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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2024

Herrlich realistisch

Run For Love
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Dass Luca sich für ihre beste Freundin einsetzt, die von einem Typen belästigt wird, hat Konsequenzen. Eine blutige Nase für den Typen, und Sozialstunden für Luca. Diese muss sie allerdings in einem Jugendsportverein ...

Dass Luca sich für ihre beste Freundin einsetzt, die von einem Typen belästigt wird, hat Konsequenzen. Eine blutige Nase für den Typen, und Sozialstunden für Luca. Diese muss sie allerdings in einem Jugendsportverein ableisten. Und Sport ist nach Lucas Erfahrung nur etwas für Menschen, die dünn sein wollen. Dann trifft sie allerdings den Leiter des Jugendsportvereines, der trotz seines durchtrainierten Körpers irgendwie sympathisch ist.
Ich liebe das Buch extrem. Es ist sehr realistisch und behandelt verschiedene Themen, die viele Menschen betreffen. Die Geschichte ist total locker und sehr leicht lesbar, obwohl sie unterschiedliche harte Themen anspricht.
Die Protas waren mir sehr sympathisch. Natürlich sind sie auch nicht perfekt und haben ihre eigene verzerrte Sicht auf die Welt, aber sie wirklichen authentisch und haben mich sehr gut unterhalten.
Auch den Nebenpersonen haben auf mich einen guten Eindruck gemacht. Perfekt ist hier niemand, aber selbst die unsympathischen Charaktere haben eine menschliche Seite.
Der rote Faden hat mir manchmal ein bisschen gefehlt, aber irgendwie macht es das auch realistisch, da es im echten Leben eben auch verschiedene Anteile gibt, die nicht zwingend zusammenhängen müssen.
Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen, obwohl ich trotzdem noch ein Sportmuffel bin. Es ist perfekt, wenn man eine aktuelle, realistische, aber nicht perfekte Liebesgeschichte lesen will.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Kontextlos Komplex

Monde vor der Landung
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Peter Bender lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Worms und ist Gründer einer Religionsgemeinschaft. Er glaubt, dass die Menschen nicht auf der Erde, sondern in einer Hohlkugel leben.
Die Geschichte scheint ...

Peter Bender lebt Anfang des 20. Jahrhunderts in Worms und ist Gründer einer Religionsgemeinschaft. Er glaubt, dass die Menschen nicht auf der Erde, sondern in einer Hohlkugel leben.
Die Geschichte scheint sehr gut recherchiert und punktet durch Quellenverweise und Fotos.
Anfangs hat mich das Buch sehr verwirrt. Ich war mir oft nicht sicher, ob ich mir manche Dinge wörtlich vorstellen, oder als Metapher verstehen soll. Es wirkt einiges sehr skurril.
Der Protagonist war nicht wirklich sympathisch und das frauenfeindliche Gedankengut dieser Zeit hat es mir manchmal schwer gemacht, weiterzulesen.
Rückblickend gesehen ist die Perspektive des Protagonisten aber sehr gut rübergekommen und im Nachhinein machen die viele Fragezeichen, die ich während des Lesens hatte, durchaus Sinn.
Inhaltlich hat das Buch einige Längen, aber sprachlich hat es mir außergewöhnlich gut gefallen.
Obwohl die Geschichte in der Vergangenheit spielt, hatte ich schon fast das Gefühl in einer dystopischen Zukunft gelandet zu sein. Die Geschichte wirkt sehr losgelöst von Gesellschaftspolitik und wird mit einem Tunnelblick erzählt, der keinen Platz für Kontext liefert.
Die wahre Heldin ist für mich die Frau des Protagonisten, die als Jüdin in dieser Zeit eine ganz andere Sichtweise auf die Welt hat. Ich fand es sehr befremdlich, wie jüdisch sein in Nazideutschland schon fast ignoriert wurde und wie der Fokus der Aufmerksamkeit auf einer skurrilen Religion lag.
Monde vor der Landung ist ein spannendes Buch, bei dem man aber viele Pausen braucht, selbst mitdenken und einiges googeln muss.

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Veröffentlicht am 23.12.2023

Unvorhersehbar

Die sieben Monde des Maali Almeida
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In den 90er Jahren, mitten im Bürgerkrieg lebt und stirbt ein schwuler Kriegsfotograph und Zocker in Sri Lanka. Plötzlich ist er im Jenseits, das ganz anders ist, als er es sich vorgestellt hat. Er hat ...

In den 90er Jahren, mitten im Bürgerkrieg lebt und stirbt ein schwuler Kriegsfotograph und Zocker in Sri Lanka. Plötzlich ist er im Jenseits, das ganz anders ist, als er es sich vorgestellt hat. Er hat sieben Tage Zeit, um herauszufinden, wie er gestorben ist. Außerdem hat er Negative höchstbrisanter Fotos versteckt, die Sri Lanka in Auffuhr versetzen könnten. Aber wie kann er den Lebenden mitteilen, wo sie zu finden sind?
Ich gestehe, dass ich eigentlich nichts über den historischen Kontext der Geschichte wusste. Dadurch bin ich Anfangs etwas geschwommen, aber glücklicherweise gibt es am Ende des Buches ein Glossar.
Der Inhalt war unvorhersehbar und ich habe die Geschichte einfach auf mich zukommen lassen. Teilweise war die Geschichte sehr tiefgründig und ich habe einige Absätze mehrmals lesen müssen, weil manche Stellen einfach so schön formuliert waren.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dieses Buches ist, dass als Erzählform die zweite Person Singular gewählt wurde. Als Leser:in wird man also direkt angesprochen. Das hat mir sehr gut gefallen.
Die Geschichte ist skurril und komplett schräg. Ich liebe Geschichten, die Genregrenzen durchbrechen und die Erwartungshaltung unerfüllt lassen. Es war eine Achterbahnfahrt voller Plottwists, von denen mir schon fast ein bisschen schwindelig geworden ist.
An manchen Stellen war es mir aber schon fast ein bisschen zu viel und ich musste mich sehr konzentrieren, um nichts zu verpassen.

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Veröffentlicht am 23.12.2023

Verschiedene Blickwinkel

The Marriage Act
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Um mehr Menschen zu einer Ehe zu motivieren, veranlasst die Regierung ein Gesetz. Wer eine Smart-Ehe eingeht bekommt bessere Kredite, bessere Gehälter, Häuser in besseren Gegenden und ein besseres Leben. ...


Um mehr Menschen zu einer Ehe zu motivieren, veranlasst die Regierung ein Gesetz. Wer eine Smart-Ehe eingeht bekommt bessere Kredite, bessere Gehälter, Häuser in besseren Gegenden und ein besseres Leben. Doch wie viel Macht will man der Regierung und einem Algorithmus über das eigene Liebesleben geben?

Das System ist wirklich sehr detailliert ausgearbeitet und vermittelt ein ziemlich hoffnungsloses Bild von der Welt. Der Stimmung der Geschichte ist sehr dystopisch und man erlebt die unterschiedlichen Perspektive verschiedener Menschen, auf das Modell der Smart-Ehe. Die Charaktere wirken realistisch, aber nicht wirklich sympathisch.

Es war nie wirklich langweilig, auch wenn ich am Anfang ein bisschen gebraucht habe, um in die Story hineinzufinden. Manchmal eskaliert die Handlung sogar ein bisschen.

Zeitweise hat mich die Story ziemlich runtergezogen, weil die heterosexuelle, monogame Ehe ja jetzt auch schon als das erstrebenswerte Ziel gesehen wird und sämtliche anderen L(i)ebensformen abgewertet und belächelt werden.

Aber die Idealisierung der Smart-Ehe in dem Buch ist noch mal ein ganz anders Level.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Sehr ergreifend und lebensnahe

Im Prinzip ist alles okay
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Miryam ist Mutter. Aber davor war sie bereits eine Frau, Schwester und eine Tochter. Jede dieser Rollen geht mit verschiedenen Erwartungen an sie einher. Aber wie beeinflussen die Rollen einander? Und ...

Miryam ist Mutter. Aber davor war sie bereits eine Frau, Schwester und eine Tochter. Jede dieser Rollen geht mit verschiedenen Erwartungen an sie einher. Aber wie beeinflussen die Rollen einander? Und wer ist Miryam eigentlich wirklich?

Zuerst das Wichtigste: Ich liebe diesen Titel. Er ist treffend und passt sehr gut zu der Geschichte.
Die Protagonistin ist in ihrer fehlerhaften, unvollkommenen Art perfekt ausgearbeitet und stellt sich Herausforderungen, die viele Frauen wahrscheinlich kennen. Sie hat als Mensch einige Schwächen, die allerdings viel Sinn machen und man kann sehr gut mit ihr mitfiebern.

Auch die Familienmitglieder und die Art wie miteinander umgegangen wird, hat mich sehr überzeugt. Es ist nicht wirklich wertschätzend oder sympathisch, aber erschreckend realistisch.

Die Geschichte hat als Hörbuch sehr gut funktioniert und ich hatte den Eindruck, als würde mir eine gute Freundin berichten, was sie gerade beschäftigt. Nur leider konnte ich sie nicht unterstützen.

Für meinen Geschmack wurde allerdings ein bisschen zu viel geflucht. Das ist in manchen Familien wahrscheinlich üblich, aber für mich war das extrem ungewohnt.

„Im Prinzip ist alles okay“ ist absolut keine leichte Lektüre, regt aber sehr zum Nachdenken und Reflektieren an. Denn letztendlich bedeutet „im Prinzip ist alles okay“ nur, dass nicht wirklich alles okay ist.

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