Erste Hälfte: 5 Sterne; Zweite Hälfte: maximal 3 Sterne. Insgesamt schöne, phantasievolle Geschichte, die mich gut unterhalten hat.
Die unendliche GeschichteZu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diese Geschichte bisher nur vom Namen her kannte. Ich habe weder den Film gesehen noch das Buch gelesen. Aber nachdem mich Momo von dem Autor so begeistern ...
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich diese Geschichte bisher nur vom Namen her kannte. Ich habe weder den Film gesehen noch das Buch gelesen. Aber nachdem mich Momo von dem Autor so begeistern konnte, habe ich mir direkt diese Buch vorgenommen. Die Ausgabe hier ist wunderschön illustriert und Michael Endes träumerische Schreibstil konnte mich auch dieses Mal wieder in seinen Bann ziehen. Trotzdem lässt mich die Geschichte zwiegespalten zurück. Den ersten Teil der Geschichte fand ich phantastisch, dem zweiten konnte ich kaum folgen. Aber erstmal von vorne…:
Der kleine, dickliche Junge Bastian Balthasar Bux flüchtet sich vor seinen Verfolgern aus der Schule und dem Regen in einen Buchladen. Dort wird er von einem Buch magisch angezogen. „Die Unendliche Geschichte“ steht auf dem Cover und es scheint nach ihm zu rufen. Kurzerhand beschließt Bastian das Buch zu stehlen und flieht damit in eine Abstellkammer seiner Schule, wo er sich in Sicherheit wiegt. Eins ist für Bastian klar: er ist nun ein flüchtiger Dieb und muss sich wahrscheinlich bis zu seinem Lebensende verstecken. Aber erstmal ist er in Sicherheit und er beginnt zu lesen. Die Geschichte wirkt einen unwiderstehlichen Sog auf ihn aus und beinah hat er das Gefühl, Teil der Geschichte zu sein. Da liegt er gar nicht mal so falsch. Je weiter die Geschichte fortschreitet desto mehr wird er hineingezogen, bis er sich tatsächlich mitten in der Unendlichen Geschichte befindet.
In der ersten Hälfte lesen wir zusammen mit Bastian das Buch. Die Welt dort scheint nach und nach zu verschwinden. Die kindliche Kaiserin ist erkrankt und nur Atreiyu ist in der Lage, herauszufinden, was ihr fehlt und wie sie gerettet werden kann. Wir begleiten Atreiyu auf seinen Abenteuern, wie er gegen einen unsichtbaren Feind und gegen die Zeit ankämpft und sich allerlei Gefahren stellt. Die zweite Hälfte des Buches gehört Bastian, der die kindliche Kaiserin retten muss und danach noch eine lange Zeit in Phantásien verweilt, sich dort verläuft und beinah selbst verliert und am Ende darum kämpfen muss überhaupt wieder in seine eigentliche Welt zurückkehren zu können.
Die erste Hälfte des Buches fand ich großartig. Ich habe mich beim Lesen richtig wohlgefühlt. Die Welt ist kreativ, ideenreich und voller liebevoller Details und Figuren, die alle eine eigene Geschichte zu erzählen haben, die aber stets ein andermal erzählt werden soll :D Der Held Atreiyu ist mutig und sympathisch. Seinen Begleiter Fuchur, den Glücksdrachen, habe ich auch sofort ins Herz geschlossen. Viele Dinge, die sie auf ihrem Weg erleben, haben mich sehr gut unterhalten und nachdenklich gestimmt. Auch der zweite Teil war jetzt nicht ausschließlich langweilig und hat mich durchaus auch zum Nachdenken angeregt. Ich hätte ihn nur einfach nicht gebraucht. Es gibt kein wirkliches Ziel oder einen Grund für Bastians verlängerten Aufenthalt in Phantásien. Aber Micheal Ende erzählt einfach weiter. Einen zusammenhangslosen Brei, der kein Ende und keinen Anfang hat. Gut, der Titel ist ja auch schließlich „Die Unendliche Geschichte“, ich hätte mir aber trotzdem gewünscht, dass sie endet… so nach der Hälfte… Die zweite Hälfte hat mich trotzdem gut unterhalten, aber der Sinn dieses Teils hat sich mir einfach entzogen.
Das Gefühl der überflüssigen zweiten Hälfte wurde bei mir grade durch den überwältigend guten ersten Teil der Geschichte verstärkt. Das World-Building ist so toll und die Verbindung, aber auch die Trennung der beiden Welten, die spannende Koexistenz, fand ich sehr gelungen. Und dann plötzlich spielt Atreiyu, unser Held vom Anfang, nur noch eine untergeordnete Rolle und unser lieber sympathischer, wenn auch trotteliger Bastian, den man einfach nur liebhaben muss, wird ein ganz und gar unsympathischer Charakter. Da habe ich angefangen, die Geschichte nicht mehr zu mögen… Ich verlor die Connection zu den Figuren, habe die Geschichte nur noch desinteressiert verfolgt und der Ausgang war mir relativ gleichgültig.
Geschrieben ist auch dieses Buch wieder mit so viel Humor und Liebe zum Detail, mit ganz viel Wärme in jeder Zeile. Nicht selten hat mir der Autor beim Lesen ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Ich finde Michael Ende hat eine ganz besondere Art zu schreiben. Ich fühlte mich abgeholt und mitgenommen und konnte ganz und gar eintauchen.
Nach der ersten Hälfte hätte Schluss sein müssen, dann wäre das für mich ein klares 5-Sterne-Buch geworden. Der Schreibstil, die Ideen, die erste Hälfte und die tollen Botschaften, die in der Geschichte enthalten sind, machen das Buch trotzdem liebens- und lesenswert.