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Veröffentlicht am 26.09.2018

Einsichten in eine düstere, aber denkbare Zukunft

Nordland. Hamburg 2059 - Freiheit
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Im Jahr 2059 ist in Deutschland nichts mehr, wie es einmal war. Die Bundesrepublik Deutschland existiert nicht mehr. Es gibt nur noch vereinzelte unabhängige Staaten. Einer davon ist Nordland, ein Zusammenschluss ...

Im Jahr 2059 ist in Deutschland nichts mehr, wie es einmal war. Die Bundesrepublik Deutschland existiert nicht mehr. Es gibt nur noch vereinzelte unabhängige Staaten. Einer davon ist Nordland, ein Zusammenschluss der nördlichen Bundesländer.
In Nordland herrscht eine reiche Minderheit, die in Luxus schwelgen kann. Die Gesellschaft ist hochtechnisiert, aber auf sozialer und moralischer Ebene in einer Rückentwicklung begriffen. Arme Menschen sind Ballast. Frauen zählen in der Gesellschaft nur noch als Luxusobjekt und Handelsware ohne eigene Meinung und ohne eigenes Leben.
Eine dieser Frauen ist Lillith, eine junge Frau, die sich ihre Unabhängigkeit bewahren möchte, und sich gegen eine Zwangsheirat wehrt.
Als ein Unschuldiger aus den Reihen der Armen für ein Verbrechen hingerichtet wird, das er nicht begangen hat, beginnt sich alter Widerstand unter der Bevölkerung zu regen. Lillith, die die Ungerechtigkeit hinter dem herrschenden System sieht, schließt sich dem Widerstand an.

Nordland zeigt auf erschreckend realistische Art, wohin die Reise unserer Gesellschaft gehen kann. Anhand aktueller Ereignisse wird hier aufgezeigt, welche Folgen möglich sind. Viele Geschehnisse, wie die Vertreibung der armen Bevölkerung aus ihren Häusern und ihre Umquartierung wecken Erinnerungen an frühere Bereiche aus unserer Vergangenheit.


Anhand der Geschichte von Lillith Civetta führt uns die Autorin durch diese düstere Welt, in der nur noch die Gier nach Geld und Macht eine Rolle zu spielen scheinen. Doch die Bekanntschaft mit den Menschen aus dem Widerstand, allen voran Bo, Sunna und Johanna, zeigen, dass es auch noch Menschlichkeit gibt. Und dass die Hoffnung auf ein besseres menschlicheres Leben vielleicht doch noch nicht aufgegeben werden muss.

Obwohl dieses Buch mit seinem Umfang von mehr als 600 Seiten erst einmal einen dicken Eindruck hinterlassen hat, muss ich sagen, dass es sich dennoch sehr gut und flüssig hat lesen lassen. Vor allem ist man gleich im Leben und den Gedanken von Lillith so eingebunden, dass man einfach weiterlesen muss. Man erlebt die Höhen und Tiefen hautnah mit und hält den Atem an in Situationen wie einer ansteigenden Flut, in der nicht nur Lillith zu ertrinken droht.

Der Roman von Gabriele Albers ist nicht nur eine perfekte Dystopie, er ist vor allem eine Mahnung, dass es so mit unserer Gesellschaft, wie im aktuellen Jahrzehnt, nicht weitergehen kann. Am besten trifft dies wohl eines meiner Lieblingszitate aus dem Roman, der auch unsere aktuelle Situation und die in Nordland 2059 beschreibt: Was bleibt von einem Rechtsstaat ohne Staat? Recht? Oder nur das Recht des Stärkeren?

Da das Ende doch ein bisschen offen bleibt, kann man sich schon jetzt auf die angekündigte Fortsetzung freuen.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Die Erschaffung einer Schicksalswelt

Tagebuch des Schicksals
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Die beiden rüstigen Rentner Aribert und Dörte werden durch den Fund eines Buches in eine magische Welt entführt, in der das Schicksal erschaffen wurde. Mit Hilfe der magischen Wesen, die ihnen in dieser ...

Die beiden rüstigen Rentner Aribert und Dörte werden durch den Fund eines Buches in eine magische Welt entführt, in der das Schicksal erschaffen wurde. Mit Hilfe der magischen Wesen, die ihnen in dieser neuen Welt begegnen müssen sie eine Entscheidung treffen, ob sie das Buch weiter über das Schicksal der Welt bestimmen lassen, oder ob sie es zerstören sollen.


Das Buch beginnt mit einer Reise in eine wunderschöne magische Welt, so dass man sich spontan an ein modernes Märchen erinnert fühlt. Dann entpuppt das Buch des Schicksals allerdings sein eigentliches Wesen, und droht diese Welt ins Chaos und in den Untergang zu stürzen. Auf ihrer Reise mit den sonderbaren Wesen, machen beide, Aribert und Dörte, eine deutliche Veränderung durch.
Zwischendurch wechseln sich auf dieser Reise durch die magische Welt dragische, magische, lustige und poetische Momente ab.

Insgesamt ein Buch, das ich sehr gerne gelesen und auch genossen habe. Einige Passagen haben mich auch nachdenklich gestimmt. Gegen Ende hin fehlte mir allerdings noch das gewisse Etwas. Man hätte ein bisschen den Verdacht haben können, dass der Autor ein Kapitel vergessen hat, das den Weg zum Ende ein bisschen deutlicher gemacht hätte. Dafür gibt es leider einen Stern Abzug von mir.
Trotzdem ein schönes Buch, das ich jedem, der auch gerne Fantasy liest, nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Erschreckende Reise in Londons Unterwelt

Amurante
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Kayleigh hat sich von einer Entführung gerade erholt, als sie erneut in Geschehnisse verwickelt wird, die mit ihrem früheren Albtraum zusammenhängen müssen. Sie begibt sich nach London, wo die Polizei ...

Kayleigh hat sich von einer Entführung gerade erholt, als sie erneut in Geschehnisse verwickelt wird, die mit ihrem früheren Albtraum zusammenhängen müssen. Sie begibt sich nach London, wo die Polizei versucht mehrere Vermisstenfälle zu lösen. Schnell wird Kayleigh klar, dass nur sie weitere Fälle verhindern kann. Von ihr hängt das Schicksal der Menschheit ab. Und so begibt sie sich in eine fremde Welt unterhalb Londons, in der sie das Grauen erlebt, und nicht nur um ihr eigenes Leben sondern aus das ihrer Freunde kämpfen muss.


„Amurante – Die Krankheit“ ist eigentlich der zweite Teil einer Reihe um das geheimnisvolle Amurante und Kayleigh. Ich kannte den ersten Teil und damit Kayleigh’s Vorgeschichte nicht, hatte aber auch keinerlei Probleme damit in die Geschichte hinein zu finden. Vieles aus dem ersten Teil wird in Rückblenden angesprochen und erklärt, so dass auch der Einsteiger das nötigste über Kayleigh‘s Vergangenheit erfährt, um der Story folgen zu können.

Zusammen mit der Hauptperson wandelt der Leser auf jeder Seite zwischen Traum und Wirklichkeit. Langweilig wird es nie auf zwischen den 583 Seiten. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Einmal angefangen, möchte man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.

Rico Forwerk ist es nicht nur gelungen einen spannenden Roman zu schreiben; er hat eine ganze unterirdische Welt erschaffen und so detailreich beschrieben, dass man sie beim Lesen förmlich vor Augen hat. In einigen Passagen fühlt man sich ein bisschen an den Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft erinnert. Aber der Autor kopiert oder covered nicht. Er interpretiert den Mythos neu und erschafft so einen tollen Romanzyklus, bei dem man sich schon heute auf Teil 3 freut.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Ein kleines Mädchen auf dem Weg zu sich selbst

Klosterkind
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Auf Sizilien wird die kleine Filomena im Alter von sieben Jahren ohne Erklärung von ihrer Mutter ins Kloster gebracht. Dort nimmt sich Schwester Immacolata des Mädchens an und erzählt ihr die Geschichte ...

Auf Sizilien wird die kleine Filomena im Alter von sieben Jahren ohne Erklärung von ihrer Mutter ins Kloster gebracht. Dort nimmt sich Schwester Immacolata des Mädchens an und erzählt ihr die Geschichte von Maria Crocifissa della Concezione, die auch als Kind ins Kloster kam und schon früh vom Teufel in Versuchung geführt wurde. Von Visionen geplagt, versucht die kleine Filomena in den kommenden Jahren ihren eigenen Weg zu finden.

Anna Costronovo ist es gelungen vor dem wahren Hintergrund des Klosters und der Maria Crocifissa della Concezione die Geschichte der kleinen Filomena sehr glaubhaft zu erzählen. Wir erleben hautnah die Zweifel des kleinen Mädchens an seiner Mutter, seiner Familie, seinem Glauben und manchmal auch an sich selbst. Aber wir folgen auch einem Mädchen, das abgeschieden in einem Kloster erwachsen wird und seinen eigenen Weg und seinen Platz im Leben findet.

Filomena ist so ehrlich und glaubhaft wiedergegeben, dass man als Leser den Eindruck haben könnte Teil der Geschichte zu sein. Von der ersten Seite an fiebert man mit, freut sich und teilt auch die Trauer und Enttäuschung der Hauptperson. Es fällt einem schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen, bevor man erfahren hat, wie und wo Filomena's Weg endet.

Ich durfte dieses herrliche Buch im Rahmen einer Leserunde kennen lernen und habe es sehr genossen.
Im Anhang finden sich Erläuterungen zum Kloster und zu Maria Crocifissa della Concezione, die das Buch noch einmal mehr abrunden.
Wer Geschichten vor einem wahren Hintergrund mag, aber auch allen anderen, sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Leser mit Faibel für Werwölfe kommen an diesem Buch nicht vorbei

Blut schreit nach Blut
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Luna ist die Tochter des Herren der Schwarzburg im Schwarzwald. Als die Burg angegriffen wird, gelingt Luna die Flucht in den Wald, während ihre Eltern ums Leben kommen. Ihr Onkel und ihre Tante übernehmen ...

Luna ist die Tochter des Herren der Schwarzburg im Schwarzwald. Als die Burg angegriffen wird, gelingt Luna die Flucht in den Wald, während ihre Eltern ums Leben kommen. Ihr Onkel und ihre Tante übernehmen fortan die Vormundschaft für Luna.
Nicht nur, dass sich ihr Leben seit diesem Überfall verändert hat, auch Luna selbst verändert sich immer mehr. Das von ihr seit ihrer Kindheit im Wald beobachtete Sternenpaar entpuppt sich in jener verhängnisvollen Nacht als das Augenpaar eines riesigen Wolfes, der ihr das Leben rettet und einen großen Platz in ihrem Leben einnimmt. Immer wieder schleicht sie sich nachts zu Astrum in den Wald. Als ihr Onkel Luna schließlich verheiraten will, nimmt das Schicksal entgültig seinen Lauf....

Gleich von der ersten Seite an wird der Leser in die Geschichte "geworfen". Es gibt keine langatmige Einleitung. Mit einem leicht lesbaren Schreibstil, der der Zeit des Mittelalters angemessen ist, erzählt die Autorin vom Leben und Schicksal der kleinen Luna.
Bei der Beschreibung ihrer Gefühle und Zweifel, ihren Ängsten und ihrem Trotz fühlt man als Leser von Anfang mit. Es ist als würde man direkt neben Luna stehen und mit ihr mit erleben, was sie erlebt.
Auch wenn vieles um Astrum im Verborgenen bleibt, erfährt der Leser durch die kurzen Gedankengänge doch einiges über ihn und kann sich so seine Lebensgeschichte erdenken.
Es mögen zwar viele unterschiedliche Charaktere in dem Buch auftauchen, dennoch verliert man nie den Überblick. Alle Personen sind nachvollziehbar und logisch mit der Handlung verwoben.
Selbst die kleinsten Details werden weder langatmig noch langweilig beschrieben. Sie helfen dem Leser vielmehr dabei in die Welt des Mittelalters abzutauchen.

Ingesamt hat Aikaterini Maria Schlösser einen wundervollen Roman geschrieben, der einen von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Man merkt diesem Buch die Liebe der Autorin zu den Wölfen auf nahezu jeder Seite an. Wer Wölfe ebenso liebt und ein Faibel für Werwölfe hat, kommt hier absolut auf seine Kosten.

Ich durfte dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen und habe jede Zeile davon genossen. Auch wenn ich bisher nicht unbedingt der Leser von Mittelalterromanen war, bin ich schon auf den zweiten Teil der Geschichte und die angekündigten Folgebände gespannt.