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Veröffentlicht am 25.11.2020

Teambildung auf Helgoland

O du fröhliche Weibernacht
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Vier sehr unterschiedliche Frauen, die sich kaum kennen oder sich nicht besonders mögen. Da ist die stets korrekte Chefsekretärin, die schicke Werbefachfrau, die Unscheinbare aus der Buchhaltung und dazu ...

Vier sehr unterschiedliche Frauen, die sich kaum kennen oder sich nicht besonders mögen. Da ist die stets korrekte Chefsekretärin, die schicke Werbefachfrau, die Unscheinbare aus der Buchhaltung und dazu die resolute Botin. Als teambildende Maßnahme wird eine Veranstaltung auf Helgoland angeordnet, ausgerechnet kurz vor Weihnachten und ausgerechnet in einem 4-Bettzimmer in einer Jugendherberge. Nicht alle Damen sind amused. Unfreiwillig bilden sie das Team „Zimtsterne“ und werden doch vom Ehrgeiz gepackt.
Ulrike, Jana, Miriam und Cordula schlagen sich gar nicht so schlecht, bis ein Schneesturm alle Pläne durchkreuzt. Die Rückreise muss verschoben werden, zumal eine der Damen erkrankt und nicht reisefähig ist. Kann ein leibhaftiger Nikolaus die Situation retten? Welche Rolle spielt der Inselarzt?
Heike Wanner hat einen Wohlfühlroman verfasst, nette und schwierige Charaktere vorgestellt und eine leichte Vorweihnachtsgeschichte geschrieben, die gut unterhält und sich flott wegliest.
Verlegt von Edel Elements.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Der besondere Nachbar

His Package – Schmutzige Geheimnisse
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Ein interessanter Anfang. Lilith angelt ein für den Nachbarn bestimmtes Päckchen aus ihrem Briefkasten, der packt den von ihr bestellten Dildo aus seinem erhaltenen Paket aus. Okey...
Liliths Auftreten ...

Ein interessanter Anfang. Lilith angelt ein für den Nachbarn bestimmtes Päckchen aus ihrem Briefkasten, der packt den von ihr bestellten Dildo aus seinem erhaltenen Paket aus. Okey...
Liliths Auftreten ist boshaft, sie ist ehrlich, ihr macht es Spaß, wenn andere Leute Pech haben. Zudem ist sie schlagfertig, sehr direkt und nicht so leicht zu beeindrucken. Jeweils in einem Kapitel liest man ihre Gedanken, im folgenden kommt Liam zu Wort. Liam aka Bob Smith, der mit einer Tarnidentität hofft, seiner aufdringlichen Stiefschwester zu entgehen. Bis hier unterhaltsam, nicht ganz das übliche Klischee.
Dann: vorhersehbar, dass sich Lilith und Liam verlieben.
Ab jetzt folgt fast nur noch ausführlich geschilderter Sex. Zwischendurch einige nette Dialoge, etwas Intrige, einige schräge Typen und ein zu erwartendes Ende.
Leichte Kost, schnell zu lesen, nicht unbedingt meins, aber wer es sexlastig mag, wird es amüsant und nett finden.
Geschrieben von Penelope Bloom, verlegt von Piper.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Beruf verfehlt

Ist die Avocado regional? Skurrile Geschichten aus dem Restaurant
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„Wir gingen alle rotzevoll nach Hause. So geht Begegnung!“, schreibt der Verfasser und erteilt sich viel Eigenlob, hält sich für großartig und originell mit Wortschöpfungen wie Gastiate, Vandalinstag, ...

„Wir gingen alle rotzevoll nach Hause. So geht Begegnung!“, schreibt der Verfasser und erteilt sich viel Eigenlob, hält sich für großartig und originell mit Wortschöpfungen wie Gastiate, Vandalinstag, Terrorasse, Freigehege. Bezeichnet Gäste als Kotzbrocken, Plumbskuh, Endgegner-Turbomutti, Quotenkevin, Besserwissicus, Trutsche, Ekel-Kirk, Pempasboy, Gehirnhälftenzombie, Patienten und ähnlich Abwertendes.
Schreibt: „Kein Mensch mag Klugscheißer“, und maßt sich an, Gäste zu erziehen, behandelt sie arrogant und benutzt sein Lieblingswort ziemlich oft. Man dürfte auch erwarten, dass er lernt, Restaurant und Service richtig zu schreiben und die Worte nicht immer zu Restorang und Sörwis verhunzt.
Nein, die geschilderten Begebenheiten sind weder unterhaltsam noch kann das Verhalten von Riek, Olli Gastronomicus, als angemessen empfunden werden. Sicher mitunter interessant, was so in einem Hamburger Restaurant abläuft, aber noch immer sollte auch ein Kellner höflich und respektvoll auch in Stresssituationen auftreten und nicht so oft zum Lachen über seine Gäste in den Kühlraum gehen. Sicher gibt es Gäste, die vieles „besser wissen“ oder Frust ablassen. Sicher ist auch die Bezahlung nicht angemessen und der Stressfaktor mitunter hoch. Ist in jedem Job so. Das hätte ein Kellner aber vorher wissen können. Sehr unprofessionell, nicht amüsant. Atemloses Staunen dafür, dass er sich so toll mit Udo Lindenberg versteht, wird er von mir auch nicht bekommen.
Verlegt vom mir bis dato unbekannten Charles Verlag.

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Veröffentlicht am 18.11.2020

Geistiger Lockdown?

Und erlöse uns von den Blöden
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Mann möchte weinen, wenn man all die Fakten menschlicher Dummheit so geballt präsentiert bekommt. Stichwort: Toilettenpapier, Hefe, Nudeln. Laut schreien aber könnte mann über Behördenunsinn und schlecht ...

Mann möchte weinen, wenn man all die Fakten menschlicher Dummheit so geballt präsentiert bekommt. Stichwort: Toilettenpapier, Hefe, Nudeln. Laut schreien aber könnte mann über Behördenunsinn und schlecht bis gar nicht durchdachte Anordnungen. Konkrete Beispiele werden zur Genüge aufgeführt. Ungenutzte Mäusebrücken! Schließungen dort, wo Hygiene und Abstand eingehalten werden, aber Demos ohne Schutz und Distanz! Steuernummern für eine Woche alte Babys ...
Zugespitzt, treffsicher, satirisch und mit rabenschwarzem Humor beschreiben Monika Gruber und Andreas Hock Coronafolgen, den geistigen Lockdown mancher Mitmenschen, eine neue, völlig andere Sicht auf viele Dinge.
Sie thematisieren die Spaltung des Volkes in vorsichtige und gedankenlose Charaktere, bizarre Verschwörungstheorien und
falsch verstandene Toleranz.
Zielsicher nehmen sie Raucher, Fleischesser, Dinkel- und Dörrobstdogmatiker ins Visier, beschreiben ihre Gedanken zum Thema Mülltrennung, Demos statt Schule , saisonales Obst, Elternzeit, Impfgegner, Transfrauen, Sozialromantiker, Influencerinnen, Männerdutts, Benehmen, Anstand, Doppel-Namen, Genderwahnsinn, Selbstdarstellern. Völlig zu recht meinen sie, dass manche Aspekte latente Aggressionen entfachen. Mit spitzer Zunge und höchst aktuellem Bezug werden Verhaltensweisen verdeutlicht, die - wie schon eingangs erwähnt - nicht unbedingt das beste in den Mitmenschen zum Vorschein bringen. Nicht immer bin ich mit der Meinung der Autoren einverstanden, habe dieses Buch aus dem Piper Verlag jedoch verschlungen und mir so meine eigenen Gedanken zur „Gesamtlage“ gemacht.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Pflegeheim Horizont

Die Wahrheit über Metting
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Es war so. Es war schrecklich. Nicht das Aufwachsen in einem Pflegeheim, von ausschließlich alten oder kranken Menschen plus Personal umgeben, sondern die Eltern, verständnislos oder schwach. Eine Kindheit, ...

Es war so. Es war schrecklich. Nicht das Aufwachsen in einem Pflegeheim, von ausschließlich alten oder kranken Menschen plus Personal umgeben, sondern die Eltern, verständnislos oder schwach. Eine Kindheit, die Tomás dazu bringt, dieses Metting zu verlassen.
Metting, Ende der 1970er Jahre, geprägt von einem Dichter, dessen Werke zwar originell, aber irgendwie auch merkwürdig sind. Nun, er wird verehrt, das Gymnasium nach ihm benannt, touristische Führungen angeboten. Tomás ist pfiffig, gut in Mathe, hat aber beim Lesen und Schreiben Probleme. Seine Mutter hält ihn für lernbehindert, seine Lehrer sind gemein und voller Vorurteile.
Ein Porträt einer Kleinstadt, die einem als Ort erscheint, in dem man auf keinen Fall leben möchte. Spießige Bürger, schlechten Sitten verhaftet, kinderfeindlich, egoistisch, ungerecht.
Tom Liehr beschreibt Kindheit und Jugend so vorstellbar, so nah, dass man einen direkten Einblick in das Pflegeheim „Horizont“ und die dortige Schule nimmt. Sehr beeindruckend, Geschichte erlebbar.
Feinfühlig werden in einem Anhang die Lebensträume der Heimbewohner aufgeschrieben, kommentarlos und damit umso authentischer. Regt zum Nachdenken über eigene Wünsche an.
Berührender Roman aus dem Rowohlt Verlag.

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