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Veröffentlicht am 27.11.2024

Mord oder kein Mord, das ist hier die Frage

Letzter Atem
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Als absoluter Neuling und ohne zuvor von den Darmstadt-Krimis gehört zu haben bin ich gespannt in diesen 16. Teil der Reihe gestartet.
Richtig hilfreich hierfür war, dass alle "alten" Charaktere nochmal ...

Als absoluter Neuling und ohne zuvor von den Darmstadt-Krimis gehört zu haben bin ich gespannt in diesen 16. Teil der Reihe gestartet.
Richtig hilfreich hierfür war, dass alle "alten" Charaktere nochmal eine Art Kurzvorstellung bei ihrem ersten Auftritt bekommen haben. So konnte man auch ohne Vorwissen gut in die Geschichte hineinfinden, wurde allerdings auch nicht mit Infos aus den früheren Büchern erschlagen. Im Gegenteil, ich bin jetzt eher noch neugierig auf die anderen Bücher geworden.

Hierbei gibt es ein fortlaufendes Rahmengeschehen rund um die Ermittler, man lernt ihre Familie, Freunde, Stärken und Schwächen kennen. Das Buch fokussiert sich somit nicht nur auf den Fall, sondern zwischendurch gibt es immer wieder auch mal Kapitel, in denen beispielsweise Horndeich die Probleme seiner Kinder lösen muss. Dies hat mir sehr gut gefallen, obwohl die Charaktere ja neu für mich waren, aber so haben sie direkt sehr menschlich und authentisch auf mich gewirkt. Ich habe bei der ersten Liebe des Sohnes genauso mitgefiebert wie bei der Suche nach dem möglichen Mörder. Auch die Dynamik im Team und die Dialoge waren super, jeder hatte andere "Spezialgebiete", in denen er geübt war, was zu kreativen Ermittlungsmethoden geführt hat.
Besonders positiv aufgefallen sind mir die Nebencharaktere, die vermutlich nur in diesem Buch einen Auftritt hatten, wie Angehörige der Mordopfer. Auch wenn sie eher eine kleine Rolle gespielt haben, wurden sie doch ebenfalls gut und einzigartig beschrieben und sind auch im Gedächtnis geblieben.

Ich selbst war zwar noch nie in Darmstadt, aber wie mir glaubhaft versichert wurde sind die Handlungsorte dort auch sehr realitätsgetreu, sodass man sich entweder direkt heimisch fühlt oder wie ein Touri durch das Buch die Stadt erkundet. Im Verlauf des Buches kommen auch noch andere Handlungsorte hinzu, auch hierbei wird Abwechslung geboten.
Ähnlich realistisch waren ebenfalls die medizinischen oder sonst speziellen Schilderungen im Buch, hier merkt man schnell, dass der Autor gut recherchiert hat und es dem Leser so ermöglicht, nebenbei noch etwas dazuzulernen.
Ich hatte viel Freunde beim Verfolgen der Spurensuche und ob es nun wirklich ein Mord war - tja, dafür müsst ihr wohl das Buch lesen :)

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Veröffentlicht am 25.11.2024

Von den Zusammenhängen des Lebens

23 Leben
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23 Leben ist ein ungewöhnliches Buch, das ich in so einer Form auch noch nie gesehen habe. In sehr kurzen Kapiteln lernen wir jeweils einen neuen Charakter kennen, 23 insgesamt. Hierbei beeinflussen z.B. ...

23 Leben ist ein ungewöhnliches Buch, das ich in so einer Form auch noch nie gesehen habe. In sehr kurzen Kapiteln lernen wir jeweils einen neuen Charakter kennen, 23 insgesamt. Hierbei beeinflussen z.B. die Handlungen von Person 1 etwas im Leben von Person 2 und immer so weiter, bis hin zu Person 23. In der Mitte des Buches gibt es dann einen Zeitsprung und wir erfahren gespiegelt, wie es allen ergangen ist, diesmal angefangen bei Person 23.
Dadurch entsteht eine beeindruckende Kette an Verknüpfungen, ähnlich dem Schmetterlingseffekt. Selbst Kleinigkeiten können hier große Auswirkungen haben, was in sehr kreativer Weise dargestellt wird und zum Nachdenken über unsere eigenen Handlungen anregt.

Das Buch eignet sich super, um es am Stück zu lesen - man denkt sich die ganze Zeit, nur noch ein Kapitel, und will dann aber doch wissen, welche Person als nächstes kommt. Ein bisschen hat es mich auch an eine Serie erinnert, beinahe ein Sog mit geschickter Inszenierung.
Jedes Kapitel kann dadurch auch schon fast als eigenständige Kurzgeschichte gelesen werden, aber besonders wird es halt im Kontext.

Bei den Charakteren gibt es auch viel Abwechslung, ganz unterschiedliche Personen werden hier durch Zufälle miteinander verbunden. Manches mag vielleicht klischeehaft anmuten, jedoch gibt es solche Menschen ja auch wirklich, daher fand ich die Personen eigentlich alle ziemlich authentisch - manche kann man direkt nicht leiden, manche liebt man, viele sind einfach schön neutral/grau.

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Veröffentlicht am 24.11.2024

Zwischen Magie und Wissenschaft

Die Leoniden - Spektrum (#1)
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Die Leoniden ist der erste Band einer bereits vor 10 Jahren erschienenen Jugendbuch-Reihe, jetzt auch endlich auf Deutsch. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe aus sechs Jugendlichen, die nach einem mysteriösen ...

Die Leoniden ist der erste Band einer bereits vor 10 Jahren erschienenen Jugendbuch-Reihe, jetzt auch endlich auf Deutsch. Im Mittelpunkt steht eine Gruppe aus sechs Jugendlichen, die nach einem mysteriösen Vorfall entdecken, dass sie auf einmal besondere Fähigkeiten haben. Der Leser begleitet sie auf ihrer Suche nach Antworten und in ihrem Schulalltag.

Dieser Schulabschnitt nimmt auch wirklich einen großen Teil des Buches ein - war für mich irgendwann dann auch einfach etwas zu viel, hätte auch auf eine oder zwei Unterrichtsstunden verzichten können. Der Vorteil hiervon ist jedoch, dass die Dynamiken in der Gruppe gut zur Geltung kommen und alle Charaktere ausführlich vorgestellt werden. Diese sind auch ganz unterschiedlich, sodass es viele Identifizierungsmöglichkeiten für den Leser gibt. Besonders schön fand ich beispielsweise, dass ein Charakter blind ist - und man so nebenbei noch einiges über das Leben ohne Augenlicht erfährt.
Manchmal konnte ich jedoch die Handlungen und Entscheidungen der Gruppenmitglieder nicht ganz nachvollziehen, mancher Streit z.B. wirkte ein wenig übertrieben.

Einerseits fand ich es toll, dass man in Ruhe alle kennenlernen konnte, andererseits hätte für meinen Geschmack doch auch etwas mehr passieren können. Das Erzähltempo ist so doch eher seltsam, es werden unzählige Fragen aufgeworfen, jedoch erst im letzten Viertel bekommt man einige Antworten - auch wenn immer noch das Meiste offen bleibt. Dies passt zwar dazu, dass es sich um den ersten Band einer Reihe handelt, jedoch mochte ich den Endteil sehr und hätte mir die gleiche Spannung über einen größeren Teil des Buches gewünscht.
Auch spoilert der Klappentext schon etwas vom Ende, sodass die Überraschung hier nicht ganz so groß war.
Das Konzept mit den verschiedenen Kräften und den Verstrickungen der Leben ist aber wirklich interessant, sodass ich hoffe, dass im nächsten Band von Anfang an mehr Spannung aufkommt, da eine große Einleitung ja nicht mehr notwendig ist.

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Veröffentlicht am 24.11.2024

Geschichtsstunde mit Schwächen

Die Mitford Schwestern
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Vor knapp 100 Jahren waren die Mitford Schwestern so etwas wie die It-Girls der heutigen Zeit, allen voran Diana. Mir waren sie bisher noch nicht bekannt, daher fand ich es interessant, sie durch diesen ...

Vor knapp 100 Jahren waren die Mitford Schwestern so etwas wie die It-Girls der heutigen Zeit, allen voran Diana. Mir waren sie bisher noch nicht bekannt, daher fand ich es interessant, sie durch diesen Roman kennenzulernen.
Erzählt wird ihre Geschichte aus den drei Perspektiven der Schwestern Nancy, Diana und Unity - hier wird jeweils der gleiche Tag oder grobe Zeitabschnitt aus jeder Perspektive dargestellt. Dies war zunächst zwar etwas ungewohnt, jedoch habe ich mich schnell damit angefreundet, vor allem weil es kaum inhaltliche Wiederholungen gab. Auch eröffnete dies die Möglichkeit, kleine und größere Zeitsprünge auszuführen, sodass man die wichtigsten Erlebnisse und Tage präsentiert bekommen hat, anstatt sich ewig "im Alltag" aufzuhalten.
Die kurzen Kapitel haben hierzu gut gepasst und für ein flüssiges Leseerlebnis gesorgt.

Ebenso interessant fand ich die geschichtlichen Hintergründe: Die beschriebenen historischen Ereignisse sind teilweise wirklich so passiert, vieles davon war mir auch noch gar nicht bekannt, beispielsweise die Ausbreitung des Nationalsozialismus in Großbritannien. Bei den Schwestern selber scheint sich die Autorin jedoch auch einige künstlerische Freiheiten erlaubt zu haben.
Ein wenig schade war ebenso, dass im Nachwort zwar viel weiterführende Literatur zu der Familie benannt wird, jedoch keine kurze Zusammenfassung im Sinne von "so ging es weiter" gegeben wird. Anstatt jetzt noch drei weitere Bücher zu lesen, musste Google weiterhelfen für all meine offenen Fragen.

Zu den Schwestern selbst: Wirklich warm bin ich mit keiner von ihnen geworden, wobei dies vermutlich auch eher nicht so ein Buch ist, bei dem man mit den Protagonisten mitfiebert. Nancy wird im Klappentext als eine starke Frau dargestellt, die sich zum Wohle des Landes gegen ihre Familie stellt, im Roman kommt dies aber viel zu kurz. Vielmehr ist sie die ganze Zeit mit nichtsnutzigen Männern und ihrem Kinderwunsch beschäftigt als mit dem Widerstand.
Bei Diana das Gleiche, zwar scheint immer wieder mal durch, dass sie eine kluge Strategin ist, aber dann dreht sich ihr Universum doch wieder nur um den fürchterlichen Mosley.
Und Unity ist schlussendlich einfach nur ein absolutes Hitler-Fangirl.
Mir war das Ganze dann doch einen Ticken zu sehr auf die Männer fixiert, über die sich diese "starken Frauen" zu definieren scheinen.

Auch fehlt mir ein wenig das Gleichgewicht im Buch: 2 der 3 Perspektiven sind faschistisch, nur eine ist quasi die Stimme der Vernunft. Wüsste man es nicht besser, könnte man fast meinen, die Schilderungen über Hitler etc. wären irgendwie positiv - Hitler als perfekter Gentleman beispielsweise.
Dies passt zwar zu den Charakteren, aber eine weitere kritische Schwesternperspektive hätte ich als Ausgleich besser gefunden, z.B. die der Schwester Decca, die öfters erwähnt wird und sehr interessant erscheint, dann jedoch viel zu kurz kommt.
Die Idee des Romans insgesamt war gut und ich habe auch einiges aus diesem Buch mitgenommen, jedoch fand ich die Darstellung doch ein wenig zu problematisch und habe mein Erlebnis dann lieber durch externe Quellen ergänzt.

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Veröffentlicht am 24.11.2024

Fehler der Vergangenheit

Tage mit Milena
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Manchmal können zufällige Begnungen das ganze Leben auf den Kopf stellen - so auch bei Annika, die einfach nur in Ruhe ihren Schreibwarenladen führt, bis die junge Luzie dort den Kleber kauft, mit dem ...

Manchmal können zufällige Begnungen das ganze Leben auf den Kopf stellen - so auch bei Annika, die einfach nur in Ruhe ihren Schreibwarenladen führt, bis die junge Luzie dort den Kleber kauft, mit dem sie sich auf der Straße festklebt. Es folgt ein spannender Roadtrip sowie eine Reise in die eigene Vergangenheit.

Zunächst ist dies ein wichtiges Buch für unsere heutige Zeit, das sich mit akuten Problemen wie der Klimakrise beschäftigt und dem Leser die Aktivisten ein wenig näherbringt. Ich selbst hatte damit bisher noch keine Erfahrung gemacht, mein Wissen beschränkte sich auf Nachrichtenartikel, daher fand ich es interessant, hier mehr Hintergrundinfos zu bekommen: Welche Initiativen, Bewegungen und Gruppen gibt es, die zum Klimaschutz beitragen wollen?
Falls man mit der Thematik jedoch schon vertraut ist, kann es sich eventuell auch etwas wie ein Vortrag anfühlen. Dafür fand ich es positiv, dass es nicht nur als komplett gut dargestellt wurde, sondern auch auf die schwarzen Schafe eingegangen wird, die zu extreme Mittel wählen.

Die Atmosphäre im Buch mochte ich besonders. Diese hat durch schöne Beschreibungen immer die passende Stimmung zu jedem Handlungsort vermitteln können: Die Stille im kleinen Laden, die Aufgeregtheit und Spannung im Camp der Klimaktivisten, die Unruhe auf der Demo etc.
Hamburg fühlte sich so auch anders an als Italien, aber immer hatte ich das Gefühl, selbst mit auf Reisen zu gehen.
Hier gab es auch eine gelunge Mischung aus den Reisen in der Gegenwart quer durch Europa mit den Reisen in die Vergangenheit von Annika.
Statt nur einem kurzen Rückblick erfährt man hier die komplette Geschichte von Anfang an, sodass man eine viel bessere Bindung zu den Charakteren aufbauen und die Zusammenhänge besser verstehen kann.
Da dieser Rückblick teilweise auf wahren historischen Ereignissen basiert, bekommt man hier auch noch etwas Bonuswissen - nur hat dies manchmal leider ein wenig wie eine Geschichtsstunde gewirkt und war nicht ganz natürlich ins Geschehen eingebaut.

Ebenso fragwürdig waren die Charaktere und ihre Entscheidungen manchmal für mich: Warum haben Annika oder Luzie jetzt so gehandelt? Über manches hab ich mich ein bisschen aufgeregt, über anderes nur die Motivation hinterfragt. Komplett warm bin ich daher mit keiner der Beiden geworden.
Dafür mochte ich Annikas Mann Hendrik als Nebencharakter sehr. Dieser hat eine gelungene Kommunikation in der Beziehung dargestellt und war generell sehr lieb und sympathisch, solche Charaktere gerne öfters in Romanen!
Auch wenn ich die Handlung im Ganzen mochte, waren mir manche Ereignisse dann doch etwas zu konstruiert - der Zufall hat die Lösung gebracht, und das gleich mehrere Male, hat teilweise ein wenig unrealistisch gewirkt.
Trotzdem bin ich gerne in diese Geschichte eingetaucht, bin mit auf Reisen gegangen und habe noch ein bisschen was gelernt, daher kann ich das Buch durchaus weiterempfehlen.

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