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Veröffentlicht am 20.08.2023

Coming-Of-Age mit wichtigen Themen.

Weil ich dich (mich) liebe
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»Du bist gut so, wie Du bist. Dein Wert hängt nicht davon ab, was andere von Dir denken.«

Lena und Chloé könnten unterschiedlicher nicht sein:
Die eine ist beliebt, die andere ein Mobbing-Opfer.
Die eine ...

»Du bist gut so, wie Du bist. Dein Wert hängt nicht davon ab, was andere von Dir denken.«

Lena und Chloé könnten unterschiedlicher nicht sein:
Die eine ist beliebt, die andere ein Mobbing-Opfer.
Die eine vergeht in Selbsthass, leidet nicht nur unter Einsamkeit, der Pein ihrer MitschülerInnen, sondern auch unter jenen Problemen daheim.
Die andere versteckt sich hinter Schein und glitzernder Fassade, geht fälschlich-lächelnd zu Boden, niedergedrückt von Erwartungen.
In beiden herrschen Chaos und Emotionen, die sich widersprechen.

Kurz vor den Sommerferien reißt ein erneuter Schlag Chloé aus der Bahn, da kommt ein dreiwöchiger Ausflug nach Marseille gerade recht. Hier kann die junge Frau ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, nachgehen, zur Ruhe kommen und endlich neue Menschen kennenlernen.
Tja, würde da im Bus nicht auch Lena sitzen …
Und so kommen sich die beiden, langsam, zwischen poetischen Texten, der Freiheit des Meeres und all den Fremden, die zu Freunden werden, näher — aber wird diese sommerliche Liebelei bestehen können, zurück in der Realität?

Christina Caglioti schuf echte, alltägliche Konflikte, griff zu authentischen Themen und schafft es, dass sich ihre Protagonistinnen im Verlauf merklich entwickeln. Die Liebe zur Küste Frankreichs sowie jene zum Schreiben kam wunderschön zur Geltung, während das aufgewühlte Innere beider greifbar, für viele sicher allzu bekannt, war.
Erzählt wird abwechselnd von Chloé und Lena, der Leidensdruck, die Zweifel und Ängste — auch jene vor der Zukunft, vor Veränderungen — passten in den hier geschaffenen Rahmen eines feinfühligen Coming of Age Romans. Die Fülle der verschiedenen Nebencharaktere brachte Abwechslung, die zarte Romanze blieb seicht, täuschte nicht über das, was in Chloé vorging, was Lena auf der Seele lag, hinweg.

Ich bin der Meinung, dass die Autorin hier sehr realitätsnah mit den diversen Problemen — Depression, Essstörung, Outing, dem „nach Hilfe fragen“ und dem „zu sich selbst finden“ — umging, vermeintliche Klischees, typische Aussagen werden aufgegriffen und mit passenden Reaktionen widerlegt. Stilistisch liest sich „Weil ich dich (mich) liebe“ klar und sanft, dem Young Adult Charme angemessen. Inmitten der Geschichte, die so viel offenlegt, nach neu anfangen schreit, finden sich kleine lyrische, gefühlvolle Texte, wichtige, tiefe Botschaften und am Ende? Eine Überraschung.

Ich hoffe, dass sich viele Menschen in Christinas Debüt wiederfinden, sich mit den Charakteren identifizieren können, dazu angehalten werden, sich Hilfe zu suchen und von dem Verständnis, welches in dem Roman steckt, zehren. Denn: Ihr seid nicht alleine.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Hörbuch.

Abgrund
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Der Argon Verlag hat auf seinem Instagram-Kanal einen Satz gepostet – „Du weißt, jemand hat Deine kleine Schwester getötet. Was Du nicht weißt: Er ist Dir nahe …“ – der mich auf direktem Weg zu „Abgrund“ ...

Der Argon Verlag hat auf seinem Instagram-Kanal einen Satz gepostet – „Du weißt, jemand hat Deine kleine Schwester getötet. Was Du nicht weißt: Er ist Dir nahe …“ – der mich auf direktem Weg zu „Abgrund“ führte – denn was für andere verlassene Häuser sind, ist für mich ‚Schwester‘. Gibt es eine grausamere Vorstellung, als jene, das Wichtigste auf schrecklichste Art zu verlieren? Mit ihrem Debüt schuf Lucy Goacher meiner Meinung nach einen tiefgründigen, spannenden Thriller, welcher reich an Twists und Irrungen ist. Authentisch und intensiv werden die Themen „Selbstmord“ und die Tücken von Social Media behandelt, kritisch hervorgehoben, die Leichtigkeit, mit denen augenscheinlich offensichtliche Suizide als solche deklariert und ad acta gelegt werden. Ebenso einfühlsam instruiert sind Trauer(‐bewältigung), die Folgen von Verlust für Hinterbliebene und casual Queerness. Emotionen, vorrangig die der Protagonistin, die pure Verzweiflung, das rastlose Suchen nach einem Grund, nach Schuld waren durchdringend. Was im Verlauf ans Tageslicht gezogen wird, welch perfide Machenschaft, schockierend. Mit all den Erkenntnissen, die Clementine sammelt, den Eindrücken und Vermutungen schafft Goacher neben zahlreichen Hinweisen auch eine Vielzahl Verdächtiger, legt Spuren und führt gekonnt in die Irre. Misstrauen, Melancholie und Beklemmung waren allgegenwärtig. Clementine, die den Spagat zwischen Rationalität, Tatendrang und tiefer Trauer beeindruckend meistert, ging nah. Während der Spannungsbogen konstant bleibt, zahlreiche Fragen die Neugier aufrechterhalten, die verschiedenen Gefühle schwer auf der Handlung lasten, wurde das Finale hervorragend und temporeich inszeniert. „Abgrund: Du weißt, sie ist nicht gesprungen“ – durchweg fesselnd, originell und aktuell.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Poetisch, tiefgründig, tragisch.

Vom Ende der Nacht
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»𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐮𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐭𝐞, 𝐢𝐜𝐡 𝐡𝐚𝐞𝐭𝐭𝐞 𝐚𝐥𝐥𝐞𝐬 𝐚𝐮𝐟 𝐝𝐞𝐫 𝐖𝐞𝐥𝐭 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐢𝐫 𝐠𝐞𝐦𝐚𝐜𝐡𝐭«, 𝐬𝐚𝐠𝐭 𝐬𝐢𝐞.

Eine Liebe, der sich das Schicksal mit all seinen Tiefschlägen und falschen Zeitpunkten entgegenstellt.
Ein Roman voller Leben ...

»𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐮𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐭𝐞, 𝐢𝐜𝐡 𝐡𝐚𝐞𝐭𝐭𝐞 𝐚𝐥𝐥𝐞𝐬 𝐚𝐮𝐟 𝐝𝐞𝐫 𝐖𝐞𝐥𝐭 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐢𝐫 𝐠𝐞𝐦𝐚𝐜𝐡𝐭«, 𝐬𝐚𝐠𝐭 𝐬𝐢𝐞.

Eine Liebe, der sich das Schicksal mit all seinen Tiefschlägen und falschen Zeitpunkten entgegenstellt.
Ein Roman voller Leben und verpasster Chancen.

Claire Daverley erzählt in altmodischen Sepiatönen, mit zu Herzen gehender, durchdringender Poesie und trister, echter Melancholie die intensive Geschichte von Rosie und Will.
Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch, vom ersten Augenblick an, das füreinander sind, was allgemein hin als die »eine, große Liebe« bekannt ist.

Rosemary, gedrängt in ein, aus Erwartungen, Moral und den Wünschen anderer erbautes, Korsett, zaghaft, unsicher.
Und William. Badboy, Frauenheld, Wirbelwind.
Beide geprägt durch Zurückweisung, Enttäuschung und unsichtbare Einsamkeit, angefüllt mit unstillbaren Sehnsüchten und heimlichen Träumen.
Er will immer nur sie, lässt alles los. Mehr als einmal.
Sie beugt sich Konventionen, vermeintlichen Pflichten, Zielen, die nie ihre waren.
Obgleich es nur eine Nacht brauchte, um die gemeinschaftliche Gewissheit zu entflammen, nie mehr zu wollen, als einander, vergehen Jahre. In denen nicht mehr bleibt, als kurze Telefonate, seltene Treffen und Erinnerungen. Die Vorstellung davon, was hätte sein können, wenn alles anders gewesen wäre …
Zwei Menschen, die sich nie vergessen haben, nie loslassen können.

Trotz der Schwere, die über all dem liegt, trotz der Grausamkeiten war „Vom Ende der Nacht“ ein wunderschöner, feinfühliger und malerischer Roman. Die Umstände und Hürden, Rosies Zwänge, ihr Drang nach „gut“ und „perfekt“ flossen ebenso authentisch ein wie Wills Wut, die nicht über seine beständige Hoffnung auf ein »gemeinsam irgendwann« hinwegtäuschen kann. Beide tragen Leidenschaften mit sich, die sich im Verlauf entfalten, ebenso wie mit den Jahren eine merklich innere Veränderung vonstattengeht, Resignation und Einsicht kommen. Unsagbar traurige, authentische sowie berührende Momente reihen sich in Daverleys Debüt aneinander. Kleine Augenblicke, die die Leser seufzen, mitfühlen lassen, Szenen und Gedanken, in denen ich mich wiederfand, bittersüße Abschiede.
Charakterlich wurde nicht an Besonderheiten gespart, auch nicht an sensiblen Themen und Tragik, Verzweiflung und Verlust. Schmerz, bei der Erkenntnis, wie viel verloren ging.

𝑽𝒐𝒎 𝑬𝒏𝒅𝒆 𝒅𝒆𝒓 𝑵𝒂𝒄𝒉𝒕: romantisch, hart und bis zum Rand mit Emotionen gefüllt.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Erfrischend anders und fesselnd.

Im Kopf des Bösen - Der Sandmann
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„Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ — ein True Crime, der fiktiv, unterhaltsam und erfrischend aufgearbeitet wurde.


Der „Sandmann“ wurde an einen real existierenden Fall angelehnt, was dem Gelesenen eine ...

„Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ — ein True Crime, der fiktiv, unterhaltsam und erfrischend aufgearbeitet wurde.


Der „Sandmann“ wurde an einen real existierenden Fall angelehnt, was dem Gelesenen eine erschreckende Note verleiht. Gespickt mit authentischen Einblicken in das Vorgehen der Profilerin Sophie Kaiser, Kripo Hannover, deren Arbeit aufgrund des Asperger-Syndroms eigenwillig anmutet, sowie einem parallel laufenden Familiendrama, dem sich Leonhard Michels, Kripo Lübeck, angenommen hat, schufen Petra Mattfeldt und Axel Petermann eine packende, äußerst interessante und doch bewegende Geschichte. Gerade, weil es sich bei den Opfern u. A. um Kinder handelt, berührt dieser Thriller, entfacht Mitleid und lässt zappeln.
Denn … die Zeit läuft.

Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, sodass die Leser direkt in die Ermittlungen involviert sind, Parallelen entdecken und mitfiebern können. Vermutungen und Hinweise, neue Schritte und Überlegungen wurden ebenso nachvollziehbar und detailreich integriert, wie die Motivation des Täters. Mehrfach wird die gegenwärtige Handlung, die abwechslungsreich, informativ und lebhaft gestaltet war, durch eine weitere Sicht unterbrochen – hier finden sich Puzzleteile, Grauen und böse Vorahnungen …

Mit ihren Protagonisten brach das Autorenduo mit dem bekannten Schema, fesselt durch ungewöhnliche, präzise Taktiken und spezielle Eigenschaften, private Einblicke und Gefühle schufen Nähe, teilweise aber auch Stillstand. Den Nebenfiguren wird wenig Raum zugestanden, das macht jedoch vor allem Sophie mit ihrem nüchtern-ehrlichen Verhalten wett. Es fiel mir leicht, mich in die engagierte, objektive Frau und ihre allgemeine Sichtweise zu versetzen. Die Dynamik mit Leonhard wirkte locker, die Arbeits- und Sichtweisen ergänzend. Mattfeldt und Petermann halten eine schlüssige Aufklärung bereit sowie ein Ende, dass auf ein Wiedersehen mit beiden hoffen lässt.

Fazit: ein interessanter Thriller, der sich vor allem durch die Profilerin und den True-Crime-Beigeschmack abhebt.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Eine wunderschöne, bewegende Geschichte.

Be my Heartbeat
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»Je länger ich dich in meinem Leben habe, desto mehr klammere ich mich daran. Ich will nicht gehen. (…)«

Mit den »Ambrose Brothers« startet Liane Mars unter dem Pseudonym Christine Ellis nun im Reverieverlag ...

»Je länger ich dich in meinem Leben habe, desto mehr klammere ich mich daran. Ich will nicht gehen. (…)«

Mit den »Ambrose Brothers« startet Liane Mars unter dem Pseudonym Christine Ellis nun im Reverieverlag durch – „Be my Heartbeat“ ist Band 1 der bewegenden New Adult Trilogie, in denen die drei grundverschiedenen Brüder gemeinsam mit ihren kleinen Schwestern allen Schwierigkeiten trotzen.

Im Auftakt lernen wir Nathan kennen, das Genie der Familie. Mit seinem außergewöhnlichen Gedächtnis, einem herausragenden mathematischen Verständnis und Ehrgeiz hat sich der junge Mann ein begehrtes Stipendium erkämpft – doch an diesem hängen Bedingungen und der Plan, seinen Geschwistern zu helfen.
Während einer Tattoo-Sitzung platzt die kränklich aussehende Amy mit all ihrem schwarzen, makaberen Humor in das Leben des Adrenalinjunkies – und mit ihr eine unvorhergesehene, schmerzliche Bürde, die kein Mensch tragen sollte.
Können zwei Fremde gemeinsam bis zum Ende gehen?

Trotz der beklemmenden Thematik, der Ausweglosigkeit und der Angst gab es unzählige Momente, in denen ich lauthals lachen musste. Schlagfertige, gewitzte Dialoge, zarte Unbeholfenheit fügen sich in den Verlauf, der abwechslungsreich dahin fließt, von zahlreichen Emotionen besprenkelt ist. Nachdenken und mitfühlen lässt.
Eine gewisse Leichtigkeit führt durch die oft von Verzweiflung durchdrungene Atmosphäre, charmante Charaktere, die wunderbar individuell sind, und ein malerischer, einfühlsamer Stil, herzerwärmende Momente sowie selbstlose Gesten holen die Geschichte von Amy und Nathan mehrfach aus der Tristesse. Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen werden in diesem Roman großgeschrieben.
Einblicke in die gegenwärtige Situation der anderen Ambrose Brüder wecken Neugier, Vorfreude und die Überzeugung, dass die folgenden Teile ebenso spannend und dramatisch daherkommen werden.

Liane Mars hat sich mit der hier aufgegriffenen Krankheit eindringlich beschäftigt, die Darstellung wirkt authentisch und die Entwicklung der beiden geht nahe. Doch es sind die raffinierten Plotttwists, die nicht nur die Handlung rege wenden, sondern auch tief schockieren. Amys bisheriges Leben, ihre Verluste werden durch grausame Offenbarungen komplett infrage gestellt … aber die Zeit läuft ab.

„Be my Heartbeat“ glich einem Spektakel, das keine Wünsche offen lässt: – bewegend, amüsant, zärtlich und tragisch, ein Roman, der trotz oder gerade wegen all dem, was wir vorfinden, nicht loslässt.

„Denn je schöner Nathan mein Leben gestaltete, desto größer wurde die Panik, es zu verlieren. Ihn zu verlieren.“

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