mit Sebastian kam ich ebenfalls nicht wirklich klar, denn er war oft einfach nur kindisch. Anfangs dachte ich noch, er wäre ein ganz passabler Charakter mit seinen sarkastischen Bemerkungen, aber die wiederholen sich im Verlauf des Buches oder ähneln wich zumindest immer stark. Und dann bemerkte ich eben, dass der Kerl absolut kindisch ist. Wie er Posy einfach nie zuhört beziehungsweise nur das hört, was er hören möchte....ich kann mir das bei einem Mann von immerhin Anfang 30 einfach gar nicht vorstellen!
Die Nebencharaktere fand ich zwar ansatzweise interessant, sie sind mir später jedoch zu sehr ins Klischee abgerutscht. Damit meine ich vor allem Nina, die wirklich nett und sympathisch wirkte, sich dann aber als die mit dem typisch schlechten Männergeschmack entpuppte. Oder Piers (was ist das eigentlich für ein Name?), dessen Charakterzeichnung mir später schon fast lächerlich 'böse' vorkam (er hat außerdem wohl ein bisschen zu viel "Hänsel und Gretel" gelesen/gesehen^^). Sam, Posys kleinen Bruder, mochte ich eigentlich ganz gerne. Aber auch bei ihm gab es einen Haken: Obwohl er dauernd anmerkt, er würde nicht gern über Gefühlsmäßiges reden, redet er eben doch immer wieder darüber. Wen ich tatsächlich als Charakter am meisten mochte in dieser Geschichte und wer meiner Meinung nach auch am besten dargestellt ist, ist Verity, eine von Posys Kolleginen. Sie fand ich mit ihrer immensen Introvertiertheit doch recht interessant.
Doch alles in allem konnte nichts so stark das Ruder herumreißen, dass ich sagen würde, mir hätte das Buch gefallen. Denn es lässt sich zwar einigermaßen gut lesen und war dadurch, dass es ein Buch über Bücher ist auch ganz interessant für mich, aber das war's dann leider auch schon.

Veröffentlicht am 20.01.2019

Man wird für den zähen Einstieg belohnt

Das Seehaus
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"Das Seehaus" von Kate Morton zu lesen hat eine Weile gedauert. Was auch schon mein erster Kritikpunkt ist. Denn die Geschichte, die sich auf dem Klappentext so spannend anhört, benötigt eine Zeit lang, ...

"Das Seehaus" von Kate Morton zu lesen hat eine Weile gedauert. Was auch schon mein erster Kritikpunkt ist. Denn die Geschichte, die sich auf dem Klappentext so spannend anhört, benötigt eine Zeit lang, um in die Gänge zu kommen. Ich habe gute 100 Seiten gebraucht, um in das Buch reinzufinden. Durch diese guten 100 Seiten habe ich mich zwar nicht quälen müssen - so schlimm war es nun wirklich nicht -, aber die Handlung hat sich einfach gezogen, wodurch die Spannung eher ausblieb. Ich wollte unbedingt mehr über die Ereignisse im Haus am See erfahren, stattdessen gab es jedoch mehrere Sichtweisen, die erzählt und damit Charaktere, die vorgestellt werden wollten. Also: Wer dieses Buch anfängt zu lesen, sollte sich auf einen sich ziehenden Beginn vorbereiten.
Danach nimmt die Handlung aber auf jeden Fall Fahrt auf. Nicht nur die Geschichte der Gegenwart (hier ist das 2003) und von 1933 ist wichtig, nein auch dazwischen oder vor allem davor passieren wichtige Dinge, die zum Thema werden und Stück für Stück füllt die Autorin Lücken, die bei der Frage, wie der kleine Junge damals verschwunden ist, blieben. Die Story hat Kate Morton dabei so geschickt gewebt, dass ich bis zum Ende, bis zur Auflösung nicht so recht wusste, wem ich die Schuld zuordnen sollte, weil man immer wieder von neuen Details erfährt, welche die Geschehnisse in neuem Licht erscheinen lassen.
Sehr interessant hier finde ich außerdem, dass so viele Geschichten erzählt werden. Die Hauptgeschichte ist die des Verschwindens von Theo Edevane, Alice Edevanes kleinem Bruder, das bis zur Gegenwart noch nicht geklärt wurde. Aber auch in der Gegenwart gibt es einen Fall, der dem anderen nicht so unähnlich ist und an dem Sadie Sparrow arbeitet beziehungsweise gearbeitet hat. Und dann wird auch immer mal wieder die Geschichte von Eleanor und Anthony, Alices Eltern erzählt.
Was ich noch toll gemacht finde, ist, wie die geschichtlichen Ereignisse in das Buch verwoben werden. Das war hier vielleicht zu erwarten - immerhin spielt "Das Seehaus" um die Zeit von zwei großen Weltkriegen -, aber das ist ja leider nicht bei jedem solchen Buch so und es umgesetzt zu sehen ist dann doch nochmal was anderes und macht noch einen Tick mehr Spaß zu lesen.
So, das war jetzt schon viel zum Inhalt. Jetzt mal etwas zum Schreibstil. Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven, was am Anfang vielleicht noch etwas verwirrend ist, dann jedoch besser wird, weil man sich daran gewöhnt. Als Haupterzählerinnen würde ich Sadie (in der Gegenwart) sowie Alice und Eleanor (in der Vergangenheit) nennen. Daneben gibt es aber auch Kapitel oder manchmal auch bloß Abschnitte, die aus anderen Sichtweisen geschrieben sind. So ergibt sich nach und nach ein vollständiges Bild, da man durch diese verschiedenen Perspektiven immer wieder etwas Neues erfahren kann.
Der Schreibstil lässt sich ziemlich gut lesen und hat mir im Grunde auch gefallen, nur mit einer Ausnahme: Die Autorin hat oft lange beschreibende Passagen in ihrem Buch. Das ist manchmal ganz okay, zum Beispiel als Sadie zum ersten Mal Loeanneth (das Haus am See) sieht, aber an anderen Stellen kam es mir eher sinnfrei vor, die gerade nicht so wichtige Umgebung oder die Vögel oder was auch immer zu beschreiben. Da habe ich mich dann das ein oder andere Mal dabei erwischt, wie ich solche Stellen übersprungen habe. Aber wie schon gesagt, ansonsten ist der Schreibstil angenehm zu lesen, auch wenn ich eigentlich kein so großer Fan der Kombination Vergangenheitsform und dritte Perspektive bin.
Die Charaktere hingegen glänzen meiner Meinung nach wieder. Wie oben erwähnt gibt es mehrere Protagonisten in diesem Buch und ich finde, dass sie alle toll beschrieben sind und vielschichtig und authentisch rüberkommen. Einmal angefangen bei Sadie, der jungen Polizistin mit der eher schwierigen Vergangenheit. Sie wurde mir im Laufe des Buches immer sympathischer, weil sie nicht dem Bild der netten, ehrbaren Polizistin entsprach, sondern auch mit persönlichen Dingen gerungen hat. Sie hat nicht immer die besten oder schlauesten Entscheidungen getroffen, war für mich aber genau dadurch eine tolle Protagonistin. Genauso Alice, die man erst als Mädchen und dann als alte Frau kennenlernt. Hier fand ich es unglaublich interessant zu lesen, wie sie sich über die Jahre verändert hat und in welchen Aspekten sie noch immer das junge Mädchen von damals war. Genau das gleiche hat mich an Eleanor fasziniert, denn auf den ersten Blick scheint es, als wären die Mutter, die sie für Alice und deren Geschwister ist, und die junge Frau von früher zwei gänzlich verschiedene Personen, sie haben für mich einfach gar nicht zusammengepasst. Bis ich die Hintergründe erfahren habe, die mir Eleanor ans Herz haben wachsen lassen.
Was ich an dem Roman noch gut finde, ist, dass die Nebencharaktere nicht völlig außen vor gelassen werden, sondern ebenfalls ausreichend beleuchtet werden, sodass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. Ja, sie sind nicht so schön ausgearbeitet wie die drei Frauen, um die sich die Geschichte hauptsächlich dreht, aber die meisten von ihnen wurden mir mit ihrer jeweils eigenen Art trotzdem sympathisch.
Alles in allem hat mich "Das Seehaus" von Kate Morton von sich überzeugen können, was vor allem an den toll ausgearbeiteten Figuren und der sich spannend entwickelnden Handlung liegt. Allerdings hat es auch ein paar Schwächen. Zum Einen ist mir der Einstieg in die Geschichte nicht gerade einfach gefallen, da ich finde, dass er sich wirklich zieht, bis es interessanter wird, und zum anderen kamen mir ein paar zu viele ausführliche Beschreibungen vor, von denen meiner Meinung nach gut und gerne so manche hätte weggelassen werden können. Insgesamt kann ich die Lektüre jedoch empfehlen.