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Veröffentlicht am 30.07.2023

Phantastische Story mit einem Ausdruck zwischen Melodie und Parodie

Der kleinste Kuss der Welt
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Einem depressiven Erfinder rutscht bei einem Theaterbesuch ein Kuss von den Lippen. Die Frau, die dieser Kuss erreicht, verschwindet daraufhin – aber nicht einfach so, sie wird nämlich unsichtbar. Jener ...

Einem depressiven Erfinder rutscht bei einem Theaterbesuch ein Kuss von den Lippen. Die Frau, die dieser Kuss erreicht, verschwindet daraufhin – aber nicht einfach so, sie wird nämlich unsichtbar. Jener Erfinder versucht nach dieser Nacht fieberhaft die unsichtbare Frau wiederzufinden. Ihm, dem das Herz zuvor gebrochen wurde, erblüht es nun wieder vor Sehnsucht die Frau dieses so wohlschmeckenden Kusses ausfindig zu machen. Dafür sucht er einen Detektiv auf, der ihm seinen Papagei ausleiht, der dem Erfinder dabei hilft die unsichtbare Frau ausfindig zu machen. Um den Vogel auf die Fährte zu bringen, kreiert der Erfinder eine Praline, in der er den Geschmack des Kusses eingefangen hat. Es gelingt dem Erfinder tatsächlich seine verschwundene Liebe zu finden, die jedoch nicht wieder sichtbar wird. Als die einstige Liebe, die dem Erfinder das Herz gebrochen hat, zurück in sein Leben tritt, sieht er sich vor eine Entscheidung gestellt, die auch seine unsichtbare Liebe treffen und ihren ganzen Mut zusammen nehmen muss...

Was für ein wundervolles Buch Mathias Malzieu mit „Der kleinste Kuss der Welt“ geschaffen hat! Auch ich bin – wie viele andere sicher – durch Benjamin Lacombes Covergestaltung auf das Buch aufmerksam geworden. Poetisch, einfallsreich, hinreißend, ungewöhnlich, aber vor allem hat diese kurze Geschichte es zu jeder Zeit geschafft ein inneres Wohlgefühl in mir zu erzeugen, das ich gar nicht genau beschreiben kann. Inhalt und Stil sind teilweise skurril für den Leser, fügen sich aber in einem natürlichen Fluss in die Geschichte ein. Die Geschichte ist nicht nur hübsch zu lesen, sie vermittelt auch einige Denkanstöße während und nach dem Lesen.
Mein Fazit: Ich bin hin ausnehmend entzückt und werde mir seine anderen Werke ebenfalls gönnen!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Das Bild eines Mannes wird erstellt durch die Frauen, die von ihm erzählen

Die zehn Lieben des Nishino
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Die Frauen fühlen sich von Yukihiko Nishino angezogen wie Motten vom Licht. Von Jugend an ist er ein charmanter Mensch, der die Wünsche der Frauen in seinem Umfeld instinktiv zu erraten vermag. Dennoch ...

Die Frauen fühlen sich von Yukihiko Nishino angezogen wie Motten vom Licht. Von Jugend an ist er ein charmanter Mensch, der die Wünsche der Frauen in seinem Umfeld instinktiv zu erraten vermag. Dennoch hält keine seiner Beziehungen lange.

In der ersten Schilderung besucht der alte Nishino Natsumi und ihre Tochter Minami, die er immer mit Gebäck verwöhnte. Er erinnert die beiden an eine lange zurückliegende Affäre, die Nishino und Manami gehabt haben.

Shiori ist die Mitschülerin des jungen Nishino. Die beiden jaben nicht so viel miteinander zu tun, bis Shiori auf einem Baugrundstück, auf dem sie Sentimentalitäten vergräbt, Nishino mit einer Frau sieht. Nachdem Nishino seine um ein verlorenes Baby trauernde Schwester getröstet hat und die Schmerzen in ihrer Brust lindert, indem er die Milch aus ihr getrunken hat, küssen Nishino und Shiori einander inbrünstig.

Nishino und Manami. Angestellter und Chefin, die zusammenkommen trotz Manamis Vorsatzes auf der Arbeit keine Liebschaft zu beginnen. Er will sie, sie liebt ihn, aber sie bleiben nicht zusammen. Sie verlässt ihn, bevor ihm klar wird, dass er sie nicht liebt.

Nishino und Kanoko waren einmal ein Paar. In freundschaftlicher Verbundenheit halten sie weiterhin Kontakt und übernachten in dieser Erzählung gemeinsam in einem Ryokan.

Reiko fragt Nishino ohne Umschweife, ob er Sex mit ihr haben will, was sie auch direkt in seiner Wohnung umsetzen. Sie bleibt fünf Tage bei ihm, bevor sie geht und weiter nicht über ihn nachdenkt. Nachdem Nishino sich bei ihr meldet, flammt Reikos Interesse an ihm auf, und schon bald verliebt sie sich in ihn. Doch nach etwa einem Jahr wird sie sich darüber klar, dass sie ihn nicht weiter lieben kann.

Tama ist die Mitbewohnerin von Subaru und verärgert darüber, als diese eines Nachts den fremden Nishino mit nach Hause bringt. Seine vielen unangekündigten Besuche bei Subaru und Tama, die sich gern von der Welt fern hält und lieber zu Hause ist, sind der zurückgezogen jungen Frau ein Dorn im Auge.
Eines Tages schlafen Tama und Nishino miteinander, sie werden von Subaru überrascht. Tama fragt Nishino, warum er mit ihr geschlafen hat, woraufhin er erwidert, weil sie ihn liebe.

Eriko lernt Nishino kennen, nachdem eine Katze sie auf ihrem Balkon besucht. Sie tauft den Vierbeiner "Mau". Als die Katze beinahe jeden Tag auftaucht, kommen auch Nishino und Eriko in Kontakt, und die beiden werden bald darauf Geliebte. Als die Katze nach einer Weile nicht mehr auftaucht, geht auch die Beziehung der beiden zuende.

Sayuri nimmt an einem Kochkurs teil, in dem auch der 37-jährige Nishino ist. Obwohl sie verheiratet ist und Mutter einer erwachsenen Tochter, findet Nishino sehr schnell einen Weg in Sayuris Herz. Kontakt halten sie hauptsächlich übers Telefon durch die Anrufe von Nishino, doch irgendwann ruft er nicht mehr an und besucht auch den Kochkurs nicht mehr, was Sayuri einige Monate trauern lässt.

Ai lernt Nishino kennen, als sie - das Studium hat sie schon fast abgebrochen - in einem Strandkiosk in einem Touristenort arbeitet, den der etwa 50-jährige Nishino mit einer um die 30 Jahre alten Frau besucht. Er trennt sich von der Frau, und im Gespräch mit Ai sagt er ihr, er habe sich in sie verliebt. Obwohl Ai an seiner Moral zweifelt und seinen Charakter allgemein nicht sehr gut einschätzt, werden die beiden ein Paar. Als Ai krank wird und einen Husten bekommt, geht Nishino Trauben für sie kaufen. Während er weg ist, ruft er Ai an und sagt ihr, er werde nicht zurückkommen.

Nozomi lernt Nishino mit 18 Jahren an der Uni während einer Freistunde kennen, wo sie beide Wirtschaftswissenschaften studieren. Er fragt sie ohne Scheu, ob das Gerücht stimme, sie hätte mit jedem Sex. Entrüstet über diese Unverschämtheit lässt sie ihn stehen. Einen Monat später begegnen sie sich zufällig wieder, als Nishino mit der wunderschönen Kanoko auf dem Campus auftaucht. Sie schlafen miteinander, und auf eine bösartige Äußerung Nozomis verlässt Nishino ihre Wohnung. Sie treffen sich erst ein Jahr später durch Zufall auf der Toilette einer Kneipe wieder, und Nishino hat einen mentalen Zusammenbruch, der offenbart wie hoch die Schuldgefühle seiner Schwester gegenüber wiegen.

Tja, was für eine Geschichte... Nishino, der eine liebt und mit vielen liebelt, kann seine Liebe zu der jeweils einen kaum zeigen. Doch stets in dem Moment, in dem er von seiner Liebe verlassen wird, begreift er seine Liebe und verfällt immer in Verzweiflung über den Verlust.
"Ja, dieser Mann wird wohl für immer allein bleiben, dachte ich, als ich ihm in die Augen schaute", denkt eine seiner Liebschaften.
Die einzelnen Geschichten sind immer aus der Sicht der Frauen in Nishinos Leben wiedergegeben und setzen Stück für Stück ein Bild von ihm zusammen.

So ganz weiß ich nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Es hat keinen Eindruck bei mir hinterlassen, obwohl der Ausdruck von Hiromi Kawakami mir gut gefallen hat. Vielleicht verhält es sich damit wie mit Kurzgeschichtensammlungen für mich; zu viele unverbundene Charaktere, auf die ich mich einlassen, und die dann dchon wieder weg sind, nachdem ich micch gerade an sie gewöhnt habe.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Im Bann dieses Buches

Stranded - Im Bann des Sees
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Mellie ist eine Wandlerin, an Land hat sie Beine, im Wasser Flossen. Zusammen mit ihrem Partner Rynn gehört sie einer Einheit an, die durch regelmäßige Patroullien sicherstellen, dass die Unterwasserstadt ...

Mellie ist eine Wandlerin, an Land hat sie Beine, im Wasser Flossen. Zusammen mit ihrem Partner Rynn gehört sie einer Einheit an, die durch regelmäßige Patroullien sicherstellen, dass die Unterwasserstadt im See nicht von Menschen entdeckt und angegriffen wird. Wer jedoch nach Sonnenuntergang an Land strandet, kehrt nicht zurück.
Eines Tages passiert es, dass Mellie auf die gefährliche Spezies der Menschen trifft, von denen sie angegriffen wird und es nicht rechtzeitig zurück in den See schafft. Caleb, der sie gerettet hat, nimmt sich ihrer an, doch Mellie misstraut dem Landbewohner zutiefst. Verzweifelt versucht sie einen Weg zu finden wieder nach Hause zurückzukehren. Die Zeit drängt, denn Mellie wird krank und droht zu sterben.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, um euch den Lesespaß nicht zu trüben. „Stranded“ von Kate Dylan fand ich richtig toll! Ich glaube, jeder, der Meerjungfrauen mag, wird an dieser Geschichte gefallen finden. Es gibt natürlich noch einige überraschende Wendungen während Mellies Abenteuer. Da es auch schon einen zweiten Band gibt, der die Geschichte um die Wandlerin Mellie zu einem Ende führen soll, muss man auch nicht lange warten, wenn man wissen möchte wie es weitergeht – ich jedenfalls werde schon bald weiterlesen!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Eine Geschichte, so kompakt und doch so schwer...

Ein gutes Verbrechen
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Tara ist allein. Die Mutter hat ein gutes Verbrechen begangen. Sie hat ihre Tochter verlassen, da war sie noch eine Jugendliche. Bevor man nämlich keine gute Mutter ist, ist man besser gar keine Mutter. ...

Tara ist allein. Die Mutter hat ein gutes Verbrechen begangen. Sie hat ihre Tochter verlassen, da war sie noch eine Jugendliche. Bevor man nämlich keine gute Mutter ist, ist man besser gar keine Mutter. Aber Geld schickt sie Tara noch, wovon sie leben kann. Der Vater ist auch nicht da, der ist nämlich beim Militär. Kümmern tut der sich um Tara allerdings auch nicht. Tara ist ganz allein und findet auch bei den kurzen Liebschaften kein inneres Zuhause. Lediglich der Milchmann erzeugt in ihr den Hauch von Geborgenheit. Doch der Verlust der Mutter wiegt in einer Schwere, der es nichts entgegenzusetzen gibt.

„Ein gutes Verbrechen“ ist kurz. Gerade 118 Seiten lang. Das Buch könnte man in gut zwei Stunden durchlesen, aber ich wollte es dosieren, auf mich wirken lassen. Magdalena Jagelke hat in ihre Worte eine kaum zu beschreibende Kraft gelegt. Ich könnte wirklich nicht sagen, was mich an ihrem Stil so fasziniert hat, und wenn mein Leben davon abhinge – aber diese Geschichte hat mich Taras Alleinsein, nein, Einsamkeit spüren lassen.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Ein mutiges Statement

Ich habe einen Namen
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„Ich habe einen Namen“, mit diesen Worten holt sich Chanel Miller aka. Emily Doe ihre Identität wieder. Es ist eine Identität, die über monatelange Berichterstattung auf eine Opferrolle reduziert wurde, ...

„Ich habe einen Namen“, mit diesen Worten holt sich Chanel Miller aka. Emily Doe ihre Identität wieder. Es ist eine Identität, die über monatelange Berichterstattung auf eine Opferrolle reduziert wurde, eine Frau, die auf einer Party zu viel getrunken hat und vergewaltigt wurde. Ich denke, dieses Buch ist ein großer Teil der Heilung dieser jungen Frau.

Chanel ist 22 Jahre alt, als sie mit ihrer Schwester Tiffany auf eine Party an der Stanford University geht. Sie trinkt Alkohol, bekommt einen Filmriss, und das nächste, woran sie sich erinnert, ist dass sie im Krankenhaus aufwacht. Sie wird untersucht und erhält die Info, sie sei angegriffen worden. Sie befindet sich noch inmitten ihres Schockzustandes, als ihre Schwester sie aus dem Krankenhaus nach Hause bringt. Erst in den nächsten Tagen erhält sie ein genaueres Bild dessen, was mit ihr passiert ist. Sie wurde von dem 19-jährigen Brock Turner hinter einem Müllcontainer fast vollständig ausgezogen, und er führte seine Finger in die bewusstlose Frau ein. Gerettet wurde sie von zwei schwedischen Studenten, die auf Fahrrädern vorbeifuhrend die Tat beobachteten und den Täter festhielten.

Erst langsam setzt sich für Chanel ein Bild des Tathergangs zusammen. Sie muss vor Gericht aussagen und diese Momente noch einmal erleben. Im weiteren Verlauf ihres Buches beschreibt sie das, was in ihr vorgeht, und was keine Berichterstattung wiedergibt, denn Chanel bleibt als Emily Doe anonym. Sie beschreibt Panikattacken, Weinkrämpfe und tiefgreifende Enttäuschungen darüber wie sie als Opfer und damit ihr Privatleben auseinandergenommen und ausschließlich bruchstückhaft beleuchtet wird. Ihre Geschichte ist aber auch die Chronik ihrer Gesundung, an deren Ende sie womöglich noch nicht angekommen ist. Aus Emily wurde wieder Chanel, sie hat sich ihren Namen zurückerobert und mit ihm Zuversicht und Selbstbestimmung.

Am Schluss der Geschichte ihres Übergriffs und aller weiterer Folgen ist das Statement abgedruckt, das sie am Ende ihrer Gerichtsverhandlung gelesen hat. Dieses Statement rührt zu Tränen.

Ich kann für dieses Buch gar keine Empfehlung aussprechen, weil jeder selbst wissen muss, ob er sich dieser Geschichte und dieses Themas annehmen will. Ich spreche für mich persönlich, wenn ich sage, dass mich Chanels Geschichte, ihr Durchhaltevermögen und ihr Mut in vieler Hinsicht bereichert hat.