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Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein japanischer Klassiker

Alte Freunde
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Lange schon wollte ich etwas von Osamu Dazai lesen. “Alte Freunde” aus dem Jahr 1946 schien von der Länge her doch ein gutes Buch in das Werk des Autors einzusteigen.
Der Schriftsteller Shūji lebt mit ...

Lange schon wollte ich etwas von Osamu Dazai lesen. “Alte Freunde” aus dem Jahr 1946 schien von der Länge her doch ein gutes Buch in das Werk des Autors einzusteigen.
Der Schriftsteller Shūji lebt mit seiner Frau und den Kindern übergangsweise in Tokio, denn ihr Haus wurde während des Krieges ausgebombt. Eines Abends kommt unerwartet ein Besucher, der sich als alter Freund aus der Schule vorstellt. Shūji seinerseits kann sich an den grobschlächtigen Bauern partout nicht erinnern, lässt sich aber auf den Überfall ein. Shūji lässt es fast qualvoll über sich ergehen, wie sich sein Besuch unflätig auslässt und dabei teilweise laut wird. Er versucht trotz der Umstände ein guter Gastgeber zu sein, doch sein Besuch stellt sich schon bald als nicht so guter Gast heraus, der unverschämte Dinge fordert. Shūjis kostbarer Whiskyvorrat neigt sich unter dem unersättlichen Durst des Feldarbeiters. Als der seinen Abschied ankündigt, atmet Shūji hoffnungsvoll auf. Doch der gerissene Besucher verlangt zum Schluss auch noch unverschämterweise die letzte Flasche des Whiskys und Zigaretten von Shūji, der sich bis zuletzt nicht traut den Unhöflichkeiten seines Besuchers die Stirn zu bieten.

Der Verlag schreibt über dieses Werk: “Dazais berühmte Erzählung über die Feigheit des Intellektuellen, über Scham und Selbstverachtung” - eine Beschreibung, die für mich den Nagel auf den Kopf trifft. Shūjis Widerstand, bekommt man als Leser:in mit, findet ausschließlich in seinem Kopf statt.
Eine interessante Erzählung, die mir Neugier bereitet hat noch ein wenig mehr von Osamu Dazai lesen zu wollen!

Veröffentlicht am 04.08.2023

Eindeutig #metoo. Oder doch nicht so eindeutig?

Das ist Lust
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Quin und Margot sind seit Jahren befreundet. Nun findet sich Quin in Klagen wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wieder.
Quin kann nicht nachvollziehen, warum die Frauen, mit denen er nach seinem ...

Quin und Margot sind seit Jahren befreundet. Nun findet sich Quin in Klagen wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz wieder.
Quin kann nicht nachvollziehen, warum die Frauen, mit denen er nach seinem Verständnis ein gutes Verhältnis gepflegt habt, sein Leben und das seiner Familie ruinieren wollen.
Margot, die sich zu Beginn ihrer Bekanntschaft einst selbst dem unangemessenen Verhalten Quins ausgesetzt sah und deren knappe entschiedene Wehr erfolgreich war, versteht nicht, warum die Anklägerinnen sich nicht so gewehrt haben wie sie. Auf die Aussage von Kolleginnen, dass die Frauen - ob sie sich wehren konnten oder nicht - nicht in die Lage gebracht werden sollten es überhaupt zu müssen, reagiert Margot mit herablassendem Unverständnis über eine bereitwillig anmutende Opfermentalität.

Die jeweiligen Sichtweisen der Protagonist:innen machen das schmale Buch zu einer kontroversen Leseerfahrung. Ich hatte das Gefühl Quin verkauft seine Handlungen als etwas für ihn völlig Normales, das auch meine Meinung beeinflussen soll. Ganz zwangsweise fragte ich mich, ob es mir außerhalb des Buches so ergeht wie Margot innerhalb der Seiten und ich ein Verständnis für etwas Verständnisloses aufbringe. Bis zu einer gewissen Grenze wirken Quins Aussagen aus seiner Sicht wie naive Unschuld. Doch da man nur seine und Margots Ansichten erfährt - nie hört man von den Anklägerinnen und ihrem Empfinden gegenüber Quins Aktionen - gibt es keine Eindeutigkeit, keine simple Einteilung in Gut und Schlecht. Das Buch lässt mich verständnisvoll und gleichzeitig verständnislos, skeptisch, verärgert und letztlich verwirrt zurück. Und ich tippe drauf: das ist genau das, was es erreichen will.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Gelungener Abschluss einer Reihe, die man am besten in der Winterzeit verschlingt!

Die Magie von Winterhaus
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Elizabeth lebt nun dauerhaft in Winterhaus und hat sich auch in ihrer neuen Schule gut eingelebt. Ihre Begabung zur Magie versucht sie zu trainieren, obwohl ihr Großvater und Besitzer des Hotels Winterhaus ...

Elizabeth lebt nun dauerhaft in Winterhaus und hat sich auch in ihrer neuen Schule gut eingelebt. Ihre Begabung zur Magie versucht sie zu trainieren, obwohl ihr Großvater und Besitzer des Hotels Winterhaus sie dazu ermahnt ihre Kräfte nie zu missbrauchen. Seine böse Schwester Gracella hat in den letzten Jahren versucht die Magie von Winterhaus für sich zu beanspruchen und damit böse Dinge anzustellen. Durch einen Fundus alter Briefe findet Elizabeth heraus, dass Gracella mit ihrer Gabe gehadert hat und sich von ihrer Familie unverstanden gefühlt hat. Das Mädchen, das mit ihren eigenen Kräften auch erst noch vertrauter werden muss, fühlt sich von ihrem Großvater ebenfalls oft nicht verstanden und entwickelt ein unangenehmes Verständnis für Gracellas Situation. Aber Gracella ist endgültig besiegt und ihre Überreste sind in den unterirdischen Gängen von Winterhaus versiegelt.
Sehnlichst erwartet Elizabeth den Besuch ihres besten Freundes Freddy, der über die Osterferien nach Winterhaus kommt und zum ersten Mal seine Eltern mit an den Ort bringt, an dem er die letzten Jahre Weihnachten verbracht hat. Die Zeit mit Freddy wird wieder großartig, gemeinsam fahren sie Ski, naschen köstliche Flurschen, und Elizabeth entwickelt eine kleine Obsession, das 35.000 Teile große Holzpuzzle, an dem zwei Hotelgäste die letzten Jahre gearbeitet haben, mit ihnen fertigzustellen. Elizabeth und Freddy entdecken ein Siegel, das darauf hindeutet, dass es noch einen letzten magischen Gegenstand in Winterhaus gibt. Welcher könnte das sein? Elizabeth will es unbedingt herausfinden.

Das dritte Abenteuer bildet einen gelungenen Abschluss der Winterhaus-Reihe von Ben Guterson. Ich liebe diese Kinderbuch-Trilogie und habe sie in den letzten Jahren immer in der Vorweihnachtszeit gelesen, was die Lesestimmung nochmal zusätzlich positiv befördert. Hach, wie schade, dass es vorbei ist! - Allerdings ist das eine tolle Buchreihe, die man immer wieder gut von vorne lesen und sich der Winterstimmung hingeben kann.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein Einblick in die weiblichen Biografien der Politik, die unser "Heute" mitgeformt haben

In der Männer-Republik
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Dieses Sachbuch handelt von Vorreiterrinnen, die durch Männerstimmen oftmals ausgebremst werden. Der überwiegende Teil des Bonner Polit-Establishment behauptet, “Frauen seien für den Job eben nicht gemacht.” ...

Dieses Sachbuch handelt von Vorreiterrinnen, die durch Männerstimmen oftmals ausgebremst werden. Der überwiegende Teil des Bonner Polit-Establishment behauptet, “Frauen seien für den Job eben nicht gemacht.” Es handelt sich um bisher weniger beachtete Biografien, denn sie gehören zu Frauen in einem Betätigungsfeld, das bis zu jenem Zeitpunkt eher männerdominiert war.



Als Waltraud Schoppe 1983 im Bundestag ihre Jungfernrede hält, hallen die Worte im Parlament wider, “Wir fordern Sie alle auf, den alltäglichen Sexismus hier im Parlament einzustellen.“, es folgt Beifall bei den Frauen, abfälliges Schenkelklopfen bei den Männern. Die Grünen sind 1984 frauenpolitisch die fortschrittlichste Partei mit einer rein weiblichen Fraktionsspitze.

Die abwertende Behandlung von Frauen abzuschaffen, sollte noch Jahre dauern. Angela Merkel kennen wir gar nicht anders als im Hosenanzug. Lenelotte von Bothmer war “die erste Hose im Bundestag” und wurde dafür als würdeloses Weib tituliert.


In diesem Buch gibt es noch so viel mehr Einblicke in die damalige Bonner Politik. Eigentlich nicht so politikinteressiert, hat mich dieses Sachbuch doch unheimlich angesprochen und informiert. Im Februar 2022 erscheint auf DVD der Film “Die Unbeugsamen”, der das Bonner Politiker:innenleben im bewegten Bild nachzeichnet, den ich mir ebenfalls ansehen werde und schon ziemlich gespannt bin.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Eine ganz normale Hochzeit

Onkel Bobby's Hochzeit
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Clara liebt ihren Onkel Bobby und genießt es, wenn er mit ihr allerlei Dinge tut wie Drachen steigen zu lassen. Beim Picknick verkündet Onkel Bobby, dass er seinen Freund Jan heiraten möchte. Clara erzählt ...

Clara liebt ihren Onkel Bobby und genießt es, wenn er mit ihr allerlei Dinge tut wie Drachen steigen zu lassen. Beim Picknick verkündet Onkel Bobby, dass er seinen Freund Jan heiraten möchte. Clara erzählt ihrer Mutter, dass sie nicht möchte, dass Onkel Bobby heiratet, weil sie fürchtet, dass er dann gar keine Zeit mehr für sie hat. Claras Mutter rät ihr, dass sie ihre Ängste Onkel Bobby anvertrauen soll. Dieser versichert Clara, dass er auch weiterhin ganz viel mit ihr unternehmen wird. Auf die Frage, ob er und Jan auch Kinder wollen, antwortet Onkel Bobby, “nur wenn sie genau wie du sind”. Clara freut sich auf die Hochzeit, bei der die Ringe verloren gehen und Krawatten vor lauter Nervosität nicht gebunden werden können - eine ganz normale Hochzeit!



Dieses Bilderbuch ist unglaublich toll! Die Illustrationen gefallen mir sehr gut, besonders Clara, die beim Lachen eine süße Zahnlücke offenbart. Zu keinem Zeitpunkt im Buch wird es als ungewöhnlich thematisiert, dass zwei Männer heiraten – eigentlich genau so wie es sein soll. Zwei Menschen heiraten, dabei ist es egal welches Geschlecht sie haben. Mag ich!