Profilbild von Samtpfote

Samtpfote

Lesejury Star
offline

Samtpfote ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Samtpfote über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2019

Eine vergnügliche Komödie mit einem Hauch Gesellschaftskritik

Drei Männer im Schnee
0

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich mir schon länger von einem sehr guten Freund ausgeliehen. Er war überzeugt davon, dass es mir gefallen würde und er hatte absolut recht. Diese zuweilen schräge und ...

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich mir schon länger von einem sehr guten Freund ausgeliehen. Er war überzeugt davon, dass es mir gefallen würde und er hatte absolut recht. Diese zuweilen schräge und stets äusserst kluge Verwechslungskomödie über eine klassenübergreifende Freundschaft, reiche und arme Menschen, Frauen und Männer und einen abgelegenen, eingeschneiten Ort im Winter, hat mich begeistert.
Kästners pointierte Gesellschaftskritik, welche vor allem die gehobener Gesellschaftsschichten und ihre vermeintliche Überhabenheit aufs Korn nimmt und zugleich aufzeigt, dass auch weniger vermögende Menschen nicht vor argen Vorurteilen gefeit sind - weil Menschen nun mal einfach Menschen sind und zu Vorurteilen neigen - trifft gezielt ins Schwarze was allerdings alles mit einem liebenswert beobachtenden und wohlwollenden Auge geschieht.

Erzählsprache:
Nach wenigen Sätzen sind wir mitten im Geschehen, erfahren von den Ränken, die Geheimrat Tobler nach dem Gewinn eines Preisausschreibens schmiedet und vom Chaos, das er damit ziemlich umgehend auslöst. Im tiefen Winter begleiten wir die Protagonisten auf die Eisbahn, die Piste, einen Kostümball und an zahllose elegante Dinner und erfahren bald, wie es Geheimrat Tobler und seinem mitgereisten Kammerdiener Johann, der sich als Besitzer einer Reederei ausgibt, ergeht. Nur schon die Grundidee dieser Geschichte ist ein ziemlich ungewöhnlicher Einfall und dass es Kästner auch noch gelingt, stets kurzweilig zu erzählen, die Figuren in ihren Verkleidungen unentdeckt zu lassen und vor allem natürlich auch noch ein wenig Chaos, Romantik und Drama in die sonst schon spannende Atmosphäre, in der wohlhabende Menschen literarisch auf den Arm genommen werden, einfliessen zu lassen, ist ein wahres Meisterstück.

Meine Empfehlung:
Ich staune immer wieder, wie sehr wir Buchliebhaber*innen uns vom schönen, neuen Schein blenden lassen, weil da leider sehr oft wundervolle Literatur, die halt schon ein wenig älter ist, ausser Acht gelassen wird und vielleicht sogar in Vergessenheit gerät. "Drei Männer im Schnee" ist mittlerweile ein wenig in die Jahre gekommen, ist aber das beste Beispiel dafür, dass Klassiker weder angestaubt noch antiquiert daherkommen müssen, sondern dass sie genau so aktuell, kurzweilig und lehrreich sein können, wie alle Neuerscheinungen, die wir sonst in den Regalen der Buchhandlungen antreffen. Für dieses zeitlose und äusserst unterhaltsame Stück Literatur gibt es von mir eine überzeugte Empfehlung.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Auch wer Fantasy nicht mag, wird den kleinen Yorsch mögen

Der letzte Elf
0

Inhalt:
Es ist kalt und regnet ununterbrochen. Der kleine Elf Yorsch ist ganz alleine unterwegs, seine Grossmutter musste er in ihrer Hütte, in der das Wasser immer mehr und mehr anstieg, zurücklassen. ...

Inhalt:
Es ist kalt und regnet ununterbrochen. Der kleine Elf Yorsch ist ganz alleine unterwegs, seine Grossmutter musste er in ihrer Hütte, in der das Wasser immer mehr und mehr anstieg, zurücklassen. Er ist total durchnässt und traurig, friert und hat grossen Hunger. Zum Glück findet er eine Menschenhütte und dort hält sich Sajra auf. Da Yorsch grosse Mühe mit der Menschensprache hat, gibt es einige Verständigungsprobleme. Nachdem aber die grössten Missverständnisse aus dem Weg geräumt sind, fasst sich Sajra ein Herz, gibt dem Elfen zu essen und nimmt ihn in ihre Obhut. Damit begibt sie sich in grosse Gefahr. Menschen, welche Elfen bei sich aufnehmen oder ihnen Hilfe anbieten, werden in der Regel nämlich mit dem Galgen bestraft. Sie ziehen weiter und schon bald treffen die beiden auf Monser, welcher ihnen seinen Schutz anbietet. Leider währt aber dieser Frieden nicht lange. Schon bald werden sie entdeckt und als Elfenfreunde verhaftet und zum Tode verurteilt. Doch der Elf wäre ja kein Elf, wenn er sie nicht aus dem Verlies von Daligar befreien würde. Während der Flucht stösst Yorsch auf eine alte Prophezeiung, welche sagt, dass der letzte Elf zusammen mit dem letzten Drachen die Welt vom Regen befreien kann. Sogleich macht sich das mutige Trio auf die Suche nach dem letzten Drachen und das Abenteuer beginnt.

Meine Meinung:
Ich bin überhaupt kein Fan von Fantasy-Literatur, muss aber auch zugeben, dass ich mich auf diesem Gebiet auch nicht gut auskenne. Der letzte Elf hat mir jedoch unglaublich gut gefallen. Die wunderschöne Sprache, die witzigen Dialoge, die Spannung, das Abenteuer und die toll beschriebenen Figuren machen dieses Buch zu einem kleinen und sehr lesenswerten Schatz, vor allem auch für junge Leser. Das Buch eignet sich sicher auch sehr gut zum Vorlesen, da die Handlung in nicht zu lange Kapitel eingeteilt ist. Gewisse Dinge werden in der Geschichte nicht geklärt, was aber auch überhaupt keine Rolle spielt. Zum Beispiel erfährt man nicht, warum Sajra in der Hütte ist, in welcher Yorsch Zuflucht sucht und warum sie dann weiterzieht und was genau ihr Antrieb und ihr Ziel ist. Auch über ihre Vergangenheit erfährt man fast nichts. Ähnlich verhält es sich bei Monser und ich denke nicht, dass dies im nächsten Band der Reihe noch geklärt wird. Wie gesagt: es hätte mich interessiert, ist aber eigentlich für die Handlung nicht wichtig zu wissen.
Das Buchcover gefällt mir auch sehr gut und die ganze Aufmachung der Reihe empfinde ich als sehr stimmig. Ich werde die nächsen Teile auf jeden Fall lesen und bin schon ganz gespannt, wie es mit Yorsch weiter geht.

Fazit:
Märchenhafte Fantasy, welche man einfach lieben muss, auch wenn man sich aus Fantasy nicht so viel macht, und ein brillianter Schreibstil machen diese Geschichte zu einem tollen Stück Unterhaltungsliteratur.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Überraschend tiefgründig, sehr humorvoll und romantisch

Die Zeit der Weihnachtsschwestern
0

Inhalt:

Einmal mehr erwacht unsere Protagonistin Suzanne schweissgebadet aus einem Alptraum. Die mütterliche, fürsorgliche und vor allem äusserst kreative Protagonistin des vorliegenden Buches hat eine ...

Inhalt:

Einmal mehr erwacht unsere Protagonistin Suzanne schweissgebadet aus einem Alptraum. Die mütterliche, fürsorgliche und vor allem äusserst kreative Protagonistin des vorliegenden Buches hat eine schwere Bürde zu tragen, die sie auch Jahre später noch bis in ihre Träume verfolgt. Gemeinsam mit ihrem Mann Stewart hat sie es zwar geschafft, den drei Schwestern Posy, Hannah und Beth ein Zuhause voller Liebe zu schaffen, aber die drei jungen Frauen gehen alle ganz unterschiedlich mit der Katastrophe um, die damals ihr Leben und ihre Familie in den Grundfesten erschüttert hat. So erstaunt es nicht, dass gerade die Weihnachtszeit eine Zeit voller trauriger Erinnerungen, unausgesprochener Erwartungen und gesagten oder gedachten Vorwürfen ist. Können die einzelnen Familienmitglieder endlich aufeinander zugehen und sich ihrer Vergangenheit stellen?


Meine Meinung:

Sarah Morgan kenne ich bereits von der Snow Crystal-Reihe (wenn ich auch davon lediglich die Winterbände gelesen habe) und vom Buch "Für immer und einen Weihnachtsmorgen, das ebenfalls der Abschloss einer Reihe ist.

Von "Die Zeit der Weihnachtsschwestern" habe ich deshalb eine eher leichte, romantische Komödie mit ein wenig Tiefgang und vor allem dem einen oder anderen ganz grossen Liebesgeständnis erwartet. Dem war zwar schon so, wenn auch Sarah Morgan sich hier ein Thema ausgewählt hat, das niemanden kalt lässt, eine Tragödie, welche das Leben einer ganzen Familie von einer Minute auf die andere nicht nur auf den Kopf gestellt, sondern auch kurzfristig komplett aus der Bahn geworfen, ewnn nicht sogar ein wenig zerstört hat. Es scheint, als wäre Sarah Morgans Stil erwachsener geworden. Gerade was den Tiefgang anbelangt, liest sich ihr Buch nämlich nicht nur leicht und flüssig, sondern es berührt und fesselt mit seiner dramatischen Geschichte. Aber natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz, wenn auch Morgan hier einige wesentlich realistischere Beziehungsentwürfe gelungen sind, wie in den Büchern, die ich bisher von ihr gelesen habe. Mir hat dieses Buch deshalb ausserordentlich gut gefallen. Es hat mich begeistert, positiv überrascht, berührt und zum Lachen und Weinen gebracht.


Schreibstil:

Diese grosse Palette an Gefühlen gelingt Morgan sicherlich durch ihren einzigartigen Schreibstil, mit dem sie es nicht nur schafft, die wunderschön festlich dekorierten Räume im Hause McBride, sondern auch die einzigartigen Gerüche in der Luft, die eisigen Temperaturen und vor allem auch das Innenleben der Figuren äusserst detailliert und authentisch zu beschreiben. Das ist ihr im Buch "Die Zeit der Weihnachtsschwestern" sehr gut gelungen und zudem liest sich das Buch immer noch sehr flüssig und vor allem auch total humorvoll, auch wenn die einzelnen Themen deutlich genauer vertieft und eingebunden werden, was das Buch zu einer romantischen und sehr authentischen Komödie macht.


Meine Empfehlung:

Von mir gibt es für dieses berührende Buch, das dennoch ganz viel Weihnachtsstimmung aufkommen lässt und das eigentlich nach einer Fortsetzung schreit, weil ich unbedingt erfahren möchte, wie es mit den Weihnahtsschwestern weitergeht, eine sehr herzliche Leseempfehlung für ein paar entspannte Lesestunden bei kaltem Winterwetter.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Humorvoller und fesselnder Auftakt einer Jugendbuchreihe

Selection
0

Inhalt:
America ist eine fünf und stammt damit aus der Künstler- und Musikerkaste, welche im Staat Illeá eine sehr niedrige Bedeutung hat. Das verdiente Geld reicht nicht für grossen Luxus und von den ...

Inhalt:
America ist eine fünf und stammt damit aus der Künstler- und Musikerkaste, welche im Staat Illeá eine sehr niedrige Bedeutung hat. Das verdiente Geld reicht nicht für grossen Luxus und von den Mahlzeiten bleibt nie etwas übrig, weil die Mittel zu knapp sind. Doch America hat Aspen. Aspen stammt aus der Kaste sechs und somit ist ihre Beziehung zum Scheitern verdammt, wenn er nicht genug Geld zusammen bringen und sie heiraten kann. Doch seine Familie hungert noch viel mehr und arbeitet als Bedienstete von höheren Kasten. Diese Liebe muss also streng geheim gehalten werden.
Eines Tages kriegt Amercia die Einladung zum Casting aller Mädchen des Staates Illeá welche sechzehn Jahre alt oder älter sind. Aus diesen vielen Mädchen werden 35 Schönheiten ausgewählt, welche um die Gunst des Prinzes von Illeá buhlen müssen und dürfen und so die Möglichkeit haben, in eine höhere Kaste aufzusteigen, viel Geld zu verdienen oder sogar Prinzessin zu werden. Amercia weigert sich, wird aber von Aspen und ihrer Familie überredet, die Chance zu ergreifen. Sie meldet sich an und wird tatsächlich ausgewählt. Doch sie will diesen Prinzen gar nicht, sie will Aspen und sie will gar nicht gegen andere Mädchen um einen Prinzen kämpfen. So bietet sie dem Prinzen einen Deal an: er lässt sie bleiben, bis ihre Familie genügend Geld für ein besseres Leben erhalten hat und dafür hilft sie ihm, aus den vielen Mädchen auszuwählen. Doch sie hat die Rechnung ohne ihre Gefühle und ohne Aspen gemacht, welcher plötzlich im Palast auftaucht.

Meine Meinung:
Ich würde mich als emanzipierte junge Frau bezeichnen und deshalb ist mir so ein Auswählverfahren, welches mich stark an „Der Bachelor“ und ähnliche Formate erinnert ziemlich zuwider. Ich war jedoch froh, dass es Amercia genau so ging. Sie beginnt sich aber nach und nach an die Situation und ihre neuen Möglichkeiten zu gewöhnen und verstrickt sich immer mehr in eine komplizierte Freundschaftsbeziehung mit dem Prinzen Maxon. Dies verstehe ich sehr gut. Ausserdem ist sie in einer Situation, in der sie diese Möglichkeit als einzigen Ausweg für ihre Familie sieht. Ich finde es jedoch sehr schade, wie die Beziehung zwischen Aspen und Amercia sich vor ihrer Abreise verändert hat und es ist somit auch verständlich, dass es ihr nun leichter fällt, sich auf den Prinzen einzulassen. Dieser verhält sich meiner Meinung nach teilweise sehr kindlich, und dann trotzdem wieder sehr erwachsen und reif, was eigentlich gut zu seinem Alter, nicht aber unbedingt zu seiner Position als Prinz von Illeá passt. Eigentlich habe ich anfangs nur weiter gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte endet. Aber dann hat mich der Schreibstil so gefesselt, dass ich einfach weiter gelesen habe und innerhalb von kürzester Zeit war das Buch dann auch schon beendet. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht, auch wenn ich mich mit gewissen Strukturen des Buches (kindlicher Prinz, überhaupt nicht emanzipierte junge Frauen, welche um einen Mann buhlen) überhaupt nicht anfreunden kann.

Fazit:
Ein unterhaltsames, spannendes und faszinierendes Jugendbuch, welches hungrig auf die weiteren Teile macht und über einen sehr fesselnden Schreibstil verfügt.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Nicht nur als Geschenk, sondern auch im eigenen Regal ein wahrer Schatz

Tiere und Töne
0

Inhalt:

Was gibt es - für mich als Musikerin so oder so - Schöneres, als wenn sich eine Autorin die Zeit nimmt, sich sehr konkret mit Musik - in diesem Falle Händels Arien - auseinanderzusetzen und sich ...

Inhalt:

Was gibt es - für mich als Musikerin so oder so - Schöneres, als wenn sich eine Autorin die Zeit nimmt, sich sehr konkret mit Musik - in diesem Falle Händels Arien - auseinanderzusetzen und sich mit einem humorvollen Blick und zugleich solide recherchiertem Hintergrund auf die darin beschriebenen Tiercharaktere zu konzentrieren? Donna Leon ist dies meisterhaft gelungen und die wundervollen Illustrationen von Michael Sowa tragen viel zum Charme dieses Buches bei.


Meine Meinung:

Von der Aufmachung her ist dieses Buch genau so gelungen, wie inhaltlich. Jedes Kapitel bezieht sich auf ein einzelnes Tier, auf der Folgeseite wird eine liebevolle Illustration abgebildet und dann folgt der sich auf das Tier beziehende Text aus der Arie in der Originalsprache und in der Übersetzung. Als nächstes geht Leon auf Texte aus dieser Zeit (wir befinden uns bei Händel im 17./18. Jahrhundert) ein. Dies wären dann vor allem die mittelalterlichen Bestiarien Philippe de Thaons, Guillaume le Clercs und Gervaise de Fontenays, in denen teilweise amüsante, schauerliche, mystische und sehr konstruierte, aber manchmal auch überraschend genaue Beschreibungen des Aussehens und der Charaktereigenschaften der vorgestellten Tiere festgehalten sind. Dabei wird mit Humor, Feingefühl und vor allem viel Sachverstand erklärt und zusammengestellt, was damals zu den jeweiligen Tieren passte und wie diese Andeutungen und musikalischen Bilder in den Arien damals und heute zu verstehen sind, was nicht nur viel Lesevergnügen bereitet, sondern vor allem auch äusserst lehrreich ist.


Meine Empfehlung:

Dieses Buch ist nicht nur ein wundervolles Geschenk, es macht sich auch gut im eigenen Bücherregal und kommt mit einer CD mit Tonbeispielen daher, ist also nicht nur etwas fürs Auge und für entspannte Lesestunden, sondern auch fürs Ohr. Von mir gibt es deshalb eine Leseempfehlung.