Ganz anders als erwartet, aber dennoch auf andere Art und Weise toll
Die Insel der besonderen KinderDie ungewöhnliche Aufmachung hat mich als Erstes auf das Buch aufmerksam gemacht und beim Durchblättern fand ich die Fotografien einfach nur toll. Und zum Glück wird der Inhalt dem Äußeren super gerecht.
Vor ...
Die ungewöhnliche Aufmachung hat mich als Erstes auf das Buch aufmerksam gemacht und beim Durchblättern fand ich die Fotografien einfach nur toll. Und zum Glück wird der Inhalt dem Äußeren super gerecht.
Vor allem die Figuren sind sehr plastisch und richtig lebendig dargestellt, dass ich mich in über die Hälfte sofort auf den ersten Blick verliebt habe. Nicht nur Jacob hat mir richtig gut gefallen, der mit seinen sechzehn Jahren weitaus reifer ist als andere in seinem Alter und dennoch seine Unsicherheit in so manchen Angelegenheiten kaum verbergen kann. Im wunderbaren Gegensatz dazu wirken die Kinder auf der Insel einerseits so, als würden sie über viel mehr Lebenserfahrung verfügen, andererseits erscheinen sie in vielen Dingen noch recht kindlich und unerfahren, sodass sich alle perfekt ergänzen. Über die Geschichte hinweg macht jeder von ihnen eine mal mehr, mal weniger ausgeprägte Entwicklung durch, was für Abwechslung und sogar für so einige Lacher sorgt. Zudem bestechen die Charaktere durch ihre Unterschiedlichkeit, nicht nur was ihre Fähigkeiten angeht. So fällt es leichter, sich mit mindestens einem von ihnen zu identifizieren und die Ereignisse aus dessen Sicht mitzuerleben. Nur die kleinen Nebenpersonen kommen leider ein wenig zu kurz und erwecken eher den Eindruck von Statisten, obwohl selbst sie sehr interessant sind.
Dem flüssig zu lesenden Schreibstil konnte ich wunderbar folgen, auch wenn ich anfangs etwas ganz anderes erwartet hatte und mich erst daran gewöhnen musste. Denn entgegen meinen Vorstellungen ist die Art und Weise, wie Ransom Riggs die einzelnen Situationen beschreibt, weder zu fantastisch noch zu horrorlastig. Zwar gruselt es einem beim Anblick der beigefügten Fotos manchmal schon ein bisschen und Gewaltszenen gibt es ebenfalls vermehrt, aber echte Gänsehaut kam bei mir selten auf. Dafür hat mich die Spannung und Action der Handlung immer wieder mit sich gerissen und die vielen unerwarteten Wendepunkte verleihen dem Geschehen etwas unvorhersehbares, was mir besonders gut gefallen hat.
Ein paar Längen gibt es dennoch, überwiegend im ersten Drittel, bis man schließlich den eigentlichen Schauplatz erreicht. Erst ab dem Zeitpunkt konnte ich Die Insel der besonderen Kinder nicht mehr aus der Hand legen und verfolgte fasziniert, mit welcher Welt Jacob dort konfrontiert wurde.
Fazit
Mit Die Insel der besonderen Kinder hat Ransom Riggs ein ungewöhnliches, aber auch faszinierendes Werk geschrieben. Die lebendigen Hauptcharaktere, die sich langsam entwickeln und durch ihre Vielfalt bestechen, der mitreißende, andersartige Schreibstil, die mit Spannung und Action gespickte Handlung und die dazu passenden Fotos sind meiner Meinung nach das Gelungenste an diesem Roman.
Da verzeiht man auch gerne die gelegentlichen Längen zu Anfang und die Tatsache, dass nicht alle Figuren den Raum einnehmen, den sie verdienen.
Wer einer besonderen Aufmachung nicht widerstehen kann, glaubwürdige Protagonisten mag, die durch ihre unterschiedlichen Wesenszüge begeistern und den die einen oder anderen detailliert beschriebenen Gewaltszenen nicht abschrecken, der sich sollte dieses Buch unbedingt mal genauer ansehen.