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Veröffentlicht am 01.10.2018

Spannende Suche nach dem Täter

Quittengrab
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Im Züricher Schauspielhaus findet die Lesung des jüdischen Autors Dan Weisz statt. Es ist sein erster Thriller, um dessen Werk ein großer Medienrummel stattfindet, denn die ersten Bücher dürfen erst nach ...

Im Züricher Schauspielhaus findet die Lesung des jüdischen Autors Dan Weisz statt. Es ist sein erster Thriller, um dessen Werk ein großer Medienrummel stattfindet, denn die ersten Bücher dürfen erst nach der Lesung verkauft werden. Zeitgleich wird in einer Liveübertragung die Vorstellung auch in London verfolgt, wo Dan Weisz eigentlich lebt. Der Autor zieht seine Zuhörer in den Bann. Plötzlich knallt ein Pistolenschuss und Dan Weisz bricht auf seinem Stuhl zusammen, eine Blutlache breitet sich aus und das Scheinwerferlicht erlischt. Doch als der Scheinwerfer wieder aufflammt, steht der Autor da. Die Zuschauer sind einer Sinnestäuschung auf dem Leim gegangen. Doch in der Pause wird Dan Weisz niedergestochen in der Toilette aufgefunden. Commissario Werner Meier, der sich im Schauspielhaus aufgehalten hat, übernimmt die ersten Ermittlungen. Handelt es sich hier um einen Terroranschlag oder war es eine persönliche Attacke? Fieberhaft versucht die Polizei den Täter zu fassen bis ein grausiger Fund in die Vergangenheit führt.

Dieser Krimi lebt von vielen Schauplätzen und Protagonisten, wobei ein Personenregister im Buch sinnvoll wäre. Die Geschichte ist sehr dicht geschrieben und anfangs erhält man eine Menge an Informationen. Die ständigen Szenenwechsel erhöhen die Spannung, machen es aber zu Beginn nicht einfach Zusammenhänge zu erkennen, so dass ich sehr konzentriert lesen musste. Als ich dann den Überblick hatte, war es ein angenehmes Lesevergnügen.

Die Autorin beschreibt die Personen und Örtlichkeiten sehr detailliert, ohne allzu viel auszuschmücken, so dass ein Kopfkino vor meinem inneren Auge entstand. Unterschiedliche Puzzleteilchen entstehen, die am Schluss zusammengefügt werden, mich aber doch noch mit einer nichtvorhersehbaren Wendung überraschen konnte.
Eine Leseempfehlung für alle, die nicht einen der üblichen 08/15 Krimis lesen möchten.

Veröffentlicht am 24.09.2018

Einblicke in eine unbekannte Welt

Stern des Nordens
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Die in Amerika lebende Jenna Williams, Tochter eines Afroamerikaners und einer koreanischen Mutter, hat vor zwölf Jahren ihre Zwillingsschwester Soo-min verloren. Sie verschwand spurlos an einem Strand ...

Die in Amerika lebende Jenna Williams, Tochter eines Afroamerikaners und einer koreanischen Mutter, hat vor zwölf Jahren ihre Zwillingsschwester Soo-min verloren. Sie verschwand spurlos an einem Strand in Südkorea. Jenna leidet an Albträumen, da sie den Verlust ihrer Schwester noch nicht überwunden hat.
Einem Tag nach dem eine Rakete zu Testzwecken von Nordkorea gestartet ist, versucht der CIA-Agent Charles Fisk sie als Agentin zu rekrutieren. Da Jenna zweisprachig aufgewachsen ist, bietet sie beste Voraussetzungen mit ihm gemeinsam an einer Geheimoperation zu arbeiten, gleichzeitig verschafft er ihr die Chance, mehr über das Verschwinden ihrer Zwillingsschwester zu erfahren.

Die Bäuerin Moon lebt in der nordkoreanischen Provinz. Bei der Pilzsuche sieht sie einen seltsamen Ballon vom Himmel herunter gleiten. Festgemacht ist ein Paket mit Wollsocken, Feuerzeugen, Taschenlampe und einem Paket Keksen, die in Südkorea hergestellt wurden. Um zu überleben, verkauft sie die Gegenstände auf dem Markt und baut sich einen kleinen Handel auf.

In Pjöngjang lebt der Parteifunktionär Cho. Als er auf eine höhere Ebene befördert wird, beginnt eine gründliche Untersuchung seiner Klassenherkunft, denn die muss makellos sein. Da er als Kind adoptiert wurde, weiß er nichts über seine wirkliche Abstammung. Doch was dann ans Licht kommt, lässt den treuen Anhänger von Kim Jon-ils alles in Frage stellen, woran er geglaubt hat. Als er Jenna Williams kennenlernt, werden ungeahnte Ereignisse in Gang gesetzt.

Der Thriller hat mir Einblicke in eine erschütternde, unbekannte Welt gegeben, über die ich wenig wusste. Die Geschichte wird durch drei unterschiedliche Handlungsstränge erzählt, die sich auf einander zu bewegen. Geschickt schafft es der Autor das Schicksal der drei Protagonisten, die durch ihre Herkunft mit Nordkorea verbunden sind, zu verflechten. Das Buch lässt sich flüssig lesen, wobei die koreanischen Namen zu Beginn etwas ungewohnt waren und ich beim Lesen etwas ins Holpern gekommen bin, doch dieses hat sich nach einigen Seiten gegeben. Der Autor hat gut recherchiert und viele grausame sowie brutale Begebenheiten, die tatsächlich in Nordkorea passieren, mit einfließen lassen. Sehr empfehlenswert hierzu auch das Nachwort.

Mich hat dieser spannende Thriller hervorragend unterhalten und gleichzeitig habe ich etwas über das total abgeschottete Land Nordkorea dazu gelernt. Oft erschütternd, aber absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 22.09.2018

V.I.E.R. für alle Fälle

Nie zu alt für Casablanca
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Das Autorenduo überrascht mit einer tollen Detektivgeschichte für alle Junggebliebenen, die früher Fünf Freunde, TKKG und die Drei ??? verschlungen haben.
Die V.I.E.R. Freunde (Gero Valerius, Ina-Marie, ...

Das Autorenduo überrascht mit einer tollen Detektivgeschichte für alle Junggebliebenen, die früher Fünf Freunde, TKKG und die Drei ??? verschlungen haben.
Die V.I.E.R. Freunde (Gero Valerius, Ina-Marie, Eleonora und Rüdiger) waren in ihrer Jugendzeit eine eingeschworene Einheit und haben damals kleine Fälle gelöst. Doch seit fast vierzig Jahren haben sie sich aus den Augen verloren, einzig Ina und Rüdiger hatten Kontakt. Als die Frau von Rüdiger starb, fiel er in ein tiefes Loch. Ina wollte ihn aus seinem tristen Dasein heraus holen und verschickte an alle eine verschlüsselte Einladung zu einem Treffen. Durch ihre Recherche als Journalistin ist sie auf die Fährte von Elfenbeinschmuggel gestoßen. Dass die V.I.E.R. den Fall lösen wollen, ist sofort klar. Ihre Suche führt sie von München auf ein Kreuzfahrtschiff nach Afrika und Spanien. Ideenreich und mit einer Portion Situationskomik verfolgen sie die Spur.

Mit Humor und Leichtigkeit schicken Elisabeth Frank und Christian Homma die Leser auf eine spannende Kreuzfahrt, bei der sie nicht nur auf die Spur des Elfenbeinschmuggels stoßen. Die vier Protagonisten sind sehr unterschiedlich skizziert und haben ihre Ecken und Kanten, so dass alle authentisch wirken und mir bildlich vor Augen erschienen, als wäre ich dabei gewesen. Die Geschichte ist gut sowie logisch aufgebaut und lebt von den Handlungen der etwas anderen Ermittler. Neben spannenden Actionszenen und interessanten Ortsbeschreibungen kommt man aus dem Schmunzeln nicht heraus und freut sich über die Prise Humor, die sich für den Leser durch das ganze Buch zieht.

Die Geschichte ist durchgängig spannend, unterhaltsam und amüsant, so dass die Seiten nur so beim Lesen davon fliegen. Ich finde ein gelungener Auftakt zu einer Serie.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Sehr gelungener Münchner Kriminalroman

Das Ludwig Thoma Komplott
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Hauptkommissar Tom Perlinger hat sich seiner Heimat München gut eingelebt. Er bearbeitet den Cold Case „Rosi“. Im Vorfeld der Olympischen Spiele wurden fünf Prostituierte umgebracht. Auf den Toten lagen ...

Hauptkommissar Tom Perlinger hat sich seiner Heimat München gut eingelebt. Er bearbeitet den Cold Case „Rosi“. Im Vorfeld der Olympischen Spiele wurden fünf Prostituierte umgebracht. Auf den Toten lagen kleine handgeschnitzte Harfen. Ein Theologiestudent wurde für die Taten verurteilt, doch man ging von einem zweiten Mittäter aus. Der Polizeipräsident will Tom Perlinger von dem Fall abziehen, da keine alten Geister geweckt werden sollen. Doch dann meldet sich seine Jugendfreundin Julia Frey, die ein unveröffentlichtes Manuskript von Ludwig Thoma in dem Nachlass ihres Großvaters gefunden hat. In einem zweiten Teil von „Ein Münchner im Himmel“ diente der lustig verpackte Lausbubenstreich vierzig Jahre später als Vorlage für die brutalen Serienmorde. Auf dem Weg zum Treffen mit Tom Perlinger wird Julia ermordet und ihr die Tasche mit den Unterlagen entrissen. Gemeinsam mit seinen Kollegen beginnt Tom Perlinger zu ermitteln und stößt auf ein Komplott, der bis tief in die Münchner Politik reicht und weitere Opfer fordert.

Auch der zweite Band um Tom Perlinger hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen. Der Regionalkrimi lässt sich leicht und flüssig lesen. Die handelnden Personen, überwiegend Kollegen und die Hackenviertel- Gang, alte Freunde aus der Schulzeit von Tom, sind detailliert beschrieben und wirken sehr authentisch. Verbrechen und Privatleben halten sich auf angenehme Art die Waage.

In meinem Kopf tauchten zu Beginn viele offene Fragen und Puzzleteilchen auf, die es mir schwer machten, die Zusammenhänge zu erkennen. Dieses macht für mich natürlich einen reizvollen Krimi aus. Die Spannung wurde bis zur Lösung am Ende hochgehalten. Neben der Krimihandlung bekommt man einen Blick auf die Münchner Altstadt geboten und erfährt einiges über Ludwig Thoma.

Ein empfehlenswerter Regionalkrimi, der neben Lokalkolorit mich auch mit einer spannenden Handlung überzeugt hat.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Die Vergangenheit holt dich ein

Das andere Haus
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Caroline hat sich aus einer Laune heraus auf eine Haustauschseite angemeldet und überraschend Antwort für einen Tausch in der Nähe von London erhalten. Sie und ihr Mann Francis lassen sich diese günstige ...

Caroline hat sich aus einer Laune heraus auf eine Haustauschseite angemeldet und überraschend Antwort für einen Tausch in der Nähe von London erhalten. Sie und ihr Mann Francis lassen sich diese günstige Gelegenheit für einen kurzen Urlaub zu zweit nicht entgehen, während ihr Sohn von der Mutter von Caroline betreut wird. Beide hatten vor zwei Jahren eine schlimme Zeit durchgemacht. Francis litt an Depressionen und war Tablettensüchtig. Caroline hatte eine Beziehung zu einem Arbeitskollegen. Das kleine Haus ihres neuen Domizils wirkt unbewohnt und enthält keinerlei persönliche Gegenstände. Es ist für Caroline ein Schock, als sie in einer Vase einen rosa Blumenstrauß entdeckt, der sie an ein dunkles Kapitel ihrer Vergangenheit erinnert, das sie vergessen wollte. Noch mehr Gegenstände tauchen auf, die sie verstören und Angst einjagen.

Der Einstieg in den Psychothriller beginnt spannend, flacht aber im weiteren Verlauf ab. Den ganzen Mittelteil habe ich als sehr langatmig empfunden. Teilweise musste ich mich zwingen weiter zu lesen, obwohl der Schreibstil flüssig war. Das Buch wird durch drei unterschiedliche Ich-Perspektiven erzählt, jeweils von Caroline, Francis und der Person mit der, der Wohnungstausch vorgenommen wurde. Die Autorin hat es verstanden, mich auf eine falsche Spur zu bringen, doch als das Rätsel gelöst war, war auch das bisschen Spannung weg.

Einige psychologische Teile spielen eine Rolle, aber Thriller-Elemente habe ich vermisst. Ich würde das Buch nicht unter Psychothriller einordnen, sondern sehe das Buch eher als Familientragödie.