Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2018

Sehr spannender Roman mit Schwächen

Bluthaus
2

1997 wird eine Familie ermordet, nur die Tochter kann entkommen. Was ist aus ihr geworden?

Bjarne Haverkorn ist noch nicht lange zurück bei der Mordkommission, als er zu einer Leiche gerufen wird. Eine ...

1997 wird eine Familie ermordet, nur die Tochter kann entkommen. Was ist aus ihr geworden?

Bjarne Haverkorn ist noch nicht lange zurück bei der Mordkommission, als er zu einer Leiche gerufen wird. Eine junge Frau hatte die Tote noch lebend gefunden, konnte sie aber nicht mehr retten. Die Tote, Catrin Conradi, wurde eindeutig ermordet, und wie sich herausstellt, hat sie früher für das BKA gearbeitet, liegt hier das Motiv?

Auch Haverkorns Privatleben ist derzeit nicht einfach, seine Frau ist noch in der Klinik, als er eine überraschende Nachricht erhält, die sein Leben auf den Kopf stellt.

Frida Paulsen hat sich auf den Hof ihrer Eltern zurückgezogen, sie braucht Abstand und Ruhe, um sich klar zu werden, wie ihr Leben weitergehen soll. Da erhält sie einen Anruf ihrer (Schul)Freundin Jo. Jo hat eine Leiche gefunden und nun Angst, dass man sie verdächtigen könnte. Und dann ist Jo auf einmal verschwunden.

Wer „Totenweg“ kennt, kennt die Protagonisten bereits, und freut sich, sie hier wiederzutreffen und zu erfahren, wie es ihnen seit den damaligen Geschehnissen ergangen ist. Wer den Vorgängerband noch nicht gelesen hat, kann dem Roman dennoch problemlos folgen. Die Autorin hat es gut verstanden, die Ereignisse ausreichend zu integrieren, ohne zu spoilern.

Der Roman ist sehr spannend, zumindest die beiden ersten Drittel konnten mich fesseln und machten den Roman für mich zum Pageturner, vor allem auch, weil man als Leser wunderbar miträtseln kann. Wo ist die Tochter der ermordeten Familie abgeblieben? Warum wurde Catrin Conradi gerade jetzt ermordet? Warum ist Jo verschwunden? Erzählt wird flüssig und bildreich, die Emotionen und Gedanken der Charaktere kommen gut zum Ausdruck. Die Ereignisse im Jahr 1997 werden in Rückblenden nach und nach erzählt, das beantwortet manche Frage, schafft aber auch immer wieder neue.

Mit dem letzten Drittel kam bei mir leider die Ernüchterung. Ich kann es einfach immer weniger leiden, wenn künstlich Spannung erzeugt wird, weil ein Protagonist in Gefahr gerät. Romy Fölck hat meiner Meinung nach hier mit Drama übertrieben, zumal auch in Haverkorns Privatleben die Damatik so überhand nimmt, dass er sich kaum auf den Fall konzentrieren kann. Für mich litt darunter die Spannung anstatt sie zu erhöhen.

Die Auflösung ist okay, allerdings hätte ich mir gewünscht, dass sie eher durch Ermittlungsarbeit denn durch Zufälle gelingt, mir scheint auch nicht alles ganz logisch zusammenzupassen.

Dennoch, der Roman hat mich über weite Strecken gut unterhalten, ich bin emotional involviert gewesen und möchte auf jeden Fall wissen, wie es mit Bjarne und Frida weitergehen wird. Knapp 4 Sterne und eine Leseempfehlung gibt es daher von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 20.09.2018

Lesenswert!

Blutroter Stahl (Sword & Sorcery Anthologie)
0

Die Anthologie enthält 19 Geschichten von eher weniger bekannten deutschen Autoren. Ich kannte manche vom Namen nach, nur von wenigen hatte ich bereits vorher etwas gelesen. Nun, immerhin ist das eine ...

Die Anthologie enthält 19 Geschichten von eher weniger bekannten deutschen Autoren. Ich kannte manche vom Namen nach, nur von wenigen hatte ich bereits vorher etwas gelesen. Nun, immerhin ist das eine der positiven Seiten jeder Anthologie: Man kann neue Autoren für sich entdecken.

Die Geschichten sind schön unterschiedlich, sowohl von der Thematik, als auch von der Ausführung her, hier sollte für jeden etwas dabei sein. Mir haben besonders gut die erste und die letzte Geschichte gefallen, aber auch zwischendurch gibt es das eine oder andere Sahnehäubchen. Nicht alle Geschichten finde ich richtig gut, aber es ist auch keine wirklich schlechte dabei. Und tatsächlich ist es auch mehreren gelungen, mich auf die anderen Werke der Autoren/Autorinnen neugierig zu machen.

Was mir allerdings sehr gefehlt hat, weil ich das bei Anthologien besonders schätze, ist ein kleiner Abriss über die einzelnen Autoren und ihre bisherigen Werke.

Wer sich für das Genre interessiert, wird in dieser Sammlung auf jeden Fall Geschichten vorfinden, die ihm gefallen werden. Ich fühlte mich insgesamt gut unterhalten, kann die Anthologie auf jeden Fall empfehlen und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Durchwachsen

Oberons blutige Fälle
0

Während eines Aufenthaltes in einem Hundepark erfahren der Druide Atticus und sein Wolfshund Oberon, dass mehrere Grand Champions, ausgezeichnete Hunde, entführt wurden. Für die beiden ist klar, sie müssen ...

Während eines Aufenthaltes in einem Hundepark erfahren der Druide Atticus und sein Wolfshund Oberon, dass mehrere Grand Champions, ausgezeichnete Hunde, entführt wurden. Für die beiden ist klar, sie müssen den Tieren helfen und sie wieder nach Hause bringen.

Einige Zeit später wird ein Toter gefunden, der Atticus verblüffend ähnlich sieht. Wer ist er, warum musste er sterben und was haben Eichhörnchen damit zu tun?

In gleich zwei Kriminalfällen müssen Atticus und Oberon ermitteln, und sich dabei gleichzeitig mit der Polizei, vor allem mit Detective Gabriela Ibarra arrangieren. Gar nicht so einfach, da Atticus auf seinen Druidenzauber zurückgreifen kann, dies aber nicht allzu offensichtlich sein darf.

Kevin Hearne hat bereits mehrere Romane um den Druiden Atticus geschrieben, ich muss aber zugeben, noch keinen davon gelesen zu haben. In „Oberons blutige Fälle“ lässt er den Wolfshund selbst erzählen. Es ist nicht der erste Roman, der aus Sicht eines Tieres erzählt wird, und auch nicht der erste, in dem ein Tier mithilft, einen Kriminalfall aufzuklären. Aber Oberons Erzählung hat einen gewissen Reiz und lässt den Leser öfter mal schmunzeln. Oberons Sicht der Welt ist eben tierisch, er hat Probleme mit den Zeiten, Minuten oder Jahrhunderte, da sieht er keinen großen Unterschied, er lässt sich über die Beziehungen der Tiere untereinander aus und findet manches an Menschen merkwürdig. Mit Atticus ist er über Gedanken verbunden, so dass die beiden lautlos kommunizieren können.

Atticus und Oberon sind sympathisch und die Geschichten lesen sich gut. Besonders gefallen mir die popkulturellen Anspielungen. Erzählt werden zwei Fälle, die sehr unterschiedlich sind. Der erste Fall „Der entführte Pudel“ konnte mich nicht besonders packen. Atticus' Können kommt hier in erster Linie durch das Wechseln zum Tragen, er beherrscht eine Art Teleportation über Bäume, so dass er schnell von einem Ort zum anderen wechseln kann. Die Auflösung ist okay und Oberon trägt seinen Teil dazu bei.

Der zweite Fall, „Das Eichhörnchen auf dem Zug“ gefällt mir deutlich besser, hier erfahren wir auch einiges mehr über die phantastischen Hintergründe der Welt, treffen eine Gestaltwandlerin und Atticus bittet Elementarwesen um Hilfe. Hier kann ich mir deutlich besser vorstellen, wie interessant die Bände um Atticus sein könnten. Und die Eichhörnchensache liefert noch einen netten Gag am Ende.

Insgesamt erscheint mir dieses Buch eher durchwachsen und nicht unbedingt geeignet, auf die Reihe neugierig zu machen. Dennoch werde ich zumindest den ersten Druiden-Band lesen, mal sehen, wie mir der gefällt. Für „Oberons blutige Fälle“ vergebe ich 3,5 Sterne, und eine Leseempfehlung für jene, die gerne Geschichten lesen, die aus Sicht eines Tieres erzählt werden. Fans der Reihe werden sich wahrscheinlich gut unterhalten fühlen.

Veröffentlicht am 15.09.2018

Lesehighlight

Die Geschichte der Baltimores
0

Marcus Goldman ist Schriftsteller. Gerade plant er einen neuen Roman und hat sich nach Florida zurückgezogen. Doch ständig kommen Erinnerungen in ihm hoch, an seine Familie, an eine Katastrophe die die ...

Marcus Goldman ist Schriftsteller. Gerade plant er einen neuen Roman und hat sich nach Florida zurückgezogen. Doch ständig kommen Erinnerungen in ihm hoch, an seine Familie, an eine Katastrophe die die Familie seines Onkels Saul heimsuchte, an eine vergangene Beziehung, an sein eigenes Leben – am Ende wird der Roman, an dem er schreibt, von all dem handeln.

Bereits mit „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ konnte der Autor mich überzeugen. Marcus Goldman spielt übrigens auch dort eine wesentliche Rolle. Die Erzählweise ist gleich geblieben, mit vielen Zeit- und Perspektivewechseln erzählt der Autor eine Geschichte, die sich dem Leser erst nach und nach gänzlich erschließt. Ich finde das sehr spannend, es bedarf aber einiger Aufmerksamkeit beim Lesen, die verschiedenen Stränge nicht außer Acht zu lassen, die erst am Ende alle verknüpft sind und dann erst das Gesamtbild ergeben. Dabei geht es dem Leser wie dem Protagonisten, der auch erst nach und nach die Wahrheit erfährt, vieles stellt sich für ihn – und den Leser – am Ende anders dar, als zunächst gedacht.

Die titelgebenden Baltimores sind Verwandte Goldmans, die in Baltimore leben. Er selbst und seine Eltern leben in Montclair und sind daher die Montclairs. Dieser Unterschied ist wesentlich. Die Balitmores sind Onkel Saul, Tante Anita, deren Sohn Hillel und Woody, ein Junge, den Saul und Anita aufgenommen haben, und der bald zur Familie gehört. Ihre Geschichte ist es, die hier erzählt wird, der Autor als Verwandter ist ihnen sehr verbunden, und hat viel Zeit mit den Baltimores verbracht.

Man lernt die Charaktere gut kennen, aber auch sie erschließen sich erst nach und nach, Marcus und mit ihm der Leser wird viele Überraschungen erleben, und manch einen Charakter am Ende mit anderen Augen sehen. Manches kommt einem vielleicht etwas überspitzt vor, aber nichts unwahrscheinlich.

Es ist hohe Erzählkunst, die der Autor hier abliefert, immer das Gesamtwerk im Auge zu behalten, sich nicht zu verzetteln, alles logisch herzuleiten und dem Leser einen spannenden Roman zur Verfügung zu stellen, diesen dabei nicht zu überfordern, aber auch nicht zu langweilen – das kann der Autor in der Tat perfekt. Nebenbei bringt er den Leser noch dazu, sich den Kopf zu zerbrechen, was gewesen sein könnte, und manches vielleicht sogar zu erraten. Ich bin sehr gespannt auf sein nächstes Werk, mit dem er sich vielleicht endgültig in die Riege meiner Lieblingsautoren schreiben wird.

Mich hat der Roman begeistert, ich konnte ihn kaum aus der Hand zu legen. Wer bereit ist, aufmerksam zu lesen, sich nicht nur auf mehrere Perspektiven, sondern auch mehrere Zeitebenen einzulassen, auf einen Roman, der nicht chronologisch erzählt wird, und der im Laufe der Erzählung manches auf den Kopf stellt, der erhält hier ein sehr lohnenswertes Werk, das ich absolut empfehlen kann, und dem ich gerne volle Punktzahl gebe.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Gelungene Kurzgeschichte im Rahmen der Gereon-Rath-Reihe

Plan B
0

1933: Hermann Lapke, Chef der Nordpiraten hat sich den Nazis angedient, sein Ringverein bleibt deshalb als einziger ungeschoren. Anders ergeht es Paul Marczewski, dessen Concordia zerschlagen wurde. Sein ...

1933: Hermann Lapke, Chef der Nordpiraten hat sich den Nazis angedient, sein Ringverein bleibt deshalb als einziger ungeschoren. Anders ergeht es Paul Marczewski, dessen Concordia zerschlagen wurde. Sein Vermögen konnte bisher allerdings nicht entdeckt werden. Bisher, denn Lapke setzt alles daran, Marczewski das Geheimnis zu entreißen.

Eine (Kurz)Geschichte im Gereon-Rath-Universum ohne diesen? Ja, das geht, auch wenn man ständig das Gefühl hat, gleich müsste er durch die Tür kommen. Gut gelungen finde ich, dass Kutscher den Leser tatsächlich auf die Seite eines Verbrecherchefs führt, wir lesen einen großen Teil der Geschichte aus Sicht Marczewskis, der die „Behandlung“ relativ stoisch über sich ergehen lässt und dem es vor allem darum geht, die Frau, die er liebt, zu schützen – er wirkt tatsächlich sympathisch und man drückt ihm die Daumen.

Als ein weiterer Charakter auftaucht, ahnt der Leser bereits, wie es weitergehen könnte, doch das tut der Geschichte keinen Abbruch, hier geht es nicht nur um Spannung.

Bisher mochte ich alle Geschichten, die der Autor innerhalb der Rath-Reihe geschrieben hat, und so hat mir auch diese gut gefallen. Ich bin gespannt, ob sie im nächsten Roman wieder eine Rolle spielt. 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans der Reihe, aber auch für andere, die gerne Kurzgeschichten lesen.