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Veröffentlicht am 01.02.2022

Familiengeschichte

Die langen Tage von Castellamare
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Das Buch ist eine Familiengeschichte, die sich über ein ganzes Jahrhundert erstreckt und das Leben der Familie Esposito auf einer kleinen italienischen Insel erzählt.

Amedeo Esposito ist ein Findelkind ...

Das Buch ist eine Familiengeschichte, die sich über ein ganzes Jahrhundert erstreckt und das Leben der Familie Esposito auf einer kleinen italienischen Insel erzählt.

Amedeo Esposito ist ein Findelkind und wächst in einem Waisenhaus in Florenz auf. Ihm wird die Möglichkeit geboten eine Ausbildung zum Arzt zu machen. Seine Bewerbungen laufen ins Leere, bis er das Angebot erhält, auf der kleinen Insel Castellamare zu praktizieren. Er fühlt sich dort sofort heimisch und kann sich seiner anderen Leidenschaft, dem Sammeln von Geschichten, widmen. Dann geschieht etwas Außergewöhnliches. Zwei Frauen liegen in den Wehen, Pina, die Frau des Arztes Amedeo und die Contessa Carmela. Der Arzt steckt in der Zwickmühle als er zu Carmela gerufen wird, da der Geburtsvorgang stockt. Für seine Frau ruft er die alte, fast blinde Hebamme und hofft früh genug zurück zu sein. Nach der schwierigen Geburt der Contessa beschuldigt diese ihn, der Vater des Neugeborenen zu sein. Diese Nachricht wird sich wie ein Lauffeuer auf der Insel verbreiten. Als der Arzt nach Hause zurück kommt, hat seine Frau Pina auch einen Jungen entbunden. Auf Anweisung des Conte darf Amedeo nicht mehr als Arzt praktizieren. Da er die Insel nicht verlassen will, renoviert er eine kleine Bar, das Haus am Rande der Nacht.

Die Autorin hat es geschafft, mich durch ihre wunderbare Erzählkunst eintauchen zu lassen in die Familiengeschichte der Espositos und das Leben auf einer kleinen Insel. Hautnah erlebt man Tratsch und Klatsch, Freundschaften, Fehden und Kriege. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Die handelnden Personen sind mir ans Herz gewachsen. Ich habe mit ihnen gelitten und mich für sie gefreut. Fast habe ich mich wie ein Familienmitglied gefühlt. Fasziniert hat mich auch die Entwicklung in dieser Zeit auf der abgelegenen Insel, die sich langsam dem Tourismus öffnete und durch politische sowie wirtschaftliche Weltereignissen sehr authentisch wirkte.
Ich konnte mit dem Buch wunderbare Lesestunden verbringen.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Das Leben zweier starker Frauen

Ab heute heiße ich Margo
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Der Roman erzählt die Geschichte von zwei starken Frauen und gleichzeitig erfährt der Leser viel über das Zeitgeschehen im 20. Jahrhundert. Er beginnt in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, führt durch die ...

Der Roman erzählt die Geschichte von zwei starken Frauen und gleichzeitig erfährt der Leser viel über das Zeitgeschehen im 20. Jahrhundert. Er beginnt in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, führt durch die Kriegszeit, den Wiederaufbau mit dem Wirtschaftswunder, der Teilung Deutschlands, dem Einsetzen des Kalten Krieges bis er einige Jahre nach der Wiedervereinigung endet.

Margarete Hegewald ist siebzehn und hat einen Entschluss gefasst, sie will die Schule verlassen, etwas Anspruchsvolles leisten und Verantwortung übernehmen. Da sie zum Haushalt etwas beisteuern kann, stimmt ihr Vater zu und so beginnt sie eine Lehre in der Buchhaltung von Photo-Werner. Hier trifft sie auf die Fotografin Helene Pinkus, die nur einige Jahre älter ist und bereits im Spanischen Bürgerkrieg viel riskiert hat. Margarete lernt Alard von Sedlitz kennen, verliebt sich in ihn und beschließt, dass sie ab sofort Margo heißt. Doch auch Helene kennt Alard schon seit dem Bürgerkrieg. Beide Frauen durchleben während des Krieges schreckliche Zeiten und verlieren sich aus den Augen. Nach dem Krieg herrscht in Westdeutschland Aufbruchstimmung und Margo lässt sich mit ihrem Mann in Osnabrück nieder. Dort arbeitet sie engagiert mit beim Aufbau einer Firma. Helene bleibt in Ostdeutschland und verkauft ihre Seele an das Ministerium für Staatssicherheit. Sie hilft mit beim Kampf für Frieden und Sozialismus. Beide Frauen verbindet ein Geheimnis, dass sie bis zu ihrem Lebensende nicht wieder loslässt.

Der Roman ist in drei Bereiche unterteilt und befasst sich mit dem dritten Reich, dann Deutschland West und Ost und wechselt dann zu der Zeit nach dem Mauerfall. In diesem Buch habe ich 70 Jahre deutsche Geschichte hautnah gespürt und konnte gleichzeitig die Lebensgeschichte zweier starker Frauen mit erleben. Die Personen sind wunderbar gezeichnet mit ihren Stärken, Schwächen und Träumen, aber auch mit der Schuld, die sie auf sich geladen haben. Ich habe dieses Buch mit Begeisterung gelesen und kann nun auch nachvollziehen, wenn Eltern oder Großeltern wenig über ihre Erlebnisse während des Krieges sprechen.

Ein empfehlenswertes Buch, welches mir wunderbare Lesestunden bereitet hat.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Das Wunder der Illusion

Der Trick
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Dies ist ein bemerkenswerter Debütroman von Emanuel Bergmann, der mich gleichermaßen verzaubert, berührt und gefesselt hat.

Mosche Goldenhirsch lebt in Prag und hat schon früh seine Mutter verloren. 1934 ...

Dies ist ein bemerkenswerter Debütroman von Emanuel Bergmann, der mich gleichermaßen verzaubert, berührt und gefesselt hat.

Mosche Goldenhirsch lebt in Prag und hat schon früh seine Mutter verloren. 1934 besucht er als fünfzehnjähriger einen Zauberzirkus mit dem berühmten Magier, dem Halbmondmann. Als ein Freiwilliger gesucht wird und Mosche auf die Bühne geht, um die reizende Assistentin zu küssen, ist es um ihn geschehen. Er läuft von zu Hause fort und schließt sich dem Zirkus an. Vom Halbmondmann lässt er sich in die Welt der Illusionen und der magischen Tricks einführen. Nach einem Brand im Zirkus flüchtet Mosche mit der Assistentin Julia Klein und tritt unter seinem neuen Namen „Der große Zabbatini“ im Berliner Wintergarten auf. Einige Zeit kann er seine jüdische Herkunft verschleiern, bis er verraten wird und nach Auschwitz kommt.

Im Jahr 2007 erfährt Max Cohn, dass seine Eltern sich scheiden lassen wollen. Dieses belastet ihn sehr. Als sein Vater auszieht, entdeckt er eine alte Schallplatte vom Großen Zabbatini. Auf der gibt es einen Zauberspruch zur ewigen Liebe und Max hofft, dass dieser Spruch seine Eltern wieder zusammenbringen kann. Doch als Max die Platte abspielt, hat sie gerade an dieser wichtigen Stelle einen Kratzer und er kann den Spruch nicht verstehen. So macht er sich auf die Suche nach dem Großen Zabbatini.

Die beiden Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt. Ich bin mit Mosche Goldenhirsch auf eine Reise gegangen von der Geburt in Prag über Dresden nach Berlin, weiter nach Auschwitz und von dort in die USA, wo er allein in einem Seniorenheim auf seinen Tod wartete. Gleichzeitig habe ich Max bei der Suche nach dem Großen Zabbatini begleitet und war angetan von seiner Hoffnung und seinem Glauben an die Magie, die seine Eltern wieder zusammenbringen soll.
Emanuel Bergmann hat für mich einen wunderschönen Erzählstil. Es gibt in dem Buch schöne, aber auch sehr grausame Schilderungen, die sehr nahe an der Realität liegen. Vieles wird abgemildert, weil zwischen durch immer wieder ein leichter Humor aufblitzt. Zum Schluss schließt sich der Kreis mit einem für mich überraschendem Ende.
Ein empfehlenswertes Buch, dass mich bewegt und nachdenklich gestimmt hat, vom dem aber ein ganz besonderer Zauber ausgeht.

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Das Geheimnis von Abigail’s Place

Die Heimat des Herzens
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Bei diesem Buch handelt es sich um den dritten Band einer Trilogie über die Frauen vom Hampton Hall.
Die Oberstaatsanwältin Melody Stewart und ihr Freund Dan sind gemeinsam mit ihrer Tochter ins amerikanische ...

Bei diesem Buch handelt es sich um den dritten Band einer Trilogie über die Frauen vom Hampton Hall.
Die Oberstaatsanwältin Melody Stewart und ihr Freund Dan sind gemeinsam mit ihrer Tochter ins amerikanische Abigail’s Place zurückgekehrt, da es immer noch offene Fragen gab. Melody hatte das Haus geerbt und musste sich darum kümmern. Aus alten Tagebucheinträgen wusste Melody, dass ihre Vorfahrin Abigail die Flucht aus Oregon wagen wollte. Ihr Ziel war New York um eine wertvolle Statue, die der Familie gestohlen worden war, wieder zurück zu holen. Unterstützung findet sie in Captain John Maroon, doch ihre Feinde ließen sich nicht so schnell abschütteln und waren immer einen Schritt voraus.

Auch dieser dritte und letzte Band konnte mich wieder von Beginn an fesseln. Tief tauchte ich ein in die geheimnisvolle Familiengeschichte der Frauen von Hampton Hall. Durch die abwechselnde Erzählung von Gegenwart und Vergangenheit wird Spannung aufgebaut, es ist aber immer klar und deutlich erkennbar, wann und wo die Szene spielt. Gleichzeitig enden noch einige Kapitel mit einem Cliffhanger. Das Geschehen in der Vergangenheit wurde von Seite zu Seite dramatischer, so dass es mir schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen.

Ein spannender Roman für alle, die gerne eine historische Zeitreise unternehmen möchten und Familiengeheimnisse lieben.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Die kulinarische Welt vom Dallmayr

Dallmayr. Der Traum vom schönen Leben
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Therese und Anton Randlkofer hatten vor zwei Jahren den Feinkostladen Dallmayr übernommen. Therese war überzeugt, dass ein Geschäft wie Dallmayr nicht ohne wagemutige Visionen auf lange Sicht einen Erfolg ...

Therese und Anton Randlkofer hatten vor zwei Jahren den Feinkostladen Dallmayr übernommen. Therese war überzeugt, dass ein Geschäft wie Dallmayr nicht ohne wagemutige Visionen auf lange Sicht einen Erfolg haben konnte. Ihr Ziel war es die große weite kulinarische Welt in den Laden zu holen und das Dallmayr von einem Feinkostladen in einen Delikatessentempel zu verwandeln. Doch dann verstarb plötzlich ihr Ehemann Anton. Intrigen führten dazu, dass man ihr nicht zutraute das Geschäft zu führen und kündigte ihr den Kredit. Doch Therese lässt sich so schnell nicht unterkriegen und sucht nach anderen Lösungen.

Die Autorin hat es geschafft ein hervorragendes Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Besonders gelungen fand ich die weibliche Figur der Therese, obwohl man ihr Steine in den Weg legt, schaut sie nach vorn und meistert ihr Leben. Beim Lesen versinkt man schnell in den Seiten des Buches und mag dieses kaum aus der Hand legen. Man fühlt sich zurückversetzt in eine andere Zeit und sitzt mitten im Dallmayr und die unterschiedlichen Düfte umwehen die Nase.

Ich bin froh, dass ich mich nach dem Beenden des Buches nicht von den Figuren verabschieden muss, sondern mich auf den zweiten Band freuen kann.

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