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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2024

Kopenhagener Familiengeschichte

Annas Lied
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Seit meinem letzten großen Sommerurlaub durch Skandinavien lese ich immer mal wieder nordische Autoren und Autorinnen um sie für mich zu entdecken und genauso war es hier bei: Annas Lied.
Der Autor Benjamin ...

Seit meinem letzten großen Sommerurlaub durch Skandinavien lese ich immer mal wieder nordische Autoren und Autorinnen um sie für mich zu entdecken und genauso war es hier bei: Annas Lied.
Der Autor Benjamin Koppel ist Däne und in seiner Heimat als Jazz-Musiker bekannt. Random-fact? Nein, ich finde, dass sich der Text melodisch liest, sprich er wirkt gut durchkomponiert und abgestimmt. Schon mal ein Plus dieses Romans.
Es geht im Kern um die titelgebende Hannah – genannt Anna. Das große Vorbild dieser Figur, ist eine Großtante des Autoren, die ihn zu diesem Roman inspirierte. Anna ist die jüngste Tochter von fünf Kindern, die anderen 4 sind Brüder. Es beginnt in Kopenhagen, Dänemark Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Es ist ein Familienroman, der Tradition und Erneuerung im Wechselspiel der Generationen beleuchtet. Eine starke Frau im Mittelpunkt, die ihre Liebe zur Musik und einem „nicht erwählten“ Raum gibt. Auch die jüdischen Traditionen und Verpflichtungen werden in dieser Geschichte stark ausgeleuchtet.
Fazit: Er gerne Familienromane liest, ist hiermit bestens ausgestattet!

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Frankfurter Geschichte in Gräbern – super gemacht!

Der Frankfurter Hauptfriedhof
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Das Wetter wird wieder besser und alle strömen nach draußen. Wieso nicht mal über den Frankfurter Hauptfriedhof spazieren und sich umschauen? Gute Idee! Dabei ist es auch praktisch zu wissen wo die Gräber ...

Das Wetter wird wieder besser und alle strömen nach draußen. Wieso nicht mal über den Frankfurter Hauptfriedhof spazieren und sich umschauen? Gute Idee! Dabei ist es auch praktisch zu wissen wo die Gräber sind und vor allem wer alles die Ehre hat, hier die letzte Ruhestätte gefunden zu haben und wie diese Herren und Damen mit der Geschichte Frankfurts zusammenhängen.
Ich habe ein Sachbuch entdeckt, dass dabei ungemein weiterhelfen kann! Aber nicht nur als Spazierbegleitung kann es eine spannende Lektüre sein, denn dieses Buch erzählt so viel Frankfurter Geschichte anhand der Gräber, dass es auch ohne Gang spannend sein kann. Aber kleine Vorwarnung, wer dies hier gelesen hat, will anschließend definitiv über den Hauptfriedhof spazieren!
Wie der Untertitel andeutet: 200 Jahre (Frankfurter) Stadtgeschichte in Biografien. Da ich seit über 10 Jahren in Frankfurt lebe, aber nicht ursprünglich aus der Region komme, hatte ich sehr sehr viele Aha-Momente beim Lesen. Seien es Namen, die mir durch Straßennamen oder Haltestellen - wie Varrentrapp – schon geläufig waren, ich aber nie wusste, wer sich hinter den Namen verbirgt.
Natürlich ist das Buch nicht auf Vollständigkeit aus, aber erzählt reichlich viel Geschichte. Der Hauptfriedhof beherbergt auch einige literarische und philosophische Herren, die uns mit ihren Werken beglückten. Sei es der Arzt Heinrich Hoffmann, der uns den Struwwelpeter schenkte oder auch Vordenker wie Schopenhauer oder Adorno. Auch die Verlagsgröße Unseld wird portraitiert.
Toll an den verschiedenen Kapiteln über die einzelnen Personen ist die Vielfalt und Bedeutung der Stadt Frankfurt auch im bundesdeutschen historischen Kontext zu lesen.
Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass leider nicht so viele Frauen portraitiert wurden. Aber auch hier der Zeit geschuldet, dass Frauen in der Menge nicht die Ämter inne hatten und ihr Schaffen und Gestalten so leben konnten wie es heute der Fall ist.
Das Buch enthält etliche farbliche Bilder von Gräbern, Personen und Orten, die zum Kontext passen. Und genialerweise am Ende Verzeichnisse nach Gewannen und Personen sowie Kartenmaterial damit die Gräber auch verortet werden können.
Fazit: Sollte jede/r Frankfurter/in und auch jede die im Begriff sind es zu werden, lesen!

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Verworren

Steglitz
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“Probleme schafft man sich erst, wenn man sie ausspricht.” (S 39)
Bei diesem Buch frag ich mich: Wo anfangen, wo aufhören. Und genau so ist im Grunde auch die Geschichte des Romans von Inès Bayard. Wie ...

“Probleme schafft man sich erst, wenn man sie ausspricht.” (S 39)
Bei diesem Buch frag ich mich: Wo anfangen, wo aufhören. Und genau so ist im Grunde auch die Geschichte des Romans von Inès Bayard. Wie der Name des Romans erkennen lässt, spielt der Roman in Steglitz, ein Bezirk Berlins. Sehr präsent ist Steglitz, fast wie ein eigener Charakter im Buch. Es wird akribisch festgehalten wo sich die Protagonistin aufhält, wo sie auf ihren erratischen Streifzügen durch das Viertel um die Schloßstraße langläuft.
“Freiheit gewinnt man nur mit Mut”. (S 142)
Es wird eine Geschichte erzählt über Leni Müller. Zunächst ein ungewöhnlich langweiliges Hausfrauenleben an der Seite eines Architekten und dann fängt es an zu brechen. Was sie tut, wie sie es tut und wen sie trifft. Es wird aus einer beobachtenden Perspektive erzählt, aber wird so inszeniert, dass einiges des Erlebteten, oder sollte man Wahrgenommenes sagen, in Frage zu stellen ist.
“Manche lassen ihre Schwäche jedoch zur Gewohnheit werden” (S 24)
Sprachlich sehr fein erzählt, aber im Verlauf nehmen die Absurdität zu und auch scheinbar die Quote an Wahrnehmungsunterschieden. Was passiert wirklich, wer sind die Personen und was wird hier nicht erzählt. Auch schwimmen die Zeitebenen.
Ein Roman für Liebhaber literarischer Kunst. Ich konnte dem Ganzen etwas abgewinnen, bin mir aber bewusst, dass dies kein Buch für die breite Masse ist. Kurios fand ich daran, dass dieser Roman, der so in Berlin verhaftet ist von einer Französin, auf Französisch verfasst wurde. Für uns großartig übersetzt von Theresa Benkert.
“Ich bin nicht dazu berufen, verlorene Seelen zu retten, und das Unglück verdient nicht immer Aufmerksamkeit.” (S 25)

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Vielschichtig sind die Prägungen

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Mein Herz macht jedes Mal einen Sprung, wenn ich einen neuen guten Debütroman gelesen habe und das ist hier bei Felicitas Prokopetz der Fall! Auf nur knappen 200 Seiten beschreibt sie ein allseits bekanntes, ...

Mein Herz macht jedes Mal einen Sprung, wenn ich einen neuen guten Debütroman gelesen habe und das ist hier bei Felicitas Prokopetz der Fall! Auf nur knappen 200 Seiten beschreibt sie ein allseits bekanntes, aber immer wieder erstaunliches Phänomen wie wir Individuen gefangen sind in unserer familiären Prägung – for good or for worse.! Immer wieder schimmern die gleichen Muster der besseren Zukunft für die Kinder und die Aufgabe der eigenen Träume und Lebensziele hervor. Die Wut und die Verletzungen die jede Generation auf die Gene legt unter einem Teppich aus Schweigen.
Im Mittelpunkt steht die familiäre Dynamik aufgehangen an Valerie. Alleinerziehende Mutter, die lernen muss loszulassen von ihrem Sohn Tobi, der ihr ein und alles war in den letzten 16 Jahren. Der Junge ist bereit die Flügel auszubreiten und will ein Jahr nach England. Zugleich ist da Valeries eigene Mutter Christina, kein rosiges Verhältnis, aber nun kommt die Diagnose Krebs hinzu. Also sitzen Mutter und Tochter im Dickicht und weinen. Aber bei diesen drei Figuren bleibt es nicht, auch weitere Schatten kommen hervor je weiter die beiden zurückblicken und die Großmütter betrachtet werden, Martha und Charlotte.
Facettenreich beschrieben, die Zwischentöne erlesbar, wirklich eine Perle unter den neu erschienen Romanen. Kein Roman den man mal so nebenbei liest, den die Übersicht über Figuren und Zeitschiene ist elementar um den Beziehungen folgen zu können.
Eine klare Leseempfehlungen für alle die sich trauen das Herz zu öffnen um hier emotional einzutauchen.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Noch mehr Ziele, die ich gern bereisen möchte!

Reisen abseits der bekannten Wege
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Ich weiß, dass einige von meinen Liebsten, die mir folgen, gar nicht soooo die intensiven Leser:innen sind, aus verschiedensten Gründen. Größtenteils ist das Argument Zeit.
Daher hier mal ein Buch für ...

Ich weiß, dass einige von meinen Liebsten, die mir folgen, gar nicht soooo die intensiven Leser:innen sind, aus verschiedensten Gründen. Größtenteils ist das Argument Zeit.
Daher hier mal ein Buch für Menschen, die gerne reisen, die gerne die Welt entdecken und denen entweder die Ziele, die allgemein gehypt werden zu überlaufen sind oder schlicht und einfach nach neuen Inspirationen suche: „Reisen abseits der bekannten Wege“.
Diese über 100 Alternativen, wie sie auf dem Cover angepriesen werden, sind in der Tat ein Ideen- und Inspirationsschatz weltweit. Was damit nicht einhergeht sind günstigere Varianten und umweltfreundlichere. Aber auch hier wieder alles eine Frage der Perspektive, denn die Ausgangslage ist nicht immer Europa. Denn das Buch erschien im Original auf Englisch bereits 2022 unter dem Titel `Go here instead`. Wenn hier statt Tafelberg in Kapstadt, Südafrika der Monte Roraima in Venezuela benannt wird, ist das schön als spektakuläres Naturwunder der Welt, aber der Flug ist noch mal länger von uns aus betrachtet.
Das Buch ist in sieben verschiedene Kategorien unterteilt und nicht nach geographischer Lokation sortiert. Es beginnt beispielsweise mit historischen Stätten, wie die Akropolis und bekommt hier die Alternative Agrigento und Selinunte angeboten. Eine andere Kategorie ist Feste und Festivals, wo statt den BBC Proms das Festival die due Mondi angepriesen wird. Zum Start jedes Kapitels sind alle Orte auf einer Übersicht gelistet, da lässt sich auch alles wiederfinden.
Insgesamt reich und atmosphärisch toll bebildert und hoch informativ ist dieses schöne Buch und macht sehr viel Lust aufs Reisen. Manches werd ich aber trotzdem in diesem Leben nicht mehr schaffen, wenn es da um das Everest Base Camp in Nepal geht oder eben die Alternative: Annapurna. Läuft zu recht unter „unvergessliche Reiserouten“.
Wirklich sehr vielseitig und für jeden Reisenden etwas dabei! Selbst Alternativen zu den bekannten Strandurlauben werden aufgezeigt.
Fazit: Einziger Nachteil, es gibt nun noch mehr Orte an die ich gerne reisen würde…wer kommt mit?

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