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Veröffentlicht am 28.02.2023

FÜR DIE FREIHEIT!

Amy und die geheime Bibliothek
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Amys Lieblingsort ist die Schulbibliothek. Nicht nur, weil sie zu Hause nie einen ruhigen Moment für sich hat, weil ihre beiden Schwestern ständig nerven, sondern auch, weil sie total gerne liest.
Als ...

Amys Lieblingsort ist die Schulbibliothek. Nicht nur, weil sie zu Hause nie einen ruhigen Moment für sich hat, weil ihre beiden Schwestern ständig nerven, sondern auch, weil sie total gerne liest.
Als eines Tages ihr Lieblingsbuch aus der Bibliothek verschwunden ist, sagt ihr die Bibliothekarin, Mrs Jones, dass der Schulausschuss entschieden hat das Buch aus dem Regal zu nehmen, weil einige Eltern der Meinung sind, dass das Buch für ihre Kinder ungeeignet sind. Und immer mehr Bücher werden aus dem fadenscheinigen Grund der Pädagogik aus der Bibliothek entfernt. Eigentlich steckt nur eine einzige Mutter dahinter, diese hat die verbannten Bücher gar nicht mal gelesen, und andere Eltern folgen ihr blind.
Amy, die eigentlich ein stilles Mädchen ist, findet es unerhört, dass man ihr vorschreiben will, was sie lesen darf und was nicht. Das sollten nur ihre eigenen Eltern dürfen, nicht aber irgendwelche fremden Eltern, die gar keine Ahnung vom Inhalt der Bücher haben!

Eine Unterhaltung mit ihren Schulfreunden führt zutage, dass viele andere Kinder die verbannten Bücher kennen. Dieses Kind hat dieses Buch, jenes Kind hat jene Buchreihe. Es entwickelt sich ein wahnwitziger Tausch untereinander, denn auf das Verbot aufmerksam gemacht, wollen nun auch die ganz Lesemuffeligen wissen, was in den Büchern steht.
Amy entscheidet sich ihr Schulschließfach als Lager für die Bücher zu nutzen, die man jetzt in der Bibliothek nicht mehr leihen kann, und schon bald ist sie die Bibliothekarin der G.S.B., der „Geheimen Schließfachbibliothek“. Von ihrem Taschengeld kauft sie sich weitere der verbannten Bücher, andere Kinder spenden ebenfalls Exemplare, und als ein Autor einer aus der Schulbibliothek verbotenen Buchreihe einen Vortrag in der Schule hält, spendet dieser seine Buchreihe ohne genau zu wissen wofür, denn Amy und die Kinder müssen ihr Projekt geheimhalten. Sie entwickeln geniale Pläne ihre versteckte Bibliothek geheim zu halten, weiter aufzustocken und bauen ein richtiges Netzwerk auf. Amy selbst lernt durch ihr Vorhaben die Facetten kennen, die Mrs Jones als Bibliothekarin in ihrem Job ausmachen und wird selbst eine richtige kleine Bibliothekarin.

Dann aber wird die G.S.B. entdeckt und Amy wird dafür bestraft. Die anderen Schüler ermuntern sie dazu nicht aufzugeben und versichern ihr ihre Mithilfe. Amy will ihre zweite Chance nutzen den Schulausschuss davon zu überzeugen die verbannten Bücher wieder für alle Kinder zugänglich zu machen.

Eine Plädoyer für die Freiheit, verpackt Alan Gratz Missstände, wie sie aktuell wahrhaftig in den USA herrschen (er erwähnt dies im Nachwort), in eine wunderbare Geschichte und liebenswerte Charaktere. Gerade durch die Bücher sind erst die Kinder auf ihre Stärken aufmerksam geworden und haben sich weiterentwickelt. Mir hat es so gut gefallen, dass ich es ganz vielen Leuten weiterzuempfehlen gedenke!

Veröffentlicht am 28.02.2023

Großartiges Debüt der Autorin!

Emilia und der Junge aus dem Meer
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Die kleine Emilia, genannt Lämpchen, lebt mit ihrem Vater Augustus zusammen im Leuchtturm. Die beiden führen ein entbehrliches, einsames Leben. Dem Vater fehlt ein halbes Bein, darum geht seit Jahren schon ...

Die kleine Emilia, genannt Lämpchen, lebt mit ihrem Vater Augustus zusammen im Leuchtturm. Die beiden führen ein entbehrliches, einsames Leben. Dem Vater fehlt ein halbes Bein, darum geht seit Jahren schon Emilia abends hoch, zündet das Leuchtfeuer an und morgens hoch, um es zu löschen. Den beiden fehlt vor allen Dingen eine Mutter, die auch Emilia hieß, weshalb Lämpchen zu ihrem Spitznamen gekommen ist, denn der Verlust der Mutter für Lämpchen und der Frau für Augustus ist nach wie vor groß. Zwischen Vater und Tochter gibt es keine Zuneigung, dennoch weiß Lämpchen irgendwie, dass ihr Papa sie liebt, auch wenn er ihr das nie zeigt. Darum verliert das Mädchen sich auch häufig in Tagträumen.
So auch eines Tages, als sie sich unbedingt dran erinnern wollte, dass sie dringend noch Streichhölzer kaufen muss – sie hatte es vergessen. Aber das Licht im Leuchtturm muss immer brennen, und so macht sie sich während eines aufkommenden Sturms auf zum Krämerladen, um eine Packung Streichhölzer zu kaufen. Der Sturm entfaltet sich während der Diskussion der Krämersfrau, die für Lämpchen nicht erneut anschreiben will. Durch das Eingreifen des netten Krämers kommt sie dann doch endlich weg, aber draußen tobt der Sturm nun sehr. Lämpchen schafft es gerade so heil nach Hause, die Streichhölzer jedoch sind verloren. Und es kommt wie befürchtet: Das Licht im Turm bleibt aus und ein Schiff läuft auf den Felsen in der Bucht auf. Die Obrigkeiten machen Augustus für den Schaden verantwortlich und sperren ihn im Turm ein, damit er die Schulden abarbeitet. Lämpchen indessen wird in das gefürchtete Schwarze Haus geschickt, von dem Gerüchte besagen, dass ein Monster darin hausen soll.
Traurig lebt Lämpchen sich in dem schmuddeligen Haus ein bei Martha, die den Haushalt führt, ihrem Sohn Lennie und Nick, der sich um den Garten kümmert. Ihre Neugier treibt Lämpchen eines Tages ins Turmzimmer des Schwarzen Hauses, wo sie auf das leibhaftige Monster trifft: Einen Meerjungen. Er ist in einem bedauernswerten Zustand, weil die Bewohner des Hauses sich nicht zu ihm trauen. Edward, wie der Meerjunge heißt, stellt sich als der Sohn des Admirals vor, dem das Schwarze Haus gehört. Marthas Mann, der ihn vorher liebevoll versorgt hat, ihm Lesen und Schreiben, Geografie und vieles andere beigebracht hat, ist kurz vor Lämpchens Ankommen im Schwarzen Haus nämlich verstorben. Martha ist froh, dass Lämpchen von sich aus erklärt sich künftig um Edward, den sie zu seinem Ärgernis nur Fisch nennt, zu kümmern. Die beiden Kinder stellen fest, dass sie beide etwas gemeinsam haben, denn auch Edward hat die Mutter verloren. Die Lämpchen und Fisch werden Freunde.
Eines Tages kehrt von einer langen Seereise der Admiral nach Hause. Er bringt die neu entsandene Harmonie im Hause völlig durcheinander, was Entscheidungen nach sich zieht, die alle betreffen...

„Emilia und der Junge aus dem Meer“ war für mich wirklich eine tolle Geschichte. Es ist nicht nur eine Märchengeschichte, die an Hans Christian Andersens kleine Meerjungfrau denken lässt, sondern es sind ernste Themen in ihr verarbeitet. Unausgesprochene Liebe beherrscht viele der Charaktere, so dass sie zu einem einsamen Leben verdammt sind, weil sie sich nicht trauen ihre Zuneigung den Menschen zu bekunden, die sie innig lieben. Darum, anders zu sein, geht es. Lämpchen hat zwar eine herzliche Art, wird aber durch ihre Armut von den Dorfbewohnern ausgegrenzt und von ihrem Vater, der seinen Schmerz lieber im Schnaps ertränkt, wenig wahrgenommen; innerliche Zwiesprache mit ihrer Mutter offenbart dem Leser, wonach Lämpchen sich sehnt. Fisch wird durch den Willen seines Vaters einen normalen Jungen als Sohn zu haben, in eine Rolle gepresst, die ihn seinen meerischen Ursprung verleugnen lässt. Und Lennie, der Sohn der Haushälterin, wird durch seine geistige Zurückgebliebenheit, ständig unterschätzt, obwohl viel mehr in ihm steckt. Geselligkeit finden die Ausgestoßenen nur untereinander wie die „Freak-Show“ auf dem Jahrmarkt deutlich macht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass gerade jüngere Leser (das Buch wird für eine Altersklasse ab 10 Jahren empfohlen) ein bisschen elterliche Begleitung gebrauchen könnten, weil es an manchen Stellen doch ein wenig melanchonisch macht. Aber auch ansonsten ist es eine sehr schöne Geschichte – und das nicht nur dadurch, dass die Rollenverteilung der Meerjungfrau einmal umgedreht wurde.
Ich hoffe, Annet Schaap schreibt auch weiterhin solche schönen Bücher! Ich werde die Autorin auf jeden Fall weiter verfolgen.

Veröffentlicht am 28.02.2023

Mutterliebe ohne Nabelschnur

Kurt
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„Kurt“, das sind eigentlich zwei. Der große Kurt, mit dem Lena in einer Beziehung ist und ein Haus draußen vor Berlin in Oranienburg gekauft hat. Eigentlich Stadtmenschen, empfand das Paar es aber passender ...

„Kurt“, das sind eigentlich zwei. Der große Kurt, mit dem Lena in einer Beziehung ist und ein Haus draußen vor Berlin in Oranienburg gekauft hat. Eigentlich Stadtmenschen, empfand das Paar es aber passender für den kleinen Kurt, das Kind des großen Kurts aus einer früheren Partnerschaft. Der Titel bezieht sich wohl auf beide Kurts.
Lena liebt beide Kurts auf ihre ganz eigene Weise. Beim Sohn ihres Lebenspartners ist sie sich aber manchmal unsicher und fragt sich wie weit man sich mit einem nicht definierten Status als unleibliche, nicht eingeheiratete Stiefmutter bei geteiltem Sorgerecht und somit geteilter Zeit im gemeinsamen Haus in Erziehungsangelegenheiten einbringen darf? Und dann verunsichert auch die Mutter Kurts, Jana, mit ihrem häufig abweisenden Verhalten sie ständig. Wie lauten die Regeln für so eine Beziehungskonstellation, und wo bitte kann man die nachlesen? „Man“ kann es gar nicht; Lena befindet sich während der Zeit, in der Klein-Kurt bei Papa und seiner Freundin ist, immer wieder in verschiedensten Fragen über ihre Rolle. Mit ihrer Schwester Laura findet sich Lena immer mal wieder im Gespräch über genau dieses Thema. Sie sagt, Lena sei zu gar nichts verpflichtet. Aber Lena hätte gar nichts dagegen ein wenig mehr Verantwortung übernehmen zu dürfen.
Zu einer Antwort allerdings kommt sie nicht – ihre undefinierte Rolle verändert sich, als Kurt bei einem Sturz vom Klettergerüst verstirbt. Lenas Schmerz überwältigt sie, ihre Trauer ist groß, und auch ihr wurde mit Kurts unerwartetem Tod ein Teil aus dem Herz gerissen. Jedoch steht sie mit ihrer Trauer immer abseits. Auch hier findet sie ihre Rolle nicht. Ihr Lebenspartner Kurt fällt in ein tiefes emotionales Loch. Häufig ist er bei Jana, um gemeinsam die Trauer zu bewältigen. Sie traut sich nicht Kurt zu fragen oder mit ihm über den Verlust zu sprechen, denn der hat doch als Blutsverwandter ein viel größeres Recht auf seine Trauer, oder?
Lena fühlt sich unendlich verloren, verlassen und allein. Sie ist hingerissen zwischen ihrer eigenen Trauer, ihrem Wunsch einbezogen zu werden und dem Bedürfnis für Kurt da zu sein.

Sarah Kuttner hat mit dieser Geschichte ein sehr kontroverses Thema aufgegriffen, von dem ich merke, dass ich darüber noch nachdenke, nachdem die letzte Seite gelesen ist. Ihre Charaktere lässt sie überraschende, rationale und grübelnswerte Meinungen äußern. Das Buch regt zum Nachdenken an. Besonders schön fand ich – ohne spoilern zu wollen – dass Kurt Lenas ganz persönlichen Trauerort auf eine besondere Weise gewürdigt hat.
Das Buch als physisches Objekt hat auch eine sehr interessante Ausstattung, was die Bindung betrifft. Eckig wie der Schriftzug auf dem Cover. Wirkt sehr alternativ und ungewöhnlich, definitiv ein kleiner Hingucker.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Hallo Asperger, bin ich jetzt verrückt?

Harte Schale, Weichtierkern
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Fabienne hat sich kürzlich von ihrem Freund getrennt. Ihr geht es nicht so gut, und kurzerhand geht sie zu einem Psychotherapeuten. Damit ihre Eltern davon nichts erfahren, bezahlt sie ihn aus eigener ...

Fabienne hat sich kürzlich von ihrem Freund getrennt. Ihr geht es nicht so gut, und kurzerhand geht sie zu einem Psychotherapeuten. Damit ihre Eltern davon nichts erfahren, bezahlt sie ihn aus eigener Tasche vom Geld, das sie während eines Praktikums verdient hat.
Im Gespräch mit ihrem Therapeuten erfährt Fabienne mehr über sich selbst, kommt ins Nachdenken über ihre Diagnose, zieht von dort aus die ihr typischen selbstironischen Gedankenfäden in ihren Alltag. Was bedeutet der Stempel „Asperger“ für sie? Ist sie jetzt irgendwie gestört?
Ihr Therapeut ist es auch, der Fabienne den Auftrag gibt, eine Mindmap zu erstellen zu einem Problem. Als er Fabiennes Mindmap anschaut, sieht er eine Zeichnung von ihr darauf – einen Oktopus. Er erzählt ihr davon, dass es im Aquarium in der Nähe neuerdings einen Oktopus gibt. Fabienne erkennt Parallelen zwischen sich und diesem Bewohner der Tiefsee. Und genauso, wie der Oktopus im Aquarium jetzt für alle sichtbar ausgestellt ist, hat Fabienne nun mit ihrem Therapeuten einige Sitzungen die Gelegenheit, sich selbst nach außen zu kehren und besser kennenzulernen.

Dieses Buch ist nicht einfach ein Stapel Papier, den man von vorne bis hinten durchliest. Cornelia Travnicek und Michael Szyszka haben eine Collage zwischen zwei Buchdeckel gezaubert. Eine Collage aus verschiedenen Schriftarten, Illustrationen, Zeichnungen, Gedanken und Erkenntnissen. Es ist eine kurzweilige Coming-of-Age-Story, in die man sich gut einfinden kann. Als erster Anlaufpunkt für die eigene Diagnose in jungen Jahren könnte dieses Buch sich gut zum Verschenken eignen, ohne direkt zu einem sachlichen Ratgeber zu greifen.

Veröffentlicht am 27.02.2023

Hallo, hallo!

Moshi Moshi
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„Moshi moshi (jap. もしもし) ist ein vorwiegend am Telefon verwendetes Grußwort in Japan. Es ist vom Verb mōsu (申す, dt. „(etwas) erzählen“) abgeleitet“, so sagt Wikipedia. Die Titelgebung dieses Romans von ...

„Moshi moshi (jap. もしもし) ist ein vorwiegend am Telefon verwendetes Grußwort in Japan. Es ist vom Verb mōsu (申す, dt. „(etwas) erzählen“) abgeleitet“, so sagt Wikipedia. Die Titelgebung dieses Romans von Banana Yoshimoto erklärt sich in der Geschichte und ist für alle Nichtjapaner womöglich erst mal nicht zu verstehen.

Yotchan hat ihren Vater verloren, der sich zusammen mit einer fremden Frau das Leben nahm. Der Verlust des Vaters wiegt schwer für sie, in der elterlichen Wohnung hält sie es nicht mehr wirklich aus, aber auch für ihre Unabhängigkeit im Prozess des Erwachsenwerdens zieht sie in das Tokyoter Szeneviertel Shimokitazawa. Dort macht sie es sich schnell gemütlich in einer kleinen, altmodischen Wohnung. Sie lebt sich schnell ein und ist selten zu Hause, denn sie arbeitet mit Leib und Seele in einem kleinen Bistro in der Nähe ihrer Wohnung. Sie steckt ihr ganzes Herz in ihre Arbeit, aber es ist nicht zu leugnen, dass sie dadurch auch vom Verlust der Vaterfigur fortzulaufen versucht.

Bald nach ihrem Auszug taucht ihre Mutter in Shimokitazawa auf. Selbstredend leidet auch sie unter dem Verlust des Mannes, ebenso wie Yotchan hält die Mutter es in der Familienwohnung nicht mehr aus. Sie bittet ihre Tochter für einige Zeit bei ihr wohnen zu dürfen, denn Yotchan ist der einzige Bezug, den die Mutter hat. Sie möchte Yotchan nicht auf die Nerven gehen, betont die Mutter, aber Yotchan ist um die Einschränkung ihrer erst vor kurzem erworbenen Selbstständigkeit gewiss nicht dankbar. Da sie ihren eigenen Schmerz jedoch zu genau kennt, kann sie ihrer Mutter die Bitte nicht abschlagen, und so leben sie fortan zusammen.
Yotchan erlebt eine Wendung bei ihrer Mutter mit; die sonst klassisch und elegant gekleidete Frau passt sich in einer lässigen Weise an das junge Lebensgefühl im Szenestadtteil an. In Jeans und Shirt durchstreift sie auf Spaziergängen das Viertel, liest viele Bücher und versucht ihrer Tochter kein Klotz am Bein zu sein. Yotchan geht ungehindert weiter mit Elan ihrer Arbeit im Bistro nach, wo sie Aratani kennenlernt, mit dem sie sich gut versteht und ab und zu etwas zusammen unternimmt.
So versuchen sie ihren Verlust zu bewältigen, jede der beiden Frauen auf ihre eigene Weise und in gewisser Weise sind trotz allen Raumes, den sie sich gegenseitig geben, beide füreinander da. Auch gehen beide trotz ihrer familien und räumlichen Zusammengehörigkeit eigene Wege. Sie nabeln sich symbiotisch voneinander ab, so wie man sich nach einer Umarmung unter Tränen auch wieder voneinander löst, wenn man sich besonnen hat.

Banana Yoshimoto hat mit „Moshi Moshi“ ein Buch geschrieben, das einen Weg erwachsen zu werden aufzeigt. Es steckt gleichzeitig Traurigkeit und Leben darin und immer wieder Gedanken über das Leben und sein Ende, mithilfe derer sie die Protagonistin ihre Trauer und das Verhältnis zu ihrem Vater aufarbeiten lässt.
Ich lese sehr gerne Romane von japanischen Autoren, nach diesem ersten Buch von Yoshimoto kann ich jedoch noch keinen wirklichen Vergleich zu anderen japanischen Schriftstellern ziehen. Die Sprache des Romans ist bildlich, klar und warm wie ich es bisher gewohnt bin, geht dabei aber nicht in eine Richtung wie ich sie bisher kenne. Es ist sehr erfrischend mit dieser Autorin eine neue Ecke der japanischen Literatur erkundet zu haben!