Lest ihr Geschichten über realistische Frauenpower?
MalnataDiesmal hab ich ein Buch für euch, das eher unbekannt ist, zumindest auf Booktok und Bookstagram. Es ist das Erstlingswerk von Beatrice Salvioni und spielt im faschistischen Italien der 30er Jahre kurz ...
Diesmal hab ich ein Buch für euch, das eher unbekannt ist, zumindest auf Booktok und Bookstagram. Es ist das Erstlingswerk von Beatrice Salvioni und spielt im faschistischen Italien der 30er Jahre kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Es ist ziemlich eindringlich geschrieben und behandelt vor allem Themen wie weibliche Selbstbestimmung und Freundschaft gegen alle Widerstände.
Malnata, die Unheilbringende, so wird die Hauptfigur Maddalena von den Dorfbewohnern gennannt, ist ein Mädchen, das sich von niemandem etwas sagen lässt. Die Erzählerin Francesca ist dagegen anfangs sehr angepasst, immer brav und naiv, bis sie sich traut, das Verbot ihrer Mutter zu übertreten und sich mit der Malnata anzufreunden. Und von da an wird sie immer selbstbewusster.
Ich mag die beiden Protagonistinnen sehr, denn sie machen beide eine wahnsinnige Entwicklung durch. Gerade Francesca lernt, sich zu behaupten und für das einzustehen, was ihr wichtig ist. Aber das passiert zum Glück schleichend und nicht ohne Rückschläge, was die Geschichte umso realistischer macht. Maddalena dagegen erkennt, dass sie sich auch mal öffnen kann und nicht für jeden nur die Unglücksbringerin ist. Beide werden auf ihre jeweilige Art erwachsen und das macht es manchmal verdammt schwer beim Lesen, weil man so mitleidet.
Der Schreibstil ist eher einfach, was aber toll zum Alter der zwei passt. Trotzdem schafft es die Autorin, eine ergreifende Story zu erzählen, die die bedrückende Atmosphäre vor und während des zweiten Weltkriegs extrem gut einfängt. Auch die Beschreibungen der Wohnungverhältnisse der beiden Mädchen unterstützen das. Vor allem hier merkt man deutlich den sozialen Unterschied der zwei, was deutlich im Kontrast dazu steht, welchen Familienzusammenhalt sie haben. Francesca erlebt bei Maddalena die Liebe und Unterstützung, die sie von ihren Eltern nicht kennt. Nur so kann sie sich den Ungerechtigkeiten stellen, die sie als angehende Frau ertragen muss, sowohl durch mächtige Männer als auch durch Frauen wie ihre Mutter.
Was ich etwas schade finde, ist, dass manche Szenen abgehackt und unvollständig wirken, gerade zum Schluss hin. Manches hätte ich mir gerne ausführlicher gewünscht. Das ist allerdings nur ein kleiner Kritikpunkt, da die Botschaft hinter der Story trotzdem immer präsent ist.
Deshalb gebe ich dem Buch 4,5 von 5 Eidechsenschwänze.