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Nilchen

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Düsteres Dorfleben

Talberg 1935
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Genau das richtige bei kaltem Schmudelwetter vor der Tür: Talberg 1935! Es ist der Auftakt einer Trilogie von Max Korn. Max Korn existiert nicht, es ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sonst ...

Genau das richtige bei kaltem Schmudelwetter vor der Tür: Talberg 1935! Es ist der Auftakt einer Trilogie von Max Korn. Max Korn existiert nicht, es ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sonst auch schon viele Bestseller vorlegte. Der Autor hat seine Jugend zum Teil im Bayrischen Wald verbracht in dem Örtchen Thalberg. Hier hat er sich aus Erinnerungen und lokaler Legenden und Mythen bedient und daraus diese Trilogie gestrickt.
Band 1 ist ‚Talberg 1935‘ und es beginnt schaurig und es bleibt immerzu dünster und ungemütlich. Wenn man sich nicht fortwährend vor Augen führt, dass es im Jahr 1935 spielt, könnte man meinen der Roman spielte 1835, wenn man das Verhalten und die Hierarchie im Dorf betrachtet. Hier wird die beklemmende Stimmung eines Dorfes unter die Lupe genommen, in das man freiwillig nie ziehen würde.
Zu Recht steht Roman auf dem Buch Roman und nicht Kriminalroman oder gar Thriller. Zwar findet man zu Beginn die Leiche des Wilhelm Steiner am Fuß eines Turms, den er selbst errichtet hat, aber es geht mehr um die Dorfgemeinschaft, das Miteinander. Die unausgesprochenen Hierarchien und wie das Zusammenleben damals noch geregelt wurde.
Der Roman beleuchtet die einzelnen Familien, da sind die vom Steiner-Hof um den Wildbauern, die Platzhirsche und vermeidlichen Beherrscher des Dorfes. Dann gibt es den Wegebauer-Hof mit seinen naturheilkundlichen Frauen, verschrien als Hexen du vielen mehr. An diesen beiden Beispielen merkt man, dass alle möglichen Charaktere enthalten sind. Ich finde sie hätten ruhig etwas runder modelliert worden sein, mehr Tiefe, aber das hätte eventuell auch den Rahmen gesprengt.
Als nächster Band erscheint Talberg 1977 und dann 2022. Ich persönlich hätte mir nach der Lektüre von 1935 gerne einen Band gewünscht, der uns in die Gründungszeit von Talberg reisen lässt. Sprich Band 5 der aber weit vor 1935 spielt.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Geht tief unter die Haut

Erschütterung
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Was für ein treffender Titel für diesen Roman: Erschütterung. Genau das bringt uns Percival Everett mit seinem Roman näher die Erschütterung seines Protagonisten Zach. Die Geschichte wird aus dessen Perspektive ...

Was für ein treffender Titel für diesen Roman: Erschütterung. Genau das bringt uns Percival Everett mit seinem Roman näher die Erschütterung seines Protagonisten Zach. Die Geschichte wird aus dessen Perspektive erzählt und nimmt uns zunächst mit in sein sehr komfortables gar langweiliges Leben mit. Er ist Universitätsprofessor der Paläontologie. Ein selbstironischer afroamerikanischer Gebildeter, der es sich im Leben mit seiner Frau, die er schätzt, aber nicht wirklich liebt und seinem Stern des Lebens, seiner Tochter Sarah gemütlich gemacht hat.
Was ihn aus den Angeln hebt ist die Diagnose der 12jährigen Tochter, dass sie das Batten-Syndrom hat und somit rasch erblinden wird und vermehrt epileptischen Anfällen bekommt – unheilbar krank. Es stürzt ihn förmlich in ein Loch und er folgt einer Spur. Diese Spur begann in seiner second hand Jacke, ein Zettel mit einem Hilferuf. Er flüchtet nach New Mexico um diesem Hilferuf nachzugehen um seiner eigenen Fassungslosigkeit zu entgehen.
Wunderbar beschreibt Percival Everett die Sorgen und den Taumel Zachs von gemütlicher Langweile zur veränderten Lage des Ausgeliefertseins. Wirklich eindrücklich geschildert. Vor allem geht es hier vordergründig um den Vater, der um die Zukunft seiner Tochter trauert, aber auch auf einer weiteren Ebene viel allumfassender arbeitet Everett das Thema Rassismus ein und setzt starke Akzente, in dem er zeigt was Zach alles nicht tut.
Auf vielen Ebenen ein starker Roman, sehr lesenswert! Mich hat er voll überzeugt.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Schneebälle und ein magischer Zauber

Die geheimnisvolle Weihnachtskugel
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Schneebälle und ein magischer Zauber

In diesem netten Buch für gute Selbstleser oder auch zum Vorlesen ab der Vorschule geeignet, ist Jim die Hauptfigur. Er ist mürrisch, schlecht gelaunt und achtet nicht ...

Schneebälle und ein magischer Zauber

In diesem netten Buch für gute Selbstleser oder auch zum Vorlesen ab der Vorschule geeignet, ist Jim die Hauptfigur. Er ist mürrisch, schlecht gelaunt und achtet nicht darauf wie er auf sein Umfeld negativ wirkt. Auf dem Weihnachtsmarkt kommt es zu einer Begegnung mit einer Hexe, die ihn verzaubert und an einen neuen Gefährten bindet: der Schneegolem Snorri. Aus diesem unliebsamen Bann entsteht eine Freundschaft. Auch wird Jim nachdenklich und merkt wie seine eigene Einstellung zu seinem eigenen Glück beitragen. Auch, dass das Wohl seiner Freunde und Familie großen Einfluss auf sein Wohlbefinden hat. Tja, um die Verzauberung zu brechen müssen die beiden 3 Sachen besorgen sonst wird Jim zum Schneegolem und Snorri zum Menschen!
Jims Erkenntnisprozess zieht sich durch das gesamte Buch und mündet an Weihnachten in einem Aha-Erlebnis. Natürlich geht es gut aus und Jim ist glücklicher als zuvor.
Mich hat dieses Buch überzeugt, weil es gut geschrieben ist in einfacher kindlicher Sprache und die Veränderung der Gedanken und er Erkenntnis in der Regel auch nicht über Nacht kommt und das ist mit dem Protagonisten Jim äußerst gut gelungen. Auch das Miteinander hat hier einen hohen Stellenwert und macht das Zünglein an der Waage aus.
Fazit: Ein Buch voller Schnee und winterlicher Szenen in 24 Kapiteln, dass Kindern zeigt wie ihre Einstellung und ihr Handeln ihr Glück ausmachen können!

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Schwarzhumoriger Abgrund südafrikanischer Geschichte

Das Versprechen
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Damon Galgut ist der dritte südafrikanische Autor, der den Booker Prize gewann (nach J. M. Coetzee und Nadine Gordimer). Der in 2021 frisch gekürte Roman „Das Versprechen“ (im O-Ton gleichlautend `The ...

Damon Galgut ist der dritte südafrikanische Autor, der den Booker Prize gewann (nach J. M. Coetzee und Nadine Gordimer). Der in 2021 frisch gekürte Roman „Das Versprechen“ (im O-Ton gleichlautend `The Promise`) wurde von Thomas Mohr umsichtig im Affenzahn übersetzt und liegt seit einem Tag vor Weihnachten in deutscher Übersetzung vor! Was für ein Roman, er wird natürlich momentan Land auf Land ab rezensiert und ist aus meiner Sicht zu Recht so hochgelobt, auch wenn er nicht ganz trivial zu lesen ist.
Es geht um eine weiße südafrikanische Farmerfamilie, die einen großen Landbesitz außerhalb von Pretoria hat. Wir starten im Jahr 1986 und die Mutter ringt auf dem Sterbebett ihrem Mann das Versprechen ab, dass er ein Haus auf ihrem Grundstück der schwarzen Haushälterin Salome überschreibt. Die jüngste Tochter Amor wohnt dieser Versprechung bei und bringt diese Erwartung der verstorbenen Mutter fortwährend in den kommenden 31 Jahren immer wieder zur Sprache.
Es werden zeitliche Sprünge gemacht (9-10 Jahre) und wir landen immer wieder bei einer Beerdigung, veränderter politischer Gegebenheiten, aber immer noch verharrte Gedanken und keine Einlösung des Versprechens.
Was dem Autor wahnsinnig gut gelingt ist die Verzahnung der südafrikanischen Geschichte in jüngerer Vergangenheit von der Apartheid in eine Demokratie. Lässt dabei aber die Sichtweisen der Weißen und der Schwarzen nie außer Acht und toppt das Ganze noch mit Galgenhumor. Es ist ein schweres Thema, aber Damon Galgut hat es wirklich sarkastisch gut auf den Punkt gebracht.
Aber keine reine Lobeshymne. Es kostet schon eine gewisse Konzentration diese knapp 360 Seiten zu lesen, denn der Autor nutzt einen besonderen Schreibstil einen „Stream of Consciousness“, wobei er ständig und immer wieder von einem Kopf in den nächsten springt und wir Leser:innen sind dabei. Manches Mal springt er mitten im Satz, oft im Absatz und auch so immer wieder. Dazu kommt ein allwissender Erzähler, der uns auch ab und an direkt anspricht. Großer Vorteil dieser Erzählweise ist ein so umfassendes Bild der Gegebenheiten, dass kein Blickwinkel, kein Gefühl und keine Meinung verborgen bleibt.
Titelgebend ist zwar der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte „Das Versprechen“, für mich liegt der Fokus auf dem daraus resultierenden Generationenkonflikt und die verqueren Ansichten der älteren weißen Familienmitglieder.
Fazit: Wenn das mal nicht in Zukunft im Englisch LK im Vergleich zu Ulysses von James Joyce als moderne Variante des „Stream of Consciousness“ behandelt wird.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Künstler und ihre Abwege

Commissario Tasso auf dünnem Eis
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Das Cover setzt den richtigen Akzent, wenn es um das Jahrzehnt geht, denn der Krimi spielt im Jahr 1962, aber hat mit Skifahren nichts zu tun. Ja, es spielt im Südtiroler Winter wo Skifahren begann ein ...

Das Cover setzt den richtigen Akzent, wenn es um das Jahrzehnt geht, denn der Krimi spielt im Jahr 1962, aber hat mit Skifahren nichts zu tun. Ja, es spielt im Südtiroler Winter wo Skifahren begann ein Trendsport zu werden, aber es findet hier nur am Rande Erwähnung.
Nichtsdestotrotz, ist es ein cozy crime Krimi zum Mitraten und hat zwei Hauptfiguren, die auch ein gutes Ermittlerduo für einen kommenden Fall ergeben würden. Zum einen ist da der süditalienische Commissario Tasso und seine Praktikantin Mara Oberhöller, die Tochter des Bozener Bürgermeisters.
Spannend an diesem Fall ist für mich in der Tat das historische Setting, da der Konflikt zwischen dem einnehmenden Italien und seiner widerspenstigen Eroberung Südtirol hier voll zum tragen kommt und beleuchtet wird. Das hier Attentate verübt wurden und die Polizei meist aus dem Süden besetzt und dadurch der Konflikt verstärkt wurde, war mir bis dato unbekannt. Auch die sprachlichen Barrieren, die selbstredend noch in den 60er Jahren vorhanden waren und bis heute sind, zeigen das Feingefühl der Autorin.
Die Autorin, die hier unter dem Pseudonym Gianna Milani schreibt und Südtirol als ihre Wahlheimat sieht, kennt sich sichtlich mit der Gegend und deren Geschichte aus. Eine Kennerin.
Der Fall ist aus meiner Sicht nicht ganz trivial, aber auch nicht spektakulär: solide Aufklärungsarbeit zum Mitraten. Mir hat es Spaß gebracht beim Lesen. Nur so viel: Es gibt eine Leiche, den Maler Carlo Colori der tot in einem Grand Hotel gefunden wird. Bei der einen Leiche bleibt es nicht, denn bei einem anderen Grand Hotel, in Cortina d’Ampezzo findet man eine zweite Leichen. Ob das zusammenhängt und wie ist euer Vergnügen beim Lesen.
Ich würde mich über einen zweiten Fall freuen nach ‚ Commissario Tasso auf dünnem Eis‘ vielleicht ein Mord im Frühling?

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