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Veröffentlicht am 22.01.2023

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Auf dem Tresen in der Bäckerei sprang der Schriftstellerin Eva die Schlagzeile über eine unbekannte Tote entgegen. Eva weiß nicht, weshalb sie das Phantombild der Frau sofort ansprach, deshalb kaufte sie ...

Auf dem Tresen in der Bäckerei sprang der Schriftstellerin Eva die Schlagzeile über eine unbekannte Tote entgegen. Eva weiß nicht, weshalb sie das Phantombild der Frau sofort ansprach, deshalb kaufte sie kurzerhand die Zeitung. Der Fall der unbekannten Toten, die mit acht verschiedenen Pässen in Norwegen herumgereist war, gibt der Polizei auch nach 50 Jahren noch Rätsel auf. Eine Zahnschmelz-Analyse ergab, dass die Isdal-Frau, wie sie in Norwegen genannt wird, vermutlich aus der Gegend von Nürnberg stammte. Je länger Eva das Phantombild betrachtete, desto mehr sah sie darin ihre Mutter. Eva reist nach Norwegen, um die Vergangenheit der fremden Frau aufzurollen und stößt dabei auch auf ein Familiengeheimnis.

In ihrem neuen Roman hat Anja Jonuleit die wahren Begebenheiten der Isdal-Frau mit einer fiktiven Handlung verknüpft. Durch einen fesselnden, aber schnörkellosen Schreibstil versteht es die Autorin den Spannungsbogen immer weiter aufzubauen. Hier arbeitet sie geschickt mit zwei Zeitebenen. In der heutigen Zeit begleiten wir Eva, die versucht das Leben der Isdal-Frau neu aufzudecken und die dabei einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt. In der Vergangenheit sind wir an der Seite der fremden Frau, die voller Rätsel steckt und sich auch auf eine Suche begeben hat. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die einzelnen Handlungsstränge sind durch die Überschriften klar getrennt.

Abgerundet wird die Geschichte noch durch einen Überblick über die rätselhaften und tatsächlichen Ereignisse wie Zeugenaussagen, Bewegungsprofile sowie widersprüchlichen Angaben. Auch im Internet sind über diesen wahren Fall Informationen zu finden.
Anja Jonuleit hat es meisterlich verstanden, Realität mit Fiktion zu verknüpfen, so dass ein spannender Roman dabei herausgekommen ist.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Beratung, die nach Hause kommt

Ein Koffer voller Schönheit
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Anne und Benno waren ein liebendes Paar und mit den dreizehnjährigen Zwillingen Lili sowie Leo eine glückliche Familie. Aber im Laufe der Zeit haben sie sich auseinander gelebt. Benno baute sich gemeinsam ...

Anne und Benno waren ein liebendes Paar und mit den dreizehnjährigen Zwillingen Lili sowie Leo eine glückliche Familie. Aber im Laufe der Zeit haben sie sich auseinander gelebt. Benno baute sich gemeinsam mit seinem alten Schulfreund Karl ein Möbelgeschäft auf. Anne war dagegen, doch ihr Mann hatte die Entscheidung über ihren Kopf getroffen. Er veränderte sich in eine Richtung, die Anne nicht gefiel. Anne schminkte sich gern, aber übertrieb nie. Sie hatte ein Händchen für Farben. Nur ihr Mann Benno stöhnte über die Ausgaben für Kosmetika. Die Schwiegermutter von Anne war ihrer Zeit voraus und arbeitet im eigenen Frisiersalon. Sie hatte bereits die ersten Produkte von Avon kennengelernt und überredete Anne als Avon-Beraterin tätig zu werden, um unabhängig von ihrem Mann zu sein. Benno war gegen eine Berufstätigkeit seiner Frau und so musste Anne lange warten, bis er seine Zustimmung gab.

Das Buch liest sich wunderbar leicht und flüssig. Ich habe angefangen zu lesen und es war mir kaum möglich das Buch aus der Hand zu legen. Durch die bildhaften Beschreibungen konnte ich mir vieles direkt vorstellen. Angesichts der Lebendigkeit des Erzählstils war ich schnell Ende der 1950er Jahre angekommen. Eine Zeit, die geprägt wurde durch das Wirtschaftswunder, beginnender Emanzipation der Frauen, einer neuen Musikrichtung und gleichzeitig waren noch die Folgen des Krieges spürbar. Durch die Protagonistin Anne wurde die Geschichte greifbar und ich konnte mich gut in sie hinein versetzen. Es hat mir imponiert wie sie ihren Weg gegangen ist – von einer Nur-Hausfrau zu einer selbstbewussten Frau, die sich immer mehr emanzipiert hat. Zu einer Zeit, in der dies nicht selbstverständlich war.
Eine eindrucksvolle Geschichte, die noch nachklingt.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Übersinnliches

Zeit der Gespenster
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Obwohl ich bisher schon einige Bücher von Jodi Picoult gelesen habe und begeistert war, bin ich sehr skeptisch an ihr neues Buch „Zeit der Gespenster“ herangegangen.
Ross Wakemann, hat seine geliebte ...

Obwohl ich bisher schon einige Bücher von Jodi Picoult gelesen habe und begeistert war, bin ich sehr skeptisch an ihr neues Buch „Zeit der Gespenster“ herangegangen.
Ross Wakemann, hat seine geliebte Frau Aimée bei einem tragischen Autounfall verloren und möchte nun auch gerne sterben, um ihr nahe zu sein. Er wurde vom Blitz getroffen und hat überlebt. Freiwillig übernahm er riskante Einsätze und hat bereits mehrere missglückte Selbstmordversuche hinter sich. Doch er konnte nicht sterben, obwohl er sich nichts sehnlicher wünscht. Doch dann entschließt er sich den Geist von Aimée zu suchen.
Ross zieht vorübergehend nach Comtosook in Vermont zu seiner geschiedenen Schwester, deren Sohn unter einer seltenen Erbkrankheit leidet. Als in der Nähe ein Einkaufszentrum gebaut werden soll, geschehen dort mysteriöse Dinge. Ross wird vom Bauunternehmen beauftragt, heraus zu finden, ob sich Geister auf dem Grundstück aufhalten. Hier trifft er auf Lia, eine rätselhafte Frau, in die er sich verliebt.
Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Der erste und dritte Teil spielt in der Gegenwart, der zweite Teil erzählt die Geschichte von Cecelia und Spencer Pike aus dem Jahr 1932, die auf dem Baugrundstück lebten.
Der Beginn des ersten Teils gestaltete sich für mich etwas verwirrend, da sehr viele Personen und Handlungsstränge beschrieben wurden, die man nicht richtig einordnen konnte. Doch nach dem die ersten Zusammenhänge sichtbar wurden, hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Die Autorin hat es wieder verstanden ohne langatmige Beschreibungen eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Der Schreibstil ist sehr flüssig. Gestört hat mich etwas, dass an einigen Stellen das Übersinnliche etwas überzogen geschildert wurde.
Was mich bei Jodi Picoult jedes Mal begeistert, dass sie es versteht, immer wieder unterschiedliche Themen in ihren Büchern zu verarbeiten, über die es sich lohnt auch nach Beendigung des Buches gedanklich weiter damit zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Nur eine Null zuviel

Rattentanz
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Was für ein faszinierendes Buch. In seinem Debütroman zeigt Michael Tietz auf wie schnell unsere Zivilisation zusammenbrechen kann.
Es begann wie ein dummer Jungenstreich. Zwei Schüler hatten Prüfungsangst ...

Was für ein faszinierendes Buch. In seinem Debütroman zeigt Michael Tietz auf wie schnell unsere Zivilisation zusammenbrechen kann.
Es begann wie ein dummer Jungenstreich. Zwei Schüler hatten Prüfungsangst und entwickelten einen aus drei Komponenten bestehenden Virus, der sich im Computersystem des Gymnasiums breit machen sollte. Der Virus war mit einem Zeitzünder versehen, doch versehentlich hängten sie eine Null zu viel an die Programmierung. Dann am 23. Mai morgens Punkt 7.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit läuft etwas falsch. Flugzeuge stürzen ab, der Strom ist weg, es läuft kein Wasser mehr, das Telefon ist tot und selbst das Navigationssystem streikt. Nach wenigen Stunden bricht ein Chaos aus. Es geschehen Plünderungen und Morde. Lebensmittel gehen aus. Die bestehende Ordnung wird ausgehebelt.
Am Beispiel der Familie Seger aus Wellendingen erlebt der Leser die Auswirkungen des Zusammenbruchs. Zum Zeitpunkt des Geschehens arbeitet Eva Seger im Krankenhaus in Donaueschingen, ihre Tochter Lea wird zu Hause von der Nachbarin betreut und ihr Mann Hans ist auf Dienstreise in Schweden. Eva und Hans machen sich in dem Chaos zu Fuß auf den Weg nach Wellendingen zu ihrer Tochter. Auf ihrer Reise lernen sie die unterschiedlichsten Menschen kennen. Einige versuchen sich der ungewohnten Situation anzupassen, andere kommen nicht damit zurecht.
Das Buch hat mich stark beeindruckt und regt zum Nach- und Umdenken an. Es wird aufgezeigt wie abhängig wir heute von Strom und Computer sind und welche Auswirkungen dieses auf die bisherige funktionierende Gesellschaft hat. Die Schilderungen der menschlichen Abgründe haben mich teilweise schockiert.
Die Geschichte ist flüssig geschrieben. Da der Roman im Südschwarzwald angesiedelt ist und nicht irgendwo im fernen Amerika spielt, fühlt man sich sehr angesprochen. Die handelnden Personen sind keine Übermenschen, sondern ganz normale Individuen wie du und ich, dass es einen leicht fällt, sich in sie hinein zu versetzen.
Obwohl mich zu Beginn die vielen Schwenks zu den unterschiedlichen Handlungsorten etwas verwirrt haben, kann ich sagen, ein spannendes Buch, das ich in wenigen Tagen verschlungen habe.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Schwarze Löcher

Schneewittchen muss sterben (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 4)
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„Schneewittchen muss sterben“ ist der vierte Fall einer Taunus-Krimi-Serie um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Schon von der ersten Seite an hat mich das Buch in den Bann gezogen. ...

„Schneewittchen muss sterben“ ist der vierte Fall einer Taunus-Krimi-Serie um das Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff. Schon von der ersten Seite an hat mich das Buch in den Bann gezogen. Der Einstieg bereitet keine Schwierigkeiten, wenn man die ersten Bände nicht gelesen hat.

Tobias Sartorius wurde als Doppelmörder von zwei jungen Mädchen verurteilt. Bis heute gibt es für ihn schwarze Löcher in der Erinnerung an die Taten, die das Gericht ihm nicht geglaubt hat und so wurde er in einem Indizienprozess verurteilt. Nun nach 10 Jahren kommt Tobias aus dem Gefängnis frei und kehrt in sein Heimatdorf Altenhain zurück. Mit Schrecken muss er feststellen, dass auch seine Eltern unter seiner Verurteilung leiden mussten. Seine Mutter konnte das Gerede im Dorf nicht mehr ertragen, zog weg und hat sich von seinem Vater getrennt. Die Gaststätte der Eltern wurde geschlossen. Das Elternhaus verfällt und gehört mehr oder weniger dem Unternehmer Claudius Terlinden. Tobias wird von den Dorfbewohnern abgelehnt und stößt auf eine Mauer aus Hass. Doch dann verschwindet die 17jährige Amelie und eine Jagd auf Tobias beginnt, denn alle Spuren deuten auf seine Täterschaft hin. Eine Wiederholung der Ereignisse?
Der Schreibstil von Nele Neuhaus gefällt mir sehr gut, er ist flüssig und lebendig. Die Schilderungen von Tratsch und Klatsch in Altenhain könnten sich so in jedem anderen Dorf abspielen und man fühlt sich mitten ins Geschehen versetzt. Die Spannung wird ab der ersten Seite aufgebaut und bleibt bis zum Schluss bestehen. Nichts ist vorhersehbar, denn es gibt eine Anzahl von unerwarteten Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Auch das Privatleben des Ermittlerduos Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein kommt nicht zu kurz. Ich empfinde beide sehr menschlich und sympathisch.
Ohne blutrünstige Beschreibungen hat es die Autorin geschafft einen spannenden Kriminalroman zu schreiben, der einen fesselt von der ersten bis zur letzten Seite.

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