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Veröffentlicht am 14.04.2022

Hat Potenzial und Luft nach oben

The Beautiful
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"You'll never know what heaven means until you've been down to New Orleans." (Elvis Presley)

In welcher Stadt würdest du gerne leben?

Ich habe eine Schwäche für New York, London und New Orleans. Letztere ...

"You'll never know what heaven means until you've been down to New Orleans." (Elvis Presley)

In welcher Stadt würdest du gerne leben?

Ich habe eine Schwäche für New York, London und New Orleans. Letztere Stadt faszinierte mich schon öfter in der einen oder anderen Vampirgeschichte und gilt für mich mittlerweile als klassisches Setting, wenn es um Untote geht. Abgesehen vom pulsierenden Nachtleben und den kulinarischen Speisen findet sich hier außerdem ein weiteres Highlight: der Hof der Löwen.

Wir schreiben das Jahr 1872. Die junge Schneiderin Celine ist auf der Flucht - weg von ihrem alten Leben, weg von einem Verbrechen. Schnell findet sie sich in der neuen Welt zurecht und lernt sogar Freundinnen kennen. Doch Celine spürt, dass sie anders ist - und sich die Vergangenheit nicht einfach abschütteln lässt. Dann begegnet sie Sébastien Saint Germain, der sie auf eine unheimliche Art anzieht, an den sie fortan ständig denken muss und den eine gefährliche Aura umgibt. Die Sache wird auch nicht leichter, als sie seine Weggefährten kennenlernt. Was verbirgt sich hinter dem Hof der Löwen? Wem kann sie vertrauen? Wer oder was verfolgt sie plötzlich? Als dann Menschen aus ihrem Umfeld ermordet werden, beginnt Celine allmählich zu verstehen, doch dann ist es schon zu spät.

Klingt doch voll uhhh, oder? Ich mein, da hat ein richtig heißer Typ Interesse an dir, DER heißeste Typ von New Orleans!, und du weißt nicht, ob er ein Vampir ist! Ob er ein Mörder ist! Hältst du dich also von ihm fern, oder gehst du das Risiko ein? Ganz ehrlich: I don't know! Was ich aber weiß, ist, dass ich mich beim Flirten sicher nicht so blöd angestellt hätte wie Celine. Manchmal ging sie mir tierisch auf die Nerven mit ihrer seltsamen Art. "Nein, ich will dich nicht!" "Oh wait, ich will dich doch!" "Ach, ne, geh weg!" - Jesus! Ich wollte schon ins Buch beißen. das war ziemlich anstrengend und lässt sich auch nicht damit rechtfertigen, dass das Fräulein erst 17 Jahre jung ist.

Leider blieb bei diesem ewigen Geplänkel die Spannung auf der Strecke. So richtig Schwung kam erst zum Ende hin rein. Das hat zwar einiges wieder gutgemacht, aber man muss eben bis dorthin durchhalten. In der Zwischenzeit bot der Plot so viel Potenzial, das bei Weitem nicht ausgeschöpft wurde. Man hätte mehr von der Stadt "zeigen" können, von den Bewohnern, auf den damals typischen Kleidungsstil (schließlich ist Celine Schneiderin) und die Architektur eingehen können.

Die Figuren wurden klug gewählt, sodass man eine erfrischend bunte Truppe vorfindet, die allerlei Stoff für süffisante Dialoge und hitzige Reibereien bietet. Einige wurden näher beleuchtet, andere blieben hingegen blasser. Das passte absolut, denn so nahm jeder die Position ein, die für ihn vorgesehen war.

Dass in New Orleans überwiegend Französisch gesprochen wird, war mir klar, aber als Autorin sollte man nicht davon ausgehen, dass die Leserschaft diese Sprache beherrscht. Die eine oder andere Übersetzung hätte mich gefreut, denn so wusste ich oft nicht, was da nun gesagt wurde.

Das Ende ließ mich zwiegespalten zurück. Einerseits wurde mir ein Täter serviert, der für mich überhaupt nicht passte und der mir einfach plump als solcher verkauft wurde. Andererseits gab es einen überraschenden (und fiesen!) Cliffhanger, weswegen ich neugierig geworden bin und Teil 2 unbedingt lesen muss.

Fazit: Ein Vampirroman, der nicht ganz halten konnte, was mir die Beschreibung versprochen hatte. Hat definitiv Luft nach oben. Konnte aber im Showdown überraschend gut punkten und doch noch neugierig auf den zweiten Teil dieser Dilogie machen.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Unterhaltung für Rätselwillige

No Escape - Insel der Toten
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Kennt ihr diese Escape-Books von damals? 1000 Gefahren, du entscheidest selbst. Man, was ich habe ich die geliebt, auch wenn ich andauernd gestorben bin, weil ich falsch entschieden habe. Dennoch haben ...

Kennt ihr diese Escape-Books von damals? 1000 Gefahren, du entscheidest selbst. Man, was ich habe ich die geliebt, auch wenn ich andauernd gestorben bin, weil ich falsch entschieden habe. Dennoch haben sie mir unheimlich gut gefallen, waren spannend und brisant. Genau das habe ich bei diesem Buch erwartet.

Auch hier musste man nach jedem Kapitel entscheiden, welchen Weg man nun gehen will. In vielen Kapiteln warteten Rätsel auf mich, die mal mehr, mal weniger schwer waren. Konnte ich das Rätsel lösen, dann durfte ich direkt weiterlesen. Wenn aber nicht, dann gab es zwar auch eine Auflösung, aber man erhielt einen Totenkopf. Natürlich wollte ich überleben, daher rätselte ich und rätselte, solange bis mir der Kopf qualmte. Ich versuchte nach und nach die richtigen Entscheidungen zu treffen, was gar nicht so leicht war. Das hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht beim Lesen. Ich habe einen Zettel nach dem anderen vollgekritzelt, denn ins Buch malen wollte ich nicht. Auch die geforderten Eselsohren ersetzte ich lieber durch Lesezeichen. Das Buch soll schließlich auch überleben. Spaß beiseite.

Nebenher gab es natürlich noch die Story. Ich lese Bücher von Hohlbein sehr gern, da er es immer wieder schafft, mich zu begeistern. Er hat einen grandiosen Schreibstil, kann die verschiedensten Emotionen in mir hervorrufen. Es fühlte sich so lebensnah und real an, als wäre ich selbst auf dieser Insel gefangen.
Ich war einer der Charaktere, auch wenn diese mir nicht unbedingt sympathisch waren.

Komische Typen an Protagonisten waren mit dabei. Unter anderem eine reiche und arrogante Frau, ein eingebildeter Schauspieler, ein verrückter Techniker, ein uncharmanter Italiener und noch einige mehr. Die Art von Gruppe, mit der man eigentlich nicht um sein Leben kämpfen möchte. Denn keiner von ihnen würde zögern, seine eigene Haut zuerst zu retten. Aber es gab dennoch zwei Personen, die ich nett fand. Zum einen wäre da Brianna. Sie arbeitet für die Reichen und ist nebenher eine ganz normale, junge Frau. Sie hat immer wieder Mut bewiesen und viel Menschlichkeit gezeigt. Hin und wieder hat sie mich sogar überraschen können. Zum anderen dann noch Heather McManus. Ihr Mann und sie haben diese kleine Kreuzfahrt gesponsert bzw. dazu eingeladen. Obwohl Heather die Frau eines sehr reichen Mannes ist, so ist sie dennoch herzlich und nett geblieben. Sie behandelt Brianna wie jeden anderen Menschen auch.

Fazit: Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, obwohl die beiden Autoren doch sehr die Entscheidungen gelenkt haben. Man konnte eigentlich nicht viel falsch machen, daher war es anders als die Bücher in meiner Jugend. Ich empfehle es gern für Rätselwillige weiter; aber auch ein Krimi-Fan sollte auf seine Kosten dabei kommen.

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Veröffentlicht am 13.04.2022

Interessante Bildungslektüre

Error 404
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Zitat Seite 13:
Wenn eine Maschine sich gegen die Menschheit wenden und versuchen würde, sie zu vernichten, wie würde sie das anstellen? Ich weiß wie: durch die Abschaltung des Internets. Es gibt keinen ...

Zitat Seite 13:
Wenn eine Maschine sich gegen die Menschheit wenden und versuchen würde, sie zu vernichten, wie würde sie das anstellen? Ich weiß wie: durch die Abschaltung des Internets. Es gibt keinen einfacheren Weg, unser gewohntes Leben zu beenden. - Mo Gawdat, ehem. Leiter des Innovationslabors von Google

Ist es eine Frage der Zeit, bis das Internet zusammenbricht? Bis das totale Chaos vorherrscht und jeden Menschen in die Knie zwingt? Jein. Ja, weil es nicht abzusehen ist, wann genau dies geschehen wird. Nein, weil wir das längst erlebt haben. Und ich spreche hier nicht vom Ausfall des Internets, was jeder PC-Nutzer kennt. Über die wenigen Minuten, die es dauert, bis alles wieder funktioniert, lächeln all jene, die das tagelang miterleben mussten. Man ist plötzlich abgeschirmter von der Außenwelt. Kann nicht mehr allen Nachrichtenplattformen folgen. Die Infrastruktur bricht zusammen. Unter Umständen ist auch das Arbeiten nicht mehr möglich. Zeit geht drauf, Geld, die Nerven liegen blank. Obwohl wir immer wieder von einem digitalen Zeitalter sprechen. Aber merkt man nicht genau daran, wie abhängig wir uns von alldem gemacht haben? Können wir überhaupt noch ohne Internet funktionieren?

Am 29. Oktober 1969 wurden zum ersten Mal zwei Computer über eine Telefonleitung miteinander verbunden. Heute ist es für viele Milliarden Menschen ein fester Bestandteil ihres Lebens geworden. Das Ganze hat rund 50 Jahre gedauert - ist das nicht unglaublich faszinierend? Ein sehr spannendes Thema, mit dem ich mich dank dieses Buches beschäftigt habe. Ich hatte erst die Befürchtung, mir könnte der Inhalt zu trocken sein, wie es bei Sachbüchern der Fall ist, aber nein. In ERROR 404 spricht Esther Paniagua die vielen Möglichkeiten an, auf die das Internet ausfallen kann. Wie das Chaos entsteht. Wie die Menschen darauf reagieren. Die Autorin spricht sowohl über das Cyberspace als auch über Kriminalität, Sucht und mögliche Katastrophen. Zu keinem Zeitpunkt wirkte ihr Buch überladen oder gekünstelt, sondern authentisch und erschreckend realistisch. Man sollte allerdings ein gewisses Grundinteresse mitbringen, andernfalls kann man all die Informationen, die auf einen einprasseln, gar nicht richtig verarbeiten. Das ist ziemlich viel Input. Ich habe das Buch daher auch nicht in einem Rutsch durchgelesen, sondern immer wieder eine Pause gemacht und zu einer anderen Lektüre gegriffen.

Fazit: Ich bin sehr positiv überrascht und empfehle das Buch (trotz des stolzen Preises) uneingeschränkt weiter an Leser*innen, die sich mit dem Internet, dessen Stellenwert in unserer Gesellschaft und dem Wissen darüber hinaus beschäftigen möchten.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Temporeicher Thriller

Sturmopfer
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Lucy, Daniel und ihre beiden Kinder Billie und Fin leben in einem Haus auf den Klippen an der Südwestküste Englands. Als eines Tages ihre Yacht herrenlos im Atlantik geborgen und Daniel vermisst wird, ...

Lucy, Daniel und ihre beiden Kinder Billie und Fin leben in einem Haus auf den Klippen an der Südwestküste Englands. Als eines Tages ihre Yacht herrenlos im Atlantik geborgen und Daniel vermisst wird, glaubt Lucy, ihr Mann hätte keinen anderen Ausweg mehr gesehen, für seine Schulden aufzukommen. Auch ein an sie gerichteter Brief scheint dies zu bestätigen.

Zitat Pos. 34:
Anfangs wird es dir schwerfallen zu vergeben. Aber nach einem Jahr, vielleicht zweien, wirst du das anders sehen. Du wirst zurückschauen und verstehen, dass ich recht hatte. Dass das hier die beste Lösung ist. Für uns alle.

Und dann wird plötzlich klar, dass auch die Kinder mit an Bord gewesen sein mussten.

Damit hatte der Autor meine volle Aufmerksamkeit, die auch nicht mehr nachließ. Ein Vater, der seine Kinder und sich selbst umbringt? Warum? Oder ist alles doch ganz anders, als es scheint?

Mit Cliffhangern am Ende jedes kurzen Kapitels bringt Lloyd einen dazu, immer weiter zu lesen, und lockt einen auf falsche Fährten. Unbedingt will man nun den Grund für diese Tragödie herausfinden. Das ein oder andere Tränchen konnte ich mir hierbei nicht verkneifen.

Nicht nur die Hauptprotagonisten, sondern auch der Ermittler Abraham ist zudem, psychologisch gesehen, ein interessanter Charakter, der mir im Laufe des Buches ans Herz gewachsen ist.
Die Story durchläuft einige Wendungen, und zum Ende weiß man kaum noch, was man glauben soll. Erst auf den letzten Seiten versteht man den Hintergrund und bekommt noch einen fulminanten Showdown mit (nur ein bisschen) Happy End.

Fazit: Ein temporeicher Thriller, der mich sowohl emotional als auch der Spannung wegen absolut gut unterhalten hat. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Coole Story mit viel Input zwischen den Zeilen

Phantasmen (Graphic Novel)
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Die Invasion der Geister bringt das Ende der Welt? Ja, genau. Denn stellt euch vor, dass der Geist jedes Verstorbenen an der Todesstelle verweilt - und zwar für immer und ewig. Und nicht nur das! Sobald ...

Die Invasion der Geister bringt das Ende der Welt? Ja, genau. Denn stellt euch vor, dass der Geist jedes Verstorbenen an der Todesstelle verweilt - und zwar für immer und ewig. Und nicht nur das! Sobald dieser Geist anfängt zu lächeln, sterben alle Menschen in seinem Radius. Die dann auch wieder zu Geistern werden. Und lächeln. Ihr merkt, worauf das hinausläuft? Die Gefahrenzone wird dadurch immer größer, bis es irgendwann keinen Platz mehr für Sterbliche gibt. Übrigens nicht nur auf der Erde, sondern auch im Weltall. So faszinierend und witzig diese Vorstellung erst einmal klingen mag, so beängstigend wird sie, wenn man sich länger mit ihr auseinandersetzt.

Den beiden Schwestern, Rain und Emma, ist längst jedes Lachen darüber vergangen. Zwar fürchten sie sich nicht vor den Geistern, aber vor den Konsequenzen derer. Auf der Suche nach ihren Eltern, die wahrscheinlich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind, begegnen sie den hellen Wesen immer wieder. Doch sie wollen Gewissheit, wollen mit ihren eigenen Augen sehen, dass ihre Eltern nicht mehr die sind, die sie mal waren. Also machen sie sich mit ihrem rostigen Mini Cooper auf den Weg zur Unglücksstelle in Europas einziger Wüste ohne zu ahnen, was sie dort erwartet. Aber mit allerlei Hoffnung und Zweifeln gleichermaßen im Gepäck, die verdeutlichen, dass eine Wahrheit, die man bereits kennt, trotzdem verdammt weh tun kann, wenn sie sich gänzlich offenbart.

"Jeder, der nicht schnell genug wegkommt, stirbt an Herzversagen. Mittlerweile sind es Millionen Tote auf der ganzen Welt. Zig Millionen in weniger als zwölf Stunden." (Zitat Seite 39)

Das Artwork macht einiges her. Interessant hierbei finde ich den besonderen Stil von Jurek Malottke, der sich nicht um Tiefen und Details schert, sondern auf plastische, fast dezente Art den Fokus auf die Stimmung legt. Dadurch, dass man nicht alles von den Umgebungen wahrnimmt und auch Mimiken hier untergehen, konzentriert man sich auf das Ungesagte zwischen den Zeilen. Man fühlt mehr mit. Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Der Sog, der von Seite 1 an entsteht, bleibt bis zuletzt erhalten. Zwar finde ich das Ende für meinen Geschmack eilig abgehandelt, denn es hatte definitiv noch Luft nach oben, dennoch wirkte es stimmig und rundete die Story gut ab. Womöglich liegt es am Leser selbst, welchen Ausgang er erwartet oder sich wünscht und ob er mit dem gebotenen zufrieden sein kann.

Fazit: Eine fantastische Geistergeschichte über das Ende der Welt mit Illustrationen, die insbesondere die Gefühle der Figuren so glaubhaft vermitteln, dass diese förmlich zum Leben erweckt werden. Hier bekommt man ordentlich was für sein Geld geboten.

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