Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2024

Spannung, Mystik, Gänsehautmomente

Wer Angst sät
0

Als der dreizehnjährige Max nach zehn Tagen Verschwindens mit Teer an den Füßen wieder auftaucht, ist nichts mehr wie vorher. Der Junge ist verstört und kann sich an nichts erinnern. Dabei wäre dies so ...

Als der dreizehnjährige Max nach zehn Tagen Verschwindens mit Teer an den Füßen wieder auftaucht, ist nichts mehr wie vorher. Der Junge ist verstört und kann sich an nichts erinnern. Dabei wäre dies so wichtig, denn kurz darauf wird ein Mädchen entführt und ihre Mutter bei der Suche nach ihr ermordet. Ella Berger steht vor einem Rätsel und muss tief in die Geschichte des Ortes eintauchen, dem eine grausame Sage um die alte Roggenmuhme zugrunde liegt. Kann Ella das Mädchen retten und den Mythos der Roggenmuhme damit aufklären?

Martin Krüger hat hier einen Reihenauftakt geschaffen, der mich vollumfänglich in Atem gehalten hat. Gerade die Sage der alten Roggenmuhme hat der Story einen mystischen Touch verliehen, der mich hin und wieder tatsächlich ein wenig gegruselt hat. Seine bildhafte Beschreibung der Roggenfelder kam direkt bei mir an und ich konnte die Ähren hören, die sich im Wind wiegen. Allein die Vorstellung, das Roggenfeld zu betreten, bereitete mir eine Gänsehaut, die mich einfach nicht mehr loslassen wollte.

Die Charaktere hat Krüger sehr authentisch geschaffen und mich damit direkt überzeugt. Ella Berger ist sympathisch, ehrgeizig und sehr einfühlsam. Ich mochte ihre liebevolle Art und war beeindruckt von ihrem Enthusiasmus. Aufgeben ist für Ella keine Option, denn obwohl sie sichtlich geschwächt war von den Ermittlungen, war dies kein Grund, eine Pause einzulegen. Im Gegenteil: Ella fährt unter Druck zu Hochtouren auf.

Der Schreibstil von Krüger ist düster und mitreißend. Er greift die Atmosphäre auf und lässt sie eins zu eins und auf dramatische Art und Weise auf den Leser überschwappen. So habe ich mich ein paar Mal dabei ertappt, dass ich einfach unbewusst die Luft angehalten habe. Das ist definitiv seinen bedrückenden Schilderungen der Geschehnisse zuzuschreiben, die mich oft in Schockstarre versetzten. Gerade im Schlussteil, als sich die Ereignisse überschlagen und Ella Berger der finale Coup gelingt, gab es für mich kein Halten mehr. Krüger lässt die Story realistisch und völlig unerwartet enden und hat mich damit sehr glücklich gemacht!

Fazit: Ein sehr gut gelungener Reihenauftakt, der durch Spannung, Mystik und jeder Menge Gänsehautmomente voll bei mir punkten konnte. Krüger gräbt alte Sagen aus und kreiert darum eine furchteinflößende Story. Alles richtig gemacht - und daher gibt es eine 100%ige Leseempfehlung meinerseits!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2024

Spannung, Einfallsreichtum, Emotionalität

Dunkles Wasser
0

"Dunkles Wasser" ist bereits der fünfte Teil der Kate Linville-Reihe. Da mir nahezu jedes Buch der Bestseller-Autorin bekannt ist, habe ich natürlich auch diese Reihe verfolgt. In meinen Augen besteht ...

"Dunkles Wasser" ist bereits der fünfte Teil der Kate Linville-Reihe. Da mir nahezu jedes Buch der Bestseller-Autorin bekannt ist, habe ich natürlich auch diese Reihe verfolgt. In meinen Augen besteht die größte Herausforderung bei Reihen darin, die Charaktere weiterzuentwickeln und die Spannung nicht einbrechen zu lassen. Bei Charlotte Link muss man sich darüber allerdings keine Sorgen machen.

Iris strandet völlig mittellos mitten in Frankreich an einer einsamen Straße, nachdem ihre Freundin nicht am verabredeten Ort erschienen ist. Durch Zufall wird sie von Ex-Polizist Caleb Hale aufgegabelt und mitgenommen. Iris' Freundin wird weiterhin vermisst. Als sich dann herausstellt, dass Iris gestalkt wird und sie vor 15 Jahren die einzige Überlebende in einem Massaker war, gehen bei Caleb sofort die (inneren) Polizeisirenen an. Wollen die Mörder von damals die einzige Zeugin beseitigen? Er bittet Kate um Hilfe, und bald stecken beide knietief in einer völlig unglaublichen und lebensgefährlichen Ermittlung.

Caleb Hale ist der typische Polizist, der aufgrund von psychischer Belastung dem Alkohol verfallen ist und daher nicht mehr im Dienst ist. Dennoch beschreibt die Autorin sehr gelungen, wie er nicht über seinen Schatten springen kann, wenn sein Polizisteninstinkt erwacht und er alles daransetzt, Iris zu schützen und ihr zu helfen. Auch Kate ist ein interessanter Charakter, dem Link noch mehr Tiefe gibt. Trotz eigener Probleme ist sie bereit, Caleb zu helfen, und stellt dafür auch ihre eigenen Gefühle in den Hintergrund. Der Fortgang der Story ist durchweg spannend und die Tat vor 15 Jahren unglaublich brutal und erschütternd. Man fragt sich jedoch die ganze Zeit, welchen authentischen Grund es wohl für all die Vorkommnisse am Ende geben wird.

Zitat S. 245:
"Die Dinge haben irgendwo ihren Anfang. Jede Geschichte hat irgendwo ihren Anfang. Meist ist er klein und unbedeutend und verrät nichts darüber, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Ob sie bedeutend oder unbedeutend sein wird, harmlos oder aufwühlend, ob sie irgendwann im Sande verläuft oder zur nächsten und nächsten Geschichte wird, zu einer Serie, die auf einen dramatischen Showdown zuläuft."

Mit einigen überraschenden Wendungen ist Charlotte Link jedoch unabstreitbar eine authentische, aber völlig schockierende Auflösung gelungen, mit der ich nicht gerechnet habe. Auch auf der emotionalen Ebene muss der Leser hier am Ende einiges verkraften und bleibt etwas traurig zurück.

Fazit: Völlig zu Recht wird Charlotte Link als Bestseller-Autorin gefeiert. Spannung, Einfallsreichtum, Emotionalität: "Dunkles Wasser" deckt die ganze Palette an positiven Aspekten ab, die ein Buch zu einem echten Pageturner machen. Kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2024

Spannend, beklemmend, emotional

Die Brücke
0

Lena fällt aus allen Wolken, als man ihr mitteilt, dass ihre Zwillingsschwester Cambry sich von einer Brücke in den Tod gestürzt haben soll. Sie macht sich mit Cambrys Auto auf den Weg zum Tatort, um Antworten ...

Lena fällt aus allen Wolken, als man ihr mitteilt, dass ihre Zwillingsschwester Cambry sich von einer Brücke in den Tod gestürzt haben soll. Sie macht sich mit Cambrys Auto auf den Weg zum Tatort, um Antworten zu finden. Corporal Raycevic hat die Leiche gefunden und direkt auf Selbstmord geschlossen. Doch Lena kann das einfach nicht glauben. Zuletzt hatte sie wenig Kontakt zu ihrer Schwester, aber sie spürt einfach, dass Cambry unter anderen Umständen zu Tode kam. Doch je näher Lena der Wahrheit kommt, umso mehr bringt sie sich selbst in Gefahr…

Lena ist eine wundervolle und einzigartige Protagonistin. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und ich war begeistert von ihrer Entschlossenheit. Blut ist dicker als Wasser, das spürt man hier deutlich. Denn obwohl die beiden nicht richtig in Kontakt standen, kann man Lenas Gefühle für ihre Zwillingsschwester nachempfinden. Die Rolle des Corporal war mir lange Zeit ein Rätsel. Ich war hin- und hergerissen, ob er es nun gut mit Lena meint oder nicht. Seine Person war mir eher suspekt und ich konnte nicht wirklich eine Verbindung zu ihm aufbauen.

Der Schreibstil des Autors ist gewohnt flüssig und packend. Ich mag seine verworrenen Storys total gern und fand auch diese hier sehr gelungen. Man sollte aber tatsächlich voll bei der Sache sein, denn sonst kann man schnell den Überblick verlieren. Die Story lebt von überraschenden Wendungen und Cliffhangern, mit denen Adams die Spannung konstant oben hält und seine Leser an die Handlung fesselt. Ich habe es geliebt, dass man bis kurz vor Schluss nicht wirklich weiß, was tatsächlich passiert ist. Und als ich dachte, das wäre nun das Ende, kam Adams im Epilog mit einer weiteren Überraschung ums Eck. Genial!

Fazit: Seit „No Exit“ bin ich treuer Fan von Taylor Adams, sodass auch dieses Buch ein Must-read für mich war. In diesem Werk legt er nochmal eine Schippe drauf und hat mich damit voll begeistert. Wer sich mal wieder richtig fesseln lassen will, ist hiermit bestens bedient!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2024

Düster, abgründig - datt Ding hat jesessen!

Stalker – Er will dein Leben.
0

Eric Sanders ist Schauspieler. Nach seiner Rolle im Tatort erlangt er Berühmtheit - vor allem in den sozialen Medien. Doch jemand scheint ihm diesen Erfolg nicht zu gönnen, denn es tauchen Fake-Profile ...

Eric Sanders ist Schauspieler. Nach seiner Rolle im Tatort erlangt er Berühmtheit - vor allem in den sozialen Medien. Doch jemand scheint ihm diesen Erfolg nicht zu gönnen, denn es tauchen Fake-Profile auf, in denen sich ein Unbekannter als Eric ausgibt und seltsame Posts verfasst. Eric fühlt sich verfolgt und erhält geheime Botschaften. Als dann auch noch seine Frau und sein Sohn entführt werden, gerät alles außer Kontrolle. Und die Forderungen des unbekannten Stalkers werden immer perfider. Um seine Familie zu retten, soll Eric gestehen, dass er als Kind ein anderes Kind getötet hat. Doch Eric hat kaum noch Erinnerungen an seine Kindheit. Er weiß nur, dass seine Eltern bei einem Brand ums Leben kamen. Ist er tatsächlich ein Mörder?

Eric ist ein wirklich außergewöhnlicher Protagonist. Sein schauspielerisches Talent ist großartig, und wäre der irre Stalker ihm nicht in die Quere gekommen, stünden ihm alle Türe offen. Dass sich sein Leben schlagartig so verändert, tat mir unglaublich leid. Dennoch war ich fasziniert von Erics Enthusiasmus und seinem Mut, sich in Rückführungssitzungen mit seinem Psychiater seiner Vergangenheit zu stellen. Die Wahrheit, die dadurch ans Licht kommt, könnte für Eric grausamer nicht sein und stellt sein Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf.

Ich mochte den typisch strobel‘schen Schreibstil total. Der Autor hat mich sogartig mitgerissen, auf falsche Fährten gelockt und mir somit spannende Lesestunden beschert. Die Story hat mich zunächst ein wenig an Strobels letztes Werk „Fake“ erinnert und ich hatte Bedenken, dass dieses Buch ebenfalls in diese Richtung abdriften könnte. Aber schon nach kurzer Zeit war klar, dass es sich hier um eine komplett andere Story handelt. Eine Story, die ich mit Neugier und Fingernägelkauen verfolgt habe, denn es war äußerst interessant, mal einen Mann zu begleiten, der Opfer eines Stalkers wird. Und nicht nur das. Im Fokus steht eigentlich die Hintergrundgeschichte des jungen Eric, die diesen Psychothriller auszeichnet und mir ordentlich den Atem geraubt hat.

Als sich die Ereignisse im Schlussteil überschlagen, gab es für mich kein Halten mehr. Angetrieben von meiner Neugier habe ich das Ende nur so inhaliert, und als die Auflösung eigentlich schon zum Greifen nah war, haut Strobel nochmal eine Wendung raus, die sich gewaschen hat. Ganz großes (Kopf)Kino!

Fazit: Strobel gräbt verborgene Kindheitserlebnisse aus und kreiert darum einen Psychothriller, der mich voll geflasht hat. Düster, abgründig und voller Überraschungen. Datt Ding hat jesessen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2024

Mitreißende Fortsetzung

Der Schlachter (Tom-Bachmann-Serie 4)
0

What the fck?! Was habe ich hier bitte gelesen?

Brutal und bildgewaltig erzählt Chris Meyer hier die Geschichte eines Mannes, der in seiner Kindheit gebrochen wurde und immensen Schaden davongetragen ...

What the fck?! Was habe ich hier bitte gelesen?

Brutal und bildgewaltig erzählt Chris Meyer hier die Geschichte eines Mannes, der in seiner Kindheit gebrochen wurde und immensen Schaden davongetragen hat. Seine Art, sich an seinen Opfern auszutoben, ist bestialisch und hat mir (als geübte Thrillerleserin) einiges abverlangt. Angeleitet von den noch immer präsenten und belehrenden Stimmen seines Vaters im Kopf, hängt der Mann seine Opfer auf, entfernt ihnen bestimmte Körperteile und bietet sie ihnen zum Essen an. Danach legt er die verstümmelten Leichen vor Metzgereien ab. Doch sind es nur Zufallsopfer, oder hat der Täter eine direkte Verbindung zu ihnen? BKA-Spezialist Tom Bachmann ermittelt auf Hochtouren, um den Schlachter dingfest zu machen, bevor es noch mehr Opfer gibt.

Dass Meyer hier parallel das Thema Kannibalismus aufgreift, fand ich einerseits widerlich, andererseits höchst interessant. Die Autorin erzählt von alten Fällen und hatte dabei meine volle Aufmerksamkeit, auch wenn mich die ausgeführten Handlungen des Täters mehr als angeekelt haben. Die Beschreibungen von Meyer sind nämlich ziemlich detailliert und ihr Schreibstil ist düster und fesselnd.

Dass Tom Bachmann eine schwere Kindheit hatte, ist uns ja bereits bekannt. Diese hat ihn geprägt und zu dem Menschen gemacht, der er heute ist. So auch Lisa, die damals mit Tom im Kinderheim war. Ihrer grausamen Vergangenheit nimmt sich Meyer in diesem Teil an und offenbart eine erschreckende Geschichte, bei der sie kein Blatt vor den Mund nimmt. Voller Emotionen habe ich die Ereignisse von Lisas Kindheit aufgesogen und konnte nur schwer begreifen, welch unvorstellbares Leid sie in ihrem Leben ertragen musste. Armes Geschöpf!

Im Schlussteil hat mich Meyer voll überrascht. Ich gebe zu, dass ich nach dieser nervenaufreibenden Geschichte einen krassen Showdown erwartet habe. Aber was die Autorin mir serviert hat, war feinste Erzählkunst mit Sahnehäubchen. I luv it! Jedoch nicht den offenen Schluss, denn der bedeutet – warten, warten, warten. Mäh.

Fazit: Spannungsgeladen, brutal und hochsensibel entführt uns Meyer in die Tiefen des Kannibalismus und bringt ihre Leser damit an ihre Grenzen. Eine mitreißende Fortsetzung einer Reihe, die für mich nicht mehr wegzudenken ist. Ich bitte um schnellen Nachschub!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere