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Veröffentlicht am 20.07.2021

Spannend, beklemmend, wow!

The Nothing Man
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Mit "The Nothing Man" begehen wir zwei Pfade: die des Opfers und die des Täters.

Eve Blacks Familie wurde Opfer des irischen Serienmörders Jim Doyle alias The Nothing Man. Anfangs versucht Eve noch mit ...

Mit "The Nothing Man" begehen wir zwei Pfade: die des Opfers und die des Täters.

Eve Blacks Familie wurde Opfer des irischen Serienmörders Jim Doyle alias The Nothing Man. Anfangs versucht Eve noch mit allen Mitteln, ihre wahre Identität zu verbergen, doch dann stellt sie sich der Realität und schreibt ein Buch. Über alles, woran sie sich erinnern und was sie über Doyle in der Presse finden kann. Mit Hilfe des damaligen Ermittlers Edward Healy, recherchiert sie in alle erdenklichen Richtungen und kontaktiert sogar weitere Überlebende. All dies tut sie mit der Absicht, dem Nothing Man endlich ein Gesicht geben zu können. Und offenbar findet sie Gehör, denn ihre Geschichte wird prompt zu einem Bestseller. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Jim Doyle auf dieses Buch aufmerksam wird. Wie besessen klebt er an jeder einzelnen Zeile, verfolgt seine eigene Geschichte und die seiner Opfer. Schockiert über Eves Optimismus, ihn fassen zu können, fasst er einen folgenschweren Entschluss: Sie muss sterben.

Auf den Leser warten hier jede Menge Nervenkitzel und explosive Ereignisse, die einmal mehr vor Augen führen, wie gefährlich es ist, ins Visier der falschen Person zu geraten. Ich möchte gewiss nicht mit Eve tauschen! Die Vorstellung, beobachtet zu werden, ist die eine Sache, aber wenn jemand tatsächlich versucht, mir nahe zu kommen,...

Der Autorin gelingt es mit ihrem einzigartigen Erzählstil, den Leser ins Geschehen zu integrieren und ihn an die Geschichte zu fesseln. Man springt zwischen Erzählweisen aus Opfer- und Tätersicht sowie zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, erfährt alles, was man über die Taten des Nothing Man wissen muss. Man darf Kapitel aus Eves Buch lesen und Doyle dabei über die Schulter schauen, wie er jene selbst liest. Stets hat man das Gefühl, als sei man mittendrin, man fiebert und bangt mit, erfreut sich über jeden noch so kleinen Lichtblick und leidet bei jeder Sackgasse mit.

Catherine Ryan Howard bedient mit ihrer Geschichte auch das wachsende Interesse an True Crime und der Faszination an Serientätern, obwohl ihr Werk fiktiv ist. So hebt sich für mich ein Satz über Serientäter besonders hervor:

Zitat, S. 263: "Sie müssen es nicht tun, sie wollen es. Es gibt einen Unterschied zwischen Drang und Zwang".

Persönliches Fazit: Ein durchweg überzeugender und gelungener Thriller, der weniger auf Blut, dafür mehr auf Spannungselemente, unterschwellige Beklemmungsgefühle und Besessenheit setzt. Wow! Dies wird definitiv nicht mein letztes Buch dieser grandiosen Schriftstellerin gewesen sein. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Spannend und beklemmend!

Eskalation
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Kennst du das? Du fährst nachts im Dunkeln eine einsame Landstraße entlang und dann taucht ein Auto hinter dir auf. Bleibst du cool, oder machst du dir vor Angst in die Hose? Ich gehöre zur zweiten Kategorie, ...

Kennst du das? Du fährst nachts im Dunkeln eine einsame Landstraße entlang und dann taucht ein Auto hinter dir auf. Bleibst du cool, oder machst du dir vor Angst in die Hose? Ich gehöre zur zweiten Kategorie, und „Eskalation“ hat diese Angst noch deutlich verschärft.

Dina Martin verschwindet nach einem Treffen mit ihrer Freundin spurlos. Was ist ihr passiert? Als auch noch ein toter Polizist auftaucht, nimmt die Story ordentlich an Fahrt auf. Immer wieder wurde ich auf eine falsche Fährte geführt und trieb hilflos durch ein Labyrinth aus Angst und Schrecken. Nora Benrath hat es geschafft, mich mit ihrem Thriller vollkommen in den Bann zu ziehen. Schon die ersten Kapitel hatten es in sich und trieben den Adrenalinpegel nach oben, aber trotzdem steigerte die Autorin die Spannung immer weiter voran. Zeit zum Luftholen blieb kaum!

Zitat Pos. 1606:
„Er hatte sie nicht bekommen. Er ärgerte sich gewaltig, dass ihm die blonde Schnepfe entkommen war. Sein Handeln kam nicht aus dem Nichts. Sie war perfekt gewesen. Doch er hatte gedacht, dass sie sich kooperativer zeigen würde. Wenn sie glaubte, dass er sie verschonen würde, hatte sie sich getäuscht. Er würde sie bekommen! So ein Verhalten würde er sich nicht gefallen lassen.“

Der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr gut: flüssig, lebendig und ohne viel Fachchinesisch. Ich bin problemlos durch die Story gerauscht und hatte einige spannende Lesestunden.

Das Ende hat mich noch einmal völlig umgehauen, denn auf diesen Abschluss war ich partout nicht vorbereitet. War tatsächlich mal eine schöne Abwechslung, nicht schon frühzeitig zu wissen, wie alles ausgeht.

Persönliches Fazit: Mit „Eskalation“ hat Nora Benrath einen spannenden Thriller geschrieben, bei dem ich durch meine Angst hart an die Grenzen gekommen bin. Ich hoffe sehr auf weitere Bücher der Autorin, denn schon dieses war absolut lesenswert. Die Story war mal etwas anderes für mich und zeigte mir, wie leichtfertig man eigentlich mit seiner Handynummer umgeht.

Thriller- und Krimilesern kann ich das Buch wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Cooles Thema, gute Umsetzung, zu viele Rechtschreib- und Grammatikfehler

Die Hand des Anubis
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Anubis ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung mit einer guten bzw. neutralen Einstellung zu Lebenden und Toten. Bedeutet: Er hat keine bösen Absichten. Normalerweise! In diesem ...

Anubis ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung mit einer guten bzw. neutralen Einstellung zu Lebenden und Toten. Bedeutet: Er hat keine bösen Absichten. Normalerweise! In diesem Thriller jedoch verkörpert er Unheil und Grausamkeiten in unterschiedlichen Facetten. Kein leichter Fall für den aus New York strafversetzten Detective Taylor Scott und das Kleinstadtmedium Vidya McMurran. Inbesondere Vidya gerät aufgrund ihrer Visionen ins Visier des Mörders, denn sie spürt die Anwesenheit des Bösen und kommt ihm gefährlich nahe.

Das Zusammenspiel zwischen Taylor und Vidya funktionierte gut. Zwar hätte man hier auf klassische Klischees verzichten und den Figuren unabhängig voneinander mehr Tiefe verpassen können, aber beide machten einen ordentlichen Job und wirkten insgesamt authentisch. Vielleicht erfährt man im zweiten Teil mehr über sie und kann somit einige Gedankengänge und Motive besser nachvollziehen.

Die ägyptische Mythologie, die ich ob des Titels erwartet hatte, ging leider ziemlich unter. Tatsächlich habe ich mich abseits des Buches damit befasst, weil ich mehr über Anubis wissen wollte. Das hätte hier durchaus in Nebensträngen mit eingearbeitet werden können, um dem Plot die gewisse Würze zu verpassen. Zwar wurden Elemente eingebaut, die in Zusammenhang mit den Morden und der ägyptischen Gottheit stehen, allerdings kamen sie für meinen Geschmack deutlich zu kurz. Dennoch schaffte es das Autorinnenduo zum Ende hin, die Spannungskurve noch einmal zu pushen. Mit der Auflösung habe ich partout nicht gerechnet und war daher angenehm von diesem geschickt konstruierten Twist überrascht.

Wären wir jetzt fertig, würde es eine Empfehlung von mir geben, denn das Thema wurde solide umgesetzt und konnte mich gut unterhalten. AAAABER! Die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler haben mich tierisch abgef*ckt! Und mit viel meine ich viel! Wir bewegen uns hier in einem höheren zweistelligen Bereich. Zwischendurch war ich so genervt, dass ich nicht weiterlesen konnte. Also kauft euch das Buch bitte erst, wenn es eine überarbeitete Version gibt.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Würdest du Geist und Seele eines geliebten Menschen nach dessen Tod in einer Maschine am Leben erhalten?

Companions – Der letzte Morgen
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Wir alle wissen wohl nur zu gut, was ein Lockdown für eine sozialorientierte Gesellschaft bedeuten kann: Konflikte, Unzufriedenheit und Distanz bis hin zur Isolation. Und das Ganze über Jahre? Das scheint ...

Wir alle wissen wohl nur zu gut, was ein Lockdown für eine sozialorientierte Gesellschaft bedeuten kann: Konflikte, Unzufriedenheit und Distanz bis hin zur Isolation. Und das Ganze über Jahre? Das scheint dann doch irgendwie unvorstellbar. So aber sieht die Realität in Katie M. Flynns „Companions“ aus.

Flynn verbindet düstere Zukunftsszenarien, die irgendwie doch nicht so fern sind, mit kriminalistischen Zügen, die so einige Überraschungen bereit halten. Wirklich beängstigend fand ich dabei die Verhaltensweisen, die sowohl im Umgang mit Mitmenschen als auch mit den Companions zu Tage treten. Flynn entwickelt ein Gesellschaftsbild, das extrem von Macht und Geld regiert wird und in Zeiten der Quarantäne ernste Züge eines Überwachungsstaates aufweist. Und erst Recht nach der Quarantäne gilt: Wer nicht nach den Regeln spielt oder nicht mehr gebraucht wird, wird „entsorgt“.

Alle handelnden Figuren sind so gezeichnet, dass sie sich perfekt in dieses Bild einfügen. Mich überzeugten sie durch ihre realistische, empfindsame und intelligente Darstellung. Auch wenn Lilac eine der tragenden Figuren mit einem dramatischen Schicksal ist, so konnte sie bei mir, vor allem mit Fortschreiten der Handlung, nur wenige Sympathien wecken. Viel fesselnder waren für mich die Storys derer, die im Laufe der Zeit in irgendeiner Verbindung zu ihr standen, egal ob direkt oder indirekt. Allen voran habe ich mit Gabe, Kit und Nat mitgefiebert, die alle drei auf ihre Weise zu wahren Sympathieträgern wurden.

Auch sprachlich treibt Flynn die Handlung temporeich voran. Dazu trägt unter anderem der ständige Wechsel zwischen den Perspektiven der handelnden Figuren entscheidend bei. Mit ihnen wechseln zudem die Schauplätze, jedoch führen sämtliche Stränge über kurz oder lang zueinander. Zwischenzeitlich waren es jedoch so viele, dass ich mich im Nachhinein noch immer frage, ob wirklich alles aufgedröselt wurde, oder mir in der Menge einfach etwas entgangen ist. Schlussendlich entwickelt Flynn aber eine klare, wohl durchdachte Story, die mit so mancher Wendung überzeugen kann und uns nachdenklich mit einem beklemmenden Grummeln im Magen zurücklässt.

Persönliches Fazit: Mit „Companions“ liefert Katie M. Flynn einen spannenden und kurzweiligen Roman, der mich persönlich gut unterhalten hat. Fans von futuristischen Storys kann ich dieses Buch daher in jedem Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Tolles Setting!

Mein Wille geschehe
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„Ich möchte beichten“. Mit diesen Worten mischt die Teenagerin Clara Stern die evangelische Kirche ganz schön auf. Pastor Theves findet diese Idee gar nicht schlecht und arbeitet direkt an der Umsetzung. ...

„Ich möchte beichten“. Mit diesen Worten mischt die Teenagerin Clara Stern die evangelische Kirche ganz schön auf. Pastor Theves findet diese Idee gar nicht schlecht und arbeitet direkt an der Umsetzung. Doch ein paar Mitglieder seiner Gemeinde sind darüber gar nicht erfreut. Dies und noch mehr Ereignisse führen dazu, dass der Pastor die Nerven verliert und sich zu einer Tat verleiten lässt, wegen der er eigentlich selbst die Beichte ablegen müsste. Doch anstatt in Panik zu verfallen und sich der Polizei zu stellen, bewahrt er einen kühlen Kopf und plant sein weiteres Vorgehen akribisch. Schwarze ist hier ein außergewöhnlicher Protagonist gelungen, der mich von Seite 1 an fasziniert hat.

„Ein Schlag. Das Geräusch war entsetzlich gewesen. Der reglose Körper lag mit halb geschlossenen und trüben Augen in verdrehter Haltung auf dem braunen Linoleumboden. Eine Blutlache breitete sich aus und erreichte gerade das vordere linke Bein des Altartisches.“ (Zitat)

Die Handlung wird hauptsächlich aus der Sicht von Pastor Theves erzählt. Wenige Male wechselt die Perspektive zu anderen Charakteren, wie z.B. dem Hauptkommissar René Wilmers oder dem Erzbischof Antonius Kluge. Diese Wechsel haben den Plot prima aufgelockert und meine Neugier immens gesteigert. Man erfährt, was man erfahren muss, und kommt damit prima durchs Geschehen. Bernd Schwarze legt sehr viel Wert aufs Detail und haucht den Charakteren Leben ein, was sie authentisch und real macht. Dies ist insbesondere seinem flüssigen Schreibstil geschuldet und dem interessanten Fachwissen, mit dem er mich zusätzlich fesseln konnte.

Persönliches Fazit: Ein genialer Krimi, der mich fesseln und begeistern konnte. Die heilige Kirche als Schauplatz einer Bluttat zu wählen, fand ich schaurig und mutig zugleich. Hier kommt garantiert jeder Krimi-Fan auf seine Kosten und kann nebenbei gleich noch die Beichte ablegen - AMEN!

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