Überraschungshighlight des Jahres
Die WortlosenMoon ist klein, als ihr Bruder Ulli stirbt und das Schweigen um seinen Tod wird noch durch einen Umzug verstärkt. Als Teenager versucht sie die verlorene Verbindung zu ihm wiederzuerwecken, doch ihre Mutter ...
Moon ist klein, als ihr Bruder Ulli stirbt und das Schweigen um seinen Tod wird noch durch einen Umzug verstärkt. Als Teenager versucht sie die verlorene Verbindung zu ihm wiederzuerwecken, doch ihre Mutter ertränkt ihren Kummer und ihr Vater geht lieber arbeiten, was wohl auch besser so ist. Dann kommt es zu komischen Aussetzern, welche die lang verdrängten Bilder heraufbeschwören und Moon muss sich der Vergangenheit stellen. Nur Freundin und Nachbarin Tessa steht ihr bei, was wirklich nicht immer leicht ist.
„Die Wortlosen“ von Marion Haass-Pennings ist mein Überraschungshighlight diesen Jahres und keine leichte Kost. Schon ab dem Prolog merkt man, dass das etwas ganz schön im Argen liegt. Schnell hatte ich das Gefühl, dass da etwas in der Familie passiert ist und Ullis Tod kein Badeunfall war. Moon ist die einzige Erzählerin und keinesfalls zuverlässig, was umso authentischer ist, da sie stark traumatisiert zu sein scheint - sie weiß es einfach nicht besser, kann Erinnerungen nicht richtig abrufen und verliert später sogar Zeit. Doch irgendwann wird ihr klar, dass etwas schrecklich passiert sein muss und das es totgeschwiegen wird.
Marion Haass-Pennings versteht es, Lücken zu lassen und einem beim Lesen genau den richtigen Raum zu geben. Sie deutet an, zeigt, aber erklärt nichts. Sie beherrscht „Show don’t tell“ und zieht einen so in eine Geschichte, die verwirrend und schmerzhaft ist und mich noch länger nicht loslassen wird. Auch sprachlich hat es mich tief beeindruckt. Ich freue mich sehr, dieses Debüt entdeckt zu haben und auf zahlreiche weitere Romane aus Marion Haass-Pennings Feder.