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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

selbstkritische Lebensschilderungen

Verrücktes Blut
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Als Bauerssohn lernt Hermann Josef Bausch recht früh, wie schwer die Arbeit als Landwirt ist. Denn altersabhängig muss er bereits früh mithelfen. Vom Vater gibt es kein Lob für gute Arbeit. Nicht gerügt ...

Als Bauerssohn lernt Hermann Josef Bausch recht früh, wie schwer die Arbeit als Landwirt ist. Denn altersabhängig muss er bereits früh mithelfen. Vom Vater gibt es kein Lob für gute Arbeit. Nicht gerügt und geschlagen zu werden ist Lob genug, denkt der Vater. Von der Mutter kann Joe keine Hilfe erwarten, die würde sich niemals gegen den Vater stellen. Nur bei Tante Theres, die ihr Altenteil auf dem Bauernhof hat, findet er aufbauende Momente. Wobei die alte Dame auch so ihre eigenen, mitunter kruden Gedanken hat.
Ich fand es sehr kurzweilig zu lesen, wie dieser Bauernjunge nach harter Erziehung zu Hause versucht auf andere Weise Anerkennung zu finden, wie er versucht zu rebellieren und dabei oft genug damit auf die Nase fällt. Seine Schilderungen fand ich lebendig, selbstironisch, mitunter schockierend und unwahrscheinlich unterhaltsam. Insbesondere die Schilderungen zu seiner Pubertät, Erfolge, Misserfolge, haben mich zum Schmunzeln gebracht. Ich finde so einen ehrlichen Roman über sich selbst zu schreiben, dazu gehört Mut.
Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Emotionen unter Extrembedingungen, absolut gelungen

Um uns nichts als das Meer
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Georgia kann dank dem Hippieleben ihrer Eltern mit wenig auszukommen und selbst unter kargen Bedingungen in der Natur zu überleben. Sie war bereits an vielen Orten der Welt und hat anderen in Survival-Kursen ...

Georgia kann dank dem Hippieleben ihrer Eltern mit wenig auszukommen und selbst unter kargen Bedingungen in der Natur zu überleben. Sie war bereits an vielen Orten der Welt und hat anderen in Survival-Kursen die Möglichkeit gegeben sich selbst dieser Herausforderung zu stellen und daran emotional und sozial zu wachsen. Der jetzige Kurs führt mit dem Boot auf eine einsame schottische Insel. Nicht alle Teilnehmer sind freiwillig mit dabei und lassen dies Georgia auch spüren. Andere wollen nur ein Abenteuer erleben, um es auf Instagramm zu posten und wieder andere wollen ihre Beziehung wieder kitten. Ganz unterschiedliche Beweggründe und Erwartungen, denen sie in den nächsten 2 Wochen entgegensehen.
Ich fand den Roman wirklich sehr gut. Georgias Verantwortungsbewusstsein lässt sie immer wider ihr Vorgehen hinterfragen. Trotz und Widerwillen einzelner steht der Einigkeit der Gruppe und der Stimmung in der Gruppe zutiefst entgegen. Aber nur wenn alle zusammenhalten, jeder sich einbringt, kann man in dieser Extremsituation überleben. Alleingänge bringen die ganze Gruppe in Gefahr. Doch zunehmend gelingt es Georgia in den Gruppengesprächen Fehlverhalten einzelner durch die Gruppe bewerten zu lassen und ein Umdenken anzuregen.
Kelsey, eine der Teilnehmerinnen, ist eine Georgia nicht unbekannte Teilnehmerin. Sie war es, mit der sie einsam am kalten Strand die Nacht des Jahrtausendwende, also 20 Jahre zuvor, verbracht hat. Damals war es Georgia, die das junge verzweifelte Mädchen aufgebaut hat. Doch am nächsten Morgen war Kelsey grußlos verschwunden. Jetzt ist es Kelsey, die Georgia immer wieder in ihrem Tun bestätigt und wen wunderts, wenn sich die beiden angezogen fühlen. Mich hat dieser Abenteuerroman, bei dem man das Wachsen der Stärke der einzelnen Figuren erleben konnte, sehr unterhaltsam und kurzweilig. Darum gibt’s von mir auch 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

sehr gelungene Fortsetzung

Die Bahnhofsmission
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Der Krieg ist vorbei. Damit werden die Sorgen der Menschen aber nicht kleiner. Im Gegenteil, überall Ruinen und Hunger ein steter Begleiter. Die Straßen ein Trümmermeer, kaum wiederzuerkennen. In dieser ...

Der Krieg ist vorbei. Damit werden die Sorgen der Menschen aber nicht kleiner. Im Gegenteil, überall Ruinen und Hunger ein steter Begleiter. Die Straßen ein Trümmermeer, kaum wiederzuerkennen. In dieser Zeit beweist Alice wieder einmal, dass sie ein großes Herz hat, für die Armen ohne Wohnung, für die Flüchtlinge aus dem Osten, die keine Heimat mehr haben und nicht zu vergessen für die zerschundenen, traumatisierten Heimkehrer. Was liegt da näher, als wieder eine Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof einzurichten.
Überraschend findet sie Unterstützung von alten Bekannten und überraschender Weise auch vom russischen Oberst Wolkow. Es ist wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten, wenn man sich die Personen aus dem ersten Teil wieder vor Augen führt. Hauptfigur ist Alice, die sich unerschrocken für die Bedürfnisse der anderen einsetzt. Wenn auch mit primitiven Mitteln und eher provisorisch versorgen die Frauen mit ihren bescheidenen Gaben. Aber es ist die Geste, die diesen Menschen nach so vielen Tagen, Monaten ohne Heimat, guttut. Ich fand es wieder sehr ans Herz gehend, wie die Autorin beschreibt, welchem Elend sich diese Frauen entgegenstellen und dabei bis an ihre Grenzen gehen.
Völlig ohne Ankündigung steht auch Natalie, die 1908 ohne Ankündigung einfach spurlos verschwand mit ihrer erwachsenen Tochter auf dem Schlesischen Bahnhof. Wenn auch teuer gekleidet, krempelt sie die Ärmel hoch, als wären seit ihrem Weggang nicht 38 Jahre vergangen. Doch Natalie will nicht nur helfen, sie will mit ihrer Vergangenheit abrechnen, eine Vergangenheit der sie sich damals mittels Flucht und wegen der Bedrohung ihres Lebens niemals gestellt hat. Gerade diese Aufarbeitung und die notwendige Aussprache mit ihrer Tochter Clair sind sehr hart für beide, doch längst schon überfällig. Ja, es ist eine rundum gelungene Fortsetzung. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

wieder spannend zu lesen

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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Per Zufall entdeckt die Gerichtsmedizinerin Dr. Carolyn Hove bei der Sektion eines Unfallopfers zusätzliche Verletzungen, die in keiner Weise mit dem Verkehrsunfall laut Unfallprotokoll im Zusammenhang ...

Per Zufall entdeckt die Gerichtsmedizinerin Dr. Carolyn Hove bei der Sektion eines Unfallopfers zusätzliche Verletzungen, die in keiner Weise mit dem Verkehrsunfall laut Unfallprotokoll im Zusammenhang stehen können. Sie gibt ihre Informationen an die Polizei weiter und hier landen sie auf dem Tisch der UV-Einheit für besonders brutale Verbrechen und Serienmorde. Robert Hunter und Carlos Garcia beginnen zu ermitteln…
Auch in diesem 13. Band mit den beiden brillanten und super eigespielten Ermittlern wird der Leser mit sehr viel medizinischen und psychologischen Details konfrontiert. Doch wie immer bei Chris Carter, ist das auch für Leien gut zu verstehen. Doch leider bietet dieser Fall für die beiden sehr wenig, wo sie mit den Ermittlungen ansetzen können. Eines ist beiden aber klar, der Täter oder die Täter haben das sicher nicht zum ersten Mal gemacht und es wird auch nicht seine, ihre letzte Tat sein. So stehen die beiden unter starken Druck und können doch nicht verhindern, dass es innerhalb kurzer Zeit noch ein weiteres Opfer gibt bei dem ein Unfall vorgetäuscht wird. An den Diskussionen zwischen Hunter und Garcia merkt man, wie eingespielt sie als Team sind. Doch leider hatte ich diesmal das Gefühl, dass Garcia etwas unschlüssig ist wie sie vorgehen sollen. Dabei ist Carlos doch auch ein sehr heller Kopf. Kann man aber auch verstehen, wenn es keinen direkten Tatort gibt, wenn der Täter keine Spuren hinterlässt und nicht zu erkennen ist, wo und nach welchen Kriterien er seine künftigen Opfer aussucht. Es ist spannend mitzuerleben, wie Hunter eine Theorie dazu aufstellt und die beiden damit versuchen den Täter aufzuspüren. Für mich war das eine gelungene Fortsetzung, der ich 4 Lese-Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

kann ich uneingeschränkt empfehlen

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
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Fentje erhält nachts per Telefon einen Notruf. Ein Mann, Fentje kennt ihn nicht und er selbst stellt sich nur als Sascha vor, braucht ihre anwaltliche Hilfe. Jedoch bricht das Telefonat. Am nächsten Tag ...

Fentje erhält nachts per Telefon einen Notruf. Ein Mann, Fentje kennt ihn nicht und er selbst stellt sich nur als Sascha vor, braucht ihre anwaltliche Hilfe. Jedoch bricht das Telefonat. Am nächsten Tag hört Fentje von zwei Toten im nahe gelegenen Dorf Helenendeich. Einer der Toten ist Sascha Janssen, ihr nächtlicher verstörter Anrufer. Obwohl Tote kein anwaltliches Mandat erteilen können, fühlt sich Fentje verpflichtet, an der Sache dran zu bleiben und findet mit Niklas John, Journalist und alter Bekannter, einen Gleichgesinnten. Beide versuchen unabhängig voneinander mehr zu den Hintergründen der Opfer zu erfahren und tauschen sich zeitnah über ihre Ergebnisse aus. Doch leider stößt Fentje bei ihren unauffällig gestellten Fragen bei den Einwohnern auf Widerwillen und absolutes Schweigen bei den Bewohnern von Helenendeich. Zu schade, dass sie niemanden aus diesem Dorf näher kennt.
Auch in diesen neuen Fall fand ich Fentje einfach sympathisch. Ihre Unsicherheit was ihr Verhältnis und ihre Gefühle gegenüber Niklas betreffen, konnte ich absolut nachempfinden. Und nun auch noch der fesche neue Tierarzt Onno van Venen, der ihre Nähe sucht. Im Gegensatz zu Fentje hat ihre Oma Gretje ja bereits eine Entscheidung dazu getroffen. Die Frau ist unverbesserlich, einfach herrlich. So sind es die kleinen familiären Episoden, die mich zwischendurch immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben.
Der Fall selbst ist spannend angelegt, lässt viel Spiel für Vermutungen, um dann den Leser aber eines Besseren zu belehren. Denn die Auflösung hätte ich so nie erwartet. Ein lesenswerter Krimi, dem ich 4 Lese-Sterne gebe.

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