Cover-Bild Alte Freunde
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: cass verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 56
  • Ersterscheinung: 04.10.2017
  • ISBN: 9783944751146
Osamu Dazai

Alte Freunde

Jürgen Stalph (Übersetzer), Susanne Theumer (Illustrator)

1946. Plötzlich steht ein grobschlächtiger Kerl in Feldarbeitskluft vor der Tür und behauptet, ein alter Schulfreund zu sein. Der Hausherr, ein namhafter Schriftsteller, in Tokyo mit der Familie ausgebombt und jetzt wieder auf dem Land lebend, kann sich nicht erinnern, lässt den Mann aber ein. Der »alte Freund« kommt vom Erzählen ins Schwadronieren, vom Schwadronieren ins Belehren, dezimiert dabei ganz ungeniert den in der Nachkriegszeit raren Whiskey des Hausherrn, ruft gar nach der Frau des Hauses, um sich einschenken zu lassen. Dann geht es ans Beleidigen. Der Hausherr windet sich, sagt aber nichts. Beim endlichen Abschied gibt der ungebetene Gast, beladen mit Zigaretten und dem Rest des Whiskeys, dem Hausherrn den Gnadenstoß. Er zischt ihm etwas zu. Eine Wahrheit. Eine Lüge.

Dazais berühmte Erzählung über die Feigheit des Intellektuellen, über Scham und Selbstverachtung. Erstmals aus dem Japanischen ins Deutsche übertragen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein japanischer Klassiker

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Lange schon wollte ich etwas von Osamu Dazai lesen. “Alte Freunde” aus dem Jahr 1946 schien von der Länge her doch ein gutes Buch in das Werk des Autors einzusteigen.
Der Schriftsteller Shūji lebt mit ...

Lange schon wollte ich etwas von Osamu Dazai lesen. “Alte Freunde” aus dem Jahr 1946 schien von der Länge her doch ein gutes Buch in das Werk des Autors einzusteigen.
Der Schriftsteller Shūji lebt mit seiner Frau und den Kindern übergangsweise in Tokio, denn ihr Haus wurde während des Krieges ausgebombt. Eines Abends kommt unerwartet ein Besucher, der sich als alter Freund aus der Schule vorstellt. Shūji seinerseits kann sich an den grobschlächtigen Bauern partout nicht erinnern, lässt sich aber auf den Überfall ein. Shūji lässt es fast qualvoll über sich ergehen, wie sich sein Besuch unflätig auslässt und dabei teilweise laut wird. Er versucht trotz der Umstände ein guter Gastgeber zu sein, doch sein Besuch stellt sich schon bald als nicht so guter Gast heraus, der unverschämte Dinge fordert. Shūjis kostbarer Whiskyvorrat neigt sich unter dem unersättlichen Durst des Feldarbeiters. Als der seinen Abschied ankündigt, atmet Shūji hoffnungsvoll auf. Doch der gerissene Besucher verlangt zum Schluss auch noch unverschämterweise die letzte Flasche des Whiskys und Zigaretten von Shūji, der sich bis zuletzt nicht traut den Unhöflichkeiten seines Besuchers die Stirn zu bieten.

Der Verlag schreibt über dieses Werk: “Dazais berühmte Erzählung über die Feigheit des Intellektuellen, über Scham und Selbstverachtung” - eine Beschreibung, die für mich den Nagel auf den Kopf trifft. Shūjis Widerstand, bekommt man als Leser:in mit, findet ausschließlich in seinem Kopf statt.
Eine interessante Erzählung, die mir Neugier bereitet hat noch ein wenig mehr von Osamu Dazai lesen zu wollen!

Veröffentlicht am 06.07.2018

japanischer Klassiker

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Ein japanischer Schriftsteller bekommt Besuch von einem Bauern, der sich als alter Schulfreund ausgibt. Dieser benimmt sich allerdings alles andere als nett, der Schriftsteller akzeptiert dies aber stillschweigend.

Es ...

Ein japanischer Schriftsteller bekommt Besuch von einem Bauern, der sich als alter Schulfreund ausgibt. Dieser benimmt sich allerdings alles andere als nett, der Schriftsteller akzeptiert dies aber stillschweigend.

Es handelt sich bei diesem Buch um einen Klassiker der japanischen Lyrik, der 1946 erstmals erschienen ist, 2018 das erste Mal auf deutsch.

Die meisten Bücher des Autors - wie auch dieses - sind Kurzgeschichten (dieses Buch hat mit Nachwort gerade mal 52 Seiten), die der autobiographischen Fiktion zugeordnet werden können. Vieles entspricht daher der Wahrheit, vieles aber auch der Fantasie des Autors.

Das Buch ist mit 7 Illustrationen versehen, die mich leider nicht wirklich ansprechen, da sie genau so grobschlächtig sind, wie der Bauer beschrieben wird. Auch erschließt sich von manchen Bildern nicht wirklich der Sinn. Die Rückseite der Illustrationen - die mehr Skizzen ähneln - sind frei gehalten.

Das Buch selbst ist von hochwertiger Qualität, der Inhalt konnte mich größtenteils überzeugen.

Was mir allerdings fehlte war ein wenig eine Auflösung der Geschichte bzw. ein auflösendes Ende. So bleibt der Leser leider etwas spekulierend zurück, was aber wahrscheinlich die Absicht des Autors war.

Das Nachwort fand ich - im Gegensatz zu den Zeichnungen - sehr informativ und wertvoll.

Fazit: Ein japanischer Klassiker der autobiographischen Fiktion, das sich auch heute noch sehr gut lesen lässt und zum Nachdenken anregt.4/5 Sternen