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Veröffentlicht am 20.10.2021

Mythologie endlich mal nicht griechisch

The Last Goddess, Band 1: A Fate Darker Than Love (Nordische-Mythologie-Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Das Kennenlernen der beiden Protagonisten gestaltete sich als äußerst schön. Beide sind unheimlich bodenständige, liebenswürdige und vertrauenserweckende Persönlichkeiten. Sowohl sie als auch er wirken ...

Das Kennenlernen der beiden Protagonisten gestaltete sich als äußerst schön. Beide sind unheimlich bodenständige, liebenswürdige und vertrauenserweckende Persönlichkeiten. Sowohl sie als auch er wirken schon auf den ersten Seiten sehr lebendig und greifbar, sehr authentisch und einfach echt. Vor allem Blair glänzt durch ganz typische Charaktereigenschaften, was ich hier als wahnsinnig positiv empfunden habe. Sie war so locker, ganz alltäglich und trotzdem total interessant. Auch ihre Entwicklung in Laufe der Geschichte beeindruckte und überzeugte mich von ihr. Sie machte realistische Schritte, hatte immer wieder zu kämpfen und wirkte manchmal, als könne sie die Hürde, vor die sie plötzlich gestellt wurde, niemals meistern – aber sie gab nie auf und das begeisterte mich. Ich konnte mich wunderbar mit ihr identifizieren und mich noch leichter in sie hineinversetzen. Umso trauriger war ich, als sie gen Ende von jetzt auf gleich scheinbar ihren Verstand ausschaltete und nicht allzu nachvollziehbar handelte. Ansonsten aber bin ich komplett eins mit ihr und dieser Kritikpunkt ist zwar da, verblasst aber leicht zwischen all den positiven Aspekten.
Bei Ryan hingegen ist einiges anders. Er ist zwar, wie oben erwähnt, ebenfalls sehr sympathisch und greifbar, hatte jedoch mehrere Facetten die ihn sehr abwechslungsreich wie undurchsichtig zugleich machte. Es war schwer, sich ein richtiges Urteil über ihn zu bilden, weil sein Geheimnis und sein Schicksal so konträr zu dem steht, was man über ihn bereits erfahren hat. Trotzdem war er für mich ein toller Protagonist, der der Geschichte Spannung und Abwechslung zuspielte und einfach immer für eine Überraschung gut war.
Die Interaktionen zwischen den beiden Hauptfiguren und die Chemie waren darüber hinaus auch wirklich gut herausgearbeitet bzw. dargestellt. Ich mochte ihre Dialoge, die Stimmung zwischen den beiden und die Gefühle. Man spürt als Leser mit jeder Faser, wie gut Ryan und Blair befreundet sind und wie tief die Freundschaft wirklich gut – und wie lang sie bereits besteht. Sie kennen sich in und auswendig, haben etliche Gemeinsamkeiten und können schon anhand des Blickes erkennen, was der andere will. Aber stehen sie sich wirklich so nah?
Die Randfiguren, die hier doch sehr zahlreich vorkamen, bestechen durch ganz ähnliche Eigenschaften, wie die Hauptfiguren. Sie alle sind sehr detailliert und tiefgründig, hatten ihre eigenen Geschichten zu erzählen und wiesen alle ihre eigenen Ecken und Kanten auf. Besonders die Darstellung der Valkyren war mehr als gelungen; denn sie waren auf der einen Seite ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte; auf der anderen Seite wiederum recht typisch. Echt gut gemacht. Als letzten Punkt wollte ich dann noch fix loben, wie facettenreich auch manch Nebenrolle ausgearbeitet wurde. Diese Undurchschaubarkeit von manchem war erstaunlich gut und ich hab mich komplett davon blenden lassen.

Wie oben bereits angekündigt, bin ich ein großer Fan der, in diesem Buch vorherrschenden, Thematik. Die nordische Mythologie ist längst noch nicht so ausgereizt wie zum Beispiel die griechische (davon gibt es ja etliche Bücher und man kennt quasi jede Facette). Umso zahlreicher sind die Möglichkeiten, Odin, Thor, Hel & Co. in eine Geschichte einzuweben. Es müsste ja rein theoretisch alles neu und erfrischend sein. Aber war es das? Konnte mich die Umsetzung tatsächlich überzeugen? Meine Antwort: teils teils. Mir gefiel, wie schon erwähnt, die Darstellung und Inszinierung von Valhalla und den Valkyren extrem gut. Ihre magischen Fähigkeiten sind passend und waren für mich gut mit meiner Vorstellung in Einklang zu bringen. Auch einige überraschende Elemente wurden eingebaut, indem Bianca Iosivoni hier viel Liebe zu Details beweist. Das alles machte die Geschichte interessant und vielschichtig, lockerte sie zum Teil aber auch auf. Die Atmosphäre, die entstand, ist äußerst packend und einnehmend, sodass man sich komplett ins Geschehen fallen lassen konnte. Ein weiterer, großer Pluspunkt war die bereits erwähnte Abwechslung. Denn während es im ersten Moment wie High Fantasy erscheint, mit den fiktiven Orten, so gab es auch zahlreiche Urban Fantasy-Passagen. Dazu noch eine verhältnismäßig kleine Portion Romance und die verschiedenen Ebenen waren perfekt.
Leider aber fehlte mir vor allem zu Beginn ein wenig die Besonderheit. Es war über das erste Drittel hinweg recht ruhig, allerdings niemals langweilig. Es gab einfach viel Erklärungen, viel Kennenlernen und die eigentliche Geschichte nahm erst zum zweiten Drittel hin Fahrt auf. Doch die Geschehnisse aus dem Anfang sorgten immerhin für ordentlich Neugier auf den weiteren Verlauf. Und der hatte es in sich. Es wurde zunehmend spannender, immer temporeicher und interessanter. Nicht jede Wendung kam total überraschend daher, aber die Inszinierung machte schlicht Spaß und sorgte trotz gewissen bekannten Elementen für Frische.
Das Ende bot dann auch entsprechende Feuerwerk in Form des großen Showdowns. Sehr rasant dargestellt, über mehrere Seiten hinweg unglaublich fesselnd und einfach gewaltig. Man könnte fast sagen, die letzte Schlacht war episch – aber das schöne; es geht ja noch weiter mit Band 2. Ich verspüre trotzdem eine gewisse Enttäuschung, weil mir wie oben schon erwähnt, plötzlich die Logik abhanden kam. Es schien fast so, als hätte Blair entschieden, alle Grundsätze, alle Einstellungen und jede Glaubwürdigkeit über Bord zu werfen – nur damit der Cliffhanger zu Band 2 noch massiver ausfiel. Nun denn – Ziel erreicht: ich freue mich auf Band 2.

Als letztes noch ein paar Worte zum Schreibstil von Bianca Iosivoni – der wie gewohnt extrem bildhaft ausfiel und sehr leicht zu lesen war. Man rauscht nur so durch die Seiten, kann sich alles kinderleicht vor Augen führen und beim Eintauchen in die Geschichte alles um sich herum vergessen. Dazu trägt auch die dichte, abwechslungsreiche Atmosphäre bei und das traumhafte Setting. Sowohl Vancouver (ein Ort, den ich literarisch noch nie besucht habe) als auch Valhalla waren wunderschön und greifbar ausgearbeitet und dargestellt. Ein 100% gelungener Stil, aber ich hab auch nichts anderes erwartet bei der Autorin.
Genau so verhielt es sich auch bei der Gliederung. Bianca schreibt gern aus zwei verschiedenen Perspektiven und hat das auch hier wieder getan. Wir lesen also sowohl durch Blair’s Blickwinkel, als auch aus Ryan’s Sicht. Das ist anfangs noch recht ähnlich von der Stimmung und den Eigenschaften her, doch entfernen sie sich immer mehr voneinander und unterscheiden sich gen Ende wie Tag und Nacht. Die beiden führen plötzlich zwei komplett unterschiedliche Leben und das wiederum sorgt für Abwechslung und die Perspektiven ganz allgemein für Lebendigkeit und Authensität.

FAZIT:
„A fate darker than love“ von Bianca Iosivoni ist ein wirklich gelungener Roman voller Abwechslung, Spannung und Magie. Es war nicht alles perfekt, aber das Lesevergnügen war definitiv da. Die Charaktere sind sympathisch und glaubhaft, vielschichtig und interessant; und die Atmosphäre stets dicht und packend. Für mich mangelte es besonders zu Beginn ein wenig an Besonderheit, die dann aber ab dem zweiten Drittel umso mehr ins Spiel kam. Auch das schlussendliche Ende hätte eine Spur glaubhafter ausfallen können. Aber trotz allem eine schöne Geschichte rund um die nordische Mythologie mit vielen Fakten, einem klasse Setting und viel Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Schöne Geschichte für Zwischendurch

Burning Bridges
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Der Einstieg in die Geschichte fiel nicht weiter schwer. Wir treffen auf die junge Studentin Ella, deren Leben in geregelten Bahnen verläuft, jedoch bald, durch die Trennung von ihrem jahrelangen Freund, ...

Der Einstieg in die Geschichte fiel nicht weiter schwer. Wir treffen auf die junge Studentin Ella, deren Leben in geregelten Bahnen verläuft, jedoch bald, durch die Trennung von ihrem jahrelangen Freund, aus den Angeln gehoben wurde. Ich muss sagen, Ella und ich wurden leider keine besten Freunde. Wir verstanden uns gut, aber sie handelte mir doch zu oft zu unbedacht und kopflos und verspielte sich so einiges an Glaubwürdigkeit. Sie vertraute in meinen Augen viel zu schnell und machte sich zu wenig Gedanken über die Folgen ihres Handelns. Besonders am Anfang und zum Ende hin kam das extrem durch und ließ mich manchmal fast ein wenig genervt zurück. Das heißt jetzt nicht, dass ich Ella durchweg furchtbar fand, im Gegenteil. Sie war eigentlich eine wirklich sympathische Persönlichkeit mit Witz und Charme und den richtigen Werten. Ich konnte auch, trotz aller Unstimmigkeiten, ganz gut mit ihr mitfühlen und war fast durchgehend gut unterhalten mit ihr an meiner Seite. Ein bisschen weniger Naivität und ich bin mir sicher, wir hätten uns angefreundet – so sehe ich uns, jetzt rückblickend, eher als Bekannte, die sich gut verstanden; mehr aber leider nicht. Mir fehlte auch eine gewisse Entwicklung ihrer Persönlichkeit, etwas mehr Tiefgang und die ganze Sache hätte vielleicht auch schon wieder anders ausgesehen. Außerdem – im Klappentext steht, sie wäre gebrochen. Das habe ich während all den 14 Stunden Hörbuch nicht so wahrgenommen.
Ches hatte es dabei kaum leichter bei mir. Er war zwar ein sehr attraktiver Protagonist, wies mir persönlich aber zu viele Klischees auf. Im Grunde bediente er so ziemlich jedes Klischee, das mir so spontan einfällt zu BadBoys. Er war geheimnisvoll, unfassbar muskulös, düster und verbarg ganz viel Dunkles. Im Laufe der Geschichte werden seine Hintergründe dann näher erklärt und es macht vieles, was er denkt und tut logischer, aber das täuschte nicht über die bereits bekannten Wesenszüge hinweg. Wie schon bei Ella, war er mir auch keineswegs unsympathisch – ich fand ihn zum Teil sogar richtig interessant und mysteriös, aber eben auch alles andere als erfrischend. Ein wenig mehr Besonderheit hätte ihm und seiner Person sicherlich gut getan. Lassen wir das aber außen vor, so trug auch Ches sein Herz am rechten Fleck und war, Überraschung! – kein schlechter Mensch. Ihr merkt, so richtig überzeugt bin ich weder von der weiblichen, noch von der männlichen Hauptfigur – aber eben auch nicht wirklich enttäuscht. Es hält sich die Waage, würde ich sagen.
Bei den Nebenrollen verhielt es sich etwas anders. Die Clique, in der Ella sich bewegt, ist absolut authentisch, sehr humorvoll und authentisch. Ich musste immer wieder herzhaft lachen und auch dieses „old school“-Ding, was sie da in Form ihrer Brettspielabende am Laufen haben, hat mir super gut gefallen. Das war dann endlich mal was richtig außergewöhnliches. Aber sie alle, sowohl die Männer als auch die Frauen, stachen zu wenig aus der Masse an Persönlichkeiten heraus. Das muss absolut nichts schlechtes sein – was es hier auch nicht ist; aber es fällt halt auf wenn man mal einen Blick auf die Gesamtheit wirft. Trotzdem mochte ich Summer & Co total und kann sagen, dass sie rückblickend besser gefielen als Ches und Ella.

Der Schreibstil von Tami Fischer ist sehr locker, sehr leicht und 100% verständlich. Man kommt unheimlich schnell voran und hat überhaupt keine Probleme, sich in die Geschichte hinein zu versetzen und sich davon gefangen nehmen zu lassen. Die Atmosphäre ist einnehmend und dicht, aber auch abwechslungsreich und vielfältig. Die Autorin hat es geschafft, sowohl die humorvollen wie auch die actionreichen und spannenden Szenen gleichermaßen authentisch und stimmungsvoll rüber zu bringen. Ich hatte stets ein sehr klares Bild von den Szenen und den beteiligten Figuren vor Augen und fühlte mich stellenweise ein wenig an das Falir von der Green Valley Love Reihe erinnert – es gibt auch hier definitiv einen Wohlfühlfaktor, obwohl hier eine deutlich düstere Thematik bedient wird und das Ganze lang nicht so idyllisch ist.
Die beiden Sprecher Lisa Müller und Matthias Hinz ergänzen den ohnehin sehr angenehmen Stil noch zusätzlich, indem sie sehr klar und deutlich, aber auch spannend erzählen. Ich hatte zu Beginn ein paar Minuten lang Probleme, der weiblichen Stimme zuzuhören weil sie doch sehr deutlich spricht und ich mich anfangs ein wenig an eine Lehrerin erinnert fühlte, die einem Grundschüler alles extra langsam und verständlich erklärt. Aber schon nach wenigen Sätzen hatte ich mich dran gewöhnt und konnte ihr genau so gut folgen wie der männlichen Stimme, welche wiederum von Anfang an wunderbar passend für Ches war und ihm eine eigene Note einhauchte. Hier gibt’s absolut nichts zu meckern – sowohl Autorin als auch Sprecher haben einen fantastischen Job gemacht und werden von mir sicher noch weitere Male gelesen/gehört.

Die Idee, die hinter „Burning Bridges“ steckte, überzeugt. Die Idee, eine von Trennungsschmerz geplagte Studentin auf einen mysteriösen, scheinbar gefährlichen Typen treffen zu lassen, ist zwar keine Neuerfindung des Genres, aber verspricht doch einiges an Spannung. Ich war also umso neugieriger, wie das Grundgerüst aufgebaut und die Idee umgesetzt wurde. Ich hab mir fast ein bisschen was in die Dark Romance Richtung vorgestellt, aber diese Hoffnung wurde nicht erfüllt.
Der Einstieg fiel zwar leicht, war aber nicht unbedingt vollgestopft mit Spannung. Die Geschichte hat einige Zeit Anlauf gebraucht, bis sie in Schwung kam und selbst danach war es keineswegs so, dass ich es nicht mehr weglegen konnte. Das Ganze war angenehm, war okay. Es gab immer wieder Momente, in denen man dachte „jetzt! jetzt gehts los“ aber es flachte dann doch wieder ab und ging fast plätschernd weiter. Die großes Wendepunkte des Buches hätten detaillierter und ausführlicher ausgearbeitet und dargestellt werden sollen, um voran zu kommen. Einige sehr seltsame Zufälle trugen auch nicht dazu bei, dass sich Besserung einstellte. Es gab doch die Ansätze! Es gab doch einige Möglichkeiten, die Spannungskurve nach oben zu treiben. Aber die wurden nicht genutzt. Zur Mitte hin ging es dann mal kurzzeitig bergauf mit der Spannung als endlich Ches großes Geheimnis gelüftet wurde (relativ unspektakulär, meiner Meinung nach) aber schon nach wenigen Seiten rutschte die Handlung wieder in den bereits mehr als bekannten NA-Bereich ab. Es gab kaum Überraschungen, kaum packende Momente. Die Emotionen wollten mich auch nicht wirklich erreichen, sondern blieben dauerhaft auf Abstand. Es fehlte an Knistern und Kribbeln, an wahrhaftigen Gefühlen, um packen zu können. Ich glaube, es als „plätschernd“ zu beschreiben passt schon extrem gut. Es floss halt so vor sich hin, wies einige kleinere Hürden auf, die sich dann als spannende Passagen zeigten, aber die waren schnell umschifft.
Der Aufbau, in Form des ruhigen Starts, nimmt dem Buch schon viel an Geschwindigkeit. Dabei passierte ja doch einiges zu Beginn, es war einfach nur noch nicht allzu interessant. Und zum Teil auch unrealistisch. Der mittlere Part, der dann ein wenig mehr Tempo aufwies, verblasste dann irgendwie. Es hätte mehr Wow-Effekt gebraucht um den langsamen Einstieg vergessen zu machen. Und, was ich fast am wichtigsten finde: das Ende hätte so viel mehr Glaubwürdigkeit vertragen. Was war das für eine kopflose Aktion von Ella? Der Plan, den sie da verfolgte, erschloss sich mir leider gar nicht und empfand ich einfach nur als dämlich. Natürlich war das Finale irgendwie spektakulär, aber weil sich die Protagonistin selbst in diese Situation manövrierte, hielt sich das Mitleid in Grenzen und ich konnte viel zu wenig mitfiebern und mitleiden.
Kurz um: ich hatte mir von der Idee einfach mehr versprochen. Mehr von allem. Es hätte das Potential gehabt, aber die Umsetzung war nur durchschnittlich. Kein schlechtes Buch – nein! Aber auch sehr weit weg vom Highlight; als was es ja viele zuvor bezeichnet hatten. Da wäre mehr drin gewesen. Und es wäre mehr nötig gewesen, um auch nur annährend an die 5 Sterne heran zu kommen.

FAZIT:
„Burning Bridges“ von Tami Fischer ist ein Roman, der unheimlich viel Potential gehabt hätte. Die endlosen Möglichkeiten, die hier gegeben waren, wurden für mein Empfinden fast komplett ignoriert. So hatte man dann lediglich eine, vor sich hin plätschernde Story, die nicht mal auf emotionaler Ebene wirklich begeistern kann. Dieses Debüt war dabei keineswegs schlecht, aber die Erwartungen lagen einfach höher und die Sache mit der recht naiven Protagonistin machte es nicht besser. Ich fühlte mich alles in allem ganz gut unterhalten, aber wir sind meilenweit vom Highlight entfernt. Dafür hätte es mehr von Gefühlen, von Spannung, von Action, von Undurchsichtigkeit gebraucht. So sah man einfach alles schon kommen und das eher mäßig spektakuläre Ende ließ die Bewertung nochmal eine Stufe nach unten rutschen. Schade. Ich werde Band 2 noch eine Chance geben, aber wird das wieder nichts, darf die Trilogie ausziehen.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein bisschen vorhersehbar, ein bisschen klischeehaft - aber wunderschön

Weihnachten in Cornwall
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Der Einstieg in diese Geschichte ist wunderbar leicht und einfach gehalten. Da sich die Autorin für zwei verschiedene Perspektiven entschieden hat, lernen wir zunächst einmal die Protagonistin Amy kennen ...

Der Einstieg in diese Geschichte ist wunderbar leicht und einfach gehalten. Da sich die Autorin für zwei verschiedene Perspektiven entschieden hat, lernen wir zunächst einmal die Protagonistin Amy kennen und können uns ein klares Bild der jungen Frau machen. Erst nachdem das erste Kapitel dann vorrüber war, treffen wir auch auf Collin. Die Blickwinkel wechseln also in regelmäßigen Abständen hin und her und bringen uns die beiden Hauptfiguren näher. Mir gefiel die Gliederung also wirklich sehr gut und ich konnte mich sowohl in ihn, als auch in sie problemlos hineinversetzen und fühlte mich an beiden Seiten absolut wohl.
Allgemein war der Stil von Mila Summers angenehm und locker, aber auch atmosphärisch und bildhaft. Für meinen Geschmack schreibt sie sehr eingehend, verzichtet aber auf unnötige Beschreibungen, die den Lesefluss stoppen könnten. Ich bin regelrecht durch das Hörbuch gerauscht und hatte stets ein klares Bild der Kulisse und der einzelnen Szenen vor Augen. Die spannenden Szenen, sofern mal welche aufkamen, waren abwechslungsreich und mit gutem Tempo erzählt und so durchaus mitreißend.
Wem aber mein geheimes Lob gilt, sind die beiden Sprecher. Dagmar Bittner kannte ich schon von einigen anderen Hörbüchern und schon da hat mir ihre Art zu sprechen sowie ihre Stimmfarbe immer sehr gut gefallen – und so auch hier. Sie haucht Amy zusätzliches Leben und passt darüber hinaus auch noch wahnsinnig gut zu der jungen Frau. Lukas T. Sperber war mir zwar bis dato fremd, doch er überzeugte mich direkt auf ganzer Linie. Mit einer eher tieferen Stimmlage passt es super zum anfänglich so mürrischen Collin, konnte ihn aber auch als lebensfrohen, charmanten Kerl gut rüber bringen.

Apropos Amy und Collin. Beide Parts fand ich sehr schön ausgearbeitet, wenngleich sie beide doch auch nichts besonderes waren. Störte mich in dem Fall aber keineswegs, denn ich fand sowohl zu ihr als auch zu ihm schnell einen Draht und konnte gut und leicht mit ihnen mitfühlen. Amy ist eine bodenständige, sympathische und lebensechte Protagonistin, die das Herz eindeutig am rechten Fleck trägt. Sie hat so einige Probleme aus der Vergangenheit mit in die Gegenwart verbracht, ihren Frohsinn dadurch aber nicht verloren. Durch einige Faktoren, die damals zustande kamen, erlangt die junge Frau Tiefgang und ihre Handlungen und Gedankengänge waren so überaus nachvollziehbar. Sie hatte Ecken und Kanten, Schwächen und traf falsche Entscheidungen, doch genau das machte sie letztendlich so greifbar. Genau so im Umgang mit ihren Freundinnen: sie hatte so wenig Erfahrung mit dieser Herzlichkeit, mit der sie aufgenommen wurde, doch sie fügte sich im selben Zuge wunderbar in das Bild ein und rundete die Clique schließlich ab. Das trug dann auch zu einer glaubhaften Entwicklung bei. Lediglich der Morgenmuffel, der jeden Morgen erneut zum Vorschein kam, wurde für meinen Geschmack zu oft erwähnt und so zu einem recht nervigen Detail an ihrer Person.
Collin hingegen wandelte sich ebenfalls. Zu Beginn treffen wir auf einen nachlässigen, mürrischen Einzelgänger, der irgendwie in der Vergangenheit stecken geblieben zu sein scheint. Er ist grummelig, lässt sich nichts sagen und reagiert sehr impulsiv. Trotzdem merkt man schon da sein großes Herz, das sich dann im Laufe der Geschichte immer mehr zeigt. Besonders die Liebe zu seinem Bruder, dessen Frau und natürlich zur Mutter kommt unheimlich intensiv rüber und zeigt ganz deutlich, worauf es im Leben wirklich ankommt. Nach und nach lässt er seine harte Schale fallen und offenbart, wie loyal und charmant er tatsächlich ist. Und wieso sich Amy so zu ihm hingezogen fühlt. Das war mir nämlich anfangs ein ziemlich großes Rätsel. Aber Collin ist ein totaler GoodGuy, der hart arbeitet und anpackt, wo es nötig ist. Collin ist, nach seiner Wandlung, nicht nur optisch sehr ansprechend, sondern auch seine Art ließ mich immer wieder schmunzeln.
Womit ich so meine Probleme hatte, waren die Randfiguren. Mir ist natürlich klar, dass gewisse Charaktere genau so sein müssen, wie sie von der Autorin ausgearbeitet wurden, damit die Handlung funktioniert. Und wenn es danach ging, ist es Mila Summers auch echt gut gelungen, die verschiedenen Wesenszüge darzustellen und die Unterschiede hervorzuheben. Aber manche Figuren zerrten massiv an meinem Geduldsfaden und ohne tiefes Durchatmen wäre der sicher über kurz oder lang gerissen. Nochmal fix zusammengefasst: ich mochte bei weitem nicht alle auftretenden Personen, aber von der Ausarbeitung her gibt’s ein großes Kompliment.

Als letztes kommen wir zur Idee und die entsprechende Umsetzung. Das Grundgerüst des Buches ist eben typisch Weihnachtsroman. Junge Frau besucht über die Feiertage die Familie, trifft dort auf einen Kerl, der im ersten Moment total ungehobelt und unsympathisch wirkt und dann – Überraschung! – doch nicht so unausstehlich zu sein scheint. Doch Mila Summers hat noch einige spannende Elemente verbaut und so für ein wenig Abwechslung gesorgt.
Der Einstieg gelang, wie erwähnt, wirklich kinderleicht und ich fühlte mich sehr schnell total dazugehörig. Ich konnte mich auch problemlos nach Port Isaac träumen und die dazugehörige Atmosphäre catchte mich umgehend. Doch gleichzeitig häuften sich auch die Klischees und ließen so manch Wendung schon aus tausend Kilometern Entfernung glasklar hervortreten. Der Spannungsbogen war allgemein nicht wirklich zum Zerreißen angespannt – es war eher eine Wohlfühl-Geschichte – auch wenn es den ein oder anderen Moment gab, der sich als sehr rasant herausstellte und definitiv zum mitfiebern einlud. Wäre aber die Verbindung zu den Hauptfiguren nicht so intensiv gewesen, wäre wohl auch das auf der Strecke geblieben.
Alles in allem war „Weihnachten in Cornwall“ vollgepackt mit schönen, süßen, atmosphärischen, weihnachtlichen Szenen, die das Flair und die Stimmung perfekt einfangen konnten. Gerade im Mittelteil, wo es sonst oft langweilig wird, setzt die Autorin ganz offensichtlich auf Abwechslung und Vielfalt, was die Geschehnisse betrifft. Es passiert also laufend irgendwas, was super unterhält, das Herz erwärmt und zum Lächeln bringt. Was will man mehr?
Vielleicht wäre ein Ende schön gewesen, das ich nicht kommen sehen hätte. Ein kleiner Überraschungseffekt, der dann als Highlight des Buches gilt. Das Ende war nicht verkehrt, es war auch wahnsinnig schön insziniert und durchweg interessant, aber eben nicht spannend und das enttäuschte mich dann doch. Schon nach dem ersten Drittel war mir klar, worauf alles hinauslaufen wird – und so kam es dann auch. Ich bin, irgendwie, zufrieden mit dem Ende, weil es schön ausgearbeitet und einfach stimmig zum restlichen Buch war. Es rundete die Geschichte schlussendlich ab, versetzte mich aber trotzdem nicht in totale Euphorie – leider.

FAZIT:
„Weihnachten in Cornwall“ von Mila Summers ist eine wirklich schöne Weihnachtsgeschichte mit tollem Flair und einem noch tolleren Setting. Mich konnten Amy und Collin definitiv in Weihnachtsstimmung versetzen, und auch wenn es keine überraschenden Wendungen gab bzw. das ganze Geschehen sehr vorhersehbar war, war es doch gefühlvolle Unterhaltung. 1-2 Klischees weniger hätten zwar nicht geschadet, waren aber durchaus noch vertretbar. Für mich kein Highlight, aber irgendwie trotzdem die perfekte Unterhaltung für den Dezember.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Perfekter Mix aus Krimi und Weihnachtsroman

Die Weihnachtsdiebin. Eiskalt erwischt
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„Die Weihnachtsdiebin“ ist in unserem Fall die junge Studentin Kira, die als einer von vier Köpfen einer Diebesbande zählt. Sie ist eine durch und durch interessante Persönlichkeit und lernt man erst einmal ...

„Die Weihnachtsdiebin“ ist in unserem Fall die junge Studentin Kira, die als einer von vier Köpfen einer Diebesbande zählt. Sie ist eine durch und durch interessante Persönlichkeit und lernt man erst einmal ihre Hintergründe kennen, so wird auch nach und nach verständlich, wieso sie sich in solche kriminellen Geschäfte verwickeln lässt. Für mich war Kira unheimlich greifbar, sehr glaubhaft und überaus liebenswert. Es fällt einem überhaupt nicht schwer, mit ihr mitzufühlen und mitzufiebern und es macht Spaß, sie bei den Vorbereitungen für den Diebstahl zu begleiten. Außerdem ist es auch total unterhaltsam, wie sie den Museumsdirektor um den Finger wickelt und irgendwann selbst Angst bekommt, vor ihrem Selbstbewusstsein und Courage. Ich musste mehr als einmal kurz schmunzeln, wenn sie mal wieder merkte, dass sie durchaus gut beim Direktor ankam und er doch deutlich mehr Interesse für sie hegt, als sie für ihn – logisch; ist ja schließlich auch alles nur gespielt. Was aber nicht gespielt ist, sind ihre anderen Gefühle, die sehr realistisch und authentisch rüber kamen. Selbst ich spürte das ein oder andere Mal ein gewisses Kribbeln im Bauch, wenn die Autorinnen davon sprachen. Kira war ein durch und durch guter Mensch. Eine junge Frau, die sich mitreißen lässt und stets und ständig mit ihrem Gewissen kämpft. Trotzdem arbeitet sie gewissenhaft, verantwortungsvoll und zielstrebig. Sie überlässt nichts dem Zufall, kann herrlich improvisieren und hält sich ansonsten maßgeblich an den Plan der Gauner. Kira macht nicht alles richtig, hat aber auch keine Probleme damit, ihre Fehler einzusehen und daraus zu lernen und das hat mich doch sehr beeindruckt. Mit Mut, Charme und Humor rundet sie ihr Profil schließlich ab und wird zu einer wunderbar passenden, liebenswürdigen Hauptfigur.
Auch Jan glänzt auf ganzer Linie. Jan ist sympathisch, ehrlich und äußerst charismatisch. Ich fand ihn von der ersten Zeile an sehr anziehend und attraktiv und der Uniform-Bonus war ebenfalls deutlich spürbar. Als Polizist ist Jan durch und durch verantwortungsbewusst, ernst und autoritär – und diese Kontrast zwischen beruflich und privat ist dem Autorenduo echt gut gelungen. Ich fand ihn in beiderlei Phasen authentisch und greifbar, hatte weder Probleme damit, seine Handlungen, noch seine Gefühle nachzuvollziehen und konnte mich wunderbar leicht in ihn hineindenken. Er war es auch, der immer wieder für das oben genannte Kribbeln sorgte und einfach noch mehr Emotionen ins Spiel brachte. Ich litt, fühlte und fieberte mit ihm mit und war vollkommen überzeugt von ihm. Ansonsten gibt’s zum heißen Polizisten mit großem Herz nicht allzu viel zu sagen, außer dass er eine wahnsinnig tolle Besetzung für diesen Weihnachtskrimi darstellt.
Randfiguren gab es einige, und die Vielfalt war groß. Es ist nur schwer vorstellbar, dass man selbst den eher unwichtigen Charakteren binnen 240 Seiten so viel Leben und Tiefe verleihen kann, aber C.K.Zille und Christina Wermescher ist dies gelungen. Ob Museumsdirektor, Straßenpolizist oder Mitglied der Gauner-Truppe – jeder brachte sich ein, trug zum Fortlauf der Geschichte bei und überzeugte durch Greifbarkeit und Lebendigkeit. Nicht weder weckte Sympathie, aber durch die Vielschichtigkeit war ein jeder gern gesehen und eine Bereicherung für den Roman. So war es zum Beispiel Niklas, der durch ganz andere Wesenszüge auffiel und damit unheimlich interessant. Er brachte mich mit seinen Aussagen und seinem Verhalten so oft zur Weißglut; und dann gab es die nette Empfangsdame, die regelrecht beruhigend auf den Leser wirkt.

Der Schreibstil ist, trotz zwei unterschiedlichen Autoren, sehr angenehm und stimmig; leicht zu lesen und atmosphärisch. Ich kam sehr schnell voran und konnte mich in jede einzelne Szene hinein versetzen. Durch bildhafte Beschreibungen an den richtigen Stellen, hat man ein klares Bild der Geschehnisse vor Augen und der Roman wird lebendig. Das war es schließlich auch, was am meisten auffällt: es war, als wäre ich mitten drin statt nur ein aussenstehender Leser und das trotz der gewählten Erzählweise in Form der dritten Person. Ich bin kein großer Fan mehr von dieser Perspektive, aber hier empfand ich es als äußerst passend und „tiefschürfend“. Auch die Dialoge trugen maßgeblich dazu bei, dass die Geschichte der Realität entsprungen schien. Alles war so einnehmend, stimmungsvoll und die Mischung aus besinnlichem Weihnachtsflair und spannendem Krimi war toll ausgearbeitet, wenngleich ich hier doch ein wenig Einseitigkeit bemerkte. Dazu aber gleich mehr. Erstmal hier weiter im Text, obwohl ich eigentlich alles gesagt habe, was ich sagen wollte: ein toller Stil, der Stimmung macht, fesselt und berührt – was will man mehr bei einem Weihnachtsroman?

Und jetzt zurück zur Einseitigkeit. Es handelt sich hier um einen Weihnachtskrimi und die Idee ist unheimlich vielversprechend und voller Potential. Ich war unheimlich neugierig, wie das Ganze abgehandelt und umgesetzt werden sollte und kann jetzt sagen: der Krimi war zwar nicht voller Überraschungen, aber dennoch spannend und glaubhaft. Die Weihnachtsstimmung kam mir dagegen etwas zu kurz.
Wir steigen inmitten eines atmosphärischen Weihnachtsmarkts ins Geschehen ein und gerade da meinte ich, die Aromen von Glühwein, Bratwurst und Schupfnudeln in der eigenen Nase wahrzunehmen und die Brise im Gesicht zu spüren. Die weihnachtliche Musik und das Flair eines Weihnachtsmarkts trugen ebenfalls dazu bei, mich in Hochstimmung zu versetzen. Leider nahm das dann aber recht schnell ab. Es wurde sich immer mehr auf den Krimi-Aspekt konzentriert und auch wenn die Liebe keineswegs zu kurz kam, fehlte es mir ein wenig an dem Weihnachts-Aspekt. Zwar gab es ordentlich Schnee im idyllischen München und eine Weihnachts-Ausstellung im Museum, aber so richtige, einschlägige Stimmung kam bei mir leider nicht auf, zumindest sehr lange nicht.
Der Mittelteil des Buches ist also weniger weihnachtlich, dafür umso spannender und temporeicher. Der Plan der Kriminellen wurde immer offensichtlicher und man fieberte automatisch mit Kira mit. Gleichzeitig aber auch mit Jan, denn er musste diesen Diebstahl um jeden Preis verhindern. Kein Wunder, dass man als Leser sehr hin und her gerissen ist, wem man seine Loyalität denn jetzt schenken sollte und die immer wieder auftretenden Wendungen spielten der Undurchsichtigkeit ebenfalls in die Karten. Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet, dass dieser Roman mit dem süßen Cover und dem eher unscheinbaren Klappentext wirklich ein solches Maß an Ermittlungsarbeit, Polizei-Präsenz und Spannung mit sich bringen könnte. Aber das Autorenduo hat mich eines besseren belehrt und mich so an die Seiten gefesselt.
Wie schon erwähnt war nicht jede Wendung eine totale Überraschung, aber die Art, wie C.K.Zille und Christina Wermescher das ganze insziniert haben, machte schlicht Spaß! Und auf den Kunst-Diebstahl folgte noch so viel mehr, bishin zum Schusswechsel und einer wilden Verfolgungsjagd. Einfach große Klasse!
Das Ende war dann, im Vergleich zum restlichen Ablauf keine allzu große Steigerung mehr [das wäre ohnehin nur noch schwer möglich gewesen, da noch eins oben drauf zu setzen], und trotzdem ein spektakuläres Finale. Hier trafen Action und Gefühl nochmal ordentlich aufeinander und erzeugten ein regelrechtes Feuerwerk. Die Auflösung war stimmig, beantwortete alle offenen Fragen und ließ mein Herz einfach höher schlagen. Und erst kurz zuvor stellte sich auch endlich wieder die Weihnachtsstimmung bei mir ein. Gerade die letzten Seiten sind herrlich klischeehaft weihnachtlich – also genau so, wie ich es liebe.

FAZIT:
„Die Weihnachtsdiebin“ von C.K.Zille und Christina Wermescher ist einfach mal ein etwas anderer Weihnachtsroman, der Romantik und Besinnlichkeit mit Action, Spannung und Polizei-Arbeit kombiniert. Erstaunlich temporeich und rasant, und trotzdem gefühlvoll. Die beiden Protagonisten bereichern die Geschichte mit so viel Lebendigkeit und Liebenswürdigkeit und sind einfach herzensgute, mitfiebernswerte Persönlichkeiten. Auch der Schreibstil überzeugt in allen Punkten. Fürs absolute Highlight hätte es vielleicht doch die ein oder anderen Überraschung mehr geben können, aber unterhalten haben mich Kira und Jan allemal. Von mir gibt’s ne dicke Empfehlung, die mal was neues ausprobieren wollen und die Nase voll haben von klischeehaften Weihnachtsromanen.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Perfekt um in Winterstimmung zu kommen

Winter auf Schottisch
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Das Kennenlernen der beiden Protagonisten gestaltete sich als wirklich leicht. Es fiel mir überhaupt nicht schwer, mich an Ava zu gewöhnen und eine Verbindung zu ihr herzustellen. Ich fand sie von Anfang ...

Das Kennenlernen der beiden Protagonisten gestaltete sich als wirklich leicht. Es fiel mir überhaupt nicht schwer, mich an Ava zu gewöhnen und eine Verbindung zu ihr herzustellen. Ich fand sie von Anfang an sympathisch und durch ihren gewählten Berufsweg dazu auch noch unheimlich interessant. Architektur war schon immer etwas, was mich faszinierte und begeisterte und allein dadurch hatte die junge Frau direkt einen Stein im Brett bei mir. Doch in Ava’s Leben läuft nicht alles rund; sie hat Probleme, Kummer und Leid, Sorgen und Nöte, sie ist bei weitem nicht perfekt aber genau das gab ihr den letzten Schliff. Sie ging herrlich authentisch mit den Steinen, die ihr das Leben in den Weg legte, um und brachte dabei eine Mischung aus Verzweiflung und Angst, aber auch aus Kampfgeist und Lebendigkeit mit. Sie war quirrlig, aber nicht zu quirrlig. Sie war nicht laut, aber auch nicht leise. Sie war einfach sie selbst. Einzig ihre etwas voreingenommene Art stieß mir stellenweise sauer auf. Die machte sich aber auch nur dann bemerkbar, wenn sie in Kontakt mit jemandem kam, der bodenständiger war als sie. Man merkt, dass sie sich in den gehobenen Kreisen bewegt und dass sie sich gegenüber anderen recht herabschauend verhält. Klingt jetzt, als wäre sie eine arrogante Zicke gewesen, aber sie machte das mit einer totalen Verständlichkeit und sah das gar nicht. Außerdem musste sie auch relativ schnell von ihrem hohen Ross herunterkommen und auf dem harten Boden der Realität ankommen. Schottland ist nicht das hektische London – und das sieht sie nicht nur ein; sie lässt es auf sie übergehen und das gefiel mir unendlich gut. Die Entwicklung, die sie an den Tag legt, ist unbeschreiblich echt ausgefallen, obwohl sie quasi eine 180 Grad Drehung hinlegte ohne sich selbst zu verlieren. Sie wurde zu einer richtig bodenständigen Persönlichkeit, zu einer regelrecht liebenswerten Protagonistin und ich bin endlos froh, dass diese anfänglichen Schwierigkeiten sich nach und nach legten. Nur dadurch gelang es mir schlussendlich, so mit ihr mitzufiebern und mitzufühlen, wie ich es schlussendlich tat.
Colin entpuppte sich zunächst auch erstmal als typisch rüpelhafter Highlander. Grummelig, eigenbrödlerisch und rau. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich ihm nähern konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass er mich unbeabsichtigt verletzt mit seiner Art. Genau so wie Ava hat er auch er eine Menge Vorurteile, vor allem gegen die Großstädtler und gegen alles, was nicht so recht in sein beschauliches Weltbild passt. Dabei verbirgt sich hinter Colin eine Vergangenheit, mit der man niemals rechnen würde. Schon gar nicht in Anbetracht seines durch und durch schottischen Auftretens. Aber mir gefiel es, dass er so vielschichtig gestaltet wurde und so viele verschiedene, wichtige Werte vertrat. Es gab, jetzt rückblickend, nur wenig, was mir nicht zusagte. Selbst die anfänglichen Schwierigkeiten verblassen neben all den positiven Eigenschaften, die sich im Laufe der Geschichte offenbarten. Er gewann einfach mein Herz, und seine Sturheit machte ich nur noch lebendiger und greifbarer für mich. Es passte zu ihm; und er wiederum passte zu diesem Roman.
Die Randfiguren haben definitiv nicht die größte Aufmerksamkeit der Autorin bekommen, aber das war auch nicht nötig. Es genügte vollkommen, dass ein jeder für mich vorstellbar und greifbar war, dass ich zu jedem eine Verbindung aufbauen konnte – ob nun positiv oder negativ spielt dabei keine Rolle. Es gab die, die man von der ersten Sekunde an unheimlich lieb gewann, und die, deren Visage man am liebsten direkt aus der Geschichte verbannen wollte. Und es gab die, die irgendwann unbemerkt die Seiten wechselten und plötzlich gar nicht mehr das waren, was sie anfangs zu sein schienen. Gut gemacht und ich glaube, es spielt auch eine kleine Rolle, dass es ja bereits ein Buch gibt, das „in dieser Welt“ spielt und man dort gewisse Nebenrollen von hier besser kennenlernen konnte. Da fehlte wohl ein kleines bisschen das Vorwissen.

Woran es nicht mangelte, war ein super leichter, aber nicht weniger atmosphärischer Schreibstil. Karin Lindberg erzählt die Geschichte sehr locker, verzichtet aber keineswegs auf die großen Gefühle. Sie schafft es die Emotionen sehr intensiv zu transportieren, sodass ich oft selbst spüren konnte, was die Figuren aktuell empfanden. Das Setting wirkte unheimlich authentisch und war sehr bildhaft und greifbar ausgearbeitet. Mich in diesen Roman hineinzudenken war so kinderleicht und die Atmosphäre nahm mich komplett ein. Dafür, dass es keine super rasante Storyline war, war ich dennoch sehr ans Geschehen gefesselt und genoss es, den Winter in Schottland zu verbringen. Der Roman brachte einfach die nötige Stimmung mit, in der man sich fallen lassen, wohlfühlen und treiben lassen konnte.
Die Sprecherin Inka Lioba Brettschneider rundete das Bild schließlich ab, indem sie das Hörbuch wunderbar authentisch vertont und Ava mit ihrer warmen Stimmfarbe noch zusätzliches Leben einhaucht. Die Sprecherin verzichtet auf große, waghalsige Betonungen – was ich extrem gut fand – und setzt er auf „sinnliche“ und „emotionale“ Atmosphäre. Gefiel mir rund herum wirklich gut und überzeugte mich auf ganzer Linie.

Die Idee hinter diesem Roman ist denkbar einfach; aber auch denkbar gut. Es ist absolut nichts Besonderes, könnte aber durch die Atmosphäre und schöne Szenen definitiv glänzen – so meine Hoffnung. Und meine Gebete wurden erhört. Der Einstieg gelingt dank des Einblick’s in Ava’s Alltag wunderbar leicht und schnell. Erst einmal passiert recht wenig, doch schon bald gerät alles gefährlich ins Wanken. Der Klappentext verrät bereits, dass sich der Freund unserer Protagonistin als Idiot entpuppt und das bringt doch einiges an Zündstoff in die Geschichte. Folglich geht es dann Schlag auf Schlag und Ava verliert nicht nur ihren Lebensgefährten, sondern auch ihr Dach über dem Kopf und beinah auch noch ihren Job. Die Abhandlung dieser Probleme waren genau so ausgearbeitet, wie ich mir das gewünscht hatte. Sie lösten sich nicht zu schnell in Luft auf, sondern verbreiteten erst einmal recht gedrückte Stimmung aus Aussichtslosigkeit. Doch es tat sich auch relativ fix ein Ausweg auf, sodass man sich als Leser schnell wieder auf die eher ruhige Stimmung einstellen konnte.
Das Grundgerüst des Buches ist ebenfalls recht bekannt, ist aber durch einige Elemente ordentlich aufgewertet worden. Die anfänglichen Antipathien zwischen den Hauptfiguren sind herrlich amüsant und lockern das Geschehen immer wieder auf. Gleichzeitig kommt aber auch das erste Kribbeln hervor und ergriff mich direkt. Ich konnte so schön abtauchen und mich von den Gefühlen, der Idylle und vom Winter in Schottland berieseln lassen. Wie oben schon kurz angeteasert gibt es keine actionreiche, super rasante Handlung, aber die Emotionen reichen komplett aus, um zu fesseln. Ich fühlte mich wohl, empfand sowas wie inneren Frieden beim Lesen und fieberte dennoch mit Ava und Colin mit. Es war schön, sie auf ihrem Weg zueinander zu begleiten und die Sturheit der Beiden sorgte dafür, dass dies nicht über Nacht passierte. Immer wieder gab es Missverständnisse und Sticheleien untereinander, sodass es nie langweilig wurde. Humor ist also etwas, was in diesem Buch reichlich vorkommt und obwohl ich oft nicht richtig empfänglich dafür bin, schmunzelte ich das ein oder andere Mal doch.
Das Drama am Ende, das es natürlich auch gab, hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Es trieb zwar das Tempo nochmal etwas nach oben, ruinierte gleichzeitig aber auch die besinnliche Stimmung, immerhin herrscht zu der Zeit Weihnachten in dem Buch. Nichts desto trotz wars dann doch nochmal etwas spannend und obwohl das Ende vorhersehbar war, war es doch alles in allem schön verpackt und für den Leser interessant zu verfolgen. Trotzdem hätte ich mir einfach noch ein bisschen mehr vom Ende versprochen – oder weniger – man weiß es nicht.

FAZIT:
„Winter auf schottisch“ von Karin Lindberg war eine wundervolle, unterhaltsame Geschichte voller Winter-Feeling und Idylle. Mit den großen Gefühlen wurde hier nicht gegeizt und es macht unheimlichen Spaß, an Ava’s Seite die Vorzüge der schottischen Highlands und das dazugehörige Landleben kennen zu lernen und sich nicht nur in die Landschaft, sondern auch in Colin zu verlieben. Nicht alles war 100% perfekt, aber die Unterhaltung war da und mehr hatte ich mir letztendlich auch nicht versprochen. Falls ihr mal Lust habt auf einen lockerleichten Liebesroman, der im wunderschönen Schottland spielt, und das auch noch zur Winter,- Weihnachtszeit, dann kann euch diese Geschichte auf alle Fälle total empfehlen.

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