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Veröffentlicht am 04.03.2024

June hat einen Bestseller geschrieben - oder doch nicht?

Yellowface
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Als die Amerikanerin June Hayward mit ihrer Freundin, bzw. eher Bekannten seit Studientagen, der chinesischstämmigen Athena Liu deren netflix-Vertrag in ihrem Loft feiert, stirbt diese vor Junes Augen. ...

Als die Amerikanerin June Hayward mit ihrer Freundin, bzw. eher Bekannten seit Studientagen, der chinesischstämmigen Athena Liu deren netflix-Vertrag in ihrem Loft feiert, stirbt diese vor Junes Augen. Unüberlegt und automatisch steckt sie das neue Manuskript von Athena ein, das noch niemand kennt. Darin geht es um das Leid von chinesischen Arbeitern im Ersten Weltkrieg. June ist so davon gefesselt, dass sie beschließt, es zu überarbeiten und druckreif zu machen.
June, die mit ihrem Debütroman keinen Erfolg hatte, wird als Juniper Song mit "Die letzte Front" endlich zum Bestseller!

Dieses Buch liest sich wie ein Geständnis oder Tagebuch; June spricht die Leser:innen direkt an (Das durchgehende Gendern im ganzen Roman war für mich gewöhnungsbedürftig. In Artikeln oder Nachrichten hat man sich ja schon daran gewöhnt, aber in einem Roman stört es meinen Lesefluss.)
Durch die direkte Ansprache von June bekommt man tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Und ich muss sagen: das gefiel mir nicht. June ist vor Neid zerfressen, eine sehr unsympathische Person, die emotional unterentwickelt und nicht empathisch ist. Sie sucht immer neue Rechtfertigungen, warum sie diese Geschichte veröffentlichen durfte. So eine derart falsche, hinterhältige und unerträgliche Protagonistin hatte ich noch nie. Trotzdem musste ich einfach ALLES erfahren, was für die Schreibkunst der Autorin spricht.
Ich verurteile Junes Doppelmoral, mit der sie alles bewertet. Sie wechselt auch laufend von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt. Hat keinerlei Selbstbewusstsein und keine feste, eigene Meinung. Sie schwimmt mit dem Strom und versucht immer, im besten Licht dazustehen und das beste für sich rauszuholen, mit teils widerwärtigen Methoden. Und sie ist lernresistent. Sie lernt einfach nicht aus ihren Fehlern und verhält sich manchmal einfach nur dumm.

Die Autorin verarbeitet in diesem Roman nicht nur Rassismus (der ein großes Thema ist), Diversität und die Frage der kulturellen Aneignung (Darf jeder alles schreiben? Also hatte June mit ihrer Herkunft überhaupt das Recht, einen Roman über das Leiden chinesische Arbeiter zu schreiben?); auch die Themen Plagiat, die Buchbranche in den USA (was für mich besonders interessant zu lesen war, denn oft denkt man sich: ja, genauso ist es; wobei es in den USA sicherlich noch schwieriger ist als in Europa durch die Buchpreisbindung), die "Diskussions"kultur in den Sozialen Medien (bzw. eher das Mobbing und Shitstorms, vor denen June besonders Angst hatte), Neid, Eifersucht, Intrigen. Somit also auch eine breite Bandbreite der Gefühle.
Man fiebert mit June mit, wer da wohl so viel Hass auf sie hat und sie derart verunglimpft, und hasst sie trotzdem gleichermaßen wie auch Athena, der sie ihren Erfolg aus diversen Gründen missgönnt hat, denn auch diese war kein einfacher Charakter. Trotzdem hätte ich Athena gern etwas besser kennengelernt; nicht nur aus Sicht von June.
Auch ein kleiner Krimi ist inkludiert, denn man grübelt bis zum Schluss, wie sich der Tod von Athena wirklich abgespielt hat.
Doch manchmal wusste man selbst gar nicht mehr, was echt war und was sich June nur ausgedacht hat.

Den Schluss fand ich leider nicht befriedigend, etwas dünn in der Erklärung, nicht wirklich nachvollziehbar. Aber auch so naheliegend, und deshalb etwas unspektakulär und vorhersehbar. Und June macht wieder dort weiter, wo sie zuvor schon aufgehört hat ("täglich grüßt das Murmeltier"). Doch gleichzeitig ist es auch ein eher offenes Ende, denn man weiß nicht, wie es schlussendlich ausgehen wird und kann auch nicht mit Bestimmtheit sagen: hat June uns das alles erzählt?


Fazit:
Ein Roman über das Autor:innen-Dasein, die Buch- und Verlagswelt, Plagiate, Sozial Media und alles, was dazugehört; der alle Gefühle vereint, einen mitreißt, wütend und traurig macht und manchmal nur den Kopf schütteln lässt. Und vor allem wird man nachdenklich.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

auf der Suche nach Prinz Marillos Mutter

Amalia von Flatter. Wer hat Angst vor Einhörnern? (Band 2)
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Im 2. Teil der Reihe, der direkt an Band 1 anschließt, wollen die kleine Vampirin Amalia von Flatter samt ihrem Haustier-Kürbis Kürbinian und ihren besten Freunden Prinz Marillo (halb Fee, halb Vampir), ...

Im 2. Teil der Reihe, der direkt an Band 1 anschließt, wollen die kleine Vampirin Amalia von Flatter samt ihrem Haustier-Kürbis Kürbinian und ihren besten Freunden Prinz Marillo (halb Fee, halb Vampir), dem Yeti-Mädchen Flora und dem kleinen Todd (ist zuständig für zerquetschte Kröten) endlich Marillos Mutter, Königin Morgentau, finden - eine Fee, die vor einiger Zeit plötzlich verschwunden ist. Sie vermuten sie in Glitzeropolis, der Hauptstadt des Königreichs des Lichts, doch niemand weiß, wie man dorthin kommt. Außerdem ist es gefährlich im Königreich des Lichts, denn dort gibt es glitzernde Einhörner!! Und noch viele weitere gefährliche Wesen des Lichts.

Die charakterstarken Freunde sind mutig und abenteuerlustig wie eh und je, und nehmen jede Gefahr auf sich, um ihrem Freund zu helfen.
Wieder stehen Freundschaft, Familie, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und natürlich Mut im Fokus, gespickt mit jeder Menge Skurrilität, Phantasie und Humor. Wenn Todd zu einem Krötenfall muss, läutet sein SchreiPhone.
Und Flora kann nur laut sprechen, deshalb sind ihre Sätze in Großbuchstaben gedruckt. Und einen S-Fehler hat sie auch, sie kann das nämlich nicht aussprechen und sagt stattdessen F. Und das zieht sich wirklich fehlerfrei durchs ganze Buch.
Schön ist die Mischung aus vielen humorvollen Szenen, aber auch welche, die zum Nachdenken anregen; so zB dass man nicht nach dem Äußeren gehen soll, seine Scheuklappen ablegen, und seine Vorurteile auch mal über Bord werfen.
Eine spannende Reise, unerwartete Wendungen und eine Überraschung am Ende überzeugen!

Viele wundervolle und detailreiche schwarz-weiß Zeichnungen, auf denen es viel zu entdecken gibt, peppen die Geschichte auf.
Sehr hilfreich zu Beginn des Buches sind die Landkarte des Königreichs des Lichts, wo man alle Wege genau nachvollziehen kann, sowie die illustrierten Steckbriefe der wichtigsten Charaktere.


Fazit:
Eine wundervoll-gruselig-humorige, fantasievolle und magische Fortsetzung von Amalias Abenteuer, das einfach gute Laune verbreitet; diesmal sind die Freunde auf der Suche nach Marillos Mutter und trauen sich in das gefährliche Königreich des Lichts.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Der Dino erklärt das Recyclen

Der Recyclosaurus
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Matti ist ein riesengroßer Dino-Fan. Wie er staunt, als plötzlich ein echter Dino vor ihm steht!? Und der ist extrem hungrig. Matti findet heraus, dass er am liebsten Plastik frisst. Dabei wird er immer ...

Matti ist ein riesengroßer Dino-Fan. Wie er staunt, als plötzlich ein echter Dino vor ihm steht!? Und der ist extrem hungrig. Matti findet heraus, dass er am liebsten Plastik frisst. Dabei wird er immer größer und größer. Woher bekommt Matti nur genug Futter für ihn?

In kurzen, leicht verständlichen Sätzen wird die Geschichte vom Recyclosaurus erzählt, der durch die ganze Welt reist, um den unendlichen Plastikmüll der Menschen zu verspeisen.
Hier wird spielerisch auf das wichtige Thema Umweltverschmutzung, insbesondere durch Plastikmüll, aufmerksam gemacht und die Kinder so zu einem umweltbewussteren Verhalten aufgefordert.

Mir gefällt die Idee, anhand eines Dinos den Kindern das Recyclen (von Plastikmüll) näher zu bringen. Noch dazu mit bei Mädchen und Jungs beliebten Dinos.
Die Geschichte vom Recyclosaurus, der nur Plastik frisst, bildet einen schönen Übergang zur Erklärung, wie Plastik überhaupt entsteht und welchen Rohstoff man dafür braucht.

Denn nach der Geschichte kommt ein Sachteil, der etwas komplexer ist und erklärt, wie Kunststoff produziert wird, was dieser mit Dinos zu tun hat, welche Dinge noch aus Erdöl hergestellt werden und eben auch, warum es so ein Problem für die Umwelt ist und wie man dieses Problem minimieren kann.

Die Erklärung, warum der Dino nur Plastik frisst, fand ich zuerst etwas weit hergeholt, aber es passt dann irgendwie doch ganz gut.
Die Geschichte selbst ist in leicht verständlichen und kurzen Absätzen verfasst, die auch gut von ungeübten Leseanfängern gelesen werden kann.
Den Sachteil sollte man mit den Kindern besprechen, da dies nicht ganz so einfach zu verstehen ist.

Großflächige, bunte Illustrationen untermalen die Geschichte.
Mir gefällt diese kreative und interessante Umsetzung eines wichtigen, aber für Kinder manchmal langweiligen Themas. Es wäre toll, praktisch und hilfreich, gäbe es solch einen Plastik-verspeisenden Dino wirklich!


Fazit:
Kindgerechte und lustige Umsetzung des wichtigen Themas Recycling und Müllvermeidung mit wunderschönen Illustrationen.

Veröffentlicht am 28.02.2024

eine außergewöhnliche Familie

Willkommen bei den Grauses 1: Wer ist schon normal?
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Ottilie Schmidt freut sich riesig: endlich bekommt sie Nachbarn! Auch wenn sie sich wundert, dass jemand in dieses verfallene Haus zieht, und dann auch noch mitten in der Nacht.
Doch als sie dann endlich ...

Ottilie Schmidt freut sich riesig: endlich bekommt sie Nachbarn! Auch wenn sie sich wundert, dass jemand in dieses verfallene Haus zieht, und dann auch noch mitten in der Nacht.
Doch als sie dann endlich die drei Kinder (sowie den Opa, den Hund und die Eltern) kennenlernt, stellt sie fest: die schauen seltsam aus, die benehmen sich anders; doch in deren Herzen stimmt alles!

Es ist total lustig zu lesen, WIE anders die Grauses sind!! Und warum sie überhaupt in die Sackgasse gezogen sind.
Muh hat kleine Hörner, Wolfi spitze Reißzähne, und Husch ist gar nicht zu sehen.
Besonders witzig sind natürlich der Wischmopp, äh Hund, und der grummelige Opa, der ein Schrat ist.
Bei jeder Verfehlung, die diese zusammengewürfelte Familie nicht wie eine normale Familie erscheinen lässt, kräht die schreckliche Krähe am Dach und es gibt einen grauen Punkt auf der Liste. Opa sammelt ganz schnell viele Punkte und droht, zurückgeschickt zu werden.

Es ist sooo schön, die Entwicklung von allen zu beobachten: Ottilie, nachdem sie anfangs irritiert ist, die dann doch merkt, dass alle Grauses ganz toll sind. Der Schrat-Opa, der immer griesgrämig ist und dann bemerkt, dass ihn freundliches und hilfsbereites Verhalten einen weiterbringt. Und wie die Kinder feststellen, dass Familie einfach schön ist und man zusammengehört, auch wenn sich manchmal einer danebenbenimmt.
Ottilie hat viele wundervolle Ideen zur Lösungsfindung sämtlicher Probleme, wichtige Themen sind Freundschaft, Familie, Mut, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft.
Die wunderschönen schwarzweiß Illustrationen peppen die Geschichte zusätzlich auf.

Den Kern der Geschichte finde ich ganz wundervoll: urteile nicht nach dem Äußeren (denn ein schönes Äußeres kann oft täuschen!!), wenn jemand anders aussieht und/oder sich anders verhält als du selbst; wichtig ist ein liebevoller Charakter, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.


Fazit:
Fantasievolle, magische und humorvolle, leicht-schräge Geschichte über eine Familie, die mal so GANZ anders ist.

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Veröffentlicht am 13.02.2024

fesselnder, komplexer und authentischer 3. Teil der Island-Krimi-Reihe

Verborgen
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September 2019, Akranes, Island. Bei einem Hausbrand kommt ein junger Mann ums Leben. Kommissarin Elma und ihr Partner Saevar ermitteln schon bald wegen Brandstiftung. Dabei gibt es viele Personen im ...


September 2019, Akranes, Island. Bei einem Hausbrand kommt ein junger Mann ums Leben. Kommissarin Elma und ihr Partner Saevar ermitteln schon bald wegen Brandstiftung. Dabei gibt es viele Personen im Umkreis des toten Marinó, aber keine Person, die auch ein Motiv gehabt hätte.
Und dann wird eine zweite Leiche gefunden und Elma ist sich sicher, das hängt alles zusammen. Doch wie nur?

Eva Björg Ægisdóttir lässt einen wieder die oft mühselige Ermittlungsarbeit von Elma hautnah verfolgen. Das macht es authentisch und interessant. Ich mag Elmas Hartnäckigkeit. Diesmal kommt viel Privates vor und es macht Spaß, die beruflichen, aber v.a. privaten Entwicklungen zu beobachten.
Dann gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, in dem nur der Leser in Kursivschrift über das Leben eines isländisch-niederländisches Au-Pair-Mädchens in der jüngeren Vergangenheit ab Februar 2019 erfährt.
Man liest viel über Familienschicksale und -dramen in der Kleinstadt, das macht das Ganze glaubwürdig und nachvollziehbar.

Der Fall ist in sich geschlossen und mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin es geschafft hat, den Leser über den Zusammenhang der beiden Todesfälle im Dunkeln tappen zu lassen.
Die Auflösung des komplexen, spannenden und authentischen Kriminalfalls konnte mich überraschen und überzeugen.
Nur von der schönen Landschaft Islands kommt diesmal leider nicht so viel rüber wie in den vorigen Bänden.

Am Ende der Geschichte gibt es ein umfangreiches Personenverzeichnis, das ich mir an den Anfang gewünscht hätte, um den Überblick über die vielen handelnden Personen zu behalten. Denn nach Beenden der Geschichte ist es leider nicht mehr hilfreich.
Wieder gibt es übersichtliche Karten im vorderen und hinteren Buchdeckel über Island, die Gegend um Akranes und den Ort selbst.


Fazit:
Ein fesselnder, komplexer und authentischer 3. Teil der Island-Krimi-Reihe mit einer sympathischen und hartnäckigen Ermittlerin.

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