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Veröffentlicht am 21.05.2022

Sehr spannend

Codex Alera 3
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„Die Menschen planen, das Schicksal lacht“ (Eingangszitat)

Zwei Jahre sind vergangen seit dem letzten Band. Der Hohe Fürst von Kalare, Kalarus Brencis, startet eine Revolution gegen Gaius Sextus, Erster ...

„Die Menschen planen, das Schicksal lacht“ (Eingangszitat)

Zwei Jahre sind vergangen seit dem letzten Band. Der Hohe Fürst von Kalare, Kalarus Brencis, startet eine Revolution gegen Gaius Sextus, Erster Fürst Alera Imperias, und lässt sich dabei mit Feinden Aleras ein, die er womöglich nicht in Zaum halten kann.

Der dritte Band der Reihe wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Tavi, der immer noch als Hauptcharakter, wenn auch nicht als einziger Protagonist fungiert, wird undercover zur Ersten Aleranischen Legion geschickt, die gerade im Aufbau ist. Von allen Städten wurden Soldaten dorthin geschickt, um eine militärische Truppe zu haben, die dadurch den Frieden im Land wahren soll.

Tavis Verwandte, Isana und Bernard, werden in die Auswirkungen der Revolution verstrickt. Während Isana eine eigene Perspektive erhält, gehört die dritte der Frau an Bernards Seite, Gräfin Amara, die wie Tavi Kursorin ist, und hier eine Menge spannender Szenen erhält – wobei Tavis Szenen noch ein bisschen spannender sein werden.

Spannend, anders kann man den Roman wirklich nicht nennen, wobei es zunächst eher gemächlich beginnt, dann aber zunehmend anzieht, und sich schließlich so steigert, dass man den Roman kaum aus der Hand legen mag, wobei die Perspektivewechsel ein übriges tun. Jim Butcher hat das allerdings nicht auf die Spitze getrieben, so dass oft mehrere Kapitel bei einem Charakter bleiben, spannend ist das schon genug.

In diesem Band erfährt man, endlich möchte ich sagen, obwohl ich es bis dahin gar nicht so sehr vermisst hatte, mehr über Tavi, über seine Eltern, und auch über seine fehlenden Elementarkräfte. Denn, während die Welt, die der Autor hier entwickelt hat, sehr römisch anmutet, gibt es daneben Magie. Die Aleraner, und zwar alle außer Tavi, besitzen Elementarkräfte, die bei guten Elementarwirkern teilweise spektakuläre Auswirkungen haben, die sich vor allem in den Kämpfen gut machen, sich aber auch im täglichen Leben bewähren. Andere Völker, wie die Canim, wolfartige Wesen, haben diese Kräfte nicht, dafür aber andere Fähigkeiten. Dass Tavi trotz seines „Mangels“ seinen Mann steht, zeugt von einem außergewöhnlichen Charakter, er muss eben anders agieren und mehr seinen Kopf einsetzen.

Apropos Kämpfe, davon gibt es einige, aber, die sind nie langweilig, denn Jim Butcher, der sich für Kampfsport begeistert, weiß sie spannend zu inszenieren, und hier kommen zusätzlich die oben beschriebenen Fähigkeiten zum Tragen, die der Autor meisterhaft einbezieht. Selbst ich, die Kämpfe oft langweilig findet, lese hier gebannt.

Tavi ist ein wunderbarer Charakter, den man als Leser:in einfach mögen muss, und dessen Leben man gespannt verfolgt. Auch die anderen Charaktere sind Jim Butcher sehr gut gelungen, sie wirken lebendig und echt und berühren.

Da noch weitere drei Bände folgen werden, ist die Geschichte hier natürlich noch nicht auserzählt, doch es gibt einen gewissen Abschluss – dennoch wird man schnell den nächsten Band lesen wollen.

Band 3 der Reihe fügt sich sehr gut ein, die Geschichte bietet Überraschungen, führt das bisherige Geschehen interessant fort und macht Lust auf Band 4. Ich empfehle die Reihe unbedingt und vergebe natürlich wieder volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 18.05.2022

Klassiker, teils anstrengend, teils sehr amüsant

Der Untertan
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Diederich Heßling, der Protagonist des Romans, ist der perfekte Untertan, kann aber auch sehr tyrannisch agieren, nach oben buckeln, nach unten treten, das kann er schon als Kind gut, und zusätzlich schafft ...

Diederich Heßling, der Protagonist des Romans, ist der perfekte Untertan, kann aber auch sehr tyrannisch agieren, nach oben buckeln, nach unten treten, das kann er schon als Kind gut, und zusätzlich schafft er es immer wieder, für sich das Beste aus einer Situation herauszuholen. Oh, wie oft ich über ihn den Kopf geschüttelt habe – wie gut, dass das Ganze satirisch gemeint ist – auch wenn es solche Typen wie Heßling sicher gibt, auch heute noch, so hat Heinrich Mann ihn doch sehr überspitzt dargestellt und manch einem seiner Zeitgenossen damit wohl auch einen Spiegel vorgehalten.

Das Untertanenhafte ist heute vielleicht nicht mehr so verbreitet wie noch zu Kaiserszeiten, aber sich immer und überall einen Vorteil zu schaffen, auch auf Kosten anderer, gibt es immer noch, wird es wohl zu allen Zeiten geben. So ist Heßling durchaus auch ein Spiegel unabhängig von seiner Zeit. Er lügt wie gedruckt, ist heuchlerisch, aber auch ziemlich feige, Denunzieren ist sein Hobby.

Leicht zu lesen ist der Roman nicht durchgehend, oft muss man sich schon sehr konzentrieren. Für mich gibt es einige Passagen, die mich amüsiert haben, etwa als Heßling während seiner Hochzeitsreise auf seinen Kaiser trifft, und dann nur noch im Sinn hat, diesen zu stalken, wie man heute sagen würde. Andere Passagen ziehen sich sehr und machen das Lesen schwieriger. Dennoch erzählt Mann anschaulich und die Charaktere sind gut ausgebaut, ihre Beschreibungen sehr bildhaft, wenn auch oft nicht sehr vorteilhaft.

Meine Ausgabe beinhaltet einen umfangreichen Anhang, den ich interessant zu lesen fand.

Heinrich Manns Roman ist gute hundert Jahre alt, wirkt aber in manchem immer noch aktuell. Ich hatte amüsante, aber auch angestrengte Lesestunden. „Der Untertan“ gehört meiner Meinung nach zu den Klassikern, die man gelesen haben sollte.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Gelungene Charaktere

Die Totenärztin: Goldene Rache
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Wien 1908: Doktor Fanny Goldmann kann endlich als Rechtsmedizinerin arbeiten, auch wenn ihr Vorgesetzter das immer noch nicht gerne sieht. Leider ist ihr Leben nicht nur besser geworden, denn die Probleme ...

Wien 1908: Doktor Fanny Goldmann kann endlich als Rechtsmedizinerin arbeiten, auch wenn ihr Vorgesetzter das immer noch nicht gerne sieht. Leider ist ihr Leben nicht nur besser geworden, denn die Probleme mit Graf Waidring gehen weiter. Dass sie mehrere ungewöhnliche Fälle obduzieren kann, die für sie und ihren Kollegen Franz auch beruflich interessant sind, wird leider davon überschattet.

Nachdem mir der erste Band des geplanten Vierteilers bereits gut gefallen hat, war ich sehr gespannt auf den zweiten, der nahezu unmittelbar an die Geschehnissen des Vorgängerbandes anknüpft und einiges weiterführt. Am Ende, das darf ich schon verraten, hat manches ein Ende gefunden, aber noch nicht alles, so dass man auf die weiteren Bände gespannt sein kann.

Relativ wichtig ist in diesem Band Gustav Klimt und eines seiner bekannten Gemälde. Das hat mir richtig gut gefallen, hier hat René Anour Fiktion und Historie prima miteinander verwoben, und bot mal wieder Gelegenheit zum Googeln. Gleiches gilt für den Einbezug der Medizin, auch wenn der ein oder andere, auch wegen des bildhaften Erzählstils, die Obduktionsszenen zu anschaulich finden wird, für mich persönlich sind vor allem die medizinischen und medizinhistorischen Aspekte sehr interessant. Man merkt in allem, dass der Autor gut recherchiert hat.

Sehr gelungen sind auch wieder die Charaktere, seien es die aus Fannys privatem oder die aus ihrem beruflichen Leben, egal ob gut oder böse, ja sogar Graf Waidring. Besonders gut hat mir in diesem Band Fannys Kollege Franz, gefallen. Auch die Beziehungen untereinander kommen gut zur Geltung.

Bei einer anderen Sache bin ich hin und her gerissen – Graf Waidring und die Problematik, die er mitbringt, mag ich das oder mag ich das nicht, zumal, wenn ich darauf schaue, wie sie die Geschichte letztlich weiterentwickelt, und was womöglich im nächsten Band passiert? Ich weiß es nicht, mal hat es mich genervt, mal hat es spannende Auswirkungen gehabt, aber im Grund habe ich mir doch öfter gewünscht, der Autor hätte es weg gelassen und eine andere Geschichte erzählt, Fanny und ihr Beruf müssten doch spannend und interessant genug sein.

Und dennoch hat mich der Roman am Ende gut unterhalten gehabt, manche Entwicklung hat mir gut gefallen, wie z. B. die Einblicke in Max Vergangenheit. Und auch bei Schlomo, Fannys unkonventionellem Cousin, gibt es eine Weiterentwicklung, die ich mag. Und die vielen, meist überraschenden Wendungen machen die Geschichte zusätzlich spannend.

Das Bonusmaterial ist überzeugend: Karte des Wiens jener Zeit, Nachwort und Anmerkungen des Autors, Glossar der medizinischen und der österreichischen Begriffe.

Band 2 der Reihe war für mich ein bisschen ambivalent, ich fühlte mich gut unterhalten, vieles ist interessant und spannend, ein Teil davon hat mich aber immer einmal wieder gestört, ich hätte mir die Geschichte ohne diese Ver(w)irrungen gewünscht. Aber auch wenn ich in den weiteren Bänden ähnliche Ver(w)irrungen erwarte, freue ich mich darauf, Fanny, Franz, Schlomo, Max und die anderen Charaktere wiederzutreffen. Dieses Mal vergebe ich „nur“ 4 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Originell und spannend

Roboter: Fading Smoke
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Der Sundown vor vielen Jahren zwang die Roboter dazu, ihre Energiezufuhr zu ändern. Mit Hilfe des Kooperationsvertrages mit den Menschen und den Biotopen ist diese gesichert – doch nun scheint es eine ...

Der Sundown vor vielen Jahren zwang die Roboter dazu, ihre Energiezufuhr zu ändern. Mit Hilfe des Kooperationsvertrages mit den Menschen und den Biotopen ist diese gesichert – doch nun scheint es eine neue Fraktion zu geben, die die friedliche Koexistenz in Frage stellt.

Der Roboter Smoke nimmt als Söldner alle möglichen Aufträge an. Als er das Menschenkind Kaia wiederfinden soll, gerät er in Schwierigkeiten, nicht nur sein „Leben“ ist in Gefahr, er hat auch ungewohnte Stimmungen zu verarbeiten.

Zum Auftakt ihrer neuen Trilogie hat R. M. Amerein eine interessante Welt erschaffen, in der die friedliche und gleichberechtigte Koexistenz zwischen Menschen und Robotern eine originelle und interessante Idee darstellt, und zwar so wohl in globaler Betrachtung, als auch in individueller, wie zwischen Smoke und Kaia.

Erzählt wird durchgehend aus Smokes Perspektive in Ich-Form. Wie schon bei ihrer Archenreihe sind der Autorin die Charakterzeichnungen gut gelungen, insbesondere natürlich die von Smoke, der einem sehr nahe kommt, aber auch die durch Smoke geprägten der anderen Charaktere. Die Roboter sind in verschiedenen Kasten organisiert, teilweise so wie sie seinerzeit von den Menschen erschaffen wurden, aber auch in individuelleren, teils liebevoll skurril gezeichneten Ausprägungen, so gibt es z. B. Heiler und Militärdroiden, Geschichtsbewahrer und Söldner – im Laufe des Romans lernt man einige davon kennen.

Sehr interessant ist auch Kaia, die einige Geheimnisse birgt, von denen wohl noch nicht alle im ersten Band enthüllt werden. Auch der Antagonist bleibt noch sehr geheimnisvoll, man darf gespannt sein auf die weiteren Romane der Trilogie. Und dann gibt es noch zwei andere Lebewesen, die man schnell ins Herz schließt.

Apropos Spannung: Davon gibt es reichlich, nicht nur einmal kommen Smoke oder auch Kaia in Gefahr, zudem sorgt auch die Frage nach dem Warum immer wieder für Nervenkitzel. Und dann, am Ende des Romans, gibt es einen gewaltigen Cliffhanger, der das Warten auf den nächsten Band schwer machen wird, der aber auch ein echter Knaller ist.

Das wunderbar zum Roman passende Cover – ich habe es mir während des Lesens immer wieder angeschaut – ist das Werk des von mir sehr geschätzten Timo Kümmel. Sehr gelungen und unbedingt lesenswert sind auch das Lexikon und das Nachwort der Autorin.

Die Autorin hat ein gutes Händchen für Charaktere, besondere Geschichten und für interessante Welten, das zeigt sie auch in diesem Roman wieder deutlich. Es hat mir viel Freude bereitet, den Roman zu lesen, ich wurde sehr gut unterhalten, habe die Charaktere lieb gewonnen und freue mich auf die weiteren Bänden. Ich denke, nicht nur Science fiction-Fans werden den Roman mögen, weswegen ich ihn uneingeschränkt empfehle und natürlich volle Punktzahl vergebe.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Ein wunderbarer Roman

Die silberne Riesin
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1740 ist Kapitän Douwe Mout wegen eines Auftrages für die Vereinigte Niederländische Ostindien Kompanie in Bengalen und bei deren Direktor Jan Albert Sichtermann eingeladen, wo er Clara kennenlernt, ein ...

1740 ist Kapitän Douwe Mout wegen eines Auftrages für die Vereinigte Niederländische Ostindien Kompanie in Bengalen und bei deren Direktor Jan Albert Sichtermann eingeladen, wo er Clara kennenlernt, ein Nashorn, das Sichtermann als Waise aufgezogen hat. Nach einem Vorfall erwirbt Mout das Tier und nimmt es mit in die Niederlande. Um die hohen Lebensunterhaltungskosten des Tieres und dessen Betreuers Arun sicherstellen zu können, stellt er Clara vor Publikum aus und macht sich schließlich auf eine Tour durch Europa, wo sie viele gekrönte und ungekrönte Häupter bestaunen, teilweise aber auch verteufeln.

Die Autorin zeichnet „Madame Claras Grand Tour“ nach, wobei sie mit dem Besuch bei Maria Theresia in Wien 1746 startet, und erst danach chronologisch erzählt, und nicht nur das, der Roman startet sogar aus der Perspektive der Monarchin, der man abgeraten hatte, Clara zu sehen, da ein Besuch beim „Monstrum“ einer Schwangeren schaden könnte. Dieser Part ist – genau wie der ganze Roman – sehr unterhaltsam zu lesen.

Erst danach setzt die Chronologie ein, wir lernen Mout und Clara näher kennen und erfahren mehr über die Beziehung der beiden. Schon die Reise nach Europa, 235 Tage auf See, ist kaum vorstellbar, aber auch die Tour bietet höchste logistische Herausforderungen, und ist für Mensch und Tier nicht immer leicht. Dass Clara nicht nur lebend in Europa ankam, sondern auch 18 Jahre mit Mout auf Tournee ging, ist schier unglaublich, aber tatsächlich so passiert.

Zu den einzelnen Stationen der Reise weiß die Autorin mehr oder weniger viel zu erzählen, nicht überall ist Bemerkenswertes passiert, dafür gibt es von anderen Orten viele nette Anekdoten, die einfließen. Jeannine Meighörner hat zweifellos sehr gut recherchiert. Immer einmal wieder wird Clara von bekannten Künstlern gezeichnet, die Bilder kann man gut googeln, und bekommt eine Vorstellung von dem Tier, ja, man kann sogar Arun oder Mout entdecken. Mir hat das zusätzlich viel Spaß gemacht.

Der Erzählstil mit seinem Humor gefällt mir sehr gut. Neben Maria Theresia wird einer weiteren historischen Persönlichkeit eine eigene Perspektive eingeräumt, Madame Pompadour, auch das hat mir sehr gut gefallen. So sind mir auch diese beiden Frauen ein Stück näher gekommen, vor allem aber natürlich Douwe Mout und Arun, und ganz besonders der Star des Romans, Clara selbst, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, die Autorin hat es geschafft, dass ich manchmal das Gefühl hatte, Clara persönlich kennengelernt zu haben. Nebenbei hat man viel erfahren, über die Seefahrt, die einzelnen Länder, das gesellschaftliche Leben, Künstler und Monarch:innen. Auch der Epilog, das Nachwort der Autorin, ist unbedingt lesenswert.

Ein wunderbarer Roman, der sehr unterhaltsam zu lesen ist, und einem die Protagonistin, das Nashorn Clara, sehr nahe bringt. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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