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Veröffentlicht am 22.01.2023

Wert der Bildung

Befreit
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Tara Westover beschreibt in "Befreit - Wie Bildung mir die Welt erschloss" ihre eigene Lebensgeschichte. Sie wurde 1986 in Idaho, USA als siebtes und jüngstes Kind einer Mormonenfamilie geboren. Die Kinder ...

Tara Westover beschreibt in "Befreit - Wie Bildung mir die Welt erschloss" ihre eigene Lebensgeschichte. Sie wurde 1986 in Idaho, USA als siebtes und jüngstes Kind einer Mormonenfamilie geboren. Die Kinder mussten auf dem Schrottplatz des Vaters mitarbeiten und zum Familienunterhalt beitragen. Die Kinder waren nicht registriert, hatten keine Geburtsurkunden und gingen nicht zur Schule. Der Vater misstraute allen Institutionen, allen voran dem Staat, zudem war er vom baldigen Ende der Welt überzeugt. Die Mutter arbeitete illegal als Hebamme. Sehr anschaulich erzählt die Autorin über ihre harte Kindheit, mit für uns unglaublichen Erlebnissen. Erst als sie fast erwachsen ist gelingt es ihr sich von der Familie und deren Anschauungen zu lösen. Sie geht zur Schule und kann einige Jahre später auf eine akademische Laufbahn zurückblicken. Laut Klappentext hat sie einen schmerzhaften Abnabelungsprozess hinter sich. Die letzten Kapitel des Buches haben einen sachlicheren Erzählton als die Ersten, dennoch lassen sie sich ebenso gut lesen, wie der Anfang. Ich denke nicht, dass es Tara Westover bereits gelungen ist, sich von der Familie abzunabeln, da liegt wohl noch einiges vor ihr. Verständlich, so schwierig Familie sein mag, eine Entwurzelung ist es auch.
Das Wissen Macht bedeutet, zeigt diese Geschichte sehr anschaulich, auch was es für die Beeinflussten und unwissenden Gehaltenen bedeutet. Die Anschauungen des Vaters waren wie Gesetze für die Familie. "Dad war immer ein harter Mann gewesen - einer, der bei jedem Thema die Wahrheit kannte und sich für das, was andere zu sagen hatten nicht interessierte. Wir hörten ihm zu, nie umgekehrt: Wenn er einmal nicht redete, brauchte er Stille." (Seite 308)
Bildung hat auch sehr viel mit "Persönlichkeitsbildung" zu tun, mit dem reflektierten Verhältnis zu sich selbst. Die Bildungsdebatte in Deutschland geht mit Begriffen wie "soziale Abgrenzung", "politische Ziele", "Mündigkeit" und "Bildungsmisere" einher. Jedem, der sich an dem Thema aufreibt, kann man dieses Buch ans Herz legen. Es ist möglich gegen Ressentiments Bildung zu erlangen, es ist möglich Grenzen zu überwinden. Es sollte Einzelnen nicht so schwer gemacht werden wie Tara, andererseits sollte man auch nicht leichtfertig auf Bildung verzichten, die sich einem bietet. Bildung zu erlangen ist auch ein Privileg, hierzulande wird dies gelegentlich zu wenig wertgeschätzt.
Das Buch kann ich sehr empfehlen. Die 440 Seiten lesen sich gut, die Unterteilung in 40 Kapitel unterstützt den Lesefluss. Der Stoff gibt reichlich Anreiz zum Nachdenken, das Thema begleitet einen auch nach Abschluss der Lektüre weiter. Das Cover passt sehr gut zum Inhalt und zum Thema.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Die Welt vor 2000 Jahren

Die Welt in der Jesus lebte. Eine Entdeckungsreise. Der Alltag vor 2000 Jahren: Kinder-Sachbuch über die Zeit, in der das Neue Testament entstand. Für kleine Zeitreisende ab 8 Jahren
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Dieses großformatige Kindersachbuch beschreibt, wie die Welt vor rund 2000 Jahren war. Es versucht den Alltag und die wichtigen Eckpunkte dieser Zeit umfassend vorzustellen. Die Welt damals unterscheidet ...

Dieses großformatige Kindersachbuch beschreibt, wie die Welt vor rund 2000 Jahren war. Es versucht den Alltag und die wichtigen Eckpunkte dieser Zeit umfassend vorzustellen. Die Welt damals unterscheidet sich völlig von unserer Lebenswirklichkeit heute. Um Bibeltexte zu verstehen kann es hilfreich sein, diese Welt in der Jesus lebte, zu kennen, damit man bestimmte Aussagen und Begebenheiten besser einordnen kann.

Aber auch außerhalb des religiösen Kontextes ist dies ein tolles Buch für wissensdurstige Kinder, es bietet eine gute Möglichkeit sich auf eine spannende Zeitreise zu begeben. Der Verlag empfiehlt das Buch ab acht Jahren.

Nach der Einführung werden 24 spannende Themen auf jeweils einer Doppelseite behandelt. Die Seiten sind farbig unterlegt und sehr schön illustriert. Die einzelnen Themen sind unterteilt, so dass sich kürzere Textbausteine ergeben, die Bilder sind teilweise schematisch und gut beschriftet.

Das Leben damals wird von unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet, es gibt einiges zu Juden und Römern zu entdecken, das tägliche Leben von Kleidung, Essen, Behausung, Arbeiten und Beruf, Natur, Religion, Medizin und vieles mehr wird ausführlich vorgestellt.

Die Schriftgröße ist für Leseanfänger etwas klein, aber das hat die Begeisterung der Kinder nicht geschmälert. Das Wissen wird hier eingängig vermittelt, weil Neugier geweckt wird. Die schöne Gestaltung lässt einen das Buch immer wieder in die Hand nehmen und darin blättern, schnell liest man sich fest. Einen Einsatz dieses Buches in der Schule oder der Kinderkirche kann ich mir sehr gut vorstellen.

Für uns ein schönes Familienbuch, mit dem wir uns derzeit intensiv und gerne beschäftigen.

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Veröffentlicht am 22.01.2023

Mitmachbuch zum Wohlfühlen

Jetzt bin ich dran!
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Monica Meier-Ivancan hat hier einen Ratgeber geschrieben, der Leser*innen 21 Tage lang mit neuen Impulse begleitet, um zu mehr Balance im Leben zu gelangen. In den drei Wochen kann man zu unterschiedlichen ...

Monica Meier-Ivancan hat hier einen Ratgeber geschrieben, der Leser*innen 21 Tage lang mit neuen Impulse begleitet, um zu mehr Balance im Leben zu gelangen. In den drei Wochen kann man zu unterschiedlichen Themen reflektieren, um sein eigenes Sein mit gewählten Grenzen in den Mittelpunkt zu rücken, aber auch neue Rezepte oder Bewegungstipps erfahren, um sich fitter und wohler zu fühlen. Eine schöne Mischung mit vielen kleinen Tipps, die sich tatsächlich umsetzen und dauerhaft in den Alltag integrieren lassen. Die Autorin lädt dazu ein, sich täglich selbst etwas Zeit zu widmen, dies kommt gerade bei Frauen mit Mehrfachbelastung zu kurz oder sie hadern mit anerzogenen Handbremsen, die sie bisher noch nicht abschütteln konnten. Regelmäßig findet sich Platz für eigene Eintragungen und Gedanken.

Das DreiWochenProgramm ist in sieben Säulen unterteilt: Ernährung, Bewegung, Schlaf, Meditation, Selbstfürsorge, Selbstwert und Selbstschutz.

Schön aufgemachter Ratgeber, der sich leicht lesen aber auch gut umsetzen lässt. Zugegeben, das Rad wurde hier nicht neu erfunden, es sind häufig altbekannte Weisheiten. Schön ist hier die Mischung und Aufmachung: Die Texte sind einfach und kurz, die Ansprache bringt einen dazu die Anregungen und Tipps für sich selbst zu hinterfragen, so kommt man leichter in die Umsetzung. Hier findet jeder etwas, das ohne Probleme im Alltag Platz findet und leicht zur Routine werden kann, was wiederum eine Auswirkung auf das Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden hat.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Modernes spannendes Märchen, das Werte vermittelt

Der Hoffnungsvogel
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Kirsten Boie hat hier ein sehr schönes Märchen geschrieben, dass die Kinder zu einem besonderen Abenteuer mitnimmt und nebenbei wichtige Werte (Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Streitkultur) ...

Kirsten Boie hat hier ein sehr schönes Märchen geschrieben, dass die Kinder zu einem besonderen Abenteuer mitnimmt und nebenbei wichtige Werte (Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Streitkultur) vermittelt.

Optisch und haptisch ist das Buch wunderschön, die kurzen Kapitel eignen sich super für Erstleser, aber auch zum Vorlesen.

Die freundlichen Menschen im glücklichen Land merken gar nicht, dass eine schleichende Veränderung sie in aggressive, ungeduldige und egoistische Menschen verwandelt. Die Gute Königin und der freundliche Prinz Jabu wollen den Prozess aufhalten, sie hoffen die Lage bessert sich, wenn der Hoffnungsvogel zurückkehrt. Jabu bricht auf, um den Vogel zu suchen. Unterstützung erhält er von Alva, der Tochter der Leuchtturmwärterin. Die Beiden erleben ein spannendes Abenteuer, dass mit einer märchenhaften Wendung endet, die sich jedoch ganz anders entwickelt, als in den altgedienten Märchen.

Boie nutzt hier eine besondere Erzählform, die Kinder werden direkt angesprochen und oft auch einbezogen, so entsteht eine schöne Einbindung, die zum Mitdenken und Hinterfragen anregt. Es gelingt ihr mühelos immer wieder nebenbei Werte zu vermitteln ohne zu belehren oder den erhobenen Zeigefinger zu erheben. Die Hinweise für die Kinder sind sehr nachvollziehbar.

Uns hat sehr gut gefallen, dass das typische klischeehaften Rollenverständnis hier aufgebrochen wurde, jeder kann jeden Beruf ergreifen, ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Hautfarbe. Diese gelebte Gleichberechtigung wirkt in der Geschichte so authentisch, wie man es sich für die Realität wünscht.

Jabu und Alva haben hier eine schwere Aufgabe vor sich, sie werden alleine losgeschickt. Ihr Mut und ihre Zuversicht sind sehr hilfreich, sie treffen aber auch immer wieder auf hilfsbereite Menschen, die sie unterstützen. Ihr Gerechtigkeitsempfinden und ihre Beharrlichkeit zahlen sich letztendlich aus. Das Ende fand ich sehr schön, es wird gut vermittelt, dass man bereit sein sollte zweite Chancen zu geben, aber auch diese zu nutzen, wenn sie angeboten werden.

Die Welt wäre ein viel schönerer Ort, wenn alle hilfsbereit und freundlich wären, die Menschen im glücklichen Land haben es geschafft, sich diese Werte zu erhalten, wie schön wäre es , wenn man es außerhalb der Buchseiten auch hinbekäme.

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Veröffentlicht am 06.01.2023

Langatmig

Die Frau des Polizisten
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Erika wird von ihrem Mann Göran seelisch und körperlich misshandelt. Er profiliert sich auf ihre Kosten, sie muss sich völlig unterwerfen, sonst tickt er aus. Obwohl Erika wie ihr Mann bei der Polizei ...

Erika wird von ihrem Mann Göran seelisch und körperlich misshandelt. Er profiliert sich auf ihre Kosten, sie muss sich völlig unterwerfen, sonst tickt er aus. Obwohl Erika wie ihr Mann bei der Polizei arbeitet und sie sich u.a. für misshandelte Frauen einsetzt, gelingt es ihr selbst nicht, sich aus der toxischen Beziehung zu befreien. In einer Nacht und Nebel Aktion flieht sie zu einer Freundin in eine andere Stadt und versucht dort neu anzufangen, sie möchte die Scheidung einreichen und ein neues selbstbestimmtes Leben beginnen. Erwartungsgemäß gelingt dies nicht ohne weiteres, denn Göran taucht in der neuen Dienststelle auf und spielt seine gewohnten Manipulationen geschickt aus. Dieser Handlungsstrang wird parallel zu dem Fall, den Erika als Polizistin bearbeitet, erzählt. Eine Architektin wird vermisst, sie hatte viele Feinde und die Ermittlungen gestalten sich für die Polizei schwierig.

Die beiden Fälle hätten sehr spannend sein können. Leider wird schon alles bezüglich Erikas Schicksal im Klappentext verraten. Der Fall um die verschwunden Frau ist sehr durchsichtig und daher eher langweilig. Ich hatte bis zuletzt noch auf eine spannende Wendung gehofft, wurde aber enttäuscht. Sehr schade, was hier an Potential verschenkt wurde. Die toxische Beziehung einer Polizistin, die beruflich für misshandelte Frauen einsteht, hätte besser ausgebaut sein können. Am besten war noch Erikas Verbitterung über das Wörtchen "nur", das gerne vor die Tipps gestellt wird, die man Frauen in Notlagen mit auf den Weg gibt. "Du musst ihn nur anzeigen ... du musst ihn nur verlassen." Dass gerade dies in vielen Fällen aufgrund der Angst oder der bewußt aufgebauten Abhängigkeit nicht ohne weiteres möglich ist, können Außenstehende häufig schwer nachzuvollziehen. Von mir gibts gut gemeinte 2,5 Sternchen, die ich aufrunde.

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