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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2023

Over the top, langatmig trotz vielschichtiger Charaktere

Unwesen
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Ich weiß ehrlich gesagt noch immer nicht genau, wie und wohin ich das Buch einordnen soll. Es gab gute und spannende Momente, aber manche Passagen war sehr fordernd und einfach zu viel. 768 Seiten können ...

Ich weiß ehrlich gesagt noch immer nicht genau, wie und wohin ich das Buch einordnen soll. Es gab gute und spannende Momente, aber manche Passagen war sehr fordernd und einfach zu viel. 768 Seiten können sich ziehen oder so spannend sein, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Für mich war leider ersteres der Fall.

Der Autor hat einen angenehmen Schreibstil, kann Dinge, Örtlichkeiten und Personen gut beschreiben und hat mich häufig mit seinem Können diesbezüglich beeindruckt. Doch leider bin ich nicht so richtig in das Buch reingekommen. Es brauchte unheimlich lange, um an Fahrt aufzunehmen, und hat sich daher extrem gezogen. Ich habe die Spannung und den Gruselfaktor von Anfang an vermisst. Hin und wieder gab es tolle sowie einfallsreiche Stellen; Personen, die zueinander gefunden haben, obwohl man als Leser niemals daran geglaubt hätte; Schockmomente, die beeindruckt und berührt haben, aber dennoch wäre insgesamt weniger gleich mehr gewesen.

Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und wirkten authentisch sowie vielseitig gestaltet. Allesamt sind sie etwas Besonderes, so verschieden, und doch eint sie der Status eines Außenseiters. Wir haben hier zum Beispiel Siv. Sie ist Halbwaise und zieht allein ihre kleine Tochter groß. Sie musste bereits einiges im Leben aushalten und ist daher für mich eine wahre Kämpfernatur. Sie scheint häufig den richtigen Riecher zu haben, kann sich aber nicht immer durchsetzen. Als weiteren Charakter möchte ich gerne ihre kleine Tochter erwähnen. Alva ist etwas speziell. Sie hat die Stärke ihrer Mutter geerbt, hat allerdings auch ihre ganz eigene, kindliche Art beibehalten. Beide sind ein absolut zauberhaftes Gespann. Die einzelnen Beziehungen zwischen den Charakteren waren teilweise vielschichtiger als die eigentliche Geschichte selbst. Diese ist daher in den Hintergrund gerückt. Ich hätte mir eine stimmigere Mischung aus beidem gewünscht.

Fazit: Generell hätte sich der Autor kürzer fassen können. Viele Geschehnisse waren meiner Meinung nach unsinnig und haben den Fluss der Geschichte daher zu sehr gestört. Auch die aufkommende Spannung gegen Ende hin konnte die Geschichte nicht mehr retten - trotz der tollen Harmonie zwischen den Charakteren. Ich denke jedoch, dass es dem einen oder anderen Leser gefallen könnte, wenn man nicht allzu viel erwartet. Mein Fall war es leider nicht.

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Veröffentlicht am 04.05.2023

Spannend trotz schwacher Charaktere

Five Survive
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Nachdem ich bereits die „A Good Girl’s Guide to Murder“ – Reihe gelesen und diese für sehr gut befunden habe, wollte ich natürlich auch unbedingt das neue Stand-Alone von Holly Jackson lesen. Cover: check, ...

Nachdem ich bereits die „A Good Girl’s Guide to Murder“ – Reihe gelesen und diese für sehr gut befunden habe, wollte ich natürlich auch unbedingt das neue Stand-Alone von Holly Jackson lesen. Cover: check, Inhaltsangabe: check, und los geht’s!

Die Autorin hat einen leichten Schreibstil, weshalb ich zügig in das Buch reingefunden habe. Sie kann Emotionen und Gefühle unheimlich detailgetreu rüberbringen und geizt dabei nicht mit ihrem vielschichtigen Wortschatz. Zudem kann sie sehr gut beschreiben und schafft es, die Leserschaft in ihre Welt zu ziehen. Daher wirken ihre Geschichten immer äußerst authentisch und gut umgesetzt. In diesem Buch hat sie es sogar noch einen Ticken besser hinbekommen als in der Reihe zuvor.

Die Charaktere sind fein ausgearbeitet und harmonieren mit der Geschichte bis ins kleinste Detail. Vor allem Red ist ein interessanter Charakter. Ihre Gedankengänge sind nicht immer nachvollziehbar, sie wirkt dadurch ein wenig träumerisch und verwirrt. Aber sie beweist innerhalb des Buches, dass sich zu viel Nachdenken auch manchmal lohnen kann. Ist sie zu Beginn noch ein wenig zurückhaltend, so wird sie nach und nach offener und beweist wahre Charakterstärke.
Die Nebencharaktere hätten gerne authentischer sein dürfen. Irgendwie jedoch wirken diese 0815-like und sind daher nichts Besonderes. Leicht durchschaubar, sogar etwas langweilig.

Die Geschichte selbst hingegen hat diese Kritikpunkte wieder wettgemacht. Sie startet langsam und geht dann in ein actiongeladenes Thrillergeschehen über. Viele Fragen werden aufgeworfen, die Gefahr ist allseits spürbar, und die Spannung hielt mich ordentlich auf Trab. Es gibt einige Höhen und Tiefen sowie unerwartete Geschehnisse, die mich überraschen konnten. Zum Ende hin hat es mich dann noch einmal richtig umgehauen und sogar aus der Bahn geworfen. Holly Jackson weiß ganz genau, wie man den Leser um den Finger wickelt.

Fazit: Ein weiterer Thriller der Autorin, der mich catchen konnte. Trotz schwacher Charaktere hat mich die Geschichte überzeugt. Auch wenn das Thema selbst nichts Neues ist, so hat die Autorin das Rad neu gedreht und für spannende Lesestunden sorgen. Ich empfehle das Buch daher sehr gern an Krimi-/Thriller-Fans weiter und werde bestimmt weitere Bücher von Holly Jackson lesen.

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Veröffentlicht am 01.05.2023

Wendungsreich, mit Luft nach oben

Harper Green – Be Brave. Be Angry. Be the Storm.
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Ich lese tatsächlich hin und wieder gern Dystopien, gerade wenn diese besonders sind. Harper Green ist genau so ein Fall. Das Buch spielt in den 80ern und somit genau in meinem Geburtsjahrzehnt.

Dank ...

Ich lese tatsächlich hin und wieder gern Dystopien, gerade wenn diese besonders sind. Harper Green ist genau so ein Fall. Das Buch spielt in den 80ern und somit genau in meinem Geburtsjahrzehnt.

Dank eines leichten Schreibstils bin ich relativ gut in das Buch gestartet. Aus der Ich-Perspektive lernen wir Harper kennen. Sie ist an sich ein ganz normales junges Mädchen, geht zur Schule, hat ihre Hobbies und Interessen und lebt offenbar ein unscheinbares Leben. Bis sich alles verändert...

Harper ist ein toller Charakter, der innerhalb des Buches an Stärke und Selbstbewusstsein hinzugewinnt. Zu Beginn ist sie etwas naiv, muss sich erst finden, doch sie entwickelt sich weiter und wurde mir daher richtig sympathisch. Die Veränderungen wirkten nachvollziehbar und nicht übertrieben. Das Autorinnenduo hat hier einen tollen Charakter konzipiert.
Der männliche Gegenpart ist Lucas. Er wirkte direkt nett und sanftmütig, aber ich hatte andauernd das Gefühl, dass er eine Art Maske trägt. Lucas ist ein Geheimniskrämer und kann schwer vertrauen. Nachdem man jedoch seine Hintergrundgeschichte erfahren hat, ist schnell klar, wieso er so undurchsichtig rüberkommt. Dennoch finde ich, dass unser Duo hier einen tollen und vielschichtigen Charakter geschaffen hat.
Beide Figuren haben sehr gut miteinander harmoniert, und es gab einige überraschende Wendungen innerhalb der Beziehung.

Anfangs war ich skeptisch, ob und wie gut das Thema in die Zeit reinpassen wird. Doch ich muss sagen, dass die Story im Verlauf ordentlich an Fahrt aufgenommen hat. Sie startete eher ruhig und endete actionreich und vielfältig. Vielleicht war es gerade zum Ende hin ein wenig zu viel, da alles auf einmal kam. Ich war ein wenig überfordert und musste ein paar Mal zurücklesen, um den gesamten Kontext zu verstehen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man entweder das Ende noch ein wenig in die Länge zieht oder dass man zwischendurch ein paar offene Fragen klärt. Dann hätte die Geschichte an sich ein wenig runder gewirkt. Das Ende selbst wirkte zu unabgeschlossen, zumindest für meinen Geschmack. Es lässt vermuten, dass hier noch etwas kommen könnte. Vielleicht wollten sich die beiden Autorinnen einen zweiten Teil offenhalten?

Fazit: Eine gelungene Dystopie mit ein paar Schwächen, aber vielfältig konzipierten Charakteren, die mich durchaus überraschen konnte. Es gab einige tolle Wendungen, die das Buch spannend und lesenswert gemacht haben. Für Dystopie-Fans ein absolutes Muss.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Es mangelte an Spannung und Authentizität

The Fields – Was vergraben bleibt
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In das Buch bin ich relativ schnell reingekommen. Der Schreibstil ist flüssig, die Autorin beschreibt detailliert und bildhaft. Ich konnte mir die Umgebung daher gut vorstellen und mochte das Setting. ...

In das Buch bin ich relativ schnell reingekommen. Der Schreibstil ist flüssig, die Autorin beschreibt detailliert und bildhaft. Ich konnte mir die Umgebung daher gut vorstellen und mochte das Setting. Leider war es das auch schon. Ich hatte einen spannungsgeladenen Thriller erwartet, einen Pageturner mit einer blutigen Geschichte. Jedoch konnten meine Erwartungen kaum erfüllt werden und ich war insgesamt enttäuscht.

Die Charaktere, besonders Riley, wirkten stumpf und wenig authentisch. Mit den einzelnen Protagonisten wurden einige Handlungsstränge eingeführt, allerdings nicht ausreichend weiterverfolgt. Die Figuren blieben folglich undurchsichtig und fremd. Riley selbst, unsere Hauptprotagonistin, war mir zu sehr in der Vergangenheit gefangen. Ihr altes Leben wurde ziemlich aufgedröselt, und es schien mir, als könne sie einfach nicht damit abschließen. Da fragte ich mich, warum sie überhaupt zurückgekehrt ist. Sie hat sich kein bisschen weiterentwickelt, wirkte dadurch langweilig und sogar zurückgeblieben. Man hätte so viel mehr aus ihr und den Nebenprotagonisten herausholen können. Das Potenzial wurde nicht gänzlich ausgeschöpft, schade.

Und so war es auch mit der Geschichte. Es baute sich kaum Spannung auf, einzelne Handlungsstränge schienen undurchdacht, wirkten verkrampft und verwirrend. Es fehlten die typischen Thrillermomente, die mich sonst catchen und durch die Seiten peitschen. Ebenso ließ mich das Ende unzufrieden zurück, auch wenn alles Wesentliche aufgeklärt werden konnte. Keine Twists, keine Highlights.

Fazit: Leider konnte mich dieses Werk kaum überzeugen. Es mangelte an Spannung, die Charaktere wirkten unnahbar und waren 08/15-like. Dem einen oder anderen Krimifan wird das Buch wahrscheinlich mehr gefallen, vielleicht als Lektüre für zwischendurch, von daher schaut einfach mal in die Leseprobe und macht euch ein eigenes Bild.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Braucht etwas Anlauf

Gib mir deine Angst
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Ein Wochenendtrip mit den Freundinnen. Raus aus dem Alltag und einfach mal die Seele baumeln lassen. Klingt herrlich, oder? Das dachte sich auch Sam, als sie mit Margaret und Diana aufbricht. Doch schon ...

Ein Wochenendtrip mit den Freundinnen. Raus aus dem Alltag und einfach mal die Seele baumeln lassen. Klingt herrlich, oder? Das dachte sich auch Sam, als sie mit Margaret und Diana aufbricht. Doch schon an der ersten Raststätte ist plötzlich der Autoschlüssel verschwunden, und die Damen müssen in der gestrandeten Kleinstadt Catskill übernachten, in der zufällig Sams Ex Harry wohnt. Als dann kurz darauf auch noch Diana spurlos verschwindet und Sam Blutflecken entdeckt, gerät der Mädelsausflug völlig außer Kontrolle…

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, aus Sams und Margarets. Diese kapitelweisen Wechsel haben mir sehr gut gefallen und die Handlung deutlich spannender gemacht. Der Leser erhält viele Informationen zu den vorherigen Beziehungen des Dreiergespanns. Eigentlich sind alle drei getrennt, dennoch spielen die Ex-Partner eine enorm große Rolle. Durch die Geschehnisse in der Vergangenheit ist die Liste der Verdächtigen endlos lang – es könnte einfach jeder gewesen sein. Und genau das hat die Autorin hervorragend ausgeklügelt und geschickt verpackt.

Der Schreibstil von Konen ist flüssig, lebhaft und realistisch, die Charaktere präzise und authentisch gezeichnet. Spannungsmäßig war es mir mitunter leider ein wenig zu lasch. Etwa ab der Mitte des Buches hatte ich dann einen fiesen Durchhänger, da sich die Story nur noch im Kreis drehte und beinahe stillstand. Ein paar geschickte Twists haben die Handlung wieder angekurbelt. Dieser Zustand hielt sich dann auch konstant bis zum Ende.

Das Ende selbst hat mich richtig überraschen können. Mit diesem Ausgang hätte ich nie und nimmer gerechnet; ich war verblüfft und fasziniert zugleich. Und damit nicht genug, denn wer denkt, dass die Story mit dem Ende vorbei ist, der wird hier ordentlich überrascht. Ich persönlich liebe es ja, wenn die Wendung nochmal eine Wendung nimmt.

Fazit: Ein ausgeklügelter Thriller, der etwas Anlauf brauchte und mich erst zum Ende hin richtig begeistern konnte. Die Beziehungsprobleme anderer sorgen für gute Unterhaltung bei mir. Ein näherer Blick lohnt sich für alle Krimi- und Thriller-Fans, die ein bisschen Geduld mitbringen.

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