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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2025

Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Ich hol mir dein Leben
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In "Ich hol mir dein Leben" dreht sich alles um die Zwillingsbrüder Tim und Tom, Mitte 20.
Der eine ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und versucht nun, in einem Programm um sein Überleben zu ...

In "Ich hol mir dein Leben" dreht sich alles um die Zwillingsbrüder Tim und Tom, Mitte 20.
Der eine ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und versucht nun, in einem Programm um sein Überleben zu kämpfen, indem er sich möglichst aus Problemen raushält und seinen Job behält.
Der andere ist unfassbar reich, führt ein Unternehmen, lebt in einer Villa, hat jede Menge teurer Autos und div. anderer Immobilien.
Und der arme Bruder möchte nun das Leben seines wohlhabenden Bruders übernehmen, zu dem er seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr hatte.

Was sich so "simpel" anhört, ist ein Geflecht aus unfassbaren Ereignissen in der Vergangenheit, die zu dem geführt haben, wie die Brüder jetzt leben; vielen dunklen Geheimnissen und überraschenden Wendungen.
Denn auch wenn man von Anfang an weiß, wer der Täter ist und wohin sich die Geschichte entwickeln wird, ist doch alles anders, als man denkt. Und am Schluss konnte mich die Autorin nochmal überraschen.
Obwohl ich lieber komplett abgeschlossene Geschichten habe, ist das halb-offene Ende hier genau richtig: man kann selbst überlegen, wie sich die Zukunft entwickelt könnte.

Abwechselnd liest man aus Sicht der beiden Zwillingsbrüder, sodass man tief in deren Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen kann. Sprachlich könnte es für meinen Geschmack etwas raffinierter sein, vor allem bei den Dialogen.
Die Figurenzeichnung ist der Autorin sehr gut gelungen, findet man doch den einen Bruder sofort sympathisch, und den anderen absolut abstoßend - doch gibt es psychogisch zu denken: wie viel Einfluss hat die Umwelt auf die Charakterbildung? Oder sind gewisse Verhaltensweisen angeboren? Warum wird man zum Mörder? Das gibt hier, am Beispiel Zwillinge, ganz besonders zu denken.


Fazit:
Ein perfides Psycho-Drama mit polarisierenden Charakteren, das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 10.03.2025

5. und letzter Fall von Rocco Eberhardt und Justus Jarmer

Der zweite Verdächtige
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Im 5. (und wohl letzten) Band der Reihe um Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer, der in sich geschlossen ist und eigenständig gelesen werden kann, geht es um Jan Staiger, ...

Im 5. (und wohl letzten) Band der Reihe um Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer, der in sich geschlossen ist und eigenständig gelesen werden kann, geht es um Jan Staiger, der verhaftet wurde, da er angeblich in einem Schwulenclub einen anderen Homosexuellen mit einer Überdosis k.o.-Tropfen umgebracht haben soll.
Der übermotivierte Hauptkommissar Ralph Berger nimmt ihn daraufhin gleich fest, obwohl es nur Indizien gibt.
Klar, dass Rocco Eberhardt ihn mit juristischer Begründung wieder auf freien Fuß holt.
Doch dann stirbt noch ein Homosexueller in einem anderen Club - und dieser hatte Jans Telefonnummer eingesteckt...

Der Schreibstil ist gewohnt fesselnd, auch durch die kurzen Kapiteln und Cliffhanger und die kurzen Einschübe aus Sicht von "Fuzz".
Toll fand ich wieder besonders die detaillierte und akribische Ermittlungsarbeit von Rocco und Tobi, aber auch die Beweisführung vor Gericht sowie die Obduktion und Spurenauswertung. Denn Rocco glaubt Jan dann doch, dass dieser nichts mit den Todesfällen zu tun hat, obwohl die Beweise eindeutig eine andere Sprache sprechen.
Mir gefiel hier auch die Zwiegespaltenheit von Rocco, denn mir ging es wie ihm: sagt Jan die Wahrheit oder lügt er? Man ist sich nie sicher, denn Jan verhält sich immer wieder auffällig.
Bedrückend waren die wahrscheinlich immer noch aktuellen Vorurteile, auch innerhalb der Polizei, gegenüber Homosexuellen, die hier eindrücklich dargestellt wird. Das gibt wirklich Stoff zum Nachdenken.

Ich war somit die längste Zeit wieder total begeistert, doch leider war ich von der Auflösung etwas enttäuscht. Der Täter kam nur kurz mal vor (oder ich hatte den einfach schon wieder vergessen bis dahin ;) ; aber v.a. konnte mich das Motiv nicht überzeugen. Der andere Verdächtige hätte ein wirklich authentisches Motiv gehabt, aber den Beweggrund des eigentlichen Täter konnte ich absolut nicht nachvollziehen.
Und der letzte Satz hat mich dann auch mit Entsetzen zurückgelassen. Vor allem, da dies ja der letzte Band der Reihe sein soll.


Fazit:
Ein fesselnder Abschlussband um Rechtsanwalt Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer, dessen Auflösung mich leider nicht überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 09.03.2025

Fünf Freunde, ein Krimidinner. Wer ist ein Mörder?

Das Dinner – Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
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Fünf (ehemalige) Freunde treffen sich zu einem Krimidinner in einem abgelegenen Restaurant: Jonathan und Lotta, die mittlerweile ein Paar sind und denen das Restaurant gehört; diese haben auch zum Krimidinner ...

Fünf (ehemalige) Freunde treffen sich zu einem Krimidinner in einem abgelegenen Restaurant: Jonathan und Lotta, die mittlerweile ein Paar sind und denen das Restaurant gehört; diese haben auch zum Krimidinner eingeladen. Dann ist natürlich noch Hanna da, Jonathans Schwester. Tristan, Hannas Ex-Freund. Und Kiano, der sich vor 5 Jahren von allen abgewendet hat, aber zu dieser Einladung zugesagt hat. Einen Platz hat Lotta in Gedenken an Maria frei gehalten. Maria ist vor 5 Jahren bei einem Festival, das die Sechs damals gemeinsam besucht hatten, verschwunden.

Die Geschichte beginnt ruhig und baut sich langsam auf; man lernt die Charaktere kennen und es gibt auch immer wieder Rückblenden zu den Geschehnissen am Festival vor 5 Jahren. Und zwar aus Sicht unterschiedlicher Personen; es gibt somit verschiedene Erzählstimmen.
Und das Krimidinnerspiel erinnert mehr und mehr an die damaligen Ereignisse, was alle aus dem Konzept bringt. Es war interessant zu sehen, wie die einzelnen Personen unter diesem Stress reagieren.
Doch wer hat das Spiel erstellt und warum?
Man fiebert mit den Charakteren mit, denn man möchte selbst auch unbedingt herausfinden, warum Maria damals verschwunden ist. Und lebt sie noch, oder ist sie tot? Wer von den Freunden lügt? Und warum erscheint Kiano plötzlich zum Dinner, obwohl er die anderen seit damals gemieden hat? Man kann also super miträtseln.

Die handelnden Personen sind detailliert ausgearbeitet und sehr unterschiedlich; ich fand sofort zwei davon total unsympathisch. Man fragt sich jedoch immer wieder: ist das nur ein Ablenkungsmanöver? Und mit dem immer besseren Kennenlernen hatte ich nur mehr eine Person, die ich mochte und wo ich mir ganz sicher war, dass diese nicht der Täter ist, auch wenn die Autorin die Leser immer wieder an der Nase herumführen möchte.
Mit den Spielernamen des Krimidinners und den echten Namen bin ich anfangs durcheinander gekommen, doch es gibt in der vorderen Klappe eine hilfreiche Übersicht.
Leider gerät das Escape Room Spiel nach der Hälfte in den Hintergrund bzw. hat überhaupt keine Priorität mehr.
Ich hätte nur gerne ein paar Kürzungen gehabt, um die Spannung hoch zu halten, denn die Überlegungen der einzelnen Personen haben sich sehr oft wiederholt.
Es gibt auch einige unlogische Stellen bzw. Dinge, die nicht genau genug ausgearbeitet sind. Und etliche derbe Sexszenen, die ich hätte ich nicht gebraucht.

Es war zwar raffiniert, dass durch die ganzen Geheimnisse, die aufgedeckt wurden, eigentlich wirklich jeder ein Motiv gehabt hätte, Maria loszuwerden. Trotzdem hatte ich eine Person recht schnell im Visier. Die Begründung war mir allerdings etwas zu unglaubwürdig bzw. konnte ich es nicht wirklich nachvollziehen und ich war dann enttäuscht.
Doch dann kommt nochmal so ein richtiges BUMM und diese Wendung war so überraschend, dass ich wieder versöhnt war.


Fazit:
Ein langsamer Beginn, der Spannung aufbaut; ein etwas langatmiger Mittelteil und eine Auflösung, bei der man zuerst enttäuscht ist, dann aber nochmal überrascht wird. Leider bleibt das Krimidinner-Feeling eher im Hintergrund.

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Veröffentlicht am 27.02.2025

humorvoller (Fast-)Schwiegermutterroman

Dich schaff ich auch noch
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Tilda, Mitte 30, erwischt ihren Mann mit seiner Neuen, von der sie bis dato keine Ahnung hatte. Zu allem Überfluss ist die auch noch schwanger - und mit Tilda wollte er aber nie ein Kind!
So landet sie ...


Tilda, Mitte 30, erwischt ihren Mann mit seiner Neuen, von der sie bis dato keine Ahnung hatte. Zu allem Überfluss ist die auch noch schwanger - und mit Tilda wollte er aber nie ein Kind!
So landet sie zuerst bei ihrer Freundin und danach bei Betty, der Schwiegermutter von Doktor Lott, in dessen Ordination Tilda zu arbeiten beginnen will - aber erst nach erfolgreichem Schwiegermuttersitting (samt zweier Katzen) während des Doktors Urlaub.

Ich weiß gar nicht, wie es passieren konnte, dass ich bisher noch keinen Roman von Angelika Schwarzhuber kenne, denn die Geschichte überzeugt mit lebendigen Figuren, viel Humor und guter Unterhaltung!!
Den halben Stern musste ich leider abziehen, weil mich Tildas Verhalten, als sie ihren Mann mit dessen Neuer erwischt hat, und danach bei der Scheidung, einfach so sehr aufgeregt hat.
Aber ansonsten fühlt man sich einfach rundum wohl in Tildas neuem Leben - ungewollt, anders als geplant und total chaotisch!

Die Geschichte ist nicht nur sehr humorvoll in puncto Bettys Verhalten bzw. wie Tilda darauf reagiert, sondern auch aus dem Leben gegriffen, zB Tildas schwierige Jobsuche - und das im Pflegeberuf, wo ja eh händeringend Personal gesucht wird. Und auch die Pflege älterer Menschen ist hier ein wichtiges Thema.
Mir gefällt es, wenn ernste Themen so humorvoll verpackt werden, dass man nicht nur ins Grübeln kommt, sondern ganz viel lachen muss und nach dem Lesen zufrieden und glücklich zurück bleibt.
Ach ja, die Romantik kommt auch nicht zu kurz ;)


Fazit:
Humorvoller und emotionaler Roman, der ernste Themen so verpackt, dass man nicht nur zum Nachdenken angeregt wird, sondern sich gut unterhalten fühlt.

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Veröffentlicht am 24.02.2025

Schatten der Vergangenheit

Die Schanze
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Ärztin Ellen Roth zieht aus Hamburg wieder in ihr Heimatdorf in den Alpen zurück, weil der dortige Hausarzt in Pension geht und sie dessen Praxis übernimmt.
Sie ist direkt nach dem Abitur geflüchtet, ...



Ärztin Ellen Roth zieht aus Hamburg wieder in ihr Heimatdorf in den Alpen zurück, weil der dortige Hausarzt in Pension geht und sie dessen Praxis übernimmt.
Sie ist direkt nach dem Abitur geflüchtet, weil auf dem Abi-Ball etwas Schreckliches geschehen ist, das vertuscht wurde.
Und genau am Tag ihrer Ankunft wird Johannes Gruber, der Sohn des Bürgermeisters, an der beleuchteten Sprungschanze aufgehängt gefunden.
Hängt der Mord mit den Geschehnissen von damals zusammen? Und wird es weitere Tote geben?

Gleich zu Beginn geht es extrem spannend los; man liest aus Sicht des Täters, wie er sein Opfer zur Sprungschanze treibt. Es ist so eindrücklich und lebendig beschrieben, dass man sofort Gänsehaut bekommt.
Immer wieder gibt es Einschübe aus Täter-Sicht, die dem Leser wertvolle Infos liefern, man aber trotzdem nicht darauf kommt, wer es denn nun ist. (Erst ab der Hälfte war mir klar, wer der Täter ist.)
Die komplette Stimmung im Buch ist extrem düster; nicht nur Ellens Charakter mit ihren Depressionen und ihrer nicht verarbeiteten Vergangenheit; auch das Dorf und dessen Bewohner geben einem das Gefühl von "in der Zeit stecken geblieben": erzkonservativ, und bloß keine schlechte Meinung aufkommen lassen - lieber alles unter den Tisch kehren, dabei noch das Beste für sich rausschlagen, und dass daran ein Menschenleben zerbricht, ist komplett unwichtig. Einfach nur unfassbar.

Die beiden Nebencharaktere, der ehemalige Polizist Haußer und der Journalist Merab, der eigentlich nur weg will aus diesem Ort, bringen Pepp in die Story, denn Haußer ist eine traurige Existenz, die etwas zu verbergen hat. Und Merab ist von Ellen fasziniert und will ihr helfen, jedoch ist man sich zuerst nicht ganz sicher, welches Ziel er eigentlich verfolgt? Nur die große Story, um aus dem Kaff wegzukommen?
Die Schanze kam nur ganz zu Beginn als wichtiges Element vor (wurde dort doch die erste Leiche präsentiert), und wurde dann nur mehr selten erwähnt, weil es eben das Markenzeichen des Ortes ist (und viel mehr gibt es dort auch schon nicht mehr zu sehen).

Teilweise konnte ich die Beweggründe und (Ellens) Verhalten nicht verstehen - warum es damals vertuscht wurde, kann ich nachvollziehen, aber nicht, warum Ellen es jetzt immer noch soo unbedingt geheim halten will. Sie ist eine erwachsene Frau, die Zeiten haben sich geändert (wenn auch viele der Einwohner nicht), aber das kann ihr eher egal sein. Die alten Leute werden deshalb bestimmt nicht zig Kilometer weit zu einem anderen Arzt fahren, denn ihre Praxis ist die einzige im Ort.
Auch war mir unverständlich, warum sie sich - als erwachsene Person und Ärztin - immer noch ritzt. - Wenn sie merkt, sie kann die Geschehnisse nicht verarbeiten, warum hat sie sich nicht schon längst psychologisch betreuen lassen?
Die Beweggründe des Täters haben sich mir leider auch nicht so ganz erschlossen. Und gerne hätte ich von der Polizei und deren Ermittlungsarbeit gelesen.


Fazit:
Ein verschwiegenes Dorf in den Alpen, das immer noch die schrecklichen Geschehnisse der Vergangenheit vertuschen will. Ich konnte leider viele Beweggründe und Handlungen nicht nachvollziehen.

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