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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2023

Unvorhersehbar

Die sieben Monde des Maali Almeida
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In den 90er Jahren, mitten im Bürgerkrieg lebt und stirbt ein schwuler Kriegsfotograph und Zocker in Sri Lanka. Plötzlich ist er im Jenseits, das ganz anders ist, als er es sich vorgestellt hat. Er hat ...

In den 90er Jahren, mitten im Bürgerkrieg lebt und stirbt ein schwuler Kriegsfotograph und Zocker in Sri Lanka. Plötzlich ist er im Jenseits, das ganz anders ist, als er es sich vorgestellt hat. Er hat sieben Tage Zeit, um herauszufinden, wie er gestorben ist. Außerdem hat er Negative höchstbrisanter Fotos versteckt, die Sri Lanka in Auffuhr versetzen könnten. Aber wie kann er den Lebenden mitteilen, wo sie zu finden sind?
Ich gestehe, dass ich eigentlich nichts über den historischen Kontext der Geschichte wusste. Dadurch bin ich Anfangs etwas geschwommen, aber glücklicherweise gibt es am Ende des Buches ein Glossar.
Der Inhalt war unvorhersehbar und ich habe die Geschichte einfach auf mich zukommen lassen. Teilweise war die Geschichte sehr tiefgründig und ich habe einige Absätze mehrmals lesen müssen, weil manche Stellen einfach so schön formuliert waren.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dieses Buches ist, dass als Erzählform die zweite Person Singular gewählt wurde. Als Leser:in wird man also direkt angesprochen. Das hat mir sehr gut gefallen.
Die Geschichte ist skurril und komplett schräg. Ich liebe Geschichten, die Genregrenzen durchbrechen und die Erwartungshaltung unerfüllt lassen. Es war eine Achterbahnfahrt voller Plottwists, von denen mir schon fast ein bisschen schwindelig geworden ist.
An manchen Stellen war es mir aber schon fast ein bisschen zu viel und ich musste mich sehr konzentrieren, um nichts zu verpassen.

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Veröffentlicht am 23.12.2023

Verschiedene Blickwinkel

The Marriage Act
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Um mehr Menschen zu einer Ehe zu motivieren, veranlasst die Regierung ein Gesetz. Wer eine Smart-Ehe eingeht bekommt bessere Kredite, bessere Gehälter, Häuser in besseren Gegenden und ein besseres Leben. ...


Um mehr Menschen zu einer Ehe zu motivieren, veranlasst die Regierung ein Gesetz. Wer eine Smart-Ehe eingeht bekommt bessere Kredite, bessere Gehälter, Häuser in besseren Gegenden und ein besseres Leben. Doch wie viel Macht will man der Regierung und einem Algorithmus über das eigene Liebesleben geben?

Das System ist wirklich sehr detailliert ausgearbeitet und vermittelt ein ziemlich hoffnungsloses Bild von der Welt. Der Stimmung der Geschichte ist sehr dystopisch und man erlebt die unterschiedlichen Perspektive verschiedener Menschen, auf das Modell der Smart-Ehe. Die Charaktere wirken realistisch, aber nicht wirklich sympathisch.

Es war nie wirklich langweilig, auch wenn ich am Anfang ein bisschen gebraucht habe, um in die Story hineinzufinden. Manchmal eskaliert die Handlung sogar ein bisschen.

Zeitweise hat mich die Story ziemlich runtergezogen, weil die heterosexuelle, monogame Ehe ja jetzt auch schon als das erstrebenswerte Ziel gesehen wird und sämtliche anderen L(i)ebensformen abgewertet und belächelt werden.

Aber die Idealisierung der Smart-Ehe in dem Buch ist noch mal ein ganz anders Level.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Sehr ergreifend und lebensnahe

Im Prinzip ist alles okay
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Miryam ist Mutter. Aber davor war sie bereits eine Frau, Schwester und eine Tochter. Jede dieser Rollen geht mit verschiedenen Erwartungen an sie einher. Aber wie beeinflussen die Rollen einander? Und ...

Miryam ist Mutter. Aber davor war sie bereits eine Frau, Schwester und eine Tochter. Jede dieser Rollen geht mit verschiedenen Erwartungen an sie einher. Aber wie beeinflussen die Rollen einander? Und wer ist Miryam eigentlich wirklich?

Zuerst das Wichtigste: Ich liebe diesen Titel. Er ist treffend und passt sehr gut zu der Geschichte.
Die Protagonistin ist in ihrer fehlerhaften, unvollkommenen Art perfekt ausgearbeitet und stellt sich Herausforderungen, die viele Frauen wahrscheinlich kennen. Sie hat als Mensch einige Schwächen, die allerdings viel Sinn machen und man kann sehr gut mit ihr mitfiebern.

Auch die Familienmitglieder und die Art wie miteinander umgegangen wird, hat mich sehr überzeugt. Es ist nicht wirklich wertschätzend oder sympathisch, aber erschreckend realistisch.

Die Geschichte hat als Hörbuch sehr gut funktioniert und ich hatte den Eindruck, als würde mir eine gute Freundin berichten, was sie gerade beschäftigt. Nur leider konnte ich sie nicht unterstützen.

Für meinen Geschmack wurde allerdings ein bisschen zu viel geflucht. Das ist in manchen Familien wahrscheinlich üblich, aber für mich war das extrem ungewohnt.

„Im Prinzip ist alles okay“ ist absolut keine leichte Lektüre, regt aber sehr zum Nachdenken und Reflektieren an. Denn letztendlich bedeutet „im Prinzip ist alles okay“ nur, dass nicht wirklich alles okay ist.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Unterhaltsamer Lesesnack

That fucking Bet
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Vic ist in ihren besten Freund Fabian verliebt, doch dieser schein kein derartiges Interesse an ihr zu haben. Stattdessen geht sie mit ihm eine Wette ein, dass sie es schafft in 14 Tagen mit 14 Männern ...

Vic ist in ihren besten Freund Fabian verliebt, doch dieser schein kein derartiges Interesse an ihr zu haben. Stattdessen geht sie mit ihm eine Wette ein, dass sie es schafft in 14 Tagen mit 14 Männern zu schlafen. Das ist zwar ziemlich stressig, aber vielleicht kriegt sie dadurch auch Fabian aus dem Kopf.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Es ist zwar etwas vorhersehbar, aber das Lesen hat wirklich Spaß gemacht. Die beiden sind total knuffig und auch Vics Umfeld ist sehr sympathisch.

Im Laufe der Geschichte lernt Vic sehr viel über sich und entwickelt sich ständig weiter. Vor allem Kommunikation ist gerade am Anfang nicht wirklich ihre Stärke und sie trifft schon auch ein paar schlechte Entscheidungen. Was ich aber richtig cool finde ist, dass Verhütung und Konsens regelmäßig angesprochen werden und auch die expliziten Szenen sehr realistisch dargestellt werden.

Die Handlung hat ein ordentliches Tempo, viele Dialoge und so etwas wie Langeweile kommt nie auf. Für meinen Geschmack hätte man aber noch ein paar Seiten hinzufügen können, damit ein bisschen mehr Ruhe in die Geschichte kommt. Aber auch so hat die Story gut funktioniert.

Ein unterhaltsamer Lesesnack, perfekt um der Realität für eine kurze Zeit zu entfliehen. Für alle, die auf Spice stehen, aber keinen Bock mehr auf dominante Alpha-Bubis, eifersüchtige Fitness-Stiere oder besitzergreifende Macho-CEOs haben.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Positive Überraschung

When The King Falls
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In London herrschen Vampire über Menschen, doch es formt sich Widerstand. Florence ist Attentäterin und soll ins Schloss des Vampirkönigs eingeschleust werden, um ihn zu töten. Doch dafür muss sie ihn ...

In London herrschen Vampire über Menschen, doch es formt sich Widerstand. Florence ist Attentäterin und soll ins Schloss des Vampirkönigs eingeschleust werden, um ihn zu töten. Doch dafür muss sie ihn dazu bringen, ihr zu vertrauen und sich auch von ihrem Herzen nicht vom Plan abbringen lassen.

Das Cover hat mir richtig gut gefallen, aber leider ist die goldene Schrift sehr schnell fleckig geworden und teilweise verschwunden. Das finde ich sehr unpraktisch, da man Bücher ja eigentlich auch lesen können sollte, ohne dass sowas passiert.

Die Charaktere waren mir sehr sympathisch und auch, wenn die Geschichte ziemlich klischeehaft beginnt, entwickelt sich eine überzeugende Chemie zwischen den Protagonist:innen. Und das ganz ohne toxisches Verhalten oder Machogehabe. Das war erfrischend angenehm.

Es ist ein bisschen, als hätte Edward Cullen Therapie gemacht, die Weltherrschaft an sich gerissen und würde in einer modernen Bridgerton Welt Selection nachspielen.

Auch sprachlich ist das Buch sehr leicht lesbar. Der Sprachstil ist flüssig, verständlich und unterhaltsam. Dabei ist die Geschichte inhaltlich sehr unaufgeregt. Das Worldbuildung bleibt extrem schemenhaft und mehr Kontext oder Basiswissen über die Welt hätte mir doch sehr geholfen.

Der Fokus der Geschichte liegt allerdings auf Florence und dem König. Große Verschwörungen, erstaunliche Plottwists oder rasante Wendungen wird man hier vergeblich suchen. Dafür gibt es zwei sympathische Charaktere, die einander langsam kennenlernen und dabei ihre eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren wollen.

Mich hat die ruhige, reife Art der Geschichte positiv überrascht und Florence und der Vampirkönig haben mich richtig gut unterhalten.

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